Ein ziemlich kleines Feld erwartet die Zuschauer beim Rennen der USCC in Long Beach. Gerade mal 18 Autos werden auf dem historischen Stadtkurs an den Start gehen.
Sechs Daytona-Prototypen, drei LMP2 und der Delta-Wing werden in der Nacht von Samstag auf Sonntag um den Sieg kämpfen. Dazu kommen acht Autos aus der GTLM. Die GTC und die LMPC sind nicht am Start. Dass das Feld so klein ist, hat zwei Gründe. Zum einen gibt es wegen des Double Headers mit den IndyCar (Vorschau hier) nur wenig Boxen, die zur Verfügung stehen, zum anderen überschneidet sich das Rennen mit dem Start der WEC und der ELMS am letzten Wochenende in Silverstone. So schafft es weder das Krohn-Team noch ESM, beide Autos wieder rechtzeitig nach Los Angeles zu bringen und auf die leicht anderen Vorschriften der USCC-BoP anzupassen. ESM wird in diesem Jahr die Autos sowieso in Europa belassen, wo man in den Hallen des ehemaligen GP2-Team von David Price untergekommen ist. Krohn wird wegen der eher seltenen Rennen der ELMS zwischendurch auch wieder in den USA auftauchen. In der LMP2-Klasse bleiben somit nur das Team von Michael Shanks und die beiden Mazda-Lola, die allerdings chancenlos sind.
Das Ligier-Chassis, das Shanks einsetzt, zeigte sich bisher zwar von seiner schnellen Seite, allerdings stellte sich der stark überarbeitete HDP-Honda 6-Zylinder als anfällig heraus. In beiden Rennen erlebte das Team massive Probleme mit dem Motor, aber das waren ja auch Langstrecken-Klassiker. In Long Beach dauert das Rennen 100 Minuten, die Chancen, dass der Honda durchhält, sind also etwas größer. Da der Ligier mit dem „High Downforce“-Paket antreten darf, dürfte Shanks die ersten beiden Startreihen anvisieren können. Im letzten Jahr zeigte sich aber, dass die DPs auf den Geraden einfach mehr Dampf haben und sich so an die Spitze setzen konnten. Da man in Long Beach eher schwer überholen kann, wäre alles andere als Sieg der DPs eine Überraschung.
Dafür ist die Leistungsdichte im Feld der Daytona-Prototypen sehr eng. Beide Action Express-Autos, vor allem der Wagen mit Fittipaldi und Barbosa, das Familienunternehmen der Taylors, der Visit-Florida-Chevy mit Westbrook und Valliante und der Ganassi-Ford mit Joey Hand und Scott Pruett sind allesamt Siegkandidaten. Starworks hat zwar auch einen Wagen gemeldet, allerdings ist der noch „tbd“. Wer von den DPs die Nase vorne haben wird, ist schwer zu sagen. Die IMSA hat die BoP in der Klasse nicht angerührt, es gibt also auch nicht mehr Turboboost für den Ford. Der wird wegen der kürzeren Renndauer seinen Verbrauchsvorteil nicht wirklich ausspielen können. Wer Geld setzen möchte, sollte das wohl am besten auf Fittipaldi/Barbosa tun.
Den Delta-Wing wird man auch sehen, die Frage ist halt, wie lange. In Sebring kam man noch nicht mal in die Startaufstellung.
GTLM
Die IMSA hat in der GTLM mal wieder an BoP-Schraube gedreht. Der in Sebring eher chancenlose BMW Z4 darf zehn Kilo (1210 kg) ausladen und, das ist interessant, den hinteren Diffusor von 2007 mm auf 1883 mm verkleinern. Gleichzeitig wird der Tankinhalt um zwei Liter auf 107 Liter erhöht. Bedeutet: Weniger Abtrieb, mehr Topspeed. Das dürfte dem Z4 in Long Beach gut tun.
Bei Ferrari ist die Freude vermutlich noch größer. Man darf endlich das 2015er Aero-Paket für den Splitter und den Diffusor benutzen, das dem F458 deutlich mehr Abtrieb geben sollte. Dafür wurde der Restrictor um 0,3 mm verkleinert. Die vier Liter mehr Benzin im Tank werden dem notorisch sparsamen Ferrari ebenfalls gut tun, auch wenn die Tankstrategie in Long Beach eher eine untergeordnete Rolle spielt. Auf dem Papier bedeutet das aber, trotz der minimalen Leistungseinbuße, für den Risi-Ferrari mit Fisichella/Kaffer einen echten Sprung nach vorne.
Immer gut gehen die Porsche auf engen Stadtkursen. Sowohl der Falken RSR als auch die Werks-Porsche sollten in Long Beach ein Wort um den Sieg mitreden können. Beide dürfen drei Liter mehr in die Tanks füllen, was aber kaum eine zusätzliche Runde ergeben sollte. Der Aston Martin blieb unverändert, die Corvette darf in Long Beach drei Liter weniger tanken.
Das ergibt eine durchaus spannende Mischung in der GTLM. Die Teams werden sehr eng zusammenliegen.
Für beide Klassen gilt, dass die Strategie eine entscheidende Rolle im Rennen spielen wird. Gelb-Phasen treten in Long Beach häufig auf, auch wenn bei 18 Autos die Chancen dafür etwas geringer sind. Die Frage ist halt, wie die Gelb-Phase(n) in die eigene Strategie passen. Manchmal lohnt es sich, im ersten Drittel des Rennens ein wenig Sprit zu sparen, um die Standzeit beim Stopp zu verkürzen. Da Unterbrechungen im Rennen wegen der wenigen Starter eher nicht zu erwarten sind, sollte man sich auf einen langen Stint am Ende einstellen.
Das Rennen startet in der Nacht von Samstag auf Sonntag so gegen 1.00 Uhr (MESZ).
Und hier noch ein paar Runden aus Long Beach aus dem letzten Jahr.