Die NASCAR lieferte am Sonntag in Michigan eine ganz zähe Veranstaltung ab, denn es dauerte geschlagene fünf Stunden, bis man in einem stark verkürzten Rennen endlich einen Sieger bekanntgeben konnte. Kurt Busch lag beim Abbruch in Runde 138 nach einem starken Restart vorne und dann öffneten sich die Schleusen des Himmels.
Die wahren Helden des Tages sind für mich ganz klar die AirTitans, daher haben sie sich auch den Platz im Artikelbild überaus verdient. Ohne ihre Fähigkeit, die zwar nicht abgesoffene, aber immerhin durchgehend nasse Strecke in gut 30 Minuten zu trocknen, hätten wir am Sonntag wahrscheinlich gar kein gültiges Rennen gesehen. Am Anfang war es ganz besonders schlimm: Bereits zwölf Runden nach dem Start ging der erste der insgesamt vier schnell aufeinanderfolgenden Regenschauer über dem Michigan International Speedway nieder. Gerade als sich das Feld wieder in Bewegung setzte und unter gelber Flagge die Reifen für den Restart anwärmte, begann es erneut zu regnen. Über anderthalb Stunden konnte somit gar nicht gefahren werden, bis sich die Teilnehmer anschließend immerhin bis zur mehrfach verschobenen Competition-Caution in Runde 40 retteten.
Wie nicht anders zu erwarten, folgte noch während der Gelbphase Regenunterbrechung Nr. 3, die den Zuschauern Zeit für einen Hotdog oder eben das IndyCar-Rennen aus Toronto ließ. Die verstreuten, kurzen Schauer strapazierten dann schon ganz schön die Nerven, denn es kam ja nicht mal ein richtiger Fluss ins Rennen – mit Ausnahme des Flusses, der in Folge der Witterung von der SAFER-Barrier zum Apron hinunterführte. Hatte sich bisher Carl Edwards von Gelbphase zu Gelbphase an die Führung geklammert, so war nach den Boxenstopps der Competition-Caution die Zeit von Kevin Harvick angebrochen. Der – ich möchte mal sagen – 2015er Dominator hielt sich auch bis zur entscheidenden Etappe zwischen den Runden 119 und 129 in der Spitzenposition.
Ausnahmsweise konnte dieser Abschnitt sogar mit Ausnahme eines harten Einschlags von Kyle Busch in die letzten Zentimeter der SAFER-Barrier ohne Caution abgespult werden. Für Busch war das Rennen also schon vorbei, bevor es richtig angefangen hatte und Platz 43 in der Ergebnisliste ist sicherlich auch nicht das Resultat, das er für seinen geplanten Einzug in die Top 30 der Meisterschaftswertung benötigt. Mit einer Chase-Teilnahme wird es für die #18 in diesem Jahr wohl eher nichts mehr werden, ich lasse mich aber gerne positiv überraschen. Dafür müsste allerdings zunächst ein Sieg für die Lösung der ebenfalls notwendigen Wildcard her. Vielleicht klappt es ja in Sonoma für den jüngeren Busch-Bruder und frischgebackenen Vater.
Zurück zur rennentscheidenden Phase, die mit den Boxenstopps unter grüner Flagge in Runde 119 begann. Kevin Harvick fuhr sich an dieser Stelle eine Reifenmutter in die Lauffläche und fing sich einen Plattfuß vorne rechts ein. Mehr als Platz 29 mit einer Runde Rückstand war für den Meisterschaftsführenden in Folge des obligatorischen weiteren Boxenstopps nicht mehr möglich. Es blieb ihm einfach keine Zeit mehr, den Abstand auf die Spitze aufzuholen, wie wir gleich sehen werden. Denn natürlich wäre die NASCAR nicht die NASCAR, hätte sie nicht genau jetzt dieses winzige Teil Debris abseits der Ideallinie gefunden – immerhin nach Rennhalbzeit, denn die Wolken wurden bereits bedeutend dunkler.
Ein Teil der Spitzengruppe war allerdings noch nicht zum Nachtanken an der Box und bei der aufziehenden Wetterlage überlegten es sich Kyle Larson und Carl Edwards ganz spontan einfach mal anders, während Brad Keselowski die sichere Strategie wählte und seiner Crew einen Besuch abstattete. Leider kam aus Sicht von Larson und Edwards der Regen aber einen Tick zu spät, denn die #42 und die #19 mussten bereits drei Runden nach dem Restart in Runde 132 den schwer durstenden V8 mit Treibstoff versorgen. Dies spülte Kurt Busch nach vorne, der beim Restart selbst den rennentscheidenden Move gegen Dale Earnhardt Jr. gesetzt hatte. In Umlauf 138 musste die NASCAR dann nachgeben und aufgrund einer nahenden Gewitterfront die Tribünen evakuieren. Immerhin haben die Offiziellen aus dem Blitzschlag in Pocono vor ein paar Jahren ihre Lehren gezogen. Gleichzeitig parkte man natürlich die Wagen unter roter Flagge in der Boxengasse.
Der Regenschauer, der anschließend folgte, war nicht von schlechten Eltern und setzte sogar Teile des Garagenkomplexes unter Wasser – ganz zu schweigen von der eigentlichen Rennstrecke. Es war mittlerweile gut 17 Uhr Ortszeit und für diesen Job hätten selbst die AirTitans 60 bis 90 Minuten benötigt, was einem Restart für 62 Runden in die Dämmerung gleichgekommen wäre. Die NASCAR rechnete kurz (ca. 30 Minuten – sogar FOX stieg aus der Übertragung aus) nach und kam aufgrund des fehlenden Flutlichts zum Entschluss, Kurt Busch zum Sieger zu erklären. Damit haben die Offiziellen eine gute Entscheidung getroffen, denn inzwischen waren satte fünf Stunden vergangen.
Die Top 10 offenbarten mit Kurt Busch, Dale Earnhardt Jr., Martin Truex Jr., Matt Kenseth, Joey Logano, Brad Keselowski, Jamie McMurray, Paul Menard, Trevor Bayne und Clint Bowyer jetzt keine wirklich außergewöhnlichen Überraschungen, wenn man mal von Herrn Bayne auf Rang 9 absieht. Die mögliche Auferstehung von Roush-Fenway Racing ist das aber natürlich nicht, der einstige Riese taumelt weiter vor sich hin – Ricky Stenhouse Jr. (25.) und Greg Biffle (36.) kamen derweil unter ferner liefen ins Ziel. Leider konnte auch Ryan Blaney (24.) für die Wood Brothers nicht an seinen tollen fünften Platz aus dem Qualifying anknüpfen.
Das gesamte Rennergebnis kann bei Jayski inklusive weiterer Statistiken noch einmal nachgeschaut werden. Es folgen wie gewohnt die Fahrerwertung und die Owner-Punkte. Am nächsten Wochenende legt der Sprint Cup eine nach diesem Riemen wohlverdiente Pause ein und trifft sich anschließend auf dem Rundkurs in Sonoma wieder – dort beträgt die Regenwahrscheinlichkeit Stand Montagabend für die nächsten zehn Tage 0%!