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Formel Eins: Analyse GP von China – Back to normal

von DonDahlmann
2 Kommentare

Der GP von China brachte wenig Spannung auf den ersten acht Plätzen. Mercedes gewann, ohne das Ferrari eine echte Chance hatte. Dafür gab es nach dem Rennen Ärger.

F1 GP China 2015In Erinnerung wird einem der GP von China sicher nicht bleiben. Auf den ersten sechs Plätzen tat sich nach der ersten Runde bis zum Ende absolut nichts mehr. Mercedes, Ferrari und Williams besetzten die Top-Plätze, ohne dass sie sich jeweils groß um die Konkurrenz kümmerten. Nur Mercedes musste in den ersten beiden Stints aufpassen, dass Vettel und Räikkönen nicht allzu nahe kamen. Dabei ließ es vor allem Lewis Hamilton zeitweise aber auch etwas ruhig angehen. Darüber beschwerte sich zumindest nach dem Rennen Nico Rosberg auf der Pressekonferenz, was schon für hoch gezogene Augenbrauen und den spannendsten Moment des Wochenendes sorgte. Der Deutsche warf Hamilton vor, dieser sei absichtlich so langsam gefahren, dass er nach dem ersten Reifenwechsel von hinten Druck von Vettel bekommen hätte. Aber hatte Rosberg auch recht?

Tatsächlich war Hamilton nach dem ersten Stopp, bei dem er erneut auf die „Soft“ setzte, vorsichtig unterwegs. Ein kleiner Vergleich zwischen den Rundenzeiten nach dem ersten Wechsel und jenen nach dem Wechsel auf die „Medium“ zeigt das deutlich. Dafür habe ich die Runden 20 bis 26 und 36 bis 42 rausgesucht. Sie zeigen aber auch, dass der Brite später auch nicht viel mehr zulegen konnte, vielmehr lief der Ferrari mit den „Medium“ nicht mehr so gut.

Vergleich Hamilton vs. Rosberg vs. Vettel I

RundeHamiltonRosbergVettel
201:43.9051:43.8311:43.662
211:43.7351:43.5411:43.555
221:43.6961:43.6131:43.509
231:43.8871:43.7571:43.592
241:43.5921:43.6721:43.880
251:43.7021:43.4791:43.616
261:43.5081:43.8091:43.605

Vergleich Hamilton vs. Rosberg vs. Vettel II

RundeHamiltonRosbergVettel
361:43.6971:43.2391:43.927
371:43.0641:42.8051:43.785
381:43.1251:42.8811:43.518
391:42.7631:42.5651:43.564
401:43.8161:43.4271:44.128
411:43.2491:43.2291:43.698
421:42.9481:42.8191:43.848

Hamilton tat also nur das Notwendigste, vor allem auf den „Soft“. Dafür hatte er zwei Gründe. Zum einen wusste man nicht, wie lange Vettel mit den „Soft“ draußen bleiben konnte. Die Angst war, dass der Ferrari mit den weichen Reifen besser zurecht kommen würde, also versuchte Hamilton, die Reifen so gut wie möglich zu schonen. Dabei war ihm klar, dass Rosberg hinter ihm dabei unter Druck von Vettel kommen würde, also tat er genau so viel, dass Rosberg den Abstand zum Ferrari gerade so halten konnte. Ein nicht ungefährliches Spiel, ein kleiner Fehler von Rosberg hätte Vettel in Schlagdistanz gebracht.

Dementsprechend ungehalten war man offenbar dann auch an der Mercedes-Box. Für Mercedes sehr ungewöhnlich drehte man für den zweiten Stop die Reihenfolge um und ließ Rosberg zuerst stoppen. Doch Hamilton reagierte auf die Anweisung sofort und ziemlich humorlos, wie man sehen kann.

RundeHamiltonRosberg
281:43.6441:43.868
291:43.2391:43.613
301:43.0081:43.508
311:42.2081:47.946 (Inlap)
321:42.2972:01.370 (Outlap)
331:47.504 (Inlap)1:43.572
342:01.001 (Outlap)1:43.365
351:43.5951:43.335

Hamilton gab also genau dann Gas, als Rosberg an die Box ging. Plötzlich konnte er eine knappe Sekunde schneller fahren, danach hatte er dann genug Vorsprung, um Rosberg nach dem Stopp wieder hinter sich haben. Wie man in Tabelle 2 oben sieht, machte er danach nur noch „Dienst nach Vorschrift“ und fuhr mit den „Medium“ auch mit leichtem Auto nicht schneller als zu Beginn des Rennens. War Rosberg also zu Recht zu sauer?

F1 GP China 2015Nein. Der Führende kann sein Rennen so gestalten, wie es ihm passt. Wenn er seine Reifen schonen möchte, ist das seine Entscheidung. Rosberg hätte den Versuch eines Angriffs starten können, bestätigte aber schon im Rennen per Funk, dass er Angst um seine Vorderreifen hatte. Ein Risiko, das Rosberg offenbar nicht eingehen wollte, weil er gleichzeitig Sorgen wegen Vettel hatte. Hamilton hat durchaus recht, wenn er, nicht direkt, aber zwischen den Zeilen, Rosberg sagt, dass dieser dann halt mehr Druck machen soll. Allerdings muss man auch Rosberg ein wenig in Schutz nehmen, denn bekanntermaßen hat Mercedes nach dem Vorfall in Spa die Fahrer etwas mehr an die Leine genommen. „Freies Fahren“ gibt es wohl nur nach der Freigabe der Teamleitung. Da Vettel und Ferrari in der ersten Hälfte des Rennens eine echte Bedrohung darstellten, blieb man auch vorsichtig. Hamilton tat nicht mehr, als seinen Sieg zu verteidigen, aber halt auch nicht viel mehr. Und das tat er brillant.

Ferrari war auf den „Soft“ an den Mercedes dran, aber auf den „Medium“ verlor man dann doch wieder einiges an Zeit. Als das Safety Car auf die Strecke kam, betrug der Vorsprung von Hamilton auf Vettel bereits 17 Sekunden. Nach dem Rennen meinte Arrivabene dann auch, dass man genau da sei, wo man es erwartet habe. Zwar haben die Ferrari den besseren Topspeed auf der F1 GP China 2015Geraden, aber der Mercedes hat die höheren Abtriebswerte und damit die bessere Kurvengeschwindigkeit. Schaut man auf die Topspeed-Werte in den Sektoren, dann ist Mercedes auch nicht so weit weg. Die Höchstgeschwindigkeit ist eine Sache, die erreicht man ja nur am Ende einer Geraden, die Beschleunigung aus den Kurven heraus istdann wieder eine andere. Und da ist Mercedes stärker. Bemerkenswert war das Rennen von Räikkönen. Der legte einen längeren Mittelstint hin und hatte damit am Ende bessere Reifen als Vettel. Ob er am Deutschen vorbei gekommen wäre? Vermutlich nicht, aber Räikkönen, das konnte man gut sehen, ist im Rennen nicht langsamer als Vettel. Es fehlt ihm ein wenig das Glück, aber auch eine bessere Performance in der Quali, wo ihm einfach anderthalb Zehntel fehlen.

Hinter den Williams (die ich mal überspringe, da sie ihr eigenes Rennen fahren) konnte man der Krise von Renault und Red Bull zuschauen. Weder Ricciardo noch Kvyat waren in der Lage, das Tempo der Top 6 mitzugehen und man musste sich auch noch hinter beiden Lotus einreihen. Ein geplatzter Motor beim Russen und ein vermutlich kaputtes Getriebe bei Verstappen rundeten F1 GP China 2015das Bild dann passend ab. Selbst Sauber war einen Tick schneller als die Red Bull, was schon eine kleine Überraschung war. Die langen Vollgaspassagen in Shanghai ließen die Mängel des Motors deutlich zu Tage treten. Ricciardo, Ericsson, Verstappen und zeitweise Perez lieferten dafür die schönsten Zweikämpfe im Rennen ab, was dem teilweise eher mauen Grand Prix ein wenig Würze gab. Aber man sah eben auch, dass die Krise bei Red Bull tiefer geht, als man zunächst dachte. Das Chassis ist nicht gut, der Motor zu schwach. Es wartet viel Arbeit auf Red Bull und die nötige Umstrukturierung wird vermutlich nicht lange auf sich warten lassen.

Einen Aufwärtstrend gab es bei Lotus, Sauber und McLaren zu beobachten. Lotus brachte auf der aerodynamisch nicht sehr anspruchsvollen Strecke in China ein gutes Rennen zu stande und hätte beide Autos in die Punkte gebracht, wenn Button nicht den dieses Mal unschuldigen Maldonado abgeschossen hätte. Der Unfall war vermeidbar, Button entschuldigte sich nach dem Rennen auch für seine Unachtsamkeit. Für die Williams reicht es bei Lotus noch nicht, aber die Sauber kann man auf Distanz halten. Das Schweizer Team war in China überraschend stark, obwohl man bisher nicht allzu viele Updates am Auto hat. Aber sowohl Nasr als auch Ericsson sind wirklich stark unterwegs und konnten sich gegen die Toro Rosso und Red Bull teilweise durchsetzen. Schön für Sauber, dass sie wieder beide Autos in den Punkten hatten, das wird im späteren Verlauf der Saison sicher nicht mehr so leicht.

F1 GP China 2015McLaren und Honda zeigten ein kleines Lebenzeichen. Zwar fehlt dem Honda immer noch Leistung, aber man ist einen kleinen Schritt ans Mittelfeld heran gerückt und sowohl Button, als auch Alonso kamen am Ende ins Ziel. Das muss man schon als Erfolg werten und mit Platz 12 ist Alonso auch gar nicht so weit von den Punkten weg. Da sich bei Renault im Moment wenig bewegt, könnten diese bald ins Visier von McLaren geraten. Das wird sicher noch bis zum Sommer dauern, aber es gibt zumindest eine leichte Hoffnung für McLaren, dass man ein paar Punkte wird sammeln können.

Nächstes Rennen ist schon am kommenden Wochenende in Bahrain. Eine Strecke, die den Ferrari vermutlich wieder etwas mehr entgegen kommt. Aber dazu dann mehr in der Vorschau am Donnerstag.

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Bilder: Daimler AG, Ferrari, Williams F1, Lotus F1, Sauber F1, Red Bull Mediahouse, McLaren F1, Force India

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2 Kommentare

Tom 13 April, 2015 - 13:09

Maldonado wäre auch ohne den Crash mit Button nicht in die Punkte gefahren.

Frank 14 April, 2015 - 08:26

Also das war seit ewigen Zeiten mal wieder das erste Rennen was ich geguckt habe. Früher habe ich jedes Rennen spannend verfolgt, aber mittlerweile ist die Formel 1 in meinen Augen so langweilig geworden. Ich war auch schon öfter live vor Ort und es ist einfach ein geniales Gefühl wenn diese lauten Autos an dir vorbeirasen. Aber nachdem immer mehr Hilfsmittel, „Vereinfacherungen“ wenn man es so nennen will etc. in die Formel 1 gesteckt werden, finde ich es immer langweiliger. Als sie dann auch noch die kleineren, leiseren Motoren bekommen haben hat es für mich gereicht. Wirklich, wirklich schade. Ab und zu schaue ich mir noch ein Rennen an, aber wie gesagt: Es macht nicht mehr so viel Spaß wie früher. Nichts desto trotz toller Beitrag, danke.

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