Wir hatten die Chance den neuen Audi A4 als Vorserienfahrzeug im Schwarzwald zu fahren und vor allem die Neuerungen im Innenleben gefallen uns extrem gut.
Um ehrlich zu sein mussten wir beim neuen Audi A4 schon mehrmals hinsehen, um die Neuerung am Außenkleid der Mittelklasse-Limousine zu sehen. Doch nach einigem Betrachten fallen einem dann doch die kleinen Details auf, die man in der Audi Designabteilung verändert hat und dabei ist es vor allem die Designverliebtheit die gefällt. So hat man z.B. eine Motorhaube, die komplett bis zur A-Säule reicht und auch seitlich wird sie erst durch die Kotflügel des Fahrzeugs begrenzt. Dadurch wirkt das Fahrzeug dann als noch etwas mehr als Gesamtpaket und auch dank der Einkerbungen links und rechts der Motorhaube erreicht man einen cw-Wert von 0.23 bei der Limousine und 0.26 bei dem Kombi. Doch bevor wir jetzt schon zu den technischen Details des Fahrzeuges kommen, geht er erst einmal um die Veränderung am Exterieur.
Exterieur
Die Front des neuen Audi A4 kommt kantiger und bulliger daher, als es noch bei der aktuellen Generation der Fall ist. Das liegt auch an der Verbreiterung des Fahrzeuges um einige Millimete, während die Höhe gleich geblieben ist. Auch wird das kantige Frontdesign durch die neuen Matrix-LED Scheinwerfer betont, die im „Hakendesign“ angeordnet sind und dank dieser dürfte man dann auch relativ schnell den Unterschied zwischen dem neuen A4 und dem aktuellen merken. Auch beim Singlefram-Grill gibt es einen kleinen Unterschied, denn statt der üblichen Trapezform hat man sich jetzt für einen sechseckigen Singleframe-Grill entschieden, ähnlich wie er auch beim neuen Audi Q7 an der Front prangt. In der Sport Variante bekommt man zudem noch vorne einen kleinen Frontspoiler und zusätzliche Blades, die bei der Luftführung und Kühlung des Motors hilfreich sind.
Seitlich betracht gefällt die Seitenkante, die sich jetzt von den Frontscheinwerfern bis zu den Heckscheinwerfen zieht und so relativ einmalig sein dürfte. Ansonsten hat man sich eines ähnlich Tricks wie bei der C-Klasse bedient und durch eine Einbuchtung an der Seite erscheint das Fahrzeug je nach Perspektive länger oder kürzer. Zusätzlich hat man dadurch einen Seitenschweller geschaffen, der das Fahrzeug auch etwas breiter erscheinen lässt. Eine komplette Neuentwicklung sind die Seitenspiegel, die jetzt wesentlich aerodynamischer sind und dabei auch noch für eine Verringerung der erzeugten Außengeräusche sorgen. Ein ganz nettes Feature sind zudem die Türgriffe, dich sich nun vertikal öffnen.
Auch am Heck des Audi A4 hat sich nicht soviel verändert. Die Scheinwerfer verlaufen jetzt leicht abfallend und erinnern dabei ein bisschen an die des Skoda Superb. Ansonsten hat man wieder eine leicht Abrisskante am Kofferraum, die für eine bessere Aerodynamik sorgen dürfte. Bei dem Avant gibt es zudem einen kleinen Heckspoiler, der nicht für mehr Anpressdruck sorgt, sondern für einen geringeren Luftwiderstand.
Insgesamt fällt also das Design des neuen Audi A4 recht konservativ aus und wem der aktuelle Audi A4 gefällt, dem wird auch der neue gefallen. Besonders dürften sich auch die Besitzer des aktuellen Audi A4 freuen, denn der Wagen dürfte weiterhin Preisstabil bleiben und kaum durch die Vorstellung des neuen Audi A4 einbrechen.
Interieur
Im Innenraum des neuen Audi A4 findet man zwar keine Innovationen, aber dafür viel Technik die es davor nur in der Oberklasse gab. Zusätzlich kann man sich auch das „Virtual Cockpit“ in seinen Audi A4 bauen lassen und inzwischen bin ich komplett begeistert von dem Audi MMI (Multi Media Interface) in Verbindung mit dem Virtual Cockpit. Nachdem ich beim Test des noch etwas skeptisch war, bin ich inzwischen komplett begeistert. Besonders gefällt, dass man die Kurvenradien der nächsten 5-6 Kurven sehen kann und so schon einschätzen kann, wie schnell ca. man die Kurve anfahren kann. Vor allem Nutzer von Renn- bzw. Rallyspielen dürften dieses Gefühl nachvollziehen können. Zusätzlich hat der Audi A4 endlich ein Head-up-Display mit an Bord und der erste Eindruck war ein guter. Nur bei der Geschwindigkeitserlaubnis hing das System noch einige Male hinterher, jedoch sollte man dies bis zur Serienproduktion beheben können.
Für alle die eher klassisches Infotaiment statt dem Virtual Cockpit bevorzugen bleibt dann noch der 8,3 Zoll große Bildschirm auf dem Armaturenbrett. Der Bildschirm wirkt dabei nicht so aufgesetzt, wie es bei Mercedes der Fall ist, sondern als feste Komponente des Fahrzeuges. Bedient wird das System über einen Drehschalter in der Mittelkonsole, sowie über einige Knöpfe. Leider konnte ich das System nicht lange testen, aber nach meiner Kurzeinschätzung sollte man recht schnell mit dem System klar kommen.
Wirklich sehr schön ist die Klimaanzeige direkt im Armaturenbrett. Die Drehschalter für die Klimaregulierung zeigen direkt die Temperatur an und die Schalter für die Sitzheizung bzw. Belüftung sind Kippschalter, mit den man ein bisschen sich an der Flugzeug Optik orientiert. Die Bedienung von Systemen mit Kippschaltern finde ich übrigens recht gut bei so einer simplen Sache wie der Belüftung, da man eh nur in zwei Richtungen navigieren kann.
Auffallend ist, dass es keine richtige Verbindung mehr zwischen der Mittelkonsole und dem Amaturenbrett gibt. Dadurch hat man den Eindruck eines „schwebenden“ Armaturenbretts, was mir persönlich ganz gut gefällt. Zusätzlich hat man durch das aufgesteckte Infotaiment genügend Platz, um die Belüftung quer durch das Armaturenbrett laufen zu lassen. Auch bei den verbauten Materialien und der Materialanmutung konnte man sich zum Vorgänger steigern und ist jetzt wieder auf einem Niveau mit den restlichen deutschen „Premiummarken“.
Während man vorne eine wirklich gute Sitzposition hat, wird es hinten schon etwas schwieriger. Die Beinfreiheit ist zwar noch ausreichend, aber am Kopf wird es dann bei einer Körpergröße über 1,85m doch recht knapp. In dem Fall sollte man dann eher auf den Avant zurückgreifen, der dann auch noch etwas mehr Kopffreiheit bietet.
Für alle die gerne ihr Smartphone im Auto benutzen bleibt dann noch Apple Car Play und Android Auto. Leider konnte ich beides nicht ausprobieren, aber die Systeme haben sich bereits im Volkswagen Konzern als gut laufend bewiesen. Übrigens können auch einige Smartphones per Induktion geladen werden, falls dies vom Handy unterstützt wird. Ansonsten dürfte man auch das Smartphone über die USB-Eingänge aufladen können und auch eine Verbindung zwischen Auto und Smartphone via Bluetooth sollte möglich sein.
Fahrgefühl
Wir haben uns vor allem den Diesel Motoren gewidmet, da diese knapp 80% der verkauften Audi A4 in Deutschland ausmachen. Fangen wir mit dem V6-Reihenzylinder Diesel an, der stattliche 272PS und 600NM abliefert und so den Wagen in 5,3 Sekunden von 0-100KM/H beschleunigt, was auf dem Niveau des aktuellen S4 ist. Also rein hinters Steuer, das Fahrzeug auf „Dynamic“ gestellt und los geht es Richtung Schwarzwald. Im Dynamic Mode zeigt der A4 sein sportliches Talent, auch wenn er dabei glücklicherweise nicht komplett seinen Komfort verliert, sondern immer einen Mittelweg geht. Doch weg von fast schon objektiven Dingen und hin zum reinen Fahrgefühl und dafür haben wir uns nicht irgendeine Straße ausgesucht, sondern die „Schauinslandstraße“ auf der bis in die 1980er Jahre Bergrennen stattfanden.
Also ab in die erste Kurve zum Aufstieg und direkt testen, wie viel Sportlichkeit der Wagen wirklich besitzt. In der ersten Kurve haben wir uns zuerst zurückgehalten, da das Fahrzeug noch ein Vorserienfahrzeug ist und man nie weiß, wie das Fahrzeug an der (persönlichen) Leistungsgrenze reagiert und direkt zieht unser Vordermann uns weg. Da ist also noch einiges drin und wir entscheiden uns, die nächste Kurve wesentlich schneller und sportliche anzufahren und dann erleben wir doch eine kleine Überraschung. Kein Untersteuern, wenn man früh aufs Gas geht und die Kurven kann man schneller fahren, als man von dem Fahrzeug erwartet. Dank des quattro-Antrieb klebt das Fahrzeug auf der Straße und durch kleine Gasstöße hat man immer ein komplett neutrales Auto, das man dank direkter Lenkung immer dort hinbekommt, wo man es haben möchte.
Extrem hilfreich ist dabei auch die neue elektromechanische Lenkung, mit der man noch genauer die Lenkung für solche Fahrten einstellen kann und zudem spart die Lenkung auch noch 3,5 Kilogramm im Vergleich zum Vorgänger ein. Denn auch die Gewichtsersparnisse ist eine der Gründe, wieso der neue Audi A4 so extrem gut auf der Straße liegt, denn man konnte immerhin knapp 120 Kilogramm einsparen und befindet sich jetzt nur noch um die 1.400 Kilogramm. Wenn man dann das Gewicht durch die Leistung teilt, kommt dabei ein guter Wert von 1PS pro 5,71 Kilogramm heraus und das spürt man durchaus. Positiv fällt auch auf, dass der Wagen kein Problem bei schnellen Lastwechseln hat und extrem stabil auf der Bremse ist.
Falls man mal keine (ehemaligen) Bergrennstrecken hochfährt, kann man auch einfach den Fahrmodus „Comfort“ einschalten und über die Straße gleiten. Die Lenkung wird weicher und auch das Fahrwerk federt wesentlich besser die Straßenunebenheiten weg. Noch etwas Verbesserung würde der Start-Stopp-Automatik ganz gut tuen, da sie momentan noch relativ wahllos wieder den Motor startet. Aber auch dieses Problem sollte man bei den Serienfahrzeugen nicht mehr haben. Ansonsten läuft das Fahrzeug dank der neuen Assistenzsysteme sehr gut im Straßenverkehr und kann zumindest in Staus sich schon autonom fortbewegen.
Während uns auch 2.0 TDI mit 190 PS extrem viel Spaß gemacht hat, gehen bei dem Benziner die Meinungen etwas auseinander und leider konnten wir kein Benziner aufgrund der kurzen Zeit selbst bewegen. Jedoch soll er etwas schwerer sein als die Dieselversionen und das soll auch spürbar sein. Genaueres können wir aber leider noch nicht sagen, probieren aber beim nächsten Test mal einen Benziner zu pilotieren.
Fazit
Der Audi A4 ist spätestens mit der neuen Generation kein Vertreterauto mehr, dass einen nur noch komfortable von A nach B bringen soll. Vielmehr hat Audi es geschafft die neuen Features aus dem Audi A8 und dem Q7 in den A4 zu übernehmen und hat damit das Fahrzeug noch näher an die Oberklasse herangebracht. Auch auf der Fahrdynamik Seite konnte man sich deutlich steigern und dank „Audi drive select“ kann man sich sowohl sportlich, als auch mal komfortabel fortbewegen. Einzig das Platzangebot im Fond dürfte noch etwas großzügiger sein in der Limousine. Ansonsten gibt es kaum Kritikpunkte an dem neuen Audi A4 und man merkt die perfektionistische Ader eines Ulrich Hackenberg, der seit 2013 Entwicklungschef bei Audi ist und auch direkt den Produktionsstart des Audi A4 um ein Jahr verschoben hat. Einzig ein bisschen mehr Mut beim Design des Exterieur hätten wir uns gewünscht, denn der Wagen ähnelt noch stark seinem Vorgänger.
Wir würden wohl den 2.0 TDI mit 190PS zusammen mit dem „S line Sportpaket“ buchen, da dies den Audi A4 sportlicher erscheinen lässt und auch das abgeflachte Lenkrad ist schöner und angenehmer als die normale runde Version. Auch würden wir das „Virtual Cockpit“ in unseren Audi A4 konfigurieren, da das System im Alltagsgebrauch praktisch ist und auch die Ablenkung ist wesentlich geringer, als wenn man auf einen Bildschirm abseits der Instrumentenanzeige schauen müsste. Offizielle wird der Wagen der Öffentlichkeit auf der IAA präsentiert und die Serienproduktion beginnt im November. Der Preis dürfte für die Basisvariante bei knapp über 30.000€ liegen, jedoch sollte man bei normaler Ausstattung schnell bei 40.000€ angekommen sein. Leider gibt es noch keine genauen Daten zu den einzelnen Ausstattungsvarianten, aber sobald es die gibt, findet ihr die hier im Artikel.