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NASCAR: Analyse Sonoma 2015 – Das Busch-Festival

von Steffen Nobis
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Kyle Busch meldet sich mit einem eindrucksvollen Sieg nach einer packenden Schlussphase zurück und markiert dabei zusammen mit Kurt den Doppelerfolg der Busch-Brüder.

NASCAR Sprint Cup Series Toyota/Save Mart 350Dass die Rundkurse im Kalender des Sprint Cup immer für unterhaltsame Rennen gut sind, war uns schon vor dem Wochenende klar. Trotzdem konnte der Auftritt in Sonoma wieder alle Erwartungen übertreffen, wobei nicht nur die umkämpfte Schlussphase zur Spannung beitrug. Viel mehr gab es viele verschiedene Strategien über das gesamte Rennen hinweg zu beobachten, die immer wieder für überraschende Wendungen sorgen sollten. Kyle Busch und sein Team machten dabei alles richtig und holten sich kurz vor Schluss vier frische Reifen, als der bis dahin dominante Jimmie Johnson seiner Crew fern blieb.

Auf alten Pneus sah die #48 in den letzten sieben Runden kein Land mehr gegen die Konkurrenz und wurde zum Statisten degradiert. Derweil lieferten sich die Busch-Brüder zusammen mit einem traditionell in Sonoma starken Clint Bowyer einen atemberaubenden Dreikampf, den der jüngere Kyle Busch am Ende für sich entscheiden konnte. Dabei darf er sich auch bei seinem großen Bruder bedanken, denn Kurt beschäftigte den ebenfalls pfeilschnellen Bowyer bis zum Schluss und ging schließlich gar noch vorbei. Als Belohnung durften die beiden Gambler aus Las Vegas einen Doppelsieg feiern. Zudem konnte die Busch-Gang damit auch die beiden letzten Saisonrennen in Michigan und eben Sonoma für sich entscheiden.

Mit Blick auf die Chase-Qualifikation bleibt die Luft für Kyle Busch trotzdem extrem dünn. Zwar hat er mit dem Erfolg in Kalifornien den wichtigen Sieg eingefahren, aber die zweite Voraussetzung zur erfolgreichen Teilnahme an der Playoff-Runde steht noch in weiter Ferne. Der Sieg kommt erst zum Tragen, wenn sich Busch innerhalb der Top 30 platzieren kann. Keine Top 30 = kein Chase. Der Rückstand auf diesen heiß begehrten 30. Platz ist groß: 136 Zähler gilt es auf Cole Whitt in nur noch zehn Saisonläufen aufzuholen. Ein Unterfangen, das so gut wie unmöglich zu sein scheint. Konstante Top Ten-Ergebnisse sind nun Pflicht, wenn es die #18 dieses Jahr noch in die Playoffs schaffen möchte, es sei denn, die NASCAR macht (mal wieder) eine Ausnahme…

Über die Teilnahme an der Endrunde braucht sich unterdessen Jimmie Johnson absolut keine Gedanken mehr zu machen, trotzdem wird er mit enttäuschter Miene aus Sonoma abgereist sein. Mit einer reifenschonenden Fahrweise streckte die #48 die eigenen Stints so weit wie nur irgendwie möglich, um sich einen Boxenstopp zu sparen. Dabei baute das schwarze Gold wesentlich geringer ab als beim Großteil der Konkurrenz. Der Plan schien aufzugehen, bis sich kurz vor Schluss die Hinterachse am Fahrzeug von Casey Mears verabschiedete und Teile samt Reifen und Bremsscheibe durch die Botanik kullerten. Die anschließende Gelbphase sah fast alle Fahrzeuge in der Boxengasse, nur Johnson blieb mit vier weiteren Fahrzeugen draußen.

Diese stellten allerdings für Busch, Bowyer & Co. kein großes Hindernis dar und wurden schnell überholt. Dementsprechend war auch die #48 zügig in Reichweite und diese hatte mit ihren alten Reifen den Gegnern absolut nichts mehr entgegenzusetzen. Schlussendlich war es ein klassischer und zugleich ungewohnter taktischer Fehlgriff von Crew Chief Chad Knaus. Damit die Strategie funktioniert hätte, wären mindestens doppelt so viele Fahrzeuge auf alten Reifen nötig gewesen und selbst dann wäre es am Schluss noch knapp geworden. Doch wie viele Fahrer letztendlich ihre Boxen für neue Reifen aufsuchen werden, lässt sich vorher immer schlecht abschätzen und so steht man als Führender auch schnell mal schlecht da. Beruhigend ist, dass selbst der legendäre Knaus mal daneben liegen kann.

Nicht nur verschiedene Strategien ließen das ganze Rennen über Spannung aufkommen, auch viele hitzige Zweikämpfe sorgten für besten Unterhaltungswert. Dabei verschaffte sich David Ragan wohl ein paar neue Freunde. Noch früh im Rennen wurde er ausgangs der Kurve 7a von Martin Truex Jr. leicht neben die Strecke geschoben und nach erfolgreicher Rückkehr auf den asphaltierten Teil des Kurses steckte er keinen Millimeter zurück und schickte die #78 in die Streckenbegrenzung. Für Truex wurde es nichts mit einer Wiederholung des Erfolges von 2013, Ragan hingegen durfte im weiteren Rennverlauf erneut für Unmut sorgen.

In der Endphase kam es fast an der gleichen Stelle zu einem weiteren Unfall. Dieses Mal war es jedoch David Ragan, der seinen Gegner Carl Edwards abseits der Strecke drängte. Dieser musste notgedrungen über die hohen Curbs von Sonoma fahren und landete nach der anschließenden Flugeinlage in der Seite der #55. Beide manövrierten sich dadurch ansehnlich im Synchronflug in die Reifenstapel und nach einem kurzen Barbecue am MWR-Toyota war das Rennen für beide Piloten beendet. Als großer Sportsmann zeigte sich anschließend Edwards, als er die Schuld für den Zwischenfall auf seine Kappe nahm, obwohl ich mich bis heute schwer tue, auch nur einen Hauch dieser bei ihm zu erkennen. Ragan war an diesem Tag einfach etwas übermotiviert unterwegs.

Jeff Gordon hingegen kam immerhin in den Genuss, das Rennen zu beenden. Sein letzter Ausflug an die von für ihn von Erfolg geprägten Wirkungsstätte verlief ernüchternd. Über lange Strecken musste er sich gar seinem Teamkollegen Dale Earnhardt Jr. geschlagen geben, was einem Rundkursspezialisten wie Gordon augenscheinlich ordentlich angefressen hatte und knapp 30 Runden vor Schluss zu einem Totalumbau der #24 führte. Dabei forderte Gordon die Anpassung auf die Abstimmung der #88 und verbrachte dadurch Ewigkeiten an der Box. Als Letzter beim Restart galt es nun, verlorene Trackposition gutzumachen. Als er bei der letzten Caution als einer der wenigen Piloten der Box fern blieb, war sein Rennen eigentlich schon besiegelt. Mehr als Position 16 sprang für ihn nicht mehr heraus.

Immer noch besser als bei AJ Allmendinger. Von Pole aus ins Rennen gegangen musste dieser direkt beim Start Kurt Busch ziehen lassen und gemeinsam demontierten sie das restliche Feld. Während Kurt durch seine Strategie öfters in viel Verkehr geriet und zurück fiel, verabschiedete sich bei Allmendinger um Runde 60 der Benzindruck. Nach einer kurzen Reparatur in der Garage ging es für ihn dennoch weiter, allerdings sollte unterm Strich nur ein 37. Platz bei zwölf Runden Rückstand herausspringen. Wahrlich nicht das, auf was die Crew bei JTG Daugherty Racing dieses Wochenende gehofft hatte, denn unter normalen Umständen wäre die #47 ein heißer Kandidat auf den Tagessieg gewesen. Für meine Favoriten auf den Sonoma-Erfolg war an diesem Wochenende also nichts zu holen, welch glückliches Händchen.

Diese Woche läuten wir mit dem Coke Zero 400 die zweite Saisonhälfte ein und es sollte nicht weniger spannend werden, denn es geht wieder nach Daytona! Vorher lohnt sich jedoch noch ein Blick auf das Endergebnis vom Sonoma-Wochenende sowie die aktuellen Tabellen der Fahrer und Ownerwertung.

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1 Kommentare

floehde 30 Juni, 2015 - 19:29

Ich fand nicht, dass Chad Knaus einen Fehler gemacht hat. Hätte er Jimmie Johnson bei der letzten Gelbphase reingeholt, wären eine Menge Verfolger draußen geblieben. Das ist das Los des Leaders. Er hatte die Wahl zwischen Pest und Cholera. In Sonoma hatte Jimmie eben Pech, an anderer Stelle wird er dann einmal Glück haben.

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