Endlich ist es vollbracht: Martin Truex Jr. hat sich nach den dominanten letzten Saisonläufen in Pocono belohnt und degradierte dabei gemeinsam mit Kevin Harvick das restliche Feld zu reinen Statisten.
Nachdem es in Pocono zunächst recht ruhig zuging – von einer ohrenbetäubenden Hymne mal abgesehen – wurde die Schlussphase noch mal richtig turbulent. Wie schon letzte Woche in Dover regnete es einige Gelbphasen, doch in Gegensatz zur Monster Mile konnte sich die #78 mit Martin Truex Jr. endlich den heiß ersehnten und hochverdienten ersten Saisonsieg sichern. Damit darf sich die Mannschaft von Furniture Row bereits jetzt auf die Teilnahme am diesjährigen Chase freuen und ist auch dem großen Bruder Richard Childress Racing um einiges voraus, denn während man den mattschwarzen Chevrolet von Truex in nahezu jedem Rennen vorne mitmischen sieht, muss für die RCR-Wagen das Fernglas aus dem Gepäck geholt werden.
Für Teamchef Richard Childress blieb der Ausflug nach Pennsylvania weit hinter den Erwartungen zurück. Als bester RCR-Pilot durfte sich Austin Dillon einen 19. Platz auf die Fahne schreiben. Damit musste er sich sogar seinem Bruder Ty geschlagen geben, der mit Childress-Material unter dem Banner von Circle Sport die 18. Position belegte. Für den Rest von RCR war an diesem Tag nichts zu holen, wobei zumindest Paul Menard die Lacher an diesem Abend auf seiner Seite hatte. Erst war er bei seinem geplanten Boxenstopp zu schnell und um das zu toppen, wiederholte er dies gleich noch mal beim erneuten Durchfahren der Boxenstraße beim Absolvieren der Strafe. Als Bonus gab es noch eine Radmutter, die seinen Weg kreuzte und die Luft des linken Vorderreifens entführte. Somit musste die #27 einen weiteren Boxenstopp einschieben und hechelte dem Feld anschließend nur noch hinterher. Ein 30. Platz und zwei Runden Rückstand waren der Lohn der Arbeit.
Noch schlechter traf es seinen Teamkollegen Ryan Newman. Dieser schob sich mit interessanten Strategien während des Rennens Richtung Front, bis er wenige Runden vor der Zielflagge einen bleibenden Eindruck von AJ Allmendinger erhielt und anschließend einen zu einem Smart transformierten Chevrolet vorfand. Damit rundete Newman ein desaströses RCR-Wochenende ab, bei dem man sich gleich mehreren Satellitenteams geschlagen geben musste. Einen genaueren Blick sollten wir in den kommenden Wochen trotzdem auf Ryan Newman richten, denn wenn die #31 in die Nähe der #47 kommen sollte, könnte es interessant werden, wenn man Newmans Aussage Glauben schenken möchte: „The #47 just ran out of talent. He has got one coming now.“
Ebenfalls etwas enttäuscht dürften die beiden anderen großen Chevrolet-Teams aus Pennsylvania abreisen. Stewart-Haas Racing hatte zwar mit Kevin Harvick (mal wieder) das schnellste Fahrzeug auf dem schwarzen Boden, konnte aber in den Schlussrunden nicht mehr zu Truex aufschließen. Kurt Busch kam in Pocono zu keinem Zeitpunkt so gut wie Harvick zurecht und Tony Stewart schloss das Rennen nach ein paar kleinen Akzenten erneut enttäuschend auf dem 21. Rang ab. Lange Zeit sehr gut war Danica Patrick unterwegs. Durch eine differenzierte Reifenstrategie konnte sie sich über viele Runden sicher in den Top Ten halten, ehe sie in der Schlussphase die Mauer von Kurve drei lackierte und sich das Seitenblech in den Hinterreifen bohrte. Das Fahrzeug und ein gutes Rennen gingen anschließend in Kurve eins verloren.
Hendrick Motorsports konnte seine Siegesserie in Pocono nicht fortsetzen und musste sich mit P3 für Jimmie Johnson begnügen. Dabei sah man kein Land gegen Truex und Harvick und kam schließlich mit zwölf Sekunden Rückstand ins Ziel, wohlgemerkt auf Position drei und nach nur 16 Rennrunden unter Grün. Damit verlor man pro Umlauf eine dreiviertel Sekunde auf den Führenden – das sind nicht nur Welten, sondern Lichtjahre in der NASCAR. Dabei war das immerhin noch das beste Ergebnis, was für Johnson an diesem Tag möglich war. Den beiden Dominatoren auch nur irgendwie etwas entgegensetzen zu können, ist mit dieser Diskrepanz in den Rundenzeiten schlicht nicht möglich. Der Rest der Hendrick-Armada sortierte sich zwischen P11 und P14 ein, wobei Kasey Kahne eine aussichtsreiche Position in den Top Ten bei den letzten Restarts verlor und sich mit Platz 13 in der Endabrechnung zufrieden geben musste.
Um auch mal wieder erfreulichere Töne anschlagen zu können, werfen wir den Blick hinüber ins Lager von Chip Ganassi. Seine beiden Piloten Jamie McMurray und Kyle Larson dürften den Pocono Raceway mit strahlenden Gesichtern verlassen haben, denn nach dem schwierigen Saisonstart geht es langsam aufwärts und dieser Trend bestätigte sich mit der siebten und achten Position am Sonntag. Ein starkes Comeback lieferte Joey Logano. Früh war die #22 durch eine Strafe für zu schnelles Fahren in der Boxengasse aufgefallen, doch das hielt Logano nicht davon ab, die Ziellinie als Viertplatzierter zu überqueren.
Abschließend betrachtet verlassen Pocono ein wohlverdienter und großartiger Sieger und viele enttäuschte Gesichter. So konnte z.B. auch Joe Gibbs Racing nicht an die letzten Rennen und die Pole Position von Carl Edwards anknüpfen und hofft nun auf siegfähiges Material für das nächste Rennen auf einem weiteren großen Oval: dem Michigan International Speedway. Für 400 Meilen geht es dann diese Woche wieder in vier Kurven rund. Bis dahin lohnt sich ein Blick auf das Ergebnis des Axalta „We Paint Winners“ 400 2015 sowie die neuen Stände der Fahrer- und Ownerwertung.