Home TourenwagenBTCC BTCC Analyse: Oulton Park 2015 – Jason Plato rockt

BTCC Analyse: Oulton Park 2015 – Jason Plato rockt

von Sebastian Focks
0 Kommentare

Vor rund einer Woche sah die BTCC bei ihrer vierten Saisonstation auf dem Island Circuit von Oulton Park einen klaren Mann des Wochenendes: Jason Plato dominierte im VW des Team BMR und holte nicht nur zwei Laufsiege und einen fünften Platz, sondern übernahm auch die Führung in der Meisterschaft.

BTCCInsgesamt gestalteten sich die drei Läufe für BTCC-Verhältnisse eher statisch, was vor allem an der Strecke liegt. Denn trotz des hübschen Layouts und der malerischen landschaftlichen Umgebung ist das Überholen auf dem schmalen Asphaltband in Oulton Park nicht gerade einfach. Ein Umstand, der sich schon in der vergangenen Saison gezeigt hatte und dem man in diesem Jahr mit einer Rückkehr auf das kürzere Island-Layout begegnen wollte. Aber auch mit der in diese Streckenvariante eingebauten Haarnadelkurve waren Überholmanöver von einigen Ausnahmen abgesehen eher Mangelware.

Plato-5So waren die vier ersten Positionen beim Zieleinlauf des ersten Laufes analog zu den ersten vier Plätzen in der Startaufstellung. Jason Plato gewann vor Matt Neal, Andy Priaulx und Andrew Jordan. Bemerkenswert war daran vor allem, dass Plato und Neal sowohl die Quali als auch den ersten Lauf mit hohem Zusatzballast unter die Räder nahmen. Insgesamt war Neal davon etwas mehr betroffen, da er recht schnell zum an der Spitze enteilenden Plato abreißen lassen und sich fast das gesamte Rennen über gegen Priaulx wehren musste.

Shedden-01Ähnlich gut wie Plato und Neal war in der Quali auch Gordon Shedden unterwegs. Der zu diesem Zeitpunkt noch Meisterschaftsführende qualifizierte seinen Honda Civic Type R für die fünfte Startposition. Im Rennen konnte er aber, auf den weichen Reifen unterwegs, das Tempo der Spitze nicht mitgehen und verlor bis zur Zieldurchfahrt einen Platz an Platos Teamkollegen Árón Smith. Vermutlich hätte ihn auch der dritte VW von Colin Turkington überholen können; der amtierende Champion sorgte aber mit einem Verbremser in der Hairpin für eine der amüsantesten Szenen des Tages, als er mangels Wendemöglichkeit eine Runde auf dem International Circuit zurücklegte und nach den 700 zusätzlich zurückgelegten Metern am Ausgang der Haarnadelkurve wieder auf die Strecke traf. Das Rennen war damit natürlich gelaufen und Turkington wurde abgeschlagen Letzter.

Lines-02Den Schreckmoment des Tages erlebte derweil Stewart Lines im Houseman-Toyota. Kurz vor Ende des Rennens beschleunigte er Seite an Seite mit Alex Martin die Start-Ziel-Gerade hoch, als sich beide Autos berührten und Lines mit recht hoher Geschwindigkeit in die Reifenstapel krachte, die den Beginn der Boxenmauer schützen. Glücklicherweise ging der Crash glimpflich aus und das Team konnte den Avensis sogar bis zum zweiten Lauf wieder herrichten. Nachdem zunächst das Safety Car wegen des Unfalls herausgekommen war, entschied sich die Rennenleitung, den Lauf wegen der beschädigten Reifenstapel an der gefährlichen Stelle vorzeitig mit der roten Flagge abzubrechen. Auch wenn ein Restart mit dem wieder zusammengeführten Feld sicherlich spannend gewesen wäre, war das definitiv die richtige Entscheidung.

Nachdem uns ITV zwischendurch mit der Übertragung der French Open unterhielt, ging es dann am Nachmittag zu Lauf 2. Auf der Pole Position stand erneut Jason Plato, der Lauf 1 folglich nicht nur überlegen angeführt hatte, sondern sich auch die schnellste Rennrunde und damit die Pole hatte sichern können. Es folgten Shedden, Jordan, Priaulx, Neal und – etwas überraschend – Jeff Smith im Eurotech Civic.

Collard2Beim Start konnte Plato seine Führung gegen Shedden und Jordan behaupten, während sich dahinter Rob Collard von Startplatz 8 kommend bis auf den vierten Rang nach vorne katapultierte. Den ersten Lauf hatte der WSR-Pilot noch vom sehr enttäuschenden 19. Startplatz unter die Räder nehmen müssen und am Ende auf dem kaum weniger enttäuschenden 13. Platz beendet. Nun lag er, gefolgt von seinem Teamkollegen Priaulx, in Schlagdistanz zum Podium und das eine oder andere Mal sah es auch so aus, als ob ihm eine Attacke gegen den drittplatzierten MG von Andrew Jordan gelingen könnte.

SheddenPlato2An der Spitze übte derweil Shedden das gesamte Rennen über Druck auf Jason Plato aus, aber der Altmeister konnte seine Führung gut verteidigen und sich am Ende in einem spektakulären Fotofinish seinen zweiten Sieg an diesem Tag sichern. Gerade einmal 93 Tausendstel trennten Plato und Shedden am Zielstrich. Mit seinem Sieg war Plato der erste Fahrer in diesem Jahr, der ein Rennen mit vollem Zusatzgewicht gewinnen konnte und damit auch der erste, dem das Doppel aus erstem und zweiten Laufsieg gelang. Komplettiert wurde das Podium vom über das gesamte Wochenende sehr konstanten Andrew Jordan, der sich fast das komplette Rennen über erfolgreich gegen Rob Collard wehren konnte.

Wohlgemerkt: Fast das komplette Rennen. Denn für den stark fahrenden Rob Collard sollte es dann in der letzten Runde noch ganz dicke kommen, als ihm ausgerechnet sein eigener Teamkollege in der Hairpin ins Auto knallte und damit das Rennen für beide WSR-Piloten unrühmlich beendete. Andy Priaulx, der seinen BMW immerhin noch als 15. über die Ziellinie schleppte, nahm im Nachhinein zwar die volle Schuld auf sich; zwei sehr gute Punkteresultate sowie aussichtsreiche Startpositionen für den letzten Lauf waren jedoch dahin. Ein in diesem Rennen eher unauffällig auf weichen Pneus fahrender Matt Neal erbte somit den vierten Platz.

TordoffKeine Sekunde dahinter überquerte Sam Tordoff die Ziellinie, womit die West Surrey-Ehre immerhin etwas gerettet wurde. Tordoff hatte mit Startplatz 11 und Rang 9 im ersten Lauf bislang ebenfalls einen eher enttäuschenden Renntag. Im zweiten Lauf zeigte er aber auf den weichen Reifen eine tolle Pace und war in sehenswerte Zweikämpfe mit Adam Morgan und Áron Smith verstrickt. Nachdem er zunächst Morgan überholen konnte, gelang ihm ein besonders eindrucksvolles Manöver gegen Smith in Lodge Corner, bei dem direkt auch noch Morgan mit am VW vorbei ging.

Morgan2Wie wichtig dieses Überholmanöver für Tordoff und Morgan sein sollte, zeigte sich dann bei der Auslosung der Startaufstellung für den dritten Lauf, die Morgan auf die Pole Position und Tordoff neben ihn in die erste Startreihe beförderte. Beim Start zum letzten Rennen des Tages sah es zunächst so aus, als könne Tordoff eine erfolgreiche Attacke gegen Morgan setzen, geriet dann aber neben die Ideallinie und verlor in der Folge einen Platz an Matt Neal.

Und der Honda-Mann erbte wenige Runden später sogar kampflos die Führung, da Adam Morgan wegen Frühstarts zu einer Drive Through Penalty gebeten wurde. Ärgerlich für den Mercedes-Piloten, dem man sicherlich eine ähnliche Leistung wie in Thruxton hätte zutrauen können, als er den dritten Lauf souverän von der Pole aus gewinnen konnte. Am Ende wurde Morgan nur 17.

Wer jetzt jedoch erwartet hatte, dass Matt Neal entspannt zum Sieg cruisen würde, sollte sich täuschen. Unvermittelt griff Sam Tordoff den Honda an und ging in Führung. Wenig später konnte sich dann auch Andrew Jordan in einem recht gewagten Manöver, bei dem beide Fahrzeuge im Bergaufknick auf der Start-Ziel-Geraden aneinandergerieten und versetzten, an Neal vorbeikämpfen.

Tordoff-0004Jordan konnte dann bis zum Rennende sogar noch bis zu Tordoff aufschließen, die Führung und damit seinen ersten Sieg im BMW konnte er ihm jedoch nicht mehr streitig machen. Nach dem Debakel zwischen Priaulx und Collard lagen Licht und Schatten in der WSR-Garage angesichts von Tordoffs unverhofftem Sieg ganz eng beisammen. Priaulx fiel im gleichen Lauf aus, während Collard auf P14 ins Ziel kam.

Plato-91Matt Neal komplettierte das Podium, gefolgt von seinem Teamkollegen Gordon Shedden. Ganz knapp dahinter beendete Jason Plato seinen erfolgreichen Arbeitstag auf Platz 5. Mit weichen Reifen und 75 Kilo Ballast auf der Beifahrerseite konnte er Shedden zwar nicht wirklich attackieren, verlor aber auch nach hinten keine Positionen und holte sich somit eine solide Ladung Punkte ab, die ihm zusammen mit seinen zwei Siegen die Gesamtführung in der Meisterschaft einbrachte.

Plato-9112Gordon Shedden, vor Oulton Park noch Tabellenführer, liegt aktuell jedoch nur drei Punkte hinter Plato. Und mit gerade einmal acht und dreizehn Punkten Rückstand folgen Matt Neal und Andrew Jordan, womit es an der Spitze also weiterhin eng bleibt. Insbesondere Andrew Jordans Leistung ist eindrucksvoll, da der MG-Pilot bislang zwar kein Rennen gewinnen konnte, sich aber dank konstant guter Ergebnisse zu einem echten Punkte-Hamster entwickelt.

TurkingtonViel Boden verloren hat dagegen Colin Turkington. Vor Oulton Park noch auf dem zweiten Meisterschaftsrang liegt der Vorjahresmeister nun nur noch auf Rang fünf. Nach seinem Fehler im ersten Lauf hat der VW-Pilot nun mit 33 Punkten Rückstand den direkten Anschluss an die vorderen Tabellenplätze vorerst verloren – daran konnten auch P8 und P6 in den beiden verbleibenden Läufen nichts mehr ändern. Ähnliches gilt auch für Adam Morgan auf Meisterschaftsplatz 6. Ohne den Frühstart im dritten Lauf hätte auch der Mercedes-Pilot Anschluss an die vorderen Tabellenplätze halten können. So liegt er nun aber 43 Punkte zurück. 46 Punkte fehlen Sam Tordoff auf dem siebten Meisterschaftsrang, der aber dank seines Sieges immerhin Rob Collard als besten BMW-Piloten in der Tabelle ablösen konnte.

Hier geht es zu allen Ständen in der Meisterschaft.

Und hier können die Rennergebnisse aus allen drei Läufen abgerufen werden.

Was sonst noch auffiel:

Newsham-02Sehr unauffällig waren – zumindest gemessen an den beiden vorherigen Rennen – die Chevrolets von Power Maxed unterwegs. Rang 10 von Dave Newsham im ersten Lauf steht als bestes Ergebnis des Wochenendes zu Buche. Zu Lauf 2 konnte Newsham dann wegen technischer Probleme gar nicht erst starten. Josh Cook holte immerhin zwei Mal ein paar Pünktchen. Ein besseres Resultat wurde im zweiten Lauf von einem Reifenschaden vereitelt.

Auf ähnlichem Niveau waren die Eurotech-Honda von Martin Depper und Jeff Smith unterwegs. Der sehr gute Startplatz von Smith im zweiten Lauf blieb ein Glanzlicht, da ansonsten nur Punkteresultate außerhalb der Top Ten als beste Ergebnisse gelangen.

Etwas besser als zuletzt war Tom Ingram unterwegs. Der Toyota-Pilot hielt sich meist rund um P10 auf, beendete alle Rennen und holte sich mit Rang 8 im ersten Lauf sein bestes Resultat des Wochenendes.

Nicht viel zu holen gab es dagegen für Aiden Moffatt in der zweiten A-Klasse. Nach verkorkstem Qualifying war Platz 13 im letzten Lauf das beste Resultat am Wochenende.

Austin4Schlecht lief es auch für Rob Austin, der mit recht hohen Erwartungen nach Oulton Park gereist war. Nach Startplatz 16 sah er lediglich als 15. und 14. die Ziellinie. Teamkollege Hunter Abbott war völlig unter dem Radar unterwegs.

Welch

Nimmt man den bisherigen Saisonverlauf als Maßstab, dann war Oulton Park für die Proton ein vergleichsweise erfolgreiches Wochenende. Zwar fiel Andy Wilmot zwei Mal aus, aber Dan Welch brachte seinen Persona drei Mal über die Distanz und sicherte sich im letzten Lauf den ersten Punkt des Jahres.

Drei Zieleinläufe gelangen auch Derek Palmer im einzig verbliebenen Infiniti nach dem werksseitigen Rückzug des Herstellers. Allerdings ist das Auto immer noch echt langsam.

Und last but not least: Keinen Anlass zum Spott bot diesmal Warren Scott. Der fahrende Teambesitzer ließ das Auto diesmal komplett heile und fuhr im letzten Rennen sogar auf P13.

Und nicht vergessen möchte ich natürlich den Blick zu den Ginetta Juniors. Jamie Caroline sicherte sich hier recht souverän beide Laufsiege. Sophia Flörsch startete zwei Mal von Startplatz 4, verlor in beiden Rennen jeweils zunächst eine Position, die sie sich aber wieder zurückholen konnte und als bester Rookie die Zielflagge sah.

Weiter geht es mit der BTCC am 27. und 28. Juni in Croft, wenn die Läufe 13, 14 und 15 zur Komplettierung der ersten Saisonhälfte anstehen.

 

Das könnte Dir auch gefallen