Eigentlich hatten wir am Red Bull Ring Windschattenschlachten im Kampf ums Podium erwartet, doch die Realität war wesentlich ernüchternder.
Die ADAC GT Masters konnte auch bei ihren Saisonläufen 3 und 4 noch nicht auf das Niveau der letzten Jahre kommen und für mich kann es eigentlich nur einen Grund dafür geben. In ihren besten Zeiten hatte die ADAC GT Masters über 40 Starter und eine Markenvielfalt, wie man sie inzwischen nur noch in der Blancpain Endurance Series sieht, doch inzwischen treten „nur“ noch 20 Fahrzeuge von sieben verschiedenen Herstellern an und auch das Fahrerniveau hat sich verringert. Im Jahr 2012 gab es rund zehn bis 15 gesamtsiegfähige Duos bestehend aus den besten nationalen und internationalen GT3-Fahrern, während inzwischen noch sechs, sieben Duos Chancen auf den Gesamtsieg haben. Leider ist das Schrumpfen der GT3-Felder etwas, das man in ganz Europa sehen kann. Sowohl in der BSS als auch in den nationalen Meisterschaften wie z.B. der französischen GT3-Meisterschaft werden die Starterfelder kleiner. Um dem entgegenzuwirken könnte man z.B. zusammen mit der GT4 fahren. Die GT3-Fahrzeuge sind schon zu teuer geworden und mit den GT4-Fahrzeugen, die knapp um die 100.000€ kosten, würde man auch wieder mehr Amateure und Nachwuchs in die Serie bekommen. Bevor ich zur TV-Übertragung komme, erst einmal ein kurzer Blick auf die beiden Rennen vom Wochenende.
Rennen 1
Von der Pole ging Philipp Eng im Schütz Motorsport-Porsche ins Rennen, vor Dominic Jöst in einem der beiden MRS-GT-Nissan. Gut lief es auch für den australischen Gaststarter David Russell, der im Qualifying Platz 3 einfahren konnte. Direkt am Start konnte Dominic Jöst mit dem leistungsstarken Nissan GT-R GT3 Nismo an Philipp Eng vorbei und dieser musste sich dann auch noch gegen Andreas Wirth in der Callaway Corvette wehren. Weniger gut lief es für den zweiten Nissan von MRS-GT mit Marc Gassner. Bereits in der ersten Kurve fuhr ihm Daniel Dobitsch im
Kurz nach dem Restart kam es zu etlichen Verschiebungen innerhalb des Mittelfelds, jedoch zeigte die Regie leider recht wenig davon. Nicht so gut lief es für Luca Stolz, der sich kurz vor dem Fahrerwechsel drehte und zusammen mit seinem Teamkollegen Jeroen Bleekemolen schließlich nur auf Platz 13 landete. Noch schlechter lief es für Harald Proczyk und Jens Klingmann, die ihre Fahrzeuge mit technischen Problemen bereits vor Rennhalbzeit abstellen mussten.
Als erstes kamen Philipp Eng und Andreas Wirth in die Box. Während bei Callaway Corvette alles gut lief, verlor man bei Schütz Motorsport knapp zehn Sekunden in der Box, da man noch einen Reifen wechseln musste. Den perfekten Boxenstopp legt kurz danach Reiter Engineering hin, bei dem man nur 0,4 Sekunden über der Minimalzeit lag. Etwas schlechter lief es für MRS-GT die 2,8 Sekunden länger als Schütz Motorsport brauchten und damit die Führung abgeben mussten. Bei einem gleich guten Boxenstopp wie Schütz Motorsport wäre man mit knapp einer halben Sekunde vorne geblieben.
Noch schlechter lief es dann für Florian Scholz im MRS-GT Nissan, als 17 Minuten vor Schluss sein Motor einfach ausging, nachdem man schon das ganze Wochenende mit Problemen in der Elektronik zu kämpfen hatte.Währenddessen konnte sich an der Spitze Tomáš Enge im Reiter Engineering absetzen. Im Mittelfeld konnte sich Klaus Bachler wieder nach vorne schieben bis auf Platz 5, nachdem er aufgrund des schlechten Boxenstopps von Schütz Motorsport zurück bis auf Platz 9 gefallen war. Im Kampf um die Spitze wurde es nur noch mal kurz vor Ende knapp, nachdem Daniel Keilwitz konstant aufholen konnte und zum Rennschluss nur noch eine Sekunde hinter Tomáš Enge lag. Auf Platz drei beendete das Duo Sebastian Asch/Luca Ludwig das Rennen.
Wie es den anderen erging
– Erwartungsgemäß lief es für Uwe Alzen bei seinem Debüt in der ADAC GT Masters nicht besonders gut. Nur einen neunten Platz konnte er zusammen mit Claudia Hürtgen erreichen.
– Das GRT Grasser Racing Team erreichte mit dem Lamborghini Huracan GT3 einen guten sechsten Platz.
– Extrem schlecht lief es für alle Audis. Nur im Bereich zwischen Platz neun und 14 konnte man im ersten Rennen fahren und angeblich lag es an der Motorensteuerung, die bei heißen Temperaturen die Motorleistung runterschraubt, um Schäden zu verhindern.
Rennen 2
Die Pole für Rennen 2 konnte sich Tomáš Enge sichern, vor Daniel Keilwitz und Florian Strauss. Für Florian Strauss wurde der Start jedoch schon zum Desaster, da der Nissan GT-R GT3 Nismo wieder kein Gas annahm und Strauss bis auf den letzten Platz zurückfiel. Zusätzlich kollidierte er dabei noch mit einem Audi R8, was einen Reifenschaden am Nissan verursachte. In der ersten Kurve kam es dann zusätzlich auch zu einer Kollision zwischen Diego Alessi und Jens Klingmann, danach musste Jens Klingmann das Rennen aufgeben und das Safety-Car kam raus.
An der Spitze konnte sich Daniel Keilwitz von Tomáš Enge und Mirko Bortolotti im Lamborghini Huracan GT3 absetzen. Nach 15 Minuten konnte sich Bortolotti an Enge vorbeischieben und so die Verfolgung von Keilwitz aufnehmen. Nach dem Fahrerwechsel von Keilwitz auf Wirth und Bortolotti auf Adrian Zaugg kam Zaugg zehn Minuten vor Schluss an Wirth vorbei. Dieser musste sogar fünf Minuten vor Schluss an die Box, da er Problem mit einem der hinteren Reifen hatte und dieser getauscht werden musste. Am Ende wurde es nur ein zwölfter Platz für das Duo Keilwitz und Wirth. An der Spitze sicherte sich Adrian Zaugg den Sieg mit dem Huaracan vor David Russell im Reiter Lamborghini und Philipp Eng im Schütz Motorsport-Porsche.
Wie es den anderen erging
– Dominic Jöst und Florian Scholze konnten sich den Sieg in der Amateurwertung sichern.
– Auch im zweiten Rennen lief es für die Audi Teams nicht besser. Das beste Audi Duo war Daniel Dobitsch und Edward Sandström auf dem zehnten Rang.
Ein Lob übrigens mal an Marc Gassner, der bisher kaum in der ADAC GT Masters zum Fahren gekommen ist, aber – wenn er mal fahren kann – gute Rundenzeiten hinlegt. In seinem Qualifying war er trotz fehlender Erfahrung (er konnte aufgrund von technischen Problemen im Training nicht fahren) nur eine halbe Sekunde hinter der Polezeit.
Die bisherige Übertragung von Sport1(+) gefällt mir bisher eigentlich ganz gut und ich finde es auch schön, dass man die Formel 4 regelmäßig live überträgt. Der einzige negative Aspekt ist momentan Jan Stecker, der zusammen mit Patrick Simon kommentiert und noch nicht so richtig die Ahnung von Autos und Fahrern hat. So wird einfach mal erzählt, dass GT3-Fahrzeuge sehr nah an den Serienversionen dran sind und nur ein bisschen am Fahrwerk verändert wird. Auch bei Philipp Eng wird sich dann gewundert, dass er so schnell im Porsche sei, da er schon seit vier Jahren keinen GT3-Porsche gefahren sei. Immerhin wurde er aber im letzten Jahre Meister im Porsche Carrera Cup mit einem Porsche GT3 Cup, der doch noch recht nah an der GT3-Version ist. Ach, und die Rennen waren natürlich auch alle „geil“. Vielleicht sollte es Jan Stecker lieber bei der NFL belassen, bei der er für mich einer der besten Kommentatoren ist, und die GT Masters wieder Patrick Simon überlassen.
Weiter geht es mit der ADAC GT Masters in zwei Wochen am Circuit de Spa-Francorchamps.
2 Kommentare
Re: Sport1, die Qualität der Übertragung ist „einigermassen“ mit Luft nach oben. Dass auf Kabel1 ein wenig auf dumm gemacht wurde, ist annähernd nachvollziehbar, da man dort wohl auch ein motorsportunkundiges Publikum erreicht hat. Auf Sport1 – einem selbsterklärten Sportsender (ich weiss, der Witz ist gut, aber trotzdem…) – ist es aber völlig daneben, dass man dem wesentlich sportinteressierterem Publikum ständig die grundlegendsten Dinge versucht zu erklären, anstatt das laufende Rennen korrekt (und zur Abwechslung mal objektiv-kritisch) einzuordnen.
Und weil es woanders nicht passt, in Sachen F4: dieser völlig absurde Fokus auf und Hype um Mick Schumacher ist unfassbar nervig, sportlich wie inhaltlich absolut durch nichts gerechtfertigt, und nebenbei hochgradig unfair den übrigen Fahrern gegenüber. Das hat mit Sportberichterstattung nichts mehr zu tun, das ist purer Boulevard. Es ist nicht sein Fehler, und er kann einem manchmal eher nur leid tun – aber Sport1 sollte sich mal dringend fragen, ob das im Ernst ihr Selbstverständnis sein kann.
@ nona:
Naja, aber man muss sehen, dass sich Sport1 im laufe des Jahres verbessert hat. Trotzdem finde ich die Moderation dort Scheiße weil ich oft interessantes verpasse oder wirklich soannende szenen zu wenig gezeigt werden. Ich kann da nur den Live-Stream vom ADAC empfehlen, den schau ich wenn möglich immer, geht sogar noch nach dem rennen am selben Tag. Der Moderator dort ist derselbe der immer an der Strecke spricht und in meinen Augen deutlich besser.
Comments are closed.