Juan Pablo Montoya hat ein fantastisches Indianapolis 500 gewonnen. Nach 15 Jahren Pause kam er zum zweiten Mal in den Genuss der besten Milch der (Motorsport-)Welt.
Über weite Teile gab es eigentlich zwei voneinander getrennte Rennen. Zum einen kämpften die Top 7 um den Sieg und dann gab es noch das restliche Feld. Diese Top 7 bildeten Juan Pablo Montoya, Scott Dixon, Tony Kanaan, Simon Pagenaud, Will Power, Helio Castroneves und Charlie Kimball. Das aufregendste Rennen von diesen sieben Piloten hatte sicherlich Montoya. Durch seine schlechte Qualifikation ging er nur von Platz 15 ins Rennen. Er befand sich also mitten im heftigsten Getümmel zu Rennbeginn. Während der ersten Gelbphase fuhr ihm auch prompt Simona de Silvestro gegen den Abweiser hinter dem rechten Hinterrad. Dieser musste als Einheit mit dem Heckflügel getauscht werden und so befand sich Montoya beim ersten Restart in Runde 12 auf der letzten Position.
Beim Boxenstopp in Runde 39 verbremmste sich Juan Pablo Montoya und musste zurück in seinen Boxenbereich geschoben werden. Das kostete ihn gut fünf Sekunden. Danach profitierte er aber von einem Fahrfehler Bryan Clausons, der in Runde 64 beim Ausweichen auf die obere Linie seinen Wagen verlor und in die Wand setzte. Durch einen schnellen Boxenstopp lag Montoya zum Restart auf Position 7.
An der Spitze dominierte die meiste Zeit Scott Dixon. Insgesamt führte er 84 von 200 Runden. Am gefährlichsten wurden ihm Simon Pagenaud und Tony Kanaan. Vor allem Pagenaud machte den Eindruck, im Sparmodus nur hinter den Ganassi zu cruisen. Will Power, Helio Castroneves, Charlie Kimball und Juan Pablo Montoya konnten das Tempo nur mitgehen. Insgesamt fuhren diese sieben Fahrer in einer eigenen Liga. In Runde 85 lag Graham Rahal auf Position 8 3,3 Sekunden hinter Montoya. In Runde 95 waren es 7,7 Sekunden und nach einer Runde Boxenstopps in Runde 105 11,3 Sekunden zwischen Platz 7 und 8. Das restliche Feld blieb hingegen dicht beisammen.
Die Zeit dieser Top 7 endete in Runde 153. Tony Kanaan hatte beim Boxenstopp zwei Runden vorher seine Flügeleinstellungen ändern lassen. Mit dem veränderten Abtrieb verlor er in Kurve 3 seinen Dallara und schlug hart in die Mauer ein. Beim Restart in Runde 162 verlor Helio Castroneves einige Plätze und konnte danach nicht in den Kampf an der Spitze eingreifen. In Runde 175 verabschiedete sich mit Simon Pagenaud der nächste Fahrer aus der Spitzengruppe. Durch eine Beschädigung am Frontflügel verlor sein Wagen eine Menge Abtrieb auf der Vorderachse und innerhalb einer Runde wurde er ans Ende des Feldes durchgereicht.
Unabhängig von Pagenauds Problemen ereignete sich in Runde 176 der schwerste Unfall auf der Strecke. Jack Hawksworth fuhr auf den Dallara von Sebastian Saavedra auf und beide Wagen drehten sich rückwärts in die Wand. Stefano Coletti kollidierte mit dem vorderen Monocoque von Saavedras Dallara, der zurück auf die Strecke gerutscht war. Dieses zerbrach zum Glück nicht und Saavedra zog sich nur schwere Prellungen an den Füßen zu. Es dauerte trotzdem lange, bis die Sicherheitscrew Saavedra aus seinem Wagen befreien konnte, da seine Füße eingeklemmt waren und er erst durch das Aufschneiden der Schuhe befreit werden konnte.
Nach dem Restart in Runde 185 kämpften die beiden Penske-Piloten Juan Pablo Montoya und Will Power gegen die beiden Ganassi-Fahrer Scott Dixon und Charlie Kimball um den Sieg. In den Kurven 1 und 3 wechselte die Führung mehrfach. Da die Fahrer vorne die innere Linie blockten, erfolgten die meisten Überholmanöver außenherum. Das war ein sehr hochklassiges und extrem spannendes Racing. Die Entscheidung fiel dann in den Runden 196 und 197. Zuerst zog Juan Pablo Montoya in Kurve 3 außen an Scott Dixon vorbei auf Platz 2. In Folge verlor dieser auch noch Platz 3 an Charlie Kimball, der somit auch ein sehr gutes Ergebnis für sich erreichen konnte. Scott Dixon litt in den letzten Runden unter Untersteuern und konnte so nicht mehr in den Kampf um den Sieg eingreifen. In Kurve 1 ging Montoya dann außen an Will Power vorbei und auch dieser konnte nicht mehr kontern. Nach 2000 war es der zweite Indy-500-Sieg für Juan Pablo Montoya bei seiner dritten Teilnahme. Zwischen den ersten zwei Siegen eines Fahrers lagen noch nie so viele Jahre. Roger Penske hat seinen Rekord nun auf 16 Siege als Teamchef ausgebaut. Diese 16 Siege verteilen sich dabei auf elf verschiedene Fahrer.
Hinter je zwei Fahrern von Team Penske und Chip Ganassi Racing war wieder Graham Rahal auf Platz 5 der beste Fahrer eines Honda-Dallara. Die Honda hatten zwar nie eine Chance auf den Sieg, aber sie hielten sich im Rennen deutlich besser als befürchtete. Mit Marco Andretti auf Platz 6 folgte auch schon der erste Andretti-Honda. Mit einem leicht beschädigten Frontflügel schleppte sich Helio Castroneves auf Platz 7 ins Ziel. Die Stärke von Team Penske zeigte auch Platz 10 für Simon Pagenaud. In der letzten Gelbphase war er an der Box und holte sich einen neuen Frontflügel. Von Platz 21 beim Restart konnte er sich in 15 Runden wieder in die Top 10 vorarbeiten. Dabei profitierte er natürlich auch von neuen Reifen.
Das drittbeste Chevrolet-Team war wiedermal CFH Racing. Teilzeitfahrer JR Hildebrand zeigte sein Ovalkönnen mit einem guten achten Platz. Nur einen Platz schlechter war Josef Newgarden. Ihr Teamchef Ed Carpenter hingegen verursachte in Runde 113 einen Unfall. Zu spät zog er vor Kurve 1 unter Oriol Servia, der nicht mehr mit einem Angriff rechnete und auf der Ideallinie blieb. Beide Wagen rutschten in die Mauer. Vor einem Jahr wurde Ed Carpenter von James Hinchcliffe mit derselben Aktion aus dem Rennen genommen.
Während der Gelbphase ereignete sich in der Boxengasse ein schwerer Unfall. James Davison wurde aus seiner Box gelassen und kollidierte dann aber mit Pippa Mann. Davisons Dallara rutschte unglücklich in zwei Mechaniker, die am Wagen von Tristan Vautier den Vorderreifen wechselten. Ein Mechaniker brach sich dabei den Knöchel und musste zur Behandlung ins Krankenhaus. An diesem Unfall waren alle drei Wagen von Dale Coyne Racing beteiligt und sowohl Vautier als auch Davison mussten das Rennen beenden. Pippa Mann kam mit drei Runden Rückstand auf Platz 22 ins Ziel.
Noch vor Rennstart hatten zwei Fahrer große Probleme. Die Schaltung in Alex Taglianis Wagen funktionierte nicht sofort und erst mit Verzögerung konnte er die Einführungsrunden in Angriff nehmen. Das Getriebe sowie die Elektronik hielten dann aber die ganzen 200 Runden durch und Tagliani beendete das Rennen auf Platz 17. Conor Daly hingegen konnte erst gar nicht am Rennen teilnehmen. Ein Defekt am Auspuff führte zu einem Brand und er musste seinen Wagen noch vor dem Start abstellen. Nur eine Kurve konnte Sage Karam im Renntempo absolvieren. Takuma Sato versuchte außen, wo wirklich kein Platz war, an Karam vorbeizugehen. Beide kollidierten und für Karam war das Rennen beendet. Satos Wagen konnte repariert werden und mit zwei Runden Rückstand nahm er das Rennen wieder auf. Beide Runden konnte er durch Cautions aufholen und kam auf Platz 13 ins Ziel. Abgesehen von der Aktion in Kurve 1 war das ein sehr gutes Rennen von Takuma Sato.
Von Andretti Autosport war, abgesehen von Marco Andretti, nicht viel zu sehen. Bei Justin Wilson und Carlos Munoz verzockte man sich mit der Strategie. Beide mussten in den letzten Runden noch einen kurzen Tankstopp einlegen und wurden auf den Plätzen 20 und 21 gewertet. Immerhin konnten sie so für fünf Runden die Führung des Rennens übernehmen. Titelverteidiger Ryan Hunter-Reay kam auf Platz 15 ins Ziel. Er war damit nur vier Plätze besser als Simona de Silvestro. Für die Schweizerin ist Platz 19 ein gutes Ergebnis. Natürlich muss man sagen, dass die Honda keine Chance gegen die Chevrolet von Team Penske und Chip Ganassi Racing hatten. Trotzdem wurde Andretti Autosport wieder von Graham Rahal und RLL Racing geschlagen. Auch Takuma Sato für AJ Foyt Enterprises, der in Runde 3 schon zwei Runden Rückstand hatte, platzierte sich vor vier von fünf Andretti-Fahrern. Egal wie sehr Michael und Mario Andretti auch auf die Aero Kits schimpfen, irgendetwas läuft auch bei ihnen im Team nicht richtig.
Die Fahrer von KV Racing Technology waren sogar noch ein wenig unsichtbarer als die von Andretti Autosport. Stefano Coletti war nur bei seinem Unfall im Bild. Von Sebastien Bourdais war gar nichts zu sehen. Er konnte weder die besten Honda, noch Simon Pagenaud, der beim Restart ja noch deutlichen Rückstand hatte, hinter sich halten. Von allen Chevrolet, die ins Ziel kamen, war Sebastien Bourdais der zweitschlechteste. In diesem Licht ist dann Platz 11 kein gutes Ergebnis.
Bemerkenswerte Rennen lieferten Townsend Bell und Ryan Briscoe ab. NBC-Experte Bell fuhr ein absolut fehlerfreies Rennen und kam mit Platz 14 vor Ryan Hunter-Reay ins Ziel. Briscoe ersetzte den verletzten James Hinchcliffe und musste mit kaum Trainingsrunden das Rennen bestreiten. Mit seiner großen Erfahrung gelang ihm das aber sehr gut. Mit Platz 12 verpasste er die Top 10 nur knapp. Gabby Chaves war auf Platz 16 bester Rookie in diesem Jahr. Sein einziger Konkurrent Stefano Coletti schied ja in Runde 176 aus.
Die IndyCar Series bietet auch ein Highlight-Video des Rennens an. Leider hat es nur ein Bruchteil der Überholmanöver für die Führung ins Video geschafft. Sehenswert ist es trotzdem:
Das ganze Ergebnis findet man hier auf der Homepage der IndyCar Series.
Das diesjährige Indy 500 war ein großer Erfolg für die IndyCar Series. Die Tribünen, die über 250.000 Zuschauer fassen, waren zu Rennende fast vollständig gefüllt. Dazu kamen dann noch die ganzen Zuschauer im Infield. Insgesamt dürften an die 300.000 Besucher am Sonntag im Indianapolis Motor Speedway gewesen sein. Im Overnight Rating erzielte das Indy 500 auf ABC in diesem Jahr 4,2 Punkte und damit 0,1 Punkte mehr als im Vorjahr. Deutlich besser war das Rating zuletzt 2008 mit 5,1 Punkten. Von den 6,6 Punkten 2005 ist man aber weit entfernt.
Mit diesem Sieg, für den es die doppelte Anzahl an Punkten gab, hat Juan Pablo Montoya seine Führung in der Meisterschaft natürlich ausgebaut. Mit 272 Punkten führt er vor Will Power mit 247 Punkten. Scott Dixon (211 Punkte) folgt auf Platz 3 vor Helio Castroneves (206 Punkte). Graham Rahal als bester Honda-Fahrer hat nur zwei Punkte weniger auf dem Konto. Josef Newgarden auf Platz 6 fehlen schon 99 Punkte auf Montoya. Sebastien Bourdais (161 Punkte), Charlie Kimball (160 Punkte), Marco Andretti (151 Punkte) und Tony Kanaan (147 Punkte) komplettieren aktuelle die Top 10.
Die ganze Meisterschaftswertung sowie viele andere interessante Informationen, findet man auf der Statistikseite der IndyCar.
Am nächsten Wochenende geht es mit dem Double-Header in Detroit schon weiter im Kalender der IndyCar Series.
2 Kommentare
Wenn ich das Video anklicke kommt lediglich der Hinweis „Dieses Video ist privat“.
@ floehde:
Ist korrigiert, danke für den Hinweis.
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