Der GP von Monaco ist das Traditionsrennen schlechthin im Kalender. Promis, schicke Boot und viel Geld. Und ein Sieg hier zählt manchen Piloten genauso viel wie die Weltmeisterschaft.
Kein Wunder, denn das Rennen zählt zur „Triple of Crown of Motorsport“, die aus Siegen in Monaco, beim Indy 500 und beim 24h-Rennen in Le Mans besteht. Gewonnen hat diese Sache nur ein einziger Pilot: Graham Hill. Der letzte aktive Pilot, dem das noch gelingen könnte, wäre Juan Pablo Montoya, dem „nur“ noch der Sieg in Le Mans fehlt. Monaco bezieht seinen Legendenstatus aber nicht nur daraus, dass man seit 1929 eine fast unveränderte Strecke fährt. Zum Rennen gehören auch die Überraschungssieger, die ab und zu die Favoriten schlagen können. Allerdings muss man mittlerweile schon weit in die Vergangenheit blicken, um die zu finden. Jarno Trulli 2005 oder Olivier Panis 1996 waren solche Sieger. Aber seit Trulli haben fast immer nur die Piloten gewonnen, die auch um die Weltmeisterschaft fahren konnten.
Was nicht weiter überraschend ist, denn auch in den Straßen von Monaco benötigt man das beste Auto im Feld. Bekanntermaßen ist das mit dem Überholen in Südfrankreich so eine Sache. Wer nicht in der ersten Reihe steht, kann die Hoffnung auf einen Sieg meist aufgeben. Nur bei einsetzendem Regen kann sich der Rennverlauf verändern, aber der ist an diesem Wochenende nicht angekündigt.
Damit fällt die Favoritenrolle den Mercedes zu und hier ganz besonders Nico Rosberg, der das Rennen in den letzten zwei Jahren gewinnen konnte. Im letzten Jahr gab es dabei allerdings Ärger mit Hamilton, weil Rosberg sein Auto ausgerechnet in den letzten Minuten der Quali kurz neben der Strecke parkte und so die schnellste Runde seinen britischen Kollegen zunichtemachte. Ob die Aktion Absicht war, weiß man bis heute nicht, sie war aber Auslöser für den anhaltenden Streit zwischen den beiden.
Kann Rosberg in diesem Jahr einen dritten Sieg holen? Er wäre der erste seit Ayrton Senna (Sieger 87, 89-93), dem das gelingen würde, was auch schon zeigt, dass es nicht leicht für den Deutschen wird. Man muss kein Hellseher sein, um zu wissen, dass Hamilton hier auch gerne für Mercedes mal gewinnen würde. Sein letzter Sieg im Fürstentum datiert aus dem Jahr 2008.
Sicherlich hat Mercedes das beste Auto im Moment, aber wie sieht es in Monaco aus? Normalerweise liegen die Ferrari knapp hinter den Mercedes, aber Ferrari hat sich in diesem Jahr für einen längeren Radstand entschieden, was in Monaco immer ein kleiner Nachteil ist. Vor allem die vorderen Reifen werden Probleme machen, weil man Schwierigkeiten haben wird, die „Soft“ von Pirelli auf Temperatur zu bekommen. Ebenfalls könnte Untersteuern Sorgen bereiten. Auf der anderen Seite ist der Abstand von Mercedes und Ferrari auf den Rest der Welt so groß, dass man sich eigentlich keine Sorgen machen muss. Möglich ist durchaus, dass Ferrari sogar die Mercedes unter Druck setzen kann. Wenn es Vettel oder Räikkönen gelingt, in die erste Reihe zu fahren, kann das die Deutschen unter Druck setzen und für Spannung sorgen.
Die Reihenfolge dahinter ist wirklich kaum auszumachen. Williams? Lotus? Oder doch Red Bull oder Toro Rosso? Die Frage ist hier, wie gut der Renault-Motor sich in den engen Gassen fahren lassen wird. Monaco ist eine Art „Heimrennen“ für die Franzosen, man hörte vor dem Grand Prix, dass Renault mit einem besonderen Motor-Mapping unterwegs sein will. Zwar ist das Mapping mittlerweile ja durch die Einheits-ECU in seinen Möglichkeiten eingeschränkt, dennoch kann man Änderungen einspielen, wenn diese zum Beispiel den Verbrauch senken. Aber Renault wird da nicht alleine sein, auch Ferrari und Mercedes werden mit etwas anderen Settings unterwegs sein.
Zwischen P5 und P12 eine Reihenfolge auszumachen ist für Monaco dementsprechend schwer. Dazu kommt noch der gewohnt schwierige Start in der Hafenstadt. Sich hier einen Flügel abzufahren ist mehr als leicht. Monaco ist zudem auch das Rennen mit der höchsten Ausfallquote. Im letzten Jahr kamen gerade mal 14 Autos ins Ziel.
Eines davon war der Marussia mit Jules Bianchi am Steuer, der den völlig unterlegenen Wagen auf P9 fahren konnte. Bianchi liegt nach seinem Unfall in Japan immer noch in einer Klinik nahe Nizza im Koma. Die letzten Nachrichten seiner Familie besagten, dass seine Körperfunktionen in Ordnung seien, man aber weiterhin nicht wisse, ob und wann Bianchi das Bewusstsein wieder erlangen würde. Die Hoffnung ist aber weiter da, dass Jules eines Tages aufwachen wird.
Könnte Manor in diesem Jahr ein ähnlicher Coup gelingen? Die Chancen dafür stehen nicht gut, da man ja mit den alten Chassis und dem alten Motor unterwegs ist. Es müsste schon einiges passieren, damit ein Manor in die Punkte fährt. Auf der anderen Seite: In Monaco ist alles möglich.
Für die Fahrer liegt die größte Schwierigkeit in Monaco darin, den Rhythmus zu finden. So lange man ungestört unterwegs ist, fällt das leichter, im Zweikampf sieht das anders aus. Deswegen hat in Monaco der „Jäger“ meist die besseren Karten. Er kommt zwar nicht vorbei, wenn der Vordermann das nicht will, aber er ist derjenige, der den Druck ausübt und seinen Wagen immer wieder neu positionieren kann, bis der Kollege da vorne mal einen Fehler macht.
Strategie:
Pirelli hat „Soft“ und „Supersoft“ im Programm. Man wird sehen, wie sich die „Supersoft“, die in diesem Jahr noch bei keinem Rennen eingesetzt wurden, auf den Stints verhalten werden. Eine Sorge in Monaco ist Graining, weil die Reifen einfach nicht richtig auf Temperatur kommen, aber das gilt eher für die „Soft“ und mit einem schweren Auto, das dann über die Vorderachse schiebt.
Unberechenbar ist das Rennen durch den sehr wahrscheinlichen Einsatz eines Safety Cars. Da hängt es einfach davon ab, wo man gerade auf der Strecke ist, wenn das SC gerufen wird. Durch die Möglichkeit des VSC hat die Rennleitung aber in diesem Jahr ein Instrument zur Hand, mit der man das Feld einfrieren kann.
Die strategischen Möglichkeiten in Monaco sind zwar eingeschränkt, aber durchaus interessant.
1. Früh stoppen, dann durchfahren
Das haben in den letzten Jahren immer wieder Piloten versucht, die in den ersten Runden ein paar Probleme hatten. Ein Stopp in Runde 2 oder 3, die zweite Pflichtmischung drauf und durchfahren. Vorteil: Man hat die Strecke für sich und kann gute Rundenzeiten fahren. Wenn die anderen stoppen, wird man automatisch nach vorne gespült. Zwar hat man am Ende dann abgenagte Reifen, aber in Monaco kann man sich ja breit machen.
2. Spät stoppen.
Startet man ab P11, wird man die „Soft“ aufziehen und schauen, dass man sehr lange damit unterwegs ist. Da die Fahrzeuge der Top 10 alle auf „Supersoft“ unterwegs sind, kann man sich also Zeit lassen. Das Problem mit der Strategie ist nur, dass man genug Abstand benötigt, um nach vorne zu kommen. Eine andere Möglichkeit ist ein sehr, sehr später Stopp so ab Runde 60 aufwärts. Bis dahin hat sich das Feld gelichtet und die Lücken sollten größer sein.
3. Das Übliche
30 Runden auf den „Supersoft“, der Rest auf den „Soft“. Langweilig, aber meist die Strategie der Sieger.
Mehr als ein Stopp macht in Monaco keinen Sinn, weil man mehr Zeit in der Box verliert, als man mit frischen „Supersoft“ auf der Strecke wieder aufholen könnte.