Beim zweiten Auftritt der japanischen Super GT in Thailand gelang Nissan ein erneuter Doppelschlag. Bei tropischer Hitze auf dem Chang International Circuit der Provinz Buriram gewann erstmals seit drei Jahren wieder der S Road Mola GT-R (Satoshi Motoyama / Masataka Yanagida) vor dem Eneos Sustina RC F und Keihin NSX Concept-GT. In der GT300-Klasse rundete mit der Wiederholung des Vorjahressieges der B-Max NDDP GT-R (Kazuki Hoshino / Mitsunori Takaboshi) den Nissan-Erfolg ab.
Der zweite Auftritt der Super GT im thailändischen Buriram entpuppte sich wie erwartet als Hitzeschlacht. Somit eröffnete das Rennen auf dem Chang International Circuit hochoffiziell die Hochsommer-Periode der Serie, da auch für die folgenden Rennen am Fuji Speedway sowie in Suzuka mit Temperaturen um die 35 Grad zu rechnen ist. Entsprechend vorbereitet dürften die Teams somit auf den zweiten Auftritt in Thailand gewesen sein, schließlich sind die hohen Temperaturen während des Sommers in der Heimat die Norm. Als am Sonntag das Rennen um 15:00 Uhr Ortszeit gestartet wurde, betrug die Außentemperatur stattliche 37 Grad. Auch der Asphalt erhitzte sich im Laufe der 300 km von anfangs 50 Grad auf über 60 Grad. Kein Zuckerschlecken also für Mensch, Maschine und Reifen.
GT500
Die Pole-Position in der samstägigen Qualifikation ging an Yuji Tachikawa / Hiroaki Ishiura im Zent Cerumo RC F, gefolgt vom letztjähriger Sieger Petronas Tom’s RC F (James Rossiter / Daisuke Ito) sowie dem S Road Mola GT-R (Satoshi Motoyama / Masataka Yanagida). Bester Honda war überraschend der Epson NSX Concept-GT (Daisuke Nakajima / Bertrand Baguette) auf dem fünften Rang. Der Start verlief ruhig: Yuji Tachikawa konnte die Pole-Position seines roten Lexus verteidigen. Gleichzeitig gelang es dem Champion von 2013 einen kleinen Puffer zum verfolgenden Petronas-Lexus aufzubauen. In der dritten Runde verdrängte derweil Bertrand Baguette den Eneos Sustina RC F von Kazuya Oshima sowie Yuji Kunimoto auf den fünften Rang. Pech hingegen für Kondo Racing: Noch im gleichen Umlauf musste Lucas Ordonez den D’station Advan GT-R mit einem Problem am Turbo in die Garage manövrieren. Zwar sandte die Mannschaft den Boliden kurze Zeit später nochmals zurück auf die Strecke. Das Problem konnte allerdings nicht behoben werden. Somit endete Ordonez‘ kurze GT500-Saison im dritten Rennen nach bereits drei Runden. Besonders bitter: Vergangenes Jahr erzielte Kondo Racing in Thailand mit dem Bronzerang ihr bestes Saisonresultat. Die Drei brachte dem Team heuer somit kein Glück. Ab dem nächsten Rennen am Fuji Speedway wird wie geplant Michael Krumm wieder das Volant übernehmen. Ob der junge Spanier neben seiner japanischen Formel-3-Aktivität noch mal diese Saison in der Super GT antreten wird, ist bislang noch ungewiss.
In der vierten Runde krallte sich Satoshi Motoyama den zweiten Platz von James Rossiter. Damit war die Jagd auf den zu diesem Zeitpunkt mit drei Sekunden führenden Yuji Tachikawa eröffnet. Dahinter wurde es kuschelig, als einen Umlauf später Bertrand Baguette zu einem Überraschungsangriff gegen den drittplatzierten James Rossiter ausscherte. Der Brite macht die Tür zu, wodurch sich der Epson NSX Concept-GT drehte. Die Rennleitung stufte den Zwischenfall als Rennunfall ein, weshalb keine Durchfahrtsstrafe gegenüber dem Briten ausgesprochen wurde. Somit erneut kein Glück für das japanisch-französische Duo von Nakajima Racing, die sich nach der Qualifikation in einer sehr guten Ausgangsituation befanden, erneut aber nicht die Früchte dieser Arbeit ernten konnten. Elf Runden vor Schluss folgte dann das endgültige Aus, als der Epson-Honda ohne Vortrieb auslief. Der Rossiter-Baguette-Unfall löste zusätzlich noch eine Kettenreaktion aus, bei der Oliver Turvey (Drago Modulo NSX Concept-GT) den WedsSport Advan RC F (Juichi Wakisaka / Yuhi Sekiguchi) traf und ebenfalls umdrehte. Dies geschah außerhalb des Kamerawinkels, weshalb es auch einige Zeit dauerte, bis die Rennleitung schließlich in Runde 25 eine 20-sekündige Stop-and-Go-Strafe gegen Turvey aussprach. Dahinter arbeitete sich Hideki Mutoh (Keihin NSX Concept-GT) von Startposition sieben auf den vierten Rang vor. Der ehemalige IndyCar-Pilot und GT300-Champion von 2013 verstand es den Verkehr zu seinem Vorteil zu nutzen, wodurch er in der neunten Runde den Bronzerang vom Eneos-Lexus stahl.
Derweil knabberte Satoshi Motoyama am Abstand des führenden Tachikawa, der ab dem 17. Umlauf nur noch magere 0,8 Sekunden betrug. Es entbrannte ein packender sowie stets fairer Zweikampf zwischen den beiden Rekordsiegern. Fast schon furchteinflößend schossen die beiden Konkurrenten durch den GT300-Verkehr, der sein bestmöglichstes tat, um nicht im Weg zu stehen. In der 25. Runde schob sich Motoyama in der Haarnadel außen neben den roten Lexus, der beim folgenden Beschleunigungsduell jedoch kontern konnte. Auf der Gegengeraden dann das erfolgreiche Manöver: Tachikawa blieb hinter dem ARTA CR-Z GT aus der GT300-Klasse hängen, wodurch der Mola-Nissan mit mehr Schwung die Führung übernahm. Der Lexus-Pilot blieb jedoch an seinem Konkurrenten dran. Vier Umläufe später dann das umgedrehte Spiel: Dieses Mal blieb Motoyama am Goodsmile Hatsune Miku SLS der GT300 hängen, wodurch Tachikawa wieder die Führung übernahm. Die Freude sollte im Lexus-Lager allerdings nicht halten, da in Runde 34 abermals die Führung mittels eines erfolgreichen Manövers seitens Satoshi Motoyama in der Haarnadel wechselte. Dies nahm der Cerumo-Kommandostand zum Anlass zwei Runden später ihren Boliden zum Boxenstopp zu beordern, nachdem bereits in der 29. Runde Hideki Mutoh den Keihin NSX Concept-GT als erster Stopper an Teamkollege Koudai Tsukakoshi übergab. Mit vier frischen Bridgestone-Pneus nahm nach 51,8 Sekunden Hiroaki Ishiura die Fahrt auf. Mola reagierte prompt: Einen Umlauf später kam auch Motoyama zum Service, um den Wagen mit vier frischen Michelin-Reifen an Masataka Yanagida zu übergeben. Die Mechaniker leisteten hervorragende Arbeit, da der S Road Mola GT-R in lediglich 47,3 Sekunden abgefertigt wurde. Dies erlaubte Yanagida seinen Stint mit einem Puffer von acht Sekunden zum verfolgenden Zent Cerumo RC F zu starten, auch weil dieser kurzzeitig hinter dem Petronas Tom’s RC festhing.
Das Flakschiff-Team von Toyotas Edelmarke kam just zum gleichen Zeitpunkt wie der führende Nissan zum Service. Wie bereits im Vorjahr verzichtete man auf den Reifenwechsel – mit fatalen Folgen. Bereits in meiner Vorschau prognostizierte ich, dass der gleiche strategische Trick dieses Jahr aufgrund anderer Bedingungen wohl nicht mehr funktionieren wird. Einer der Hauptgründe, weshalb dieser Kniff Petronas Tom’s letzte Saison zum Sieg führte, lag am noch unbenutzten Asphalt. 2014 wurde der Chang International Circuit erst kurz vor dem Eröffnungsrennen durch die Super GT fertig. Auf dem grünen wie auch öligen Asphalt litten die Reifen nicht ganz so stark, auch weil James Rossiter sowie sein letztjähriger Teamkollege Kazuki Nakajima etwaige Rutscher und dergleichen komplett vermieden. So erklärte der Brite, dass es ein Ritt auf Messers Schneide war. Ein ähnliches Phänomen war kurze Zeit später auch beim Formel-1-Grand-Prix in Russland zu beobachten, nur dass dies zum wohl langweiligsten Rennen des Jahres der selbsternannten „Königsklasse“ führte. Mittlerweile wurde die Strecke in Buriram jedoch bereits häufiger genutzt, unter anderem durch die hiesige GT-Meisterschaft wie auch die Superbike-WM. Zusätzlich waren die äußeren Bedingungen wie auch die Streckentemperatur nochmals höher als bei der Premiere vergangenen Oktober. Dies führte dazu, dass die Reifen des Petronas Tom’s RC F zu Rennende komplett einbrachen. Überraschenderweise erklärte James Rossiter, dass man diesem taktischen Gamble erneut nach dem Sieg greifen wollte. Dies lässt die getroffene Entscheidung nochmals verwunderlicher ausschauen, da zum Zeitpunkt des Boxenstopps der Abstand auf den führenden S Road Mola GT-R bereits viel zu groß war. So kam Daisuke Ito, trotz der kürzeren Stoppzeit, lediglich knapp vor den Markenkollegen von Zent Cerumo zurück auf die Strecke – ohne Chancen auf eine Wiederholung des Vorjahreserfolgs. Mit seinen frischen Slicks machte Hiroaki Ishiura in Runde 39 kurzen Prozess mit Daisuke Ito, um schnellstmöglich den Abstand auf Masataka Yanagida zu verringern.
Doch daraus wurde nichts. Wie bereits am Fuji Speedway ereilte dem Zent Cerumo RC F in der 44. Runde ein Bremsdefekt, wodurch Ishiura zur Aufgabe gezwungen war. Somit war der Weg zum ersten Sieg in drei Jahren für die Mola-Truppe mit einem Vorsprung von 20 Sekunden offen. Dahinter blieb es jedoch spannend. Nachdem sich Yuji Kunimoto (Eneos Sustina RC F) trotz der rundenlangen Gegenwehr von Daisuke Ito am Petronas Tom’s RC F auf den zweiten Rang vorbeischob, bildete sich hinter letzterem ein wahrer Zug von Fahrzeugen, angeführt von den Titelverteidigern Tsugio Matsuda / Ronnie Quintarelli im Motul Autech GT-R, die nach dem vorausgegangenen Fuji-Sieg von lediglich der 13. Position ins Rennen gingen. Ito nutzte jeden Zentimeter der breiten Fahrbahn, um wenigstens den Bronzerang vor der deutlich schnelleren Meute hinter ihm zu verteidigen. Das Getümmel dieses Fünfkampfs nutzte zehn Runden vor Schluss Koudai Tsukakoshi zu seinem Vorteil, als er den missglückten Überholversuch des Motul Autech GT-R zu seinem Vorteil ausnutzte. Wenige Kurven später zog er dann auch am immer mehr strauchelnden Daisuke Ito vorbei. Dieses Manöver öffnete die Tür für den verfolgenden Calsonic Impul GT-R (Hironobu Yasuda / Joao Paulo de Oliveira), Motul Autech GT-R sowie einen Umlauf später auch den KeePer Tom’s RC F (Andrea Caldarelli / Ryo Hirakawa). Für den Petronas Tom’s RC F ging es, aufgrund des taktischen Fehlgriffes, in weniger als zwei Runden somit von Position drei auf sieben zurück.
An dieser Konstellation sollte sich bis zum Fallen der Zielflagge auch nichts mehr ändern. Zwar kam der Eneos Sustina RC F noch auf 7,9 Sekunden an den Mola-Nissan heran. Dies dürfte aber wohl eher an der Reduzierung der Geschwindigkeit seitens Masataka Yanagida gelegen haben. Allzu präsent dürften die Bilder aus dem letzten Jahr in den Köpfen der Mannschaft gewesen sein, als ein Motorschaden in ähnlicher Position alle Siegträume zerplatzen ließ. Letztlich war das Glück, das Mola seit einiger Zeit offenbar verlassen hatte, wieder auf ihrer Seite, indem sie nach 66 hart umkämpften Runden den ersten Sieg nach Autopolis 2012 bejubeln durften. Jenes Rennen war auch der letzte Triumph für Masataka Yanagida, der just im gleichen Jahr die zweite Meisterschaft zusammen mit Ronnie Quintarelli und Mola feierte. Urgestein Satoshi Motoyama musste sogar noch länger auf seinen nächsten Erfolg warten: Das letzte Mal war der 44-jährige Japaner in Motegi 2008 siegreich. Der Thailand-Triumph bedeutet gleichzeitig, dass er wieder mit Yuji Tachikawa in der ewigen Bestenliste mit den meisten Super-GT-Siegen gleichzog. Beide Top-Stars haben nun insgesamt 16 Siege auf dem Konto. Der zweite Platz ging an das Lexus-Duo Kazuya Oshima / Yuji Kunimoto (Eneos Sustina RC F), die zuletzt am Fuji vergangene Saison auf dem Podium standen. Der Bronzerang ging nach einer starken Fahrt an die Honda-Piloten Koudai Tsukakoshi / Hideki Mutoh im Keihin NSX Concept-GT, womit diese Saison erstmals alle drei Marken auf dem Podium vertreten sind. Gleichzeitig holte die Real Racing-Truppe die Kastanien aus dem Feuer für Honda, denn der nächste Bolide der Marke (Drago Modulo NSX Concept-GT) mit Takashi Kogure und Oliver Turvey am Steuer kam erst auf Position zehn ins Ziel. Die restlichen Honda fielen allesamt mit einem Aufhängungsschaden (ARTA NSX Concept-GT und Raybrig NSX Concept-GT) respektive ohne Vortrieb (Epson NSX Concept-GT) aus.
In der Meisterschaft führen weiterhin Andrea Caldarelli und Ryo Hirakawa (KeePer Tom’s RC F) mit 30 Zählern, die mit einem wiederholten sechsten Platz zwar ein blasses Rennen fuhren, dafür aber fleißig Punkte sammelten. Auf lediglich drei Punkte herangerobbt sind Hironobu Yasuda / Joao Paulo de Oliveira (Calsonic Impul GT-R), gefolgt von Tsugio Matsuda / Ronnie Quintarelli (26 Punkte) im Motul Autech GT-R. Nach der Nullnummer von Okayama befinden sich die Titelverteidiger mit dem fünften Platz in Thailand nun wieder in einer guten Ausgangsposition für den weiteren Saisonverlauf. Dank des Buriram-Erfolgs machten Satoshi Motoyama / Masataka Yanagida (S Road Mola GT-R) mit insgesamt 24 Punkten einen gewaltigen Sprung auf den vierten Gesamtrang. Abgeschlossen wird die derzeitige Top-5 vom Eneos-Lexus-Duo Kazuya Oshima / Yuji Kunimoto (19 Punkte). Mit solch engen Punkteabständen dürfte die restliche Saison weiterhin hochspannend bleiben. Als nächstes begibt sich die Super GT am 9. August erneut auf den Fuji Speedway, wo dieses Mal ein 300-Kilometer-Rennen auf dem Programm steht. Beim letzten Auftritt im Mai torpedierte Nissan mit ihrer beeindruckenden Geschwindigkeit die Konkurrenz ins Abseits. Das Rennen in Thailand unterstrich die derzeitige Stärke der Yokohamer, womit sie die Favoritenrolle für dieses Jahr einnehmen. Interessant wird die Auswirkung des Gewicht-Handicaps, da mit dem KeePer Tom’s RC F (60kg), Calsonic Impul GT-R (54kg) sowie dem Motul Autech GT-R (52kg) gleich drei Fahrzeuge mit dem Benzinflussbegrenzer auf dem Fuji Speedway belastet sein werden. Dies könnte gleichzeitig auch die große Chance für Lexus sowie insbesondere den Petronas Tom’s RC F sein, die sich bei den vergangenen drei Heimspielen geschlagen geben mussten.
GT500-Rennergebnis Thailand
GT500-Gesamtwertung
GT300
Im Gegensatz zur GT500 verlief das Rennen der GT300-Klasse relativ ruhig. Die größte Überraschung ereignete sich bereits am Samstag. So eroberten Takeshi Tsuchya / Takamitsu Matsui mit dem VivaC 86 MC den vordersten Startplatz – die erste Pole-Position im erst dritten Rennen für das neue Mother-Chassis-Konzept sowie den Toyota GT86. Damit bestätigte Tsuchya Engieering nicht nur, dass sie von allen Mother-Chassis-Teams derzeit am besten mit diesem neuen Fahrzeug zurechtkommen. Gleichzeitig ist die Pole-Position auch eine Bestätigung für das generelle Konzept des Mother-Chassis, dem die Streckencharakteristik des Chang International Circuit sehr zugute kam. Dahinter qualifizierten sich der B-Max NDDP GT-R (Kazuki Hoshino / Mitsunori Takaboshi) sowie der Gainer Tanax GT-R (Andre Couto / Ryuichiro Tomita), welche in umgekehrter Reihenfolge einen Doppelerfolg beim vergangenen Rennen auf dem Fuji Speedway feierten. Die Top-5 wurden vom Leon SLS (Haruki Kurosawa / Naoya Gamou) sowie den Okayama-Siegern Koki Saga / Yuichi Nakayama im Toyota Prius apr GT komplettiert. Wirklich lange sollte der VivaC 86 MC den Platz an der Sonne jedoch nicht genießen können. Direkt von der ersten Rennsekunde an baute Kazuki Hoshino den Druck auf den Toyota GT86 auf. Noch vor der Komplettierung der ersten Runde ging der Sohn der japanischen Rennfahrerlegende Kazuyoshi Hoshino an Takeshi Tsuchiya vorbei, der insbesondere auf den Geraden nicht den Speed des Nissan GT-R Nismo GT3 mitgehen konnte. Dass die Höchstgeschwindigkeit noch die Achillesverse des Toyota-GT86-Mother-Chassis ist, war bereits auf dem Fuji Speedway bemerkbar. Auch der Gainer Tanax GT-R machte kurzen Prozess mit dem VivaC 86 MC, sodass beide Nissan-GT3-Renner nach bereits einer Runde das Feld anführten. Zu einem engen Zweikampf zwischen den beiden Markenkollegen sollte es dennoch nicht kommen, da Kazuki Hoshino mit Zeiten um die 1:35 bis 1:36 pro Runde rund eine Sekunde Abstand auf Andre Couto herausfuhr. Damit nutzte der Vorjahressieger auch den geringen Gewichtsunterschied von 12kg perfekt aus. Obgleich Couto nicht ganz den Speed von Hoshino mitgehen konnte, vergrößerte er wiederum den Abstand auf seine direkten Verfolger. Einer der größten Gewinner der Anfangsphase waren Katsuyuki Hiranaka / Björn Wirdheim, die sich bis kurz vor Halbzeit von der neunten auf die fünfte Position vorarbeiteten. Dadurch entstand um Rang vier ein netter Sechskampf, bestehend aus dem Leon SLS, Gainer Tanax SLS, Toyota Prius apr GT, Studie BMW Z4 (Jörg Müller / Seiji Ara), Goodsmile Hatsune Miku SLS (Nobuteru Taniguchi / Tatsuya Kataoka) sowie dem Subaru BRZ R&D Sport (Takuto Iguchi / Hideki Yamauchi).
Die tropische Hitze forderte von einigen Fahrzeugen Tribut. So rollte nach 14 Runden der NetMove GT-R (Hiroshi Koizumi / Yuki Iwasaki) mit einem Elektronikproblem als erster Wagen aus. Zehn Umläufe zuvor kroch der K’sFrontier Direction 458 (Naoki Yokomizo/ Kyosuke Mineo) langsam über die Strecke. Hierbei handelte es sich allerdings lediglich um ein temporäres Problem, da der einzige Ferrari im Feld nach kurzer Zeit wieder an Fahrt aufnahm, am Ende aber nicht über den 18. Platz hinauskam. Eine Runde nach dem Ausfall des NetMove GT-R erwischte es auch den Upgarage Bandoh 86 (Yuhki Nakayama / Yuji Ide), der mit einem Getriebeproblem stehenblieb. Zur Liste der Ausfälle gesellten sich fast im Doppelschlag im 22. respektive 25. Umlauf der CrystalCroco Lamborghini GT3 (Takayuki Aoki / Koji Yamanishi) sowie der Syntium LMcorsa RC F GT3 (Akira Iida / Hiroki Yoshimoto) mit einem jeweiligen Defekt am Antriebsstrang hinzu. Insbesondere letztere erlebten in Thailand ein Wochenende zum vergessen, da der brandneue Lexus RC F GT3 bereits in der Qualifikation aufgrund eines technischen Problems in der Box blieb. Obgleich sich die „kleinere“ Variante des GT500-Boliden noch immer in der Entwicklung befindet, mangelt es dem Fahrzeug nicht nur an Geschwindigkeit, sondern auch Zuverlässigkeit. Das erst 2014 gegründete und von Toyotas Edelmarke unterstützte Team LMcorsa lässt sich davon jedoch nicht beirren und arbeitet mit Hochleistung daran, die Kinderkrankheiten des GT3-Renners auszumerzen. Von Erfolg war die Reise nach Thailand jedoch wahrlich nicht gekrönt. Als I-Tüpfelchen obendrauf kassierte Hiroki Yoshimoto auch noch einen fiesen Sonnenbrand. Als erster Stopper auf den Spitzenpositionen kam Seiji Ara in der 27. Runde zum Service. Überraschenderweise übernahm Jörg Müller den BMW Studie Z4 ohne Reifenwechsel, womit sich die Studie AG am gleichen Strategiekniff wie Petronas Tom’s probierte. Anders als in der GT500 ging diese Taktik jedoch auf. Nach Angaben von Teamchef Yasuaki Suzuki wurde dieser Plan bereits vor der Qualifikation beschlossen, nachdem Yokohama ihnen zusicherte, dass die härteste Reifenmischung die Distanz aushalten würde. Hierfür mussten beiden Fahrer jedoch sehr sorgsam mit den Pneus umgehen. Insbesondere Seiji Ara stand somit vor der Mammutsaufgabe, die Reifen im Pulk nicht nur zu geringfügig zu strapazieren, sondern den Wagen auch in aussichtsreicher Position an Teamkollege Jörg Müller zu übergeben. Belohnt wurde der strategische Gamble schlussendlich mit dem Bronzerang.
Generell schien es, dass die Yokohama-Pneus in der GT300-Kategorie deutlich langlebiger als ihre Pendants der unterschiedlichen Marken in der GT500-Klasse waren. So verzichtete der B-Max NDDP GT-R bei seinem Boxenstopp in der 32. Runde auf einen Wechsel der Hinterreifen. Kurz darauf tat es ihnen Gainer gleich, als Ryuichiro Tomita, der als dritter Fahrer den aufgrund einer Terminkollision mit der Blancepain Endurance Series verhinderten Katsumasa Chiyo ersetzte, den Gainer Tanax GT-R mit vier frischen Dunlop-Gummis übernahm. Bedingt durch die kürzere Standzeit konnte Mitsunori Takaboshi (B-Max NDDP GT-R) den Abstand auf seine Markenkollegen von 13 auf ganze 19 Sekunden vergrößern. Als letzter GT300-Stopper kam in der 44. Runde der Syntium Apple Lotus (Kazuho Takahashi / Hiroki Katoh) zum Service. Die längere Fahrzeit ermöglichte Startfahrer Katoh kurzzeitig die virtuelle Führung zu übernehmen. Nach der Abfertigung durch die Mechaniker wirkte es, als würde der Lotus Evora, der bekanntlich ebenfalls auf dem Mother-Chassis basiert, aufgrund des Mittelmotors jedoch ein anderes Konzept verfolgt, das Rennen auf einem starken achten Platz beenden. Erneut wollte das Glück jedoch nicht auf der Seite des Teams sein, da ein technischer Defekt sie auf die elfte Position zurückspülte, wodurch man hauchdünn die Punkteplatzierungen verpasste. Die bis dahin fehlerlose Fahrt lässt jedoch Hoffnung aufkommen, dass der Lotus Evora nach zwei minder erfolgreichen Läufen an Konkurrenzfähigkeit gewonnen hat. Beide Piloten mussten übrigens ohne Klimaanlage auskommen, da diese kurz vor Rennstart ausfiel. Glücklicherweise konnte Hiroki Yoshimoto eine seiner Kühlwesten für seine Syntium-Sponsor-Kollegen entbehren.
An den ersten beiden Positionen sollte sich bis zum Rennende nichts mehr ändern. Dramatisch wurde es hingegen direkt dahinter, als der auf Position vier liegende Jörg Müller sukzessive den Abstand auf den VivaC 86 MC verringerte. In der 53. Runde öffnete sich eine Überholmöglichkeit für den deutschen BMW-Werkspiloten, als Takamitsu Matsui den überrundeten GreenTec SLS AMG GT3 (Hisashi Wada / Masaki Jyonai) berührte. Dies nutzte Müller eiskalt aus. Die umgehend vom Mother-Chassis-Piloten eingeleitete Verfolgungsjagd nahm fünf Runden vor Schluss ihr vorzeitiges Ende, als der VivaC 86 MC die Boxengasse ansteuerte. Was zunächst wie eine Fehlkalkulation bei der Benzinmenge aussah, entpuppte sich laut Angaben von Takeshi Tsuchiya hinterher als eine von der Hitze erzeugte Benzinperkolation, weshalb der Wagen reagierte, als würde das Benzin ausgehen. Zu allem Überfluss würgte der Rookie beim Anfahren auch noch den Motor ab. Der hinterher als unnötig eingestufte Notstopp spülte den VivaC 86 MC auf den siebten Platz zurück, nachdem man einen komfortablen Vorsprung von rund 14 Sekunden auf den fünftplatzierten Gainer Tanax SLS hatte. Pech ereilte auch die Titelverteidiger Nobuteru Taniguchi / Tatsuya Kataoka (Goodsmile Hatsune Miku SLS), die in der 45. Runde auf Position sieben liegend einen Reifenschaden erlitten und auf den 13. Platz zurückflogen.
Somit wiederholte Kazuki Hoshino sowie Nissans Nachwuchsteam NDDP Racing den Erfolg aus dem Vorjahr. Für Teamkollege Mitsunori Takaboshi war es hingegen der allererste Super-GT-Triumph. Im Interview mit dem japanischen Fernsehen sprach er über seine Nervosität während der finalen Runden. Diese wirkte man ihm auch an, da Ryuichiro Tomito den Vorsprung zum Schluss hin auf neun Sekunden reduzieren konnte. Letzterer rundete den GT-R-Doppelschlag mit dem zweiten Platz ab. Für Nissan war es somit der zweite Doppelsieg in Folge, nachdem am Fuji Speedway der Gainer Tanax GT-R vor dem B-Max NDDP GT-R obsiegte. Der Bronzerang ging an Jörg Müller / Seiji Ara (Studie BMW Z4), die dank ihres gewagten Pokers den dritten Podiumserfolg in Folge feierten. Der Gainer Tanax SLS (Katsuyuki Hirnaka / Björn Wirdheim) sowie Leon SLS (Haruki Kurosawa / Naoya Gamou) komplettierten die Top-5. Das thailändische Wildcard-Team mit Chonsawat Asvahame und Thomas Enge am Steuer des Reiter Gallardo (Lamborghini Gallardo R-EX Reiter) kam am Ende auf dem zwölften Rang ins Ziel, nachdem sie aufgrund von Problemen in der Qualifikation lediglich von der 22. Position ins Rennen gingen. Die hervorragenden Zeiten im Freien Training (Platz zwei) sowie im Warm-up (Platz eins) deuten darauf hin, dass mit einer glücklicheren Qualifikation vermutlich deutlich mehr im Rennen möglich gewesen wäre. Zu allem Übel kollabierte Thomas Enge kurz nach der Zieldurchfahrt. Der Tscheche erlitt aufgrund eines Klimaanlagendefekts in seinem Lamborghini einen Hitzeschlag, konnte wenige Stunden später aber bereits entwarnende Worte aus dem örtlichen Krankenhaus entsenden.
In der Meisterschaft führt nun mit 39 Punkten einsam Andre Couto (Gainer Tanax GT-R). Grund hierfür ist die zuvor angesprochene Abstinenz von seinem eigentlichen Teamkollegen Katsumasa Chiyo. Lediglich ein Pünktchen dahinter befinden sich bereits Kazuki Hoshino / Mitsunori Takaboshi (B-Max NDDP GT-R). Mit acht Punkten Rückstand ebenfalls noch nicht weit abgeschlagen liegen die Okayama-Sieger Koki Saga / Yuichi Nakayama (Toyota Prius apr GT) derzeitig auf dem dritten Platz. In Thailand büßte das Duo einige Punkte ein, nachdem sie trotz einer guten Anfangsphase lediglich auf dem neunten und somit vorletzten Punkterang ins Ziel kamen. Katsumasa Chiyo (Gainer Tanax GT-R) sowie Katsuyuki Hirnaka / Björn Wirdheim (Gainer Tanax SLS) komplettieren mit 24 respektive 19 Punkten die Top-5, wobei ersterer aufgrund seines Blancepain-Engagements noch mindestens ein weiteres Rennen verpassen wird. Wie bereits im GT500-Teil erwähnt, findet das nächste Super-GT-Rennen am 9. August auf dem Fuji Speedway statt, wo vergangenen Mai die auch in Thailand erfolgreichen Nissan GT-R Nismo GT3 das Feld dominierten. Beide Fahrzeuge werden mit 78kg (Gainer Tanax GT-R) respektive 76kg (Gainer NDDP GT-R) Gewichts-Handicap jedoch die mit Abstand schwersten Fahrzeuge auf dem Grid sein. Obgleich Nissan auch in der GT300 derzeit unumstritten die stärkste Marke ist, wäre eine erneute Dominanz sehr verwunderlich. Dennoch ist davon auszugehen, dass die beiden „Godzilla“ weiterhin um die Top-Platzierungen mitkämpfen werden.
GT300-Rennergebnis Thailand
GT300-Gesamtwertung
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