Der DMSB hat auf seiner heutigen Sitzung einige Maßnahmen beschlossen, um die Nordschleife sicherer zu machen. Manches davon klingt allerdings eher nach Kosmetik.
Nach dem schweren Unfall im Bereich Flugplatz auf der Nordschleife, bei dem ein Zuschauer ums Leben kam und weitere verletzt wurden, hat der DMSB erste Maßnahmen beschlossen. Und die sehen laut einer Pressemitteilung so aus:
„Im Einzelnen sind zur sofortigen Umsetzung folgende Maßnahmen vorgesehen: Die Fahrzeuge der Top-Klassen werden eingebremst, indem die Motorleistung um fünf Prozent reduziert wird. Um ein gefährliches Abheben zu verhindern, muss die Geschwindigkeit an den kritischen Streckenabschnitten Flugplatz, Schwedenkreuz und Antoniusbuche reduziert werden. Dies erfolgt, indem jeweils einige Hundert Meter vor diesen Streckenabschnitten eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h gilt (auf der Döttinger Höhe von 250 km/h). Diese wird – ähnlich wie bei Warnsignalen durch die ‚gelbe Flagge‘ – per GPS kontrolliert und bei Verstößen mit drastischen Strafen belegt. Nach Passieren der Tempo-Zone darf wieder beschleunigt werden, so dass die Fahrzeuge mit ihrer individuellen Geschwindigkeit die kritischen Bereiche befahren. Da die Beschleunigung vermindert wird, erreichen die Fahrzeuge die Streckenabschnitte Flugplatz, Schwedenkreuz und Antoniusbuche mit deutlich geringerer Geschwindigkeit als bisher. Gleichzeitig wird ein plötzliches Bremsen ausgeschlossen.
Daneben werden in den Streckenabschnitten Flugplatz, Schwedenkreuz, Metzgesfeld und Pflanzgarten einige Teile des Zuschauerbereichs vorerst nur eingeschränkt zugänglich sein, bis bauliche Veränderungen den Zugang zu diesen Bereichen wieder ermöglichen. Das vorläufige Verbot für die bislang ausgesetzten Fahrzeugklassen SP7, SP8, SP8T, SP9, SP-Pro, SP-X sowie Cup-2, die GT-Klassen der H4, die E1-XP1, E1-XP2 und E1-XP Hybrid auf der Nürburgring-Nordschleife an DMSB-genehmigten Rennveranstaltungen teilzunehmen, wurde aufgehoben.“
Zu den einzelnen Punkten:
1. Fünf Prozent weniger Motorleistung
Das macht bei einer durchschnittlichen Leistung von 550 PS eines GT3 ca. 27 PS weniger aus. Was die Teams mit der Aerodynamik locker wieder reinholen können. Die Leistungsbeschränkung ist reine Kosmetik und wird die Rundenzeiten nicht niedriger werden lassen. Wir haben schon mehrfach darauf hingewiesen, dass die GT3-Motoren durch die FIA und die BoP homologiert und die Leistungssprünge der letzten Jahren im Bereich der Reifen und der Aerodynamik zu suchen sind.
2. 200 km/h Beschränkung
Es ist eine durchaus gangbare Alternative, wenn man schnell etwas verändern möchte. Das Problem, die GT3 einzubremsen bzw. wie schwierig dies ist, haben wir im letzten Podcast erörtert. Ein Tempolimit in Höhe von 200 km/h ist sicher eine Möglichkeit. Allerdings ist man gerade am Flugplatz eh nicht viel schneller unterwegs, ob das gegen das Abheben hilft? Sicherlich hilfreich ist es am Schwedenkreuz, wo einige Fahrzeuge ja überhaupt ihre Höchstgeschwindigkeit erreichen.
Die Beschränkung auf 250 km/h auf der Döttinger Höhe ist sicher auch hilfreich, gerade was die hohen Geschwindigkeitsunterschiede zu den kleineren Klassen betrifft. Da gab es in den letzten Jahren auf der Strecke immer wieder haarsträubende Momente und schwere Unfälle.
3. Sperrung der Zuschauerbereiche
Wird sicher nicht auf viel Gegenliebe bei den Fans stoßen, halte ich aber für notwendig. Man wird sehen müssen, wo und wie großräumig abgesperrt wird.
Mit diesen Regeln hat der DMSB auch wieder die Sperrung aller Klassen aufgehoben. Das hinterlässt den Beigeschmack, dass man da etwas sehr schnell eine Entscheidung getroffen hat. Man signalisiert damit, dass a) die Nordschleife sicher und b) für die GT3 weiter geeignet ist. Ich habe da eine dezidiert andere Meinung zu. Tempolimit und 5% weniger Leistung ändern nichts daran, dass die GT3 weiterhin zu schnell für die Nordschleife sind. Es gibt ja noch andere Streckenbereiche, die nicht ohne sind.
Auf der anderen Seite muss man fairerweise auch sagen, dass dem DMSB wenig Zeit blieb, um eine Entscheidung zu treffen und man am grundsätzlichen Problem, dass die GT3 aerodynamisch zu anfällig für die Nordschleife sind, nichts ändern kann. Offensichtlich hat man sich aber nicht getraut, das Problem mit den zu „guten“ Reifen im ersten Schritt anzugehen. Hier fehlen wohl auch die Erfahrungen und Daten, um eine Einschätzung geben zu können. Vielleicht steuert man hier noch nach.
Sicher hat man die ersten richtigen Entscheidungen getroffen. Ich hoffe nicht, dass es nur bei diesem Schnellschuss bleibt. Sonst ändert sich nämlich gar nichts.
4 Kommentare
Muss ehrlich sagen, dass ich kein Fan von Geschwindigkeitsbehrenzungen auf Rennstrecken (von der Boxengasse abgesehen) bin. Entweder eine Strecke ist für einen bestimmten Fahrzeugtyp geeignet oder nicht. So kann man theoretisch fast jeden Fahrzeugtyp auf fast jeder Strecke fahren lassen… Außerdem sind Rennstrecken nun mal dazu da die Autos am Limit zu bewegen und eben Rennen zu fahren = was die Strecke und das Auto hergeben. Insofern sollte man vielleicht einfach einsehen, dass der Nürburgring und die GT3’s nicht mehr zusammenpassen. (Ich sehe natürlich die Interessen die hinter einem Erhalr der GT3’s stehen)
Sehe ich im Moment auch so. Ich komme einfach nicht über die 5% Leistungsbeschränkung. Was ein Witz. Aber gut, irgendwas mussten sie ja machen und für einen Schnellschuss ist es ok. Aber spätestens nach dem 24H Rennen erwarte ich deutlich mehr Ideen.
Jap die 5% Leistungsbegrenzung ist in der Tat komplett daneben. Sollte man dass nur für das 24h Rennen so machen, okay. Aber danach, wie du sagst, müssen mehr Ideen wie ein eventueller Streckenumbau etc her
Geschwindigkeitsbegrenzung? Ok. Ich bin raus aus der VLN/24Stunden Nordschleife.
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