Der Skoda Octavia ist nicht nur sehr beliebt in Deutschland, sondern in der RS-Variante auch noch richtig sportlich unterwegs.
Die dritte Generation des Skoda Octavia kam im Februar 2013 auf den Markt und im Juli folgte die scharf gemachte RS-Variante. Im Fall von Skoda bedeutet das RS-Siegel „Rally Sport“ und dieses hat man sich mit dem Škoda Fabia S2000 über die Jahre auch hart erarbeitet. Mit dem Fahrzeug konnte man in den letzten drei Jahren insgesamt sechs Meistertitel in der ERC/IRC (zweitwichtigste Rallymeisterschaft nach der WRC) und der Asia-Pacific Rally Championship holen. All diese Erfahrung konnten die Skoda-Ingenieure in die Entwicklung des Skoda Octavia RS stecken und herauskam eines der spaßigsten Fahrzeuge in der Kompaktklasse. Doch bevor wir zu den Fahreigenschaften kommen, schauen wir erst einmal kurz noch auf die Historie des Skodas Octavias.
Der Skoda Octavia war bereits in den 1960ern ein weit verbreitetes Fahrzeug im Ostblock, bevor man sich dann 1996 entschied, das erste von Volkswagen mitentwickelte Fahrzeug auch Skoda Octavia zu nennen. Anfänglich stellte dieses eine günstige Konkurrenz zum Golf (Variant) dar, jedoch entwickelte man in den Jahren immer weiter und kam so näher an die Qualität von Volkswagen heran. Spätestens mit der dritten Generation des Skoda Octavia, die man 2012 veröffentlicht hat, ist man bei der Qualität auf dem Niveau der anderen Marken in dem Segment angekommen und sogar teilweise vorbeigezogen. Bevor wir jedoch zum Innenraum des Fahrzeuges kommen, geht es wie immer erst einmal um das Außendesign.
Exterieur
Bei dem Fahrzeugdesign des Skoda Octavia hat man sich für eine Mischung aus Dynamik und dem aktuellen Skoda-Markendesign entschieden. Davon verspricht man sich eine breite Käufermasse und vor allem steht so das Fahrzeug beim Wiederverkauf gut da. Das Fahrzeug beruht auf dem MQB und damit auf dem gleichen Baukasten wie zum Beispiel der Audi TT. Auch dank dem MQB konnte man etwas über 100 Kilogramm zum Vorgänger einsparen, sodass der Wagen bei Minimalausstattung nur 1150 Kilogramm wiegt. Bei normaler Ausstattung mit einigen technischen Spielereien dürfte das Fahrzeug dann jedoch auch bei 1300 Kilogramm liegen, was für ein Fahrzeug in der Kompakt- bzw. Mittelklasse aber noch ein guter Wert ist.
Von vorne betrachtet fällt bei unserem Testmodell sofort der schwarze Kühlergrill und Lufteinlass auf, der in Kombination mit dem „Sprint-Gelb“ des restlichen Fahrzeugs für eine sportliche und aggressive Note sorgt. Ein weiteres Designmerkmal, das diesen Eindruck von Dynamik stärkt, ist das wesentlich kantigere Design im Vergleich zum Vorgänger, das sich auch in den Frontscheinwerfern widerspiegelt. Diese sind für mich eines der Designhighlights, denn die LED-Lichter gliedern sich in Linien, die sich bis ins Innere des Scheinwerfers ziehen. Dabei stimmt natürlich auch die Funktionalität der LED-Scheinwerfer, die beim Anschalten des Tageslichts als Linie erscheinen und nachts sogar automatisch abblenden, wenn das Fahrzeug weniger als 60 km/h fährt. Zusätzlich darf der Skoda Octavia RS als erstes Fahrzeug der tschechischen Marke den Škoda-Pfeil ohne direkte Begrenzung durch den Kühlergrill tragen. Mir persönlich gefällt das besser als die Umschließung des Logos durch den Kühlergrill. Dafür prangt nun das RS-Siegel im Kühlergrill und macht dem Vordermann klar, dass er keinen normalen Skoda hinter sich hat.
Von außen betrachtet wirkt der Skoda Octavia RS recht klein und kompakt, obwohl die Fahrzeuglänge ähnlich wie z.B. beim Volkswagen Passat ist. Die Seitenansicht würde ich beim Skoda Octavia RS fast schon als unaufgeregt und nüchtern bezeichnen, da man auf Seitenlinien, die das Fahrzeug länger oder kürzer aussehen lassen sollen, verzichtet hat. Stattdessen hat man nur eine glatte Fläche, an der die Kotflügel leicht herausstehen. Einzig die Felgen in Gemini Anthrazit stechen heraus, die man für 180 Euro als Zusatzoption dazubuchen kann. Persönlich würde ich sie auf jeden Fall dazubuchen, da ich die Standardfelgen für etwas altbacken und unpassend für das Fahrzeug empfinde.
Am Heck des Skoda Octavia RS fällt vor allem der kleine Heckspoiler auf, der sich über den kompletten Kofferraum ausbreitet. Dass er für eine spürbare Veränderung der Fahrdynamik sorgt, darf bezweifelt werden, aber er sieht doch ganz nett aus und ist auch einer der wenigen optischen Unterschiede zum normalen Skoda Octavia. Ein weiterer Unterschied ist die Doppelauspuffanlage, die gemessen an dem V4 Turbo-Motor für eine ordentliche Soundkulisse sorgt – und zum Glück kam man nicht auf die Idee, diesen Sound durch Beschallung im Innenraum zu verstärken.
Interieur
Beim Hineinsetzen in den Skoda Octavia RS war ich schon etwas überrascht. Was von außen wie eine kleine und kompakte Limousine aussieht, bietet im Innenraum genügend Platz für vier Personen und Gepäck. Insgesamt überraschte mich der Innenraum, da ich mit recht viel Hartplastik und einem recht unspektakulären Innendesign gerechnet habe. Schlussendlich ist es jedoch ein sehr ergonomisches Cockpit, in dem sich der Fahrer schnell zurechtfindet und auch die Materialauswahl stimmt für den verlangten Preis.
Fangen wir mit dem Lenkrad an, das sehr gut in der Hand liegt und direkt aus dem Volkswagen-Teilelager kommt, so wie die meisten Teile im Innenraum. Direkt am Lenkrad kann man übrigens auch durch Spotify-Listen klicken, nachdem man sein Smartphone (bei mir ist es das Nokia Lumia 1520) mit dem Fahrzeug verbunden hat. Beim Infotainment hat man sich ansonsten auf das wesentliche beschränkt und so kann man zwar jederzeit Verkehrsdaten, verschiedene Radiostation abrufen und sich durch verschiedene Musikquellen klicken, aber man hat nicht eine Masse an verschiedenen Informationen und Animationen wie z.B. bei Mercedes-Benz. Bedient wird das ganze übrigens über Knöpfe und vor allem mit dem zentralen Touchscreen, der ruhig noch etwas empfindlicher sein dürfte. Auch die Musikanlage hört sich für mich ein bisschen dumpf an und könnte noch etwas basslastiger sein.
Zur rechten Hand hin befindet die Gangschaltung, die wirklich extrem gut in der Hand liegt und auch kurz Schaltwege bietet, wie es für ein sportliches Fahrzeug auch richtig ist. Direkt dahinter liegt der RS-Schalter, mit dem man die verschiedene Fahrmodi wählen kann. Neben dem RS Mode gibt es dann noch den Standard Mode und den Eco Mode. Wir waren natürlich die meiste Zeit im RS Mode unterwegs, da die Lenkung dann auch wesentlich direkter daherkommt. Mein persönliches Highlight im Fahrerbereich ist übrigens die Türinnenverkleidung, die in Carbon-Optik gehalten ist und mit einem schmal zulaufenden Türgriff endet. Ansonsten trifft man im Innenraum auf ziemlich viel Plastik, welches allerdings nicht billig aussieht und sich vor allem nicht minderwertig anfühlt. Die wesentlichen Dinge wie z.B. die Klimaanlage werden mit normalen Drehschaltern bedienen, was mich persönlich jedoch nicht besonders gestört hat.
Passend zum sportlichen Fahrwerk und Motor hat der Skoda Octavia RS auch besonders Sitze mit verbessertem Seitenhalt bekommen. Mit meinen 1,90 m hatte ich in jede Dimension noch genügend Platz und auch der Reisekomfort stimmt. Die Sitze muss man übrigens aus Gewichtsgründen (es sind wohl eher Kostengründe) noch manuell verstellen. Falls man dann noch Leute mitnehmen möchte, haben diese in der hinteren Sitzreihe mehr als genügend Platz. Der Kofferraum bietet zudem 585 Liter Volumen bei vorhandenen Rücksitzen und 1455 Liter bei umgeklappten Rücksitzen. Doch weg von Kofferraumvolumen und hin zu den wesentlichen Fakten.
Fahrverhalten
Ab hinters Lenkrad, den RS Mode eingeschaltet und in die eigentliche Heimat des Octavia RS, auf die Landstraße. Dank RS Mode wird nicht nur die Lenkung härter, sondern auch das Fahrwerk und der Motor zieht noch etwas schneller an. Am besten sucht man sich enge und kurvige Strecken, auf denen sich der kurze Radstand des Skoda Octavia RS bezahlt macht und man mit relativ hohen Kurvengeschwindigkeiten belohnt wird. Aufpassen muss dann aber beim Herausbeschleunigen, da der Wagen zum leichten Untersteuern neigt, was an seinem Frontantrieb liegt, der 220 PS (162KW) und 350 Nm verarbeiten muss.
Der Octavia RS knackt in unter sieben Sekunden aus dem Stand die 100 km/h-Marke. Der Sound, den der 2.0L Turbo-Benziner macht, ist für mich vollkommen passend für das Fahrzeug und nicht zu aufdringlich.
Beim Getriebe haben wir auf die 6-Gang-Handschaltung gesetzt, die es auf der Landstraße vom Spaßfaktor her mit jedem Doppelkupplungsgetriebe aufnehmen kann. Die Schaltwege sind für einen „Familienwagen“ extrem kurz und vor allem laufen die Schaltvorgänge extrem sauber ab. Auch bei der Kupplung hat man einen guten Mittelweg aus dem Alltagsnutzen für die Stadt und einer leicht verhärteten Kupplung für das schnellere Fahren auf der Landstraße gefunden. Auch ansonsten passt Skoda in den normalen Stadtverkehr und hat auch einen Einparkassistenten an Bord.
Ein wirkliches Lob gebührt den Skoda-Ingenieuren für die direkte Lenkung, die in Zusammenarbeit mit dem harten Fahrwerk für eine extrem gute Straßenlage sorgt. So fühlt man sich immer sicher und auch ein Aufschaukeln ist bei einem Lastenwechsel nicht spürbar. Auch deshalb habe ich die Hälfte der knapp 1.000 Testkilometer auf der Landstraße verbracht und nicht auf der Autobahn. Für alle, die den Skoda Octavia RS lieber als Langstreckenfahrzeug nutzen möchten, bleibt dann der Standard Mode, bei dem das Fahrzeug so sanft auf der Straße liegt wie ein normaler Skoda Ocatvia. Auf der Autobahn zieht der Skoda zwar extrem gut an, quittiert hohe Geschwindigkeiten aber auch mit einem Spritverbrauch über zehn Litern. Selbst bei einem sportlichen Fahren sollte man nicht mehr als acht Liter verbrauchen und bei normaler, alltäglicher Fahrweise dürfte man wohl bei sechs bis sieben Litern landen.
Fazit
Ich könnte einfach klischeehaft schreiben, dass der Skoda Octavia RS ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis aufweist und er daher auch ein gutes Fahrzeug ist, doch das würde ihm nicht gerecht werden. Es würde ihn aus meiner Sicht herabstufen, da er nicht nur im Preis-Leistungs-Verhältnis gut ist, sondern einfach an sich ein gutes Fahrzeug ist, welches sehr stimmig wirkt. Die Materialien im Innenraum sind zwar nicht ganz so hochwertig wie bei anderen Herstellern, doch beim Skoda Octavia RS stört es mich nicht besonders, da er mich durch seine Fahreigenschaften überzeugt hat. Ein gutes Fahrverhalten in fast jeder Lage, viel Platz im Innenraum und eine gute Verarbeitung sind für mich Argumente zu sagen, dass der Skoda Octavia RS ein richtig spaßiges Familienauto ist, bei dem auch die Kosten noch überschaubar sind. Falls man den Skoda Octavia RS als Alltagsfahrzeug nutzt, würde ich aber wohl das DSG nehmen, da es in der Stadt und auf der Autobahn etwas gemütlicher ist. Wer im Octavia RS eher die Spaßmaschiene sieht, der sollte auf jeden Fall die Handschaltungs Variante mal Probefahren.
Motor | V4-Ottomotor |
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Hubraum | 1984 cm³ |
Leistung | 220 PS |
Drehmoment | 350 Nm |
Beschleunigung | 6,8–6,9s |
Höchstgeschwindigkeit | 242–248 km/h |
Getriebe | 6-Gang-Schaltgetriebe |
Antrieb | Vorderradantrieb |
Normverbrauch | 6,2l Super |
Leergewicht | ca. 1200kg |
L/B/H | 4659mm/1814mm/1449mm |
Radstand | 2667mm |