24h-Rennen Nürburgring 2015 – Vorschau & Entry List

Das 24h-Rennen auf dem Nürburgring steht in diesem Jahr unter dem Einfluss der „Slow Zones“. Die werden die Strategie und das Rennen maßgeblich beeinflussen.

Noch nie gab es vor einem 24h-Rennen auf der Nordschleife derartig viel Streit um das Rennformat. Nach dem fürchterlichen Unfall von Jann Mardenborough beim VLN-Lauf Ende März, bei dem ein Zuschauer ums Leben kam, sind die Akteure und Fans zerstritten. Der DMSB hatte zunächst die schnellsten Klassen auf der Nordschleife gesperrt, dann wieder zugelassen, allerdings mit der Auflage, dass es am Flugplatz, am Schwedenkreuz, auf der Döttinger Höhe und im Bereich Tiergarten ein Tempolimit gibt. Wir haben intensiv über die Geschichte berichtet, hier kann man alles nachlesen:

Gründe des Unfalls

Meldung über das Tempolimit

Analyse und Kommentar zum Tempolimit

Zwei Rennen sind bisher im Rahmen der neuen Regelung über die Bühne gegangen. Zum einen das Qualifikationsrennen zu den 24h, zum anderen der zweite VLN-Lauf. Beide Male funktionierten die Limitierungen gut. Beide Male gab es Lob, aber auch harsche Kritik.

Dabei geht der Riss von den Fans bis in die Fahrergemeinde hinein. Mike Frison verzichtet in diesem Jahr gleich ganz auf einen Besuch und begründet dies unter anderem mit der Kommerzialisierung des Rennens durch Veranstalter und Hersteller. Andere Fans sehen das nicht so, wie man an den Besucherzahlen am Ring sehen wird. Aber Mike hat schon durchaus recht, wenn er sagt, dass die GT3 nicht mehr auf den Ring passen. Ich bin persönlich der gleichen Meinung, wie ich in den obig verlinkten Artikeln mehrfach klar gemacht habe. Das diesjährige 24h-Rennen am Ring betrachte ich daher auch mit sehr gemischten Gefühlen. Zum einen wird durch das Tempolimt der Rennverlauf erheblich verändert, zum anderen macht das die GT3 auf anderen Streckenabschnitten auch nicht langsamer.

Wenn man die beiden besten Überholstellen auf dem Ring mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung versieht, schafft man neue Gefahrenpunkte, denn die GT3 müssen jetzt mehr auf der Bremse an den langsameren Fahrzeugen vorbei. Das wird insbesondere gegen die Fahrzeuge aus der SP8, SP7, SP10 und vermutlich auch gegen die nicht langsamen SP3T-Autos nicht leicht. Kollisionen scheinen hier programmiert. Hier ist die Rennleitung gefragt, die es aber schwer haben wird, jede Berührung auf der Strecke zu bewerten. Aber, auch das muss man sagen, beim letzten VLN-Lauf ging alles glatt.

Auf der positiven Seite gibt es zu vermelden, dass der zweite VLN-Lauf auch zeigte, dass die Abstände zwischen den Klassen nicht dramatisch geschrumpft sind. Die SP9 ist weiterhin die Klasse, aus der der Gesamtsieger kommen wird, auch wenn die SP PRO-Klasse nicht weit weg ist. Aber bei mehr als 30 Startern in der SP9 dürfte der Sieger auch aus dieser Klasse kommen.

Die Favoritenliste ist dann auch dementsprechend lang. Machen wir es übersichtlich und sortieren nach Hersteller:

Audi

Dort tritt man sowohl mit dem neuen R8 LMS als auch mit der alten Variante an. Der neue R8 LMS hat im Bereich Abtrieb massiv zugelegt. Bei einer Präsentation vor ein paar Wochen sagte ein Entwickler zu mir, dass man 20% mehr Abtrieb bei weniger Luftwiderstand auf dem Auto erreicht hat. Das gelingt, wie bei Audi ja oft, indem man die Luft geschickt durch das Auto leitet und so Abtrieb erzeugen kann, ohne dass man mehr Flügel aufs Auto packen muss. Das Ergebnis ist eine sehr gute Mischung aus Topspeed und Abtrieb, was gerade auf der Nordschleife ja immer recht praktisch ist. Daher muss die Phoenix-Mannschaft als Favorit gelten.

#1 Haase, Mamerow, Rast, Winkelhock

#2 Basseng, Rockenfeller, Stippler, Fässler

Auch die WRT-Mannschaft setzt auf den neuen R8 LMS. Und konnte mit dem Auto gleich mal das letzte VLN-Rennen gewinnen. Kein schlechter Einstand für ein brandneues Auto. Auch bei WRT setzt man auf sehr erfahrene und schnelle Piloten, die allesamt für den Gesamtsieg in Frage kommen.

#28 Sandstörm, Mies, Vanthoor, Müller

#29 Thiim, Jöns, Kaffer, Vanthoor

Dazu kommen noch zwei ältere R8 LMS Ultra, die, mal abgesehen von Niki Mayr-Meinhof und Alex Yoong, mit Bezahlfahrern besetzt sind. Auch der R8 der Busch-Brüder dürfte nichts in Sachen Gesamtsieg zu melden haben.

Aston Martin

Weltweit sind die Vantage ja immer für den Gesamtsieg gut, aber die BoP des ADAC ist halt wieder eine andere. Der Aston hat zwei Probleme auf dem Ring: Verbrauch und Reifenverschleiß. Bei trockener Strecke kommt das besonders zum Tragen. Wenn es nass ist, fehlt dem Vantage GT3 dafür etwas der Abtrieb, da hilft auch das 2015er Aero-Kit nicht wirklich weiter. Dazu kommt, dass der Wagen trotz seines Alters immer noch erstaunlich anfällig für technische Probleme ist, vor allem auf der Rüttelpiste der Nordschleife. Allerdings hat Aston seine besten Werksfahrer am Start, das dürfte interessant werden. In Sachen Sieg haben sie aber nur Außenseiterchancen, schon die Top 10 dürften nur mit Mühe zu erreichen sein.

#6 Adam, Stanaway, Lauda

#7 Mücke, Turner, Lamy

Bentley

VW schickt auch die Marke Bentley ins Rennen. Nachdem die Dickschiffe im letzten Jahr schon ordentlich in diversen anderen Serien unterwegs waren, soll in diesem Jahr die Nordschleife rangenommen werden. Allerdings laufen die Continental-GT3 noch nicht so richtig rund. Es fehlt dabei schlichtweg die Erfahrung, wie man das Monstrum am besten auf den Kurs abstimmt. Beim Quali-Rennen zum 24h-Rennen fielen beide Bentley aus, beim zweiten VLN-Lauf kam man aber immerhin mit vier Minuten Rückstand auf P4. Aber die Chancen auf den Gesamtsieg sind eher schmal, auch wenn Bentley im letzten Jahr im Mercedes-Lager gewildert hat und sich sowohl ein Team (HTP) also auch diverse Fahrer eingekauft hat.

#84 Bleekemoolen J., Arnold, Menzel, Brück

#85 Smith, Guy, Kane, Myrick, Arnold

BMW

Der Z4 dürfte das Auto sein, das heftigsten von den Tempolimits profitiert. Bekanntermaßen ist der Topspeed der BMW nicht sonderlich hoch, man verhungerte regelmäßig auf der Döttinger Höhe und musste aufpassen, dass die CUP2-Autos nicht noch vorbei huschten. Das Problem ist nun weg und in allen anderen Passagen des Rings profitiert der Z4 von seinem Abtrieb. Beim Quali-Rennen belegten die BMW gleich mal die Plätze 1, 3, 4 und 5 wobei der Schubert-Wagen mit einer Runde Vorsprung gewinnen konnte. Da der neue R8 in Sachen 24h auf der Nordschleife neu ist, hat der bewährte Z4 alle Chancen auf den Gesamtsieg. Die Münchner schicken gleich vier Siegkandidaten ins Rennen.

Schubert

#19 Müller D., Werner D., Sims, Wittmann

#20 Baumann, Hürtgen, Klingmann, Tomcyk

Marc VDS

#25 Martin, M., Luhr, Palltala, Westbrook

#26 Farfus, Müller J., Catsburg, Adorf

Quasi als „Backup“ gibt es noch die beiden Walkenhorst-Z4, die fahrerisch nicht ganz so stark besetzt sind, aber die #17 sollte man nicht aus den Augen lassen.

#17 Laser, Stuck F, Cerutti, Edwards

#18 Walkenhorst, Aust, Oeverhaus, Bollrath

Mercedes

Und damit sind wir bei der Phalanx von SLS GT3, die dieses Jahr die Nordschleife bevölkern. Der SLS gibt, zumindest in Sachen „Werkseinsatz“, seine Abschiedsvorstellung, der neue AMG GT GT3 wird noch in diesem Jahr in der VLN auftauchen. Zusammen mit den Z4 bietet der SLS für das 24h-Rennen vermutlich das beste Auto. Der Wagen ist erprobt, Michelin baut die passenden Reifen, die Fahrermannschaft kennt sich ewig und gehört zum Besten, was man im GT-Sport finden kann. Der SLS ist so zuverlässig, dass man auch die kleinen Teams im Auge behalten muss, wenn es um den Gesamtsieg geht. Durchaus denkbar, dass sich hier jemand nach vorne mogeln kann. Welches Team die Speerspitze von Mercedes ist? Sicher die #2 mit Bernd Schneider, aber auch der Haribo SLS und der Wagen von Zakspeed sind sehr gut besetzt.

Black Falcon

#2 Buurman, Simonsen, Christodoulou, Schneider

#5 Al Faisal, Haupt, van Lagen, Buurman

Haribo

#8 Alzen, Holzer, Siedler, Götz

Rowe

#22 Engel, Seyffarth, van der Zande, Jäger

#23 Graf, Hohenadel, Bastian, Jäger

Zakspeed

#27 Asch, Coronel, Ludwig, Vietoris

Car Collection

#31 Schmidt, Matschull, Ehret

Premio

#33 Huff, Heyer, Frommenwiler, Korgnes

Nissan

Respekt an Nissan, die trotz des schrecklichen Unfalls an den Start gehen werden. Jann Mardenborough haben sie aber verständlicherweise von der Nennliste genommen. Überhaupt wird Nissan die ganze Sache sehr zurückhaltend angehen, so tief sitzt noch der Schock. Aber sie sind da. Ohne den Unfall hätte man die GT-R für den Gesamtsieg durchaus auf dem Schirm haben müssen. Mittlerweile ist der Wagen ausgereift, technische Probleme sind selten geworden. Auf die Nordschleife passt der Schrankwand-ähnliche GT-R aber auch nur bedingt. Zu schwer, zu breit. Die Fahrer anderer Fahrzeuge beschweren sich regelmäßig über den Nissan, weil man auf der schmalen Strecke einfach nicht vorbeikommt.

Schulze Motorsport

#21 Schulze T., Schulze M, Gassner, Tresson

Nissan GT Academy

#35 Buncombe, Hoshino, Krumm, Ordonez

Porsche

Erstaunlich wenig Porsche sind dieses Jahr auf der Nordschleife zu sehen. Was ein wenig überrascht, denn zum einen ist die BoP für den RSR immer noch nicht sonderlich gut, zum anderen bekommt man andere Fahrzeuge deutlich günstiger als einen neuen 991. Aber immerhin drei Porsche aus der SP9 und einer aus der SP PRO kommen für eine vordere Platzierung in Frage. Interessant ist vor allem der „Wochenspiegel“-Porsche aus der SP PRO, der ein bisschen unter dem Radar läuft, aber schon beim letzten VLN-Lauf relativ leicht in die Top Ten rutschte. Speerspitze bei Porsche ist einerseits der Frikadelli, andererseits der sehr schnelle Falken-Porsche.

Wochenspiegel/Manthey (SP PRO)

#10 Weiss, Kainz, Krumbach, Lietz

Manthey

#12 Klohs, Schlotter, Richter, Makowiecki

Frikadelli

#30 Schmitz, Huisman, Pilet, Bergmeister

Falken

#44 Dumbreck, Henzler, Imperatori, Ragginger

Damit wären die Favoriten genannt. Aber es gibt da noch einen Wagen, der für eine Überraschung sorgen könnte. Wenn er denn durchhält. Die Rede ist vom Scuderia Glickenhaus. Der SCG 003c ist im Grunde ein verkappter LMP, was die Aerodynamik angeht. Dazu passend hat er einen massiv umgebauten HPD-Motor aus der LMP2 im Heck, den Glickenhaus in seiner eigenen Werkstatt für die Rennen entwickelt hat. Schon bei den ersten Einsätzen konnte man sehen, wie gut der SCG auf der Nordschleife unterwegs ist, allerdings ist er in Sachen Aero sehr empfindlich. Der Wagen hob beim ersten Einsatz schon auf kleinen Wellen leicht ab. Glickenhaus will das Problem mit zusätzlichen Flaps am Vorderbau lösen.

Ein wirklicher Siegkandidat ist der SCG nicht. Und er muss auch erst mal störungsfrei die 24h überleben, womit nicht zu rechnen ist. Aber er könnte in der Anfangsphase durchaus in den Top Ten auftauchen, schnell genug ist er dafür.

#9 Lauck, Jahn, Franchitti, Mailleux

#40 Dosbon, Westphal, Mutsch, Mailleux

Entry List 24H Rennen Nürburgring 2015 (pdf)

Startegie & Taktik

Die Tempolimits werden das Rennen entscheiden, weil man gezwungen ist, den Verkehr an anderer Stelle zu passieren. Wer gut durch die Überrundungen kommt, hat schon mal einen Vorteil. Daher werden alle Teams auf hohe Abtriebswerte setzen, damit man a) schneller durch die Kurve kommt und b), vielleicht noch wichtiger, später bremsen kann. Da die Z4 halt sowieso in Sachen Abtrieb gut ausgestattet sind und extrem gut aus den Kurven heraus beschleunigen, sollten die BMW als erste Favoriten gelten. Die Tempolimits werden den Verbrauch nur marginal verändern, das wird keine Rolle spielen.

Wie in jedem Jahr gilt auch 2015: Wer sich aus allem raus hält, wessen Auto am Ende die wenigsten Berührungen hatte, der wird in der SP9 am Ende um den Sieg fahren können. Geschicktes Taktieren, vor allem zu Beginn des Rennens, ist extrem wichtig. So lange man im Bereich der Top 7 liegt und der Abstand nach vorne nicht mehr als 60 Sekunden beträgt, bleibt man im Rennen. Die meisten Werksteams werden die Strategie splitten und einen „Hasen“ nach beordern, der für Tempo sorgen wird. Auch, um die Konkurrenz zu einer schnelleren Fahrweise zu zwingen. Wer sich aber nicht beirren lässt und sein Rennen fährt, hat erfahrungsgemäß am Ende mehr Chancen auf den Sieg.

Das Wetter spielt ja immer eine Rolle am Ring. Stand Mittwoch ist das Wetter ok. Samstag sonnig und trocken bei 16 Grad, in der Nacht zum Sonntag wird es mit vier Grad ziemlich frisch, Sonntag sollen es nicht mehr als zwölf Grad werden. Die Regenwahrscheinlichkeit liegt bei 40%, ein kurzer Schauer ist also durchaus drin. Vermutlich wird man bei der Wetterlage die genaue Situation noch mal am Samstag anschauen müssen. Für alle, die vor Ort sind gilt auf jeden Fall: Es ist die Eifel, da holt man sich morgens einen Sonnenbrand, um Abends zu erfrieren.

TV-Übertragung:

Wie jedes Jahr eher schwierig, vor allem nachts. Sport1 überträgt immerhin teilweise tagsüber im TV, der Livestream auf Sport1.de soll die ganze Nacht laufen. Was die Hoffnung weckt, dass nicht wie sonst alle Kameras abgeschaltet werden. Auch Radio Le Mans überträgt den Kommentar live rund um die Uhr, was ja immer sehr amüsant ist.

Die Übertragungszeiten fürs Fernsehen habe ich mir jetzt aus dem Programm von Sport1 und Sport1+ zusammengesucht und sie sind sehr verwirrend. Das Rennen startet um 16 Uhr, Sport 1 ist aber nur bis 15 Uhr live drauf und schaltet dann zur Eishockey-WM. Sport1+ ist vorher beim Tennis und geht erst 16:30 Uhr auf Sendung. Würde bedeuten, dass man den Start nur im Livestream sehen kann, was schon arg merkwürdig wäre. Zumal der beim Start gerne völlig überlastet ist. Falls ich was übersehen habe, bitte melden, ich ergänze das dann.

Samstag, 16.05

13:45 Uhr – 15.00 Uhr  Sport 1

16:30 Uhr – 17:50 Uhr Sport 1+

17:15 Uhr – 19:00 Uhr Sport 1

21:3o Uhr – 00:00 Uhr Sport 1

Sonntag, 17.05.

07:30 Uhr – 09:30 Uhr Sport 1

09:30 Uhr – 12:00 Uhr Sport 1+

14:00 Uhr – 16:15 Uhr Sport 1

Livestream 24 H Nürburgring 2015 

Sport1 N24h Stream

Sport1.de (24/7, vermutlich eine Mischung aus TV und ADAC Stream)

ADAC Stream (24/7, Streckenkommentar, Radio Nürburgring)

ADAC Stream bei Livestream

ADAC Stream auf YouTube

Vodafone Onboard Streams (deutsch)

Vodafone Onboard Streams (english)

Subaru Stream bei ustream

GAZOO Racing Stream bei ustream (Geo-block)

Radio Le Mans (Nur Kommentar, kein TV-Bild)

Livetracker GPS

Livetiming

Liveblog

Thomas und Max sind vor Ort und werden eventuell auch mal was auf Twitter posten. Wir werden zumindest für die Startphase einen Liveblog haben. Abends müssen wir mal sehen, ebenso Sonntagmorgen. Das werden wir spontan entscheiden, je nach Zeit, aber wir bemühen uns, euch auf den laufenden zu halten. Der Chat ist zudem rund um die Uhr besetzt, ihr verpasst also nichts!

Bilder: VLN