Mit einem nahezu unerprobten Low-Downforce-Paket starteten die 43 Irren Samstagnacht in ein schlitterndes Spektakel, das schlussendlich einer der besten Fahrzeugdompteure für sich entscheiden konnte. Die Anpassungen scheinen in die richtige Richtung zu gehen.
Aufgrund vieler ausgewaschener Trainingssitzungen und auch einem abgesagten Qualifying ging es für die Fahrer im Sprint Cup nahezu unvorbereitet in das Quaker State 400, und das obwohl die NASCAR zum ersten Mal ein neues Low-Downforce-Paket mit an die Strecke gebracht hatte. Dieses sollte den Effekt der Dirty Air durch weniger Abtrieb deutlich verringern, wie Kristian in seiner Vorschau bereits genauer erläuterte. Schon nach den ersten Runden war klar, dass dieser Ansatz Wirkung gezeigt hatte. Die Fahrer hatten ihre liebe Mühe und kämpften mit Übersteuern. Mit vielen Anpassungen über das Rennen hinweg konnte dem entgegengewirkt werden, eine anspruchsvolle Fahrweise blieb jedoch erhalten.
Auch die Dirty Air wurde augenscheinlich stark verringert, denn Angriffe waren am Samstag nun endlich aus allen Positionen möglich. Keiner versauerte mehr in der Luft des Vordermannes, sondern konnte nun Angriffe starten, was uns wiederum viele spannende Duelle auf der Strecke lieferte. Allerdings muss man hier auch in Betracht ziehen, dass der Kentucky Speedway durch sein geringes Banking und die niedrigen Kurvengeschwindigkeiten dem Ganzen in die Karten spielte, womit die Frage bleibt, wie sich solch ein Paket auf Strecken wie Charlotte oder Texas auswirken würde. Ein Schritt in die richtige Richtung wäre es allemal. Die NASCAR plant für dieses Jahr noch weitere Rennwochenenden mit angepasster Aerodynamik in Darlington, Indianapolis und Michigan, wobei bei den beiden Letztgenannten mit mehr Abtrieb gefahren werden soll.
Begeistert von den Anpassungen zeigte sich nach dem Rennen unter anderem Kyle Busch. Dafür hatte er auch alle Gründe, denn er konnte die Schlitterpremiere für sich entscheiden. 163 der 267 Runden führte der knallgrüne M&M-Toyota in Kentucky und holte sich damit hochverdient den Sieg vor Penske-Pilot Joey Logano. Damit hätten wir auch schon die beiden dominanten Teams des Abends abgehandelt, denn besonders Busch und Brad Keselowski duellierten sich über das gesamte Rennen hinweg. Der Pitcrew des Miller-Fords passierten jedoch gleich zwei eklatante Fehler, was Keselowski immer wieder eine aussichtsreiche Position kostete und schlussendlich auch die Chance auf den Sieg.
Daraus konnte Joey Logano Kapital schlagen und Kyle Busch in einem spannenden Schlussspurt Paroli bieten, musste sich letztendlich aber trotzdem der #18 geschlagen geben. Immerhin konnte er sich noch vor der restlichen Toyota-Armada von Joe Gibbs ins Ziel manövrieren, die an diesem Abend verdammt stark auftrat. Die Plätze drei bis fünf sahen mit Denny Hamlin, Carl Edwards und Matt Kenseth allesamt Gibbs-Toyotas ins Ziel einlaufen. Damit lässt sich nach dem ersten Auftritt des Aerodynamik-Paketes klar konstatieren, dass man sich bei Penske und JGR sich am schnellsten an die neuen Gegebenheiten anpassen konnte. Bei den Chevrolet-Topteams von Hendrick Motorsports und Stewart-Haas Racing verschwand die diese Saison vielfältig erfahrene Dominanz hingegen. Dies sollte nicht weiter tragisch sein, denn diese Woche geht es mit gewohnter Aerodynamik Richtung New Hampshire.
Werfen wir noch mal einen genaueren Blick auf den Sieger Kyle Busch. Dieser hat immer noch die Qualifikation zum diesjährigen Chase als Ziel und die Voraussetzung eines Sieges immerhin seit Sonoma erfüllt. Nach dem ersten Saisonerfolg vor zwei Wochen standen noch Stolze 136 Punkte Rückstand auf den an Platz 30 liegenden Cole Whitt zu Buche. Nach zwei weiteren Rennen und dem erneuten Freudentaumel in Kentucky sind es nur noch deren 87. Selbst mit mathematischen Grundkenntnissen erkennt man schnell, dass dies ganze 49 Zähler weniger sind und damit ein klarer Trend zu erkennen ist. Bei noch acht zu fahrenden Saisonläufen bis zum Chase-Start erscheint eine Finalrunde mit beiden Busch-Brüdern immer wahrscheinlicher. Zumindest, wenn Kyle seinen Toyota in den nächsten Rennen nicht einige Male zerlegt.
War sonst noch was? Ja! Man mag es kaum glauben, aber Roush-Fenway Racing konnte am vergangenen Wochenende als Team ein sehr solides und Mut machendes Ergebnis abliefern. Dabei schob Ricky Stenhouse Jr. nicht nur Jeb Burton in die Streckenbegrenzung sondern auch seinen Ford auf einen überraschenden elften Platz. Nicht weit davon entfernt sah Trevor Bayne die Zielflagge auf Position 13. Urgestein und Roush-Veteran Greg Biffle komplettierte die Ford-Truppe mit einem 16. Platz. Augenscheinlich kam dem ehemaligen Ford-Spitzenteam das neue Abtriebspaket entgegen, daher bleibt abzuwarten, ob sich dieses Ergebnis in ähnlicher Form am kommenden Wochenende bestätigen lässt. Trotz alledem war in den letzten Wochen bei der Mannschaft um Jack Roush ein leichter Aufwärtstrend zu verzeichnen, auch wenn es eigentlich eh nicht mehr weiter runter gehen konnte.
Bleibt uns noch eine kleine Geschichte vom Bolzplatz Kentucky. Die #88 von Dale Earnhardt Jr. hatten während des Rennens die Bremsen verlassen und somit benutzte er kurzerhand die #10 von Danica Patrick zum entschleunigen, die er damit fachgerecht in die farblich passende SAFER-Barrier entsorgte. Wenig amüsiert machte Danica ihren Unmut während und nach dem Rennen klar deutlich. Eine Entschuldigung seitens Earnhardt wird jedoch ausbleiben, denn er sieht sich mit seinen Bremsproblemen im Recht. Der Einwurf von Danica, doch auf eine andere Linie auszuweichen, scheint dabei durchaus nachvollziehbar zu sein, aber dabei hätte es wohl die #88 in die Wand bugsiert. Eine kleine Entschuldigung halte auch ich als Junior-Sympathisant daher für angebracht.
Doch diese Woche haben sich eh alle wieder lieb, wenn es in das ländliche und wunderschön anzuschauende Loudon auf die Magic Mile geht. Vorher bleibt noch der Verweis auf das Ergebnis des Quaker State 400 sowie auf die Tabellen der Fahrer- und Ownerwertung.
2 Kommentare
Wenn ich das richtig überrissen hab‘, entstanden die Bremsprobleme bei „Daniel Ehrenhart“ bereits nach kurzer Zeit, weil er vergessen hatte ( !!! ), die Bremsenkühlung einzuschalten…. – (Einen weiteren Kommentar zu dem Thema verkneife ich mir, auch wenn’s schwer fällt)
Danke für deine ausführliche Analyse des Rennens, Steffen.
Ich hoffe auch, das Kyle B. es in den Chase schafft, .. aber es wird schwer; ein „blödes“ Rennen, in dem du unverschuldet früh abgeschossen wirst… und schon war’s das!
Interessant ist auch ein Denkmodell, welches während des Rennens von JackKnife im Chat angestoßen wurde: er meinte sinngemäß, NASCAR könnte auch eine „Freikarte“ für Kyle ausstellen; auch wenn er nicht in den P30 landet, darf er wegen seiner Siege trotzdem in den Chase – diese Entscheidung sollte aber zeitnah erfolgen. Ich wäre dafür!
Ich bin mir sogar fast sicher, dass die NASCAR bei Kyle Busch im Falle einer Platzierung außerhalb der Top 30 einen Joker ziehen würde. Mit zwei Siegen hätte er sich diesen jedenfalls verdient. Die Entscheidung darüber wird aber wohl erst nach dem Richmond-Rennen fallen, da erst dann klar ist, ob er es selber in die Top 30 geschafft hat oder etwas Hilfe braucht. Meine Hoffnungen jedoch sind recht groß, dass er es ohne Hilfe sondern aus eigener Kraft schafft.
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