Neben Tourenwagen und GTs gibt es am Osterwochenende auch Motorsport für die Fans von Formelrennserien: Am Karsamstag hält die Formula E ihr zweites US-Event ab, den Long Beach ePrix. Wie beim vergangenen Rennen an der Bayfront in Downtown Miami bewegt man sich auch hier auf historischem Motorsport-Terrain. Seit 1975 werden in dem Hafen-Vorort von Los Angeles Rennen gefahren, nach einem Formel 5000-Rennen (Sieger: Brian Redman) gab es acht Auftritte der Formel 1 (1976-83), seit 1984 waren durchgehend amerikanische Formelmeisterschaften Headliner, zunächst CART, dann Champ Car, seit 2009 die IndyCar Series. Diese ist auch dieses Jahr wieder am Start – zwei Wochen nach der Formula E.
Die Strecke in Long Beach wurde im Laufe der Jahrzehnte immer wieder modifiziert, was auch daran liegt, dass es in diesem Bereich der Stadt eine stetige städtebauliche Entwicklung gegeben hat. Einige prägende Elemente wurden jedoch durchweg beibehalten und tragen zum Flair der Rennstrecke bei, allen voran der Shoreline Drive. Der lange, palmenbesetzte Rechtsbogen wird auch von der Formula E als Start- und Zielbereich samt Boxengasse genutzt. Statt der Runde um das Aquarium um den Springbrunnen gibt es jedoch eine im Vergleich zu den IndyCars verkürzte Streckenführung: Nach zwei Dritteln des Shoreline Drive ist eine Rechts-Links-Schikane eingebaut worden, nach einem weiteren kurzen Geradeaus-Stück werden die Elektro-Boliden direkt rechts in die South Pine Avenue abbiegen (die IndyCars kommen hier aus der entgegengesetzten Richtung an).
Der Rest der Runde folgt wieder dem aus den letzten Jahren gewohnten Verlauf: zwei 90°-Rechtskurven als günstige Überholmöglichkeiten, die langgezogene mittelschnelle Links auf dem Parkplatz unterhalb des markanten International Tower-Hochhauses, gefolgt von der engen Haarnadel, die wieder zurück auf den Shoreline Drive führt und manchmal auch Überraschungsangriffe zulässt. Nur sieben Kurven an der Zahl, aber die Strecke dürfte ein interessantes Rennen liefern und dabei ein bisschen mehr fürs Auge bieten als der doch recht graue Kurs in Miami. Bei nur 2,1 km Streckenlänge werden 39 Runden gefahren.
Das Fahrerfeld stabilisiert sich langsam. Nach seinem grandiosen Debütauftritt (von Startplatz 10 auf Rang 2, nur knapp geschlagen von Sieger Prost) darf Scott Speed wieder für Andretti Autosport an den Start gehen. Er verdrängt damit den Sohn des Teambesitzers, Marco Andretti (der nie wirklich ein glückliches Händchen für Straßenkurse hatte) muss zuschauen. Speed ist dieser Tage hauptsächlich in der Global Rallycross Championship (nicht zu verwechseln mit der World Rallycross Championship der FIA) unterwegs, ob sich damit weitere Formula E-Läufe vereinbaren lassen, ist noch unklar. Zumindest aber beim zweiten Heimspiel darf er noch einmal versuchen, zu beweisen, dass sein Auftritt in Miami kein One Hit Wonder war.
Auch Loic Duval wird wieder dabei sein. Der Franzose konnte ebenfalls beim Debüt beeindrucken; da er sich aber nur von ganz hinten ins vordere Mittelfeld vorarbeitete, blieb das etwas unauffälliger im Vergleich zu Speeds Kampf um den Sieg. Duval ist wieder für Dragon Racing am Start. Auch beim ihm ist fraglich, ob es zu weiteren Engagements reicht, denn er gehört schließlich zum LMP1-Kader von Audi. Vitantonio Liuzzi ist nach dem spontanen Start in Miami auch diesmal wieder für Jarno Trullis Team dabei.
In der Meisterschaft liegen Nicolas Prost, Lucas di Grassi und Sam Bird vorn, alle drei haben je einen Sieg vorzuweisen. Überhaupt gibt es noch keinen zweifachen Sieger, was teilweise aber auch an technischen Defekten und Pech liegt. Mit den seit Miami verstärkten Aufhängungen sollten die Autos die Strecke in Long Beach mit einer – vermutlich Kerb-lastigen – Schikane und den üblichen Buckeln amerikanischer Straßenkurse aber gut überstehen. E.dams Renault ist das einzige Team mit zwei Siegen (Prost / Buemi) und hat mit 110 Punkten in der Teamwertung schon einen recht ordentlichen Vorsprung (Audi Sport Abt folgt mit 79).
Das Rennen startet um 16 Uhr Ortszeit – dank Westküsten-Zeitverschiebung ist das erst um 1 Uhr deutscher Zeit in der Nacht auf den Ostersonntag. Sky und – in Großbritannien – ITV4 übertragen wie gewohnt live. Außerdem gibt es zum Long Beach ePrix auch einen Spotters‘ Guide.
News
Der Streckenverlauf für den Monaco ePrix Anfang Mai wurde festgezurrt: Wie geplant wird man nach Sainte Devote nicht den Berg hinauf Richtung Casino fahren, sondern unten am Hang entlang in Richtung Hafenschikane, die bei dieser Variante zur 180°-Kehre umfunktioniert wird. Zurück geht es den gewohnten Weg über Tabac, Piscine und Rascasse. Der Eintritt zu dem Event am 9. Mai wird frei sein.
Franck Montagny wurde, nachdem er beim zweiten Event in Putrajaya positiv auf ein Kokain-Stoffwechselprodukt getestet wurde, vom Anti-Doping-Komitee der FIA mit einer zweijährigen Sperre (bis Ende 2016) belegt. Montagny könnte gegen die Entscheidung Berufung einlegen, jedoch ist das nach seinem Schuldeingeständnis und Verzicht auf das Öffnen der B-Probe nicht zu erwarten. Vom Putrajaya ePrix wird Montagny zudem nachträglich disqualifiziert. Da er nach ungestümer Fahrt ohnehin punktelos geblieben war, macht das jedoch keinen nennenswerten Unterschied.
(Bilder: Formula E Media)