Wechselhafte Witterungsbedingungen bestimmten den Saisonauftakt der japanischen Super GT in Okayama. Dem Wetter strotzend, wiederholte das Lexus-Gespann Andrea Caldarelli / Ryo Hirakawa den Vorjahreserfolg des KeePer Lexus RC F. Das GT500-Podium wurde von Naoki Yamamoto / Takuya Izawa (Raybrig NSX Concept-GT) sowie Yuji Tachikawa / Hiroaki Ishiura (Zent Cerumo RC F) komplettiert. In der GT300 obsiegte nach einer beeindruckenden Fahrt der Toyota Prius apr GT mit Koki Saga und Yuichi Nakayama am Steuer.
Spannender hätte der Super-GT-Saisonauftakt vergangenes Wochenende in Okayama nicht ausfallen können: Tolle Zweikämpfe, unterschiedliche Strategien und ein neuer Rundenrekord in beiden Klassen. Der korrekt von den Meteorologen vorhergesagte Regen war dabei das sprichwörtliche Salz in der Suppe. Bei der samstägigen Qualifikation noch davon verschont geblieben, begrüßte das tröpfelnde Nass die Piloten und Fans am Sonntagmorgen. Zwar sollte der Regen bis zum Rennstart um 14:30 Uhr Ortszeit sich verziehen. Die Strecke war jedoch weiterhin nass, was viele der Teams Kopfschmerzen bezüglich der Reifenwahl bereitete, zumal für den Verlauf der 300 km weitere Regenfälle angekündigt waren. Wie rutschig der Asphalt zu Beginn des Rennens war, bewies ein unglücklicher Polizist, der während der Paraderunde, die wie bereits letztes Jahr in Suzuka sowie Motegi von der örtlichen Polizeistaffel zur Aufmerksamkeit für Straßenverkehrssicherheit das Feld anführte, in der Attwood-Kurve von seinem Motorrad ins Kiesbett fiel. Auch so kann man natürlich auf die Gefahren hinweisen.
GT500
Bereits in der Qualifikation am Samstag unterstrich Lexus mit vier Autos in den Top-5 die Performance aus den vorangegangenen Testfahrten. Rookie Ryo Hirakawa brannte mit 1:19.008 nicht nur die schnellste Rundenzeit in den Asphalt, sondern unterbot damit auch den 2014 neu aufgestellten Rundenrekord. Der junge Japaner bewies damit nicht nur sein Talent, sondern bestätigte auch das in ihn gesetzte Vertrauen. Der aus Hiroshima stammende Hirakawa machte sich bereits vor zwei Jahren als „Rookie of the Year“ in der Super Formula einen Namen, ehe vergangene Saison für den WEC-verhinderten Kazuki Nakajima an der Seite von James Rossiter bei zwei Rennen den Petronas Tom’s RC F pilotieren durfte. Insbesondere sein Speed dürfte die Offiziellen überzeugt haben, obgleich er sich einige kleine Fahrfehler erlaubte. Dieses Jahr absolviert der 21-Jährige seine erste komplette Super-GT-Saison im Tom’s Schwesterwagen zusammen mit Andrea Caldarelli. Der Italiener, dessen ehemalige Teamkollege Daisuke Ito fortan an der Seite von James Rossiter im Petronas-Wagen Gas gibt, gewann bereits letztes Jahr den Okayama-Auftakt und scheiterte nur knapp am Titelgewinn. Die Lexus-Wand konnten lediglich die Titelverteidiger Ronnie Quintarelli / Tsugio Matsuda im Motul Autech GT-R auf Position vier sprengen. Aus dem Honda-Lager gelang dagegen nur dem neuen Drago Honda Racing Team der Sprung ins zweite Qualifikationssegment. Rookie Oliver Turvey qualifizierte den Drago Modulo NSX Concept-GT letztlich auf Rang sechs.
Mit 20 Grad Außentemperatur wäre es zum Rennstart um 14:30 Uhr Ortszeit vergangenen Sonntag in Okayama eigentlich relativ angenehm gewesen, wenn da nicht der morgendliche Regen sowie Luftfeuchtigkeit gewesen wäre. Der noch nasse Asphalt war mit lediglich 19 Grad hingegen vergleichsweise kalt, was den Teams nicht nur Kopfschmerzen bei der Reifenwahl, sondern auch der jeweiligen Reifenmischung bereitete. So bringen alle vier Hersteller unterschiedliche Mischungen von weich über mittel bis hart für nicht nur die Slick-, sondern auch Regenreifen an die Strecke. Von den GT500-Teams pokerte jedoch lediglich Real Racing, die den Kehin NSX Concept-GT (Koudai Tsukakoshi / Hideki Mutoh) mit Slickreifen bestückten. Die falsche Entscheidung, wie sich nach bereits einer Runde feststellen ließ.
Am Start behauptete sich Andrea Caldarelli vor seinem Markenkollegen Yuji Kunimoto im Eneos Sustina RC F. Dahinter wurde es sofort wild: James Rossiter drehte sich auf der nassen Piste von alleine, konnte nach einigen wenigen Platzverlusten aber sofort und unbeschadet weiterfahren. Takashi Kogure (Drago Modulo NSX Concept-GT) bekriegte sich derweil mit Kohei Hirate (Denso Kobelco Sard RC F), bei dem der Champion von 2013 die Oberhand behielt, als Kogure, ähnlich Rossiter, die Kontrolle über seinen Honda verlor. Obgleich der Japaner gleich mehrere Plätze einbüßte, kämpfte er sich in den folgenden Runden mit einer beeindruckenden Aufholjagd zurück in die Spitzenpositionen. Für Hideki Mutoh ging der Poker mit den Trockenreifen hingegen nicht auf: Nach nur wenigen Umläufen hatte der Keihin NSX Concept-GT bereits zwei Runden Rückstand auf die Spitze. Noch schlimmer: In Runde zwei ging selbst die GT300-Spitze am ehemaligen IndyCar-Piloten vorbei. Am Ende überquerte das Team mit fünf Runden Rückstand auf dem zwölften Platz die Ziellinie.
Während Spitzenreiter Caldarelli langsam seine Führung ausbaute, entbrannte im Hintergrund ein Dreikampf. In der Haarnadel übernahm Yuji Tachikawa (Zent Cerumo RC F) den zweiten Platz von Yuji Kunimoto, der bei dem Manöver auch den roten Motul-Nissan von Ronnie Quintarelli passieren lassen musste. Im fünften Umlauf ging der dreifache GT500-Champion letztlich auch an Tachikawa vorbei. Auf der langsam abtrockenden Strecke wurde deutlich, dass die Michelin-Regenreifen des Motul Autech GT-R deutlich besser als die Pneus von Bridgestone funktionierten, da Quintarellit mit großen Schritten auf den KeePer-Lexus aufholte. Satoshi Motoyama im S Road Mola GT-R, der ebenfalls mit Michelin-Gummi bestückt ist, bestätigte diese Beobachtung, indem eindrucksvoll von Rang zehn bis auf Position vier in nur zehn Runden vorarbeitete. Generell war zu beobachten, dass die Bridgestone-Teams häufiger als die beiden Michelin-bereiften Fahrzeuge nach nassen Stellen auf der Strecke suchten. Als in der 16. Runde Quintarelli den Abstand zu seinem Landsmann zufuhr, eroberte Motoyama den Bronzerang von Yuji Tachikawa.
Der Wind wehte zu diesem Zeitpunkt wahrlich direkt aus Yokohama, insbesondere als bereits einen Umlauf später der rote Werks-Nissan am KeePer Tom’s RC in einem tollen, sich über mehrere Kurven ziehenden Duell, auf der Gegengerade vorbeizog. Die Doppelführung wirkte nur noch wie eine Formalität. Stattdessen ließen die Reifen am S Road Mola GT-R nach, wodurch Satoshi Motoyama bis zur 20. Runde auf den sechsten Rang zurückfiel. Noch schlimmer: Kurze Zeit später fiel der führende Motul-Nissan mit einer rauchenden linken Hinterradbremse aus. Nissans Debakel münzte sich schnell zur großen Chance von Honda heraus. Während die Lexus-Armada weiterhin mit der weiterhin immer trockener werdenden Strecke zu kämpfen hatte, kämpfte sich der noch in der Eröffnungsrunde weggedrehte Takashi Kogure sowie Naoki Yamamoto (Raybrig NSX Concept-GT) an die Spitze vor. Die Freude bei Tom’s über die wiedererlangte Führung hielt somit nicht lange, als beide genannten Honda-Boliden in der 25. Runde die Doppelführung vor Andrea Caldarelli erlangten.
Während sich an der Spitze Kogure und Yamamoto bekriegten, waren Vorbereitungen für die ersten Boxenstopps bei den Lexus-Teams sichtbar, um mit einer Umstellung der Strategie nicht noch mehr Boden zu verlieren. Da die Regenwolken aber noch immer bedrohlich über der ehemaligen Grand-Prix-Strecke schwebten, wurden die Stopps zunächst verschoben. Satoshi Motoyama konnte scheinbar jedoch nicht warten, weshalb er als erster Stopper im 32. Umlauf seinen Nissan an Masataka Yanagida übergab. Mola schien einen erneuten Regenschauer antizipiert zu haben, weshalb frische Michelin-Regenreifen aufgezogen wurden. Ein kluger Schachzug, der aufgrund eines Problems bei der Befestigung der Reifen jedoch in einem unnötigen Zeitverlust resultierte. In der 36. Runde tat es ihnen Drago Honda Racing gleich, nachdem Takashi Kogure zwei Umrundungen zuvor die Führung an Naoki Yamamoto verlor, wodurch Oliver Turvey sein Super-GT-Renndebüt feierte. Bereits eine Runde später kam auch der Raybrig NSX Concept-GT zum Service. Just im gleichen Moment fing es wie auf Bestellung auch wieder zu regnen an, der fortan von Runde zu Runde in seiner Intensität zunahm. Dies bewegte auch die übrigen GT500-Teams zum Service hereinzukommen. Die letzten Stopper waren hierbei der KeePer Tom’s RC F in der 41. Runde sowie kurze Zeit später der WedsSport Advan RC F (Juichi Wakisaka / Yuhi Sekiguchi). Tom’s verfolgte somit eine etwas andere Strategie, indem man Andrea Caldarelli auf der erneut nassen Piste mit alten Reifen etwas länger fahren ließ. Der Schachzug ging auf: Ryo Hirakawa übernahm das Steuer des KeePer RC F mit frischen Regenreifen und einer deutlich kürzeren Betankungszeit, wodurch er knapp vor Takuya Izawa im Raybrig NSX Concept-GT auf die Strecke zurückkam.
Oliver Turvey verlor bei seinem über eine Minute langen Boxenstopp hingegen wertvolle Zeit und fiel ins vordere Mittelfeld zurück. Neuer Dritter war hingegen Joao Paulo de Oliveira, der den blauen Calsonic Impul GT-R in Runde 38 übernahm und die Verfolgergruppe, bestehend aus Kosuke Matsuura (ARTA NSX Concept-GT), Hiroaki Ishiura (Zent Cerumo RC F) und dem zuvor angesprochenen Oliver Turvey (Drago Modulo NSX Concept-GT), mit rund 30 Sekunden Rückstand anführte. Ryo Hirakawa konnte sich anfangs hingegen nicht lange vor Takuya Izawa behaupten, der im 50. Umlauf erneut die Spitze übernahm. Auch in der unmittelbaren Verfolgergruppe blieb es spannend: Ähnlich Kogures Stint, dauerte es einige Runden, bis Turvey in Fahrt kam und sich schließlich bis auf den Bronzerang an seinen Vordermänner vorbeikämpfte. An der Spitze schien rund 20 Runden vor Schluss Hirakawa nicht ganz dem Speed des Raybrig NSX Concept-GT mitgehen zu können. Als anschließend jedoch anschließend ein heftiger Niederschlag den Okayama Circuit zu einem wahren Schwimmbad verwandelte, brannte der 21-jährige Japaner auf: Mit großen Schritten fuhr er den Abstand zu Izawa zu, ehe er in der 71. Runde den GT300-Überrundungsverkehr geschickt ausnutzte, um am Raybrig-Honda vorbeizuziehen. Fortan war kein Halten mehr: Als ob der Starkregen ihm nichts ausmachen würde, schwamm Hirakawa über die Strecke und fuhr in weniger als zehn Runden einen Abstand von 42 Sekunden heraus. Der Rookie umrundete den Okayama Circuit mit 1:39er Rundenzeiten, was lediglich rund 20 Sekunden langsamer als die Pole-Position-Zeit war.
Takuya Izawa musste sich stattdessen nach hinten orientieren. Dort entbrannte zunächst ein erbitterter Dreikampf um Position vier, als neun Runden vor Schluss sowohl der ARTA NSX Concept-GT als auch der Zent Cerumo RC F an Joao Paulo de Oliveira auf zunächst den sechsten Rang verbannten. Tomoki Nojiri, der letztes Jahr noch für Mugen in der GT300 fuhr und heuer sein GT500-Debüt feiert, verkleinerte den Abstand zu Turvey, der bei den schwierigen Bedingungen mit Grip-Problemen zu kämpfen hatte. Beim Versuch, am Drago Modulo NSX Concept-GT vorbeizugehen, übertrieb Nojiri es jedoch, wodurch er ins Kiesbett rutschte und somit Rang vier an Hiroaki Ishiura verlor. Dieser krallte sich kurz darauf Turvey, der am Ende auf den sechsten Platz zurückrutschen sollte. Hiroaki Ishiura nutzte die freie Fahrt, um mit Siebenmeilenstiefeln auf den zweitplatzierten Raybrig NSX Concept-GT aufzuholen. Am Ende rettete sich Takuya Izawa jedoch mit weniger als zwei Sekunden noch auf dem Silberrang ins Ziel. Vierter wurde trotz des Fahrfehlers von Tomoki Nojiri noch der ARTA NSX Concept-GT, während Neuzugang Heikki Kovalinen die turbulente Schlussphase nutzte, um seine Qualitäten als Regenfahrer zu beweisen, und den Denso Kobelco RC F auf einen guten fünften Platz zu manövrieren. Damit lieferte der ehemalige Formel-1-Pilot ein starkes Debüt in Japans höchster Rennserie ab, zumal er auch eine Durchfahrtsstrafe von Teamkollege Kohei Hirate in der ersten Rennhälfte wettmachte.
Joao Paulo de Oliveira, der ähnlich Oliver Turvey mit den Bedingungen haderte, kam als bester Nissan letztlich auf dem siebten Rang ins Ziel, vor dem in der Anfangsphase noch so starken S Road Mola GT-R von Satoshi Motoyama und Masataka Yanagida. Obgleich Impul mit einem weitaus besseren Ergebnis gerechnet haben dürfte, kann man letztlich dennoch zufrieden sein. Aufgrund eines Motorschadens mitsamt Feuer wurde der Calsonic-Nissan am Samstagmorgen im Training nämlich so stark beschädigt, dass eine Teilnahme an der wenige Stunden später stattgefundenen Qualifikation fraglich war. Dennoch gelang den Mechanikern das scheinbar unmögliche, indem sie ihren blauen Renner in kürzester Zeit wieder reparierten. Dafür gab es zurecht auch den „Best Mechanic Award“, der jedes Rennwochenende von Super-GT-Partner und Serienausstatter ZF Friedrichshafen AG verliehen wird.
Mann des Rennens war letztlich jedoch Ryo Hirakawa. Bereits nach der Qualifikation gab sich der junge Japaner siegessicher, als er auf die Frage nach seinem Ziel für das Rennen antwortete: „Natürlich Pole-to-Win!“ Mission erfüllt. Nach seiner beeindruckenden Fahrt im Schlussstint, als er nicht nur quasi übers Wasser ging, sondern dabei auch noch in weniger als zehn Runden über 40 Sekunden Vorsprung auf Takuya Izawa herausfuhr, ist es daher nicht weithergeholt, dass in Okayama ein neuer Stern am japanischen Motorsporthimmel erleuchtete. Durch die Wiederholung des Vorjahreserfolgs des KeePer Tom’s RC F, gehört die Mannschaft auch diese Saison wieder zu den Hauptfavoriten auf den GT500-Titel. Deutlich weniger Glück hatte hingegen der Schwesterwagen mit dem Petronas-Sponsoring, der nach dem Dreher in der Eröffnungsrunde nicht nur eine Durchfahrtsstrafe, aufgrund einer Kollision von James Rossiter mit einem Boliden aus der GT300-Klasse, erhielt, sondern auch noch vorzeitig mit Motorproblemen aufgeben musste. Lucaz Ordonez hatte bei seinem GT500-Debüt ebenfalls wenig Glück. Neben der falschen Reifenwahl wurde der D’station Advan GT-R auch von Bremsproblemen heimgesucht, wodurch er und Daiki Sasaki lediglich auf Rang elf die Zielflagge sahen. Noch schlimmer traf es dabei den Epson NSX Concept-GT von Nakajima Racing, der nach einem Reifenverlust nach 17 Runden das Rennen vorzeitig beenden musste.
Ein entscheidender Faktor beim Super-GT-Saisonauftakt waren die Reifen. Wie bereits eingangs erwähnt, ist der Reifenkrieg in Japans höchster Motorsportserie kompetitiv auf einem sehr hohen Level, was dazu führt, dass alle vier Hersteller mit sehr unterschiedlichen Penus wie auch Mischungen zu den jeweiligen Rennen anreisen. In der Vergangenheit wurde uns beispielsweise von Michelin-Vertretern verraten, dass es genau dieser Wettbewerb ist, der sehr geschätzt wird und gleichzeitig auch als Testlabor dient. So wollte Michelin unter anderem bereits die aus der WEC bekannten „Hybrid-Reifen“ auch nach Japan bringen, entschied sich aufgrund der Limitierung der maximal erlaubten Reifensätze jedoch dagegen. Letzteres ist es auch, was die Teams die schwere Entscheidung stellt, welche Mischungen letztlich an den jeweiligen Wochenenden verwendet werden sollen. Die Auswahl ist von Hersteller zu Hersteller dabei sehr unterschiedlich. Lediglich auf die Regenreifen beschränkt, brachte Bridgestone sowohl eine weiche wie auch harte Mischung nach Okayama, während Yokohama sowohl superweiche wie auch weiche, mittlere (dieser soll laut GT300-Teams auch als Intermediate-Reifen dienen) und harte Regenpneus im Gepäck hatte. Hintergrund sind die unterschiedlichen Asphalttemperaturen. So sei laut Yokohama bei über 35 Grad die härtere Mischung am besten, während die mittlere und weichere Mischung bei jeweils rund 25 Grad sowie unter 15 Grad am geeignetsten wären. Dunlop ist neben Yokohama der einzige Hersteller, der derzeit eindeutige Intermediate-Reifen, sogar in einer weichen wie auch harten Mischung, zur Verfügung stellt. Der Vollregenreifen besitzt hingegen einen mittleren Härtegrad. Michelin spricht dagegen von sogenannten „Normal-Wet“- sowie „Dry-Wet“-Reifen, während Bridgestones Regenreifen laut eigenen Angaben keine unterschiedliche Tiefe oder Rillen aufweisen.
Ryo Hirakawa verwendete bei seinem Stint weiche Regenreifen. KeePer Tom’s wählte die Bereifung ihres Lexus-Boliden entsprechend der Vorhersage, dass es im Verlauf des Rennens erneut regnen würde. Der Raybrig NSX-Concept GT war dagegen mit der härteren Mischung von Bridgestone unterwegs, die zum Zeitpunkt des Starkregens interessanterweise schlechter funktionierte. Mit ähnlichen Problemen hatte auch der Drago Modulo NSX Concept-GT zu kämpfen. Selbstredend sind die Reifen nicht der alleinige Erfolgsgrund, tragen aber natürlich in Kombination mit Fahrer und Maschine zu jenem bei. Tom’s gelang dieses Zusammenspiel am besten, indem Ryo Hirakawa mit den richtigen Reifen sein Können bewies und das Maximum aus dem Wagen herausholte. Außerdem ließ sich feststellen, dass Michelins Regenreifen bei feuchten Bedingungen deutlich besser funktionierte, während die Bridgestones eher für stärkeren Regen geeignet sind. Der Reifenkrieg hat somit nicht der nicht nur einen entscheidenden Anteil am spannenden wie auch abwechslungsreichen Wettkampf in der Super GT, sondern trägt auch zur hohen Geschwindigkeit der GT500-Boliden bei. So spannend und löblich dieser Wettkampf auch ist, umso komplizierter und verzwickter ist er jedoch, aufgrund der fehlenden Transparenz, für die Fans, da oftmals unklar ist, wer welche Reifenmischung nun verwendete. Solange der Reifenkrieg jedoch weiterhin für solch einen spannenden Motorsport made in Japan sorgt, lässt sich mit diesem Manko vermutlich gut leben. GTA-Präsident Masaaki Bandoh betrachtet den Wettbewerb zwischen Bridgestone, Michelin, Yokohama und Dunlop jedenfalls als sehr gesund, weshalb auch zukünftig an diesem Konzept festgehalten werden soll. Wie er auf einer Pressekonferenz in Okayama bekanntgab, gibt es hingegen Überlegungen seitens der DTM, ab 2017 auf einen japanischen Serienausstatter zu wechseln.
GT500-Rennergebnis
GT500-Gesamtwertung
GT300
Ähnlich der GT500-Klasse, pokerten auch in der GT300 einige Teams bei der Reifenwahl. Die prominentesten Vertreter waren hierbei der Gainer Tanax SLS (Katsuyuki Hiranaka / Björn Wirdheim), der von Position zwei ins Rennen ging, sowie der Subaru BRZ R&D Sport (Takuto Iguchi / Hideki Yamauchi), die nach einer schwachen Qualifikation lediglich von Position 19 ins Rennen gingen und entsprechend mit einer gewagten Strategie gleich zu Beginn mehrere Positionen gutmachen wollten. Beide Dunlop-bereiften Teams entschieden sich somit für die Slicks, was sich letztlich als komplett falsche Entscheidung herausstellte. Björn Wirdheim wurde in seinem Mercedes-Benz SLS AMG GT3 von der restlichen GT300-Meute gleich in der ersten Runde überrollt, während der blaue Boxer mit Neuzugang Hideki Yamauchi sofort ans Ende vom Feld gespült wurde, da die Strecke noch zu nass für Trockenreifen war. Zwar gelang Hiranaka / Wirdheim noch eine interessante, von den Kameras leider unbeobachtete Aufholjagd, über den zwölften und somit punktlosen Rang kam das Duo jedoch nicht hinaus. Ein schwerer Rückschlag für einer der stärksten Anwärter auf die GT300-Krone.
Der Subaru BRZ kam am Ende auf Position 17 ins Ziel, nachdem man bereits das gesamte Wochenende über mit Probleme zu kämpfen hatte. Noch schlimmer traf es den Greentec SLS AMG GT3 (Hisashi Wada / Masaki Jyonai), der nach einem Unfall im Training am Sonntagmorgen nicht am Rennen teilnehmen konnte. Von der Pole-Position ging der neue Gainer Tanax GT-R (Andre Couto / Katsumasa Chiyo) ins Rennen, nachdem Bathurts-12-Stunden-Held Katsumasa Chiyo mit 1:26.532 einen neuen Rundenrekord in der GT300-Klasse aufstellte. Die Top-5 wurden vom bereits erwähnten Gainer Tanax SLS, dem ARTA CR-Z GT (Shinichi Takagi / Takashi Kobayashi), dem VivaC 86 MC (Takeshi Tsuchiya / Takashi Kobayashi) sowie dem Toyota Prius apr GT (Koki Saga / Yuichi Nakayama) komplettiert. Die Titelverteidiger Nobuteru Taniguchi / Tatsuya Kataoka, die in dieser Saison von BMW auf Mercedes wechselten, gingen mit ihrem Goodsmile Hatsune Miku SLS von Position sieben ins Rennen.
Am Start konnte sich Andre Couto noch vor Shinichi Takagi im ARTA CR-Z GT behaupten, der mit Leichtigkeit am auf Slicks gestarteten Gainer Tanax SLS vorbeizog. Dahinter stürmte Koki Saga im Toyota Prius apr GT mit einem wahren Raketenstart nach vorne, indem er sich bereits in der zweiten Runde erfolgreich den Silberrang des Hybrid-Kollegen schnappte. Eine Runde später tauchte er bereits im Rückspiegel des Gainer-Nissan auf. Couto konnte sich nicht wehren, wodurch Koki Saga nach bereits drei Umläufen die Führung übernahm. Zu diesem Zeitpunkt bewies der schnellste Prius der Welt seine Qualitäten, indem Saga in lediglich zehn Runden seinen Vorsprung auf 19 Sekunden ausbaute. Dahinter musste sich Andre Couto gegen einen deutlich schnelleren Shinichi Takagi verteidigen, der wie sein Hybrid-Kollege von Toyota mit Bridgestone-Pneus bereift ist. Obgleich Gainer für ihren Nissan GT-R Nismo GT3 die deutlich bessere Reifenwahl als für den Mercedes-Schwesterwagen traf, schienen die Regengummis auf der langsam abtrockenden Piste schlechter als die Äquivalente von Bridgestone und Yokohama zu funktionieren. In der achten Runde krallte sich der ARTA CR-Z GT in der letzten Kurve letztlich den Gainer Tanax GT-R, der sich fortan immer weiter nach hinten bewegte, als kurze Zeit später auch Richard Lyons (Audi R8 LMS ultra) vorbeizog. Dem ehemaligen GT500-Champion schienen die Bedingungen in der Anfangsphase besonders gut gelegen zu haben, da er sich innerhalb weniger Runden von Startposition zehn aus auf den Bronzerang vorarbeitete, nur um in Runde 34 an einem mit der abtrockenden Strecke kämpfenden Shinichi Takagi auf Platz zwei vorbeizuziehen. Zwar betrug der Abstand zum führenden Toyota Prius apr GT rund 40 Sekunden. Dennoch befand sich private Audi-Truppe, welche dieses Jahr eine Partnerschaft mit der belgischen Mannschaft von WRT einging und in den letzten Jahren mit vielen technischen Probleme wie auch der Balance of Performance zu kämpfen hatte, auf dem besten Platz seit mehreren Jahren, nachdem man letztes Jahr, bei ähnlichen Bedingungen, im Sportsland Sugo den dritten Platz erreichte.
Die Boxenstopps in der Führungstruppe wurden eröffnet, als der ARTA CR-Z GT gleichzeitig mit dem zu jenem Zeitpunkt viertplatzierten Racing Tech Audi R8 zum Service abbogen. Shinichi Takagi gelang es, den Bronzerang vor einem bärenstarken Christian Mamerow, der vergangenes Wochenende sein Super-GT-Debüt feierte, zu verteidigen. Der Deutsche pilotierte seinen Audi-Boliden von Startplatz 15 kommend auf den vierten Platz, was auch die gute Performance des Wagens unter diesen Bedingungen unterstreicht. Mamerow übergab an seinen Teamkollegen Shinya Hosokawa, der auch bereits letztes Saison für das gleiche Team fuhr, das 2014 noch als dritte JLOC-Mannschaft fungierte, während Takashi Kobayashi den ARTA CR-Z GT von Shinichi Takagi übernahm. An dieser Konstellation sollte sich nach den Stopps nichts ändern, auch weil der Stopp beim Racing Tech Audi R8 zehn Sekunden länger dauerte. Kurz darauf eine Schrecksekunde: Ähnlich wie bereits zuvor beim Epson NSX Concept-GT in der GT500, verlor auch der Manepa Lamborhini GT (Manabu Orido / Kazuki Hiramine) den linken Vorderreifen, der glücklicherweise keinen der Streckenposten traf.
In der 47. Runde bog der führende Koki Saga zum Boxenstopp ab. Nach lediglich 40 Sekunden Standzeit übernahm Teamkollege Yuichi Nakayama, wodurch Richard Lyons für kurze Zeit die Spitzenposition übernahm, ehe auch er eine Runde später zum Service und Lenkradübergabe an Tomonobu Fujii hereinkam. Das längere Fahren zahlte sich jedoch nicht aus, da Takashi Kobayashi den Silberrang für den ARTA CR-Z GT zurückerobern konnte. Bei etwas stärker einsetzenden Regen gelang es Kobayashi, den Abstand auf Yuichi Nakayama in Runde 70 auf lediglich 11,4 Sekunden zu verringern, musste beim Starkregen der Schlussphase jedoch wieder auf den Hybrid-Rivalen abreißen lassen, wodurch sich die Abstand bei der Zielankunft auf erneute 42 Sekunden erhöhte. Dahinter drückte der mit Yokohama-Intermediates bestückte Tomonobu Fujii. Der Starkregen machte dem Japaner bei seiner Aufholjagd allerdings einen Strich durch die Rechnung, wodurch er sich mit einem dennoch starken und wohlverdienten dritten Platz begnügen musste. Das gute Audi-Resultat unterstrich Shinya Hosokawa, der mit dem Racing Tech Audi R8 auf Rang vier nur knapp das Podium verpasste.
Während des Starkregens krallte sich Nobuteru Taniguchi den fünften Platz des Gainer Tanax GT-R, wodurch die Titelverteidiger mit ihrem brandneuen Goodsmile Hatsune Miku SLS einen guten Einstand feierten. Der Gainer-Nissan rutschte hingegen noch auf den siebten Rang zurück, da Takamitsu Matsui im VivaC 86 MC noch am mit den Bedingungen hadernden Katsumasa Chiyo vorbeizog. Ein fantastisches Resultat für das erste „richtige“ Rennen (Toyota Thailand setzte bereits einen GT 86 vergangene Saison in Buriram ein) des neuen GT300-Mother-Chassis sowie für die Rückkehrer von Tsuchiya Engineering, die auch während der trockenen Qualifikation eine sehr gute Performance (Startplatz vier) hatten. Für die anderen Mother-Chassis lief es hingegen nicht ganz so gut: Der Mach Syaken with Iracon 86c-west (Tetsuji Tamanaka / Shogo Mitsuyama) musste aufgrund eines technisches Problems gleich nach einer Runde aufgeben. Für den Lotus Evora (Kazuho Takahashi / Hiroki Katoh) war der Okayama-Auftakt quasi eine Shakedown unter Rennbedingungen, nachdem man aufgrund eines Chassis-Bruchs nicht an den Testfahrten teilnehmen konnte. Am Ende reichte es für Rang 16. Der Upgarage Bandoh 86 (Yuhki Nakayama / Yuji Ide, ersetzte den gesundheitlich angeschlagenen Marko Asmer) kam nach einer Kollision mit schiefen Heckflügel hingegen nicht über Position 19 hinaus, nachdem man noch von Startplatz 13 ins Rennen ging. Ein ordentliches Debüt feierte der brandneue Lexus RC F GT3. Hiroki Yoshimoto und Akira Iida pilotierten ihren Syntium LMcorsa RC F GT3 von der 20. Startposition auf einen, den Umständen entsprechend, starken zehnten und somit letzten Punkteplatz, wobei ihnen der Regen sichtlich zugutekam. Yoshimoto machte im Vorfeld kein Geheimnis daraus, dass sich der neue GT3-Renner von Toyotas Edelmarke noch in der Entwicklung befindet und Kinderkrankheiten ausgemerzt werden müssen. Der Schwesterwagen JMS LMcorsa Z4 (Morio Nitta / Shigekazu Wakisaka) kam als bester Wagen der Marke BMW auf Platz neun ins Ziel, nachdem Seiji Ara mit dem Studie BMW Z4 (Jörg Müller / Seiji Ara) wegen einer Kollision in der Eröffnungsrunde im Kiesbett strandete und sich nicht mehr selbst befreien konnte.
Die großen Gewinner vergangenen Sonntag waren jedoch Koki Saga und Yuichi Nakayama, die nicht einen sehr beeindruckenden Speed an den Tag legten, sondern sich auch keine Fehler erlaubten. Für den Toyota Prius apr GT, dessen große Achillesverse in der Vergangenheit in der Standfestigkeit lag, war es der zweite Sieg nach Fuji 2013, als er als erster Hybrid-Bolide in die Geschichte der Super GT einging. Gleichzeitig unterstrich apr ihre Ansprüche auf den Titel in diesem Jahr, nachdem dieser 2013 an den Konkurrenten aus dem Hause Mugen-Honda ging. Der zweite Saisonlauf der Super GT findet am ersten Mai-Wochenende auf dem Fuji Speedway statt. Mit 500 km ist das Rennen auf Toyotas Haus- und Teststrecke gleichzeitig auch der erste Langstreckenlauf des Jahres.
GT300-Rennergebnis
GT300-Gesamtwertung
News
Wie bereits im GT500-Teil kurz angesprochen, verkündete GTA-Präsident Masaaki Bandoh auf einer Pressekonferenz in Okayama, dass die Super GT auch in Zukunft am Wettkampf der unterschiedlichen Reifenhersteller festhalten möchte. Gleichzeitig merkte er an, dass es seitens der ITR Überlegungen gäbe, ab 2017 von Hankook auf einen japanischen Serienausstatter zu wechseln. Mit ITR-Vorstand Hans-Werner Aufrecht befindet sich Bandoh, so der Japaner, wöchentlich im telefonischen Kontakt. Besprochen werden unter anderem technische Dinge wie die Einführung eines neuen Chassis mit weniger Downforce ab 2017, wenn die DTM auch auf die 2,0l Tubro-Motoren wechselt, die in Japan bereits seit letzter Saison verwendet werden. Hintergrund sind die hohen Geschwindigkeiten, die aus Sicherheitsgründen ein wenig reduziert werden sollen. In diesem Zusammenhang sprach Masaaki Bandoh auch vom tragischen Unfall auf der Nürburgring-Nordschleife, als der Nissan GT-R Nismo GT3 von Jann Mardenborough im Bereich Flugplatz abhob und dabei leider einen Zuschauer tödlich verletzte. So gäbe es laut dem GTA-Präsidenten derzeit keine Überlegungen, die Geschwindigkeit der GT3-Fahrzeuge in Japan einzubremsen. Allerdings, so Bandoh, befänden sich weltweiten Verantwortlichen in zahlreichen Diskussionen über etwaige Maßnahmen. So steht die Idee der Verwendung von Rillenreifen in Raum, die laut dem Pressekonferenzbericht der japanischen Kollegen von Auto Sport web auch die GTE-Autos betreffen würde.
Bezüglich der DTM-Kooperation fügte Masaaki Bandoh an, dass außerdem die Verwendung einer einheitlichen ECU diskutiert wird. Hierbei haben beiden Parteien allerdings noch keinen gemeinsamen Nenner gefunden. Laut Bandoh sollte diese auf jeden Fall von einem der Hersteller der Turbo-Aggregate stammen. Ebenfalls weiterhin im Raum steht die Idee eines „Inter-Series“-Rennen zwischen DTM und Super GT. Angedacht sei jeweils ein Rennen in Europa sowie Japan, wobei hierfür zunächst viele Probleme wie die Logistik geklärt werden müssten. Das japansiche Magazin Motorsports Forum spannt die Aussage Bandohs weitert und berichtet in diesem Zusammenhang, dass eventuell auch zwei der drei deutschen Hersteller jeweils einen Wagen nach Japan sowie umgekehrt schicken könnten. Hierbei könnte es sich um Mercedes und BMW handeln, nachdem laut Audi Team Hitotsuyama die Ingolstädter zunächst ablehnten, einen Audi RS5 vorzeitig nach Nippon zu senden. Auf japanischer Seite würden vermutlich Lexus und Nissan in Frage kommen, da der Honda NSX Concept-GT aufgrund des Mittelmotors sowie Hybrid-Systems zu sehr aus dem Rahmen fällt. Überhaupt muss insbesondere letztere Idee (die möglichen Hersteller wurden seitens des japanischen Berichts nicht namentlich erwähnt) mit großer Vorsicht genossen werden, da die Autos aufgrund der Aggregate sowie der Reifen noch zu unterschiedlich ist, um einen fairen Wettkampf in den jeweiligen Rennserien zu ermöglichen. Auch eine Anpassung via Balance of Performance würde hierbei wohl wenig bringen. Mit anderen Worten: Die Idee zwei sogenannter „Inter-Series“-Rennen, bei denen beispielsweise ein Großteil, wenn nicht sogar alle DTM- und GT500-Teams teilnehmen würden, erscheint deutlich realistischer. Dann könnte man sich auch ein eigenes Rennformat ausdenken. Vor 2017 sehe ich das allerdings sowieso nicht passieren, da ein solches Event am ehesten Sinn ergibt, wenn zumindest die Motorenformel einheitlich ist.
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