Eines der traditionsreichsten und zugleich langweiligsten Rennen der Saison steht auf dem Programm, doch Moment mal: Dieses Jahr ist alles anders, denn die NASCAR bringt wie schon in Kentucky ein eigens angepasstes Aero-Paket mit an den Brickyard, das die Rennaction endlich anheben soll.
Der Indianapolis Motor Speedway ist nicht wirklich für aufregenden Stock-Car-Sport prädestiniert, doch trotzdem verirrt sich die NASCAR-Oberklasse seit 1994 jedes Jahr ein Mal in die Hauptstadt von Indiana, um das Brickyard 400 in Angriff zu nehmen. Dabei gilt das Rennen als sehr prestgeträchtig, was wohl eher an der Strecke liegen dürfte. Für die schwerfälligen NASCAR-Boliden sind die vier mit neun Grad überhöhten Kurven nicht wirklich gemacht, denn es gibt nur eine wirklich schnelle Linie um den Kurs, womit aufregende Side-by-Side-Duelle hier eher Mangelware sind bzw. waren. Das soll sich dieses Jahr nun ändern, denn die NASCAR hat einen genialen Plan über die Saison hinweg erarbeitet.
Wie schon in Kentucky wird man ein modifiziertes Aerodynamik-Paket an die Teams liefern, um so auf die besondere Streckencharakteristik zu reagieren. Dabei geht man mit den Abtriebswerten nicht etwa runter – wie noch vor zwei Wochen geschehen – sondern nähert sich eher den IndyCars an. Mit riesigen Spoilern soll mehr Abtrieb generiert werden, womit sich die Höchstgeschwindigkeiten etwas eindämmen und die Kurvengeschwindigkeiten erhöhen. Ein Daytona 2.0 könnte man fast spöttisch sagen, da damit zumindest auf dem Papier das Feld wesentlich enger zusammenrücken sollte. Als wichtigste Änderungen wird man den Heckspoiler von sechs Zoll (15,24 cm) auf neun (22,86 cm) ausdehnen und der Front Splitter auf zwei Zoll (5,08 cm) überhangen.
Doch ein Faktor rückt durch die Anpassungen wieder in den Vordergrund: Die Dirty Air. Während man diesem Grip-nehmenden Fluch mit weniger Abtrieb in Kentucky noch erfolgreich entgegenwirken konnte, geht man nun in die komplett andere Richtung. Somit wird sich wahrscheinlich der Effekt der Dirty Air nochmals verstärken und so noch schlimmere Ausmaße annehmen, als z.B. dieses Jahr schon auf vielen 1,5 Meilen Ovalen zu sehen war. Überholvorgänge könnten F1-Seltenheitswert erreichen, wenn da nicht der nun größer werdende Windschatten wäre. Dieser sollte auf den langen Geraden des Indianapolis Motor Speedway durchaus für einige Ansaugversuche gut sein und somit auch beim Überholen helfen. Für die NASCAR bleibt es an diesem Wochenende trotzdem eine Reise ins Ungewisse.
Für Jeff Gordon geht es zum letzten Mal auf das Ziegelwerk. Dabei gehörte der Kurs in Indiana immer zu seinen erfolgreichsten Strecken. 1994 konnte er das erste Rennen der NASCAR-Königsklasse für sich entscheiden und auch in der letzten Saison fuhr die #24 in die Victoy Lane ein. Insgesamt fünf Erfolge konnte Gordon erringen und krönt sich damit zum erfolgreichsten Piloten in Indy bisher. Ein weiterer Sieg wäre angesichts der bisher sehr mäßigen Saison nicht nur wünschenswert sondern gar verdammt wichtig, um die Chase-Qualifikation in seiner letzten Sprint Cup-Saison abzusichern.
Wenn man sich jedoch die Serie von Kyle Busch in den letzten Rennen anschaut, dann wird auch ein Sieg im Brickyard 400 nur über ihn gehen. Zudem fehlt beiden Busch-Brüdern noch ein Triumph auf dem legendären Kurs, warum also nicht mit dieser Tradition an diesem Wochenende brechen? Dagegen wird jedoch auch Jimmie Johnson etwas haben, denn mit vier Erfolgen in den letzten neun Jahren bewies er auch hier mehrmals seine Klasse.
Ein traditionsreiches Rennen zieht auch immer viele Teams an. Deren 46 werden versuchen, die 43 Startplätze für das Rennen am Sonntag zu ergattern. Dabei wird Chase Elliott ein weiteres Vorbereitungsrennen mit Hinblick auf das nächste Jahr für Hendrick Motorsports unter die Räder nehmen. Josh Wise lässt sich dieses Wochenende in der #32 blicken und Brian Scott in der #33. Reed Sorenson wird sich wieder mit der #62 am Qualifying versuchen, an dem er in der letzten Woche in New Hampshire als Einziger gescheitert war. Abgerundet wird die Meldeliste von der Leavine Family mit der #95 und Michael McDowell.
Um das Wetter müssen wir uns diese Woche wohl nicht allzu viele Sorgen machen. Während der Freitag und Samstag trocken bleiben, wird es am Sonntagvormittag wohl etwas nass. Das sollte sich allerdings bis zum Rennstart gelegt haben, womit uns am Sonntag bei NBC und MotorvisionTV wieder das V8-Dröhnen begrüßen darf. Die TV-Zeiten gibt es wie üblich weiter unten. Zum Schluss sei noch auf die aktuellen Stände der Fahrer- und Ownerwertung verwiesen.
Freitag, 24.07.2015
18:00 Uhr, Xfinity Series Practice, NBCSN
19:00 Uhr, Sprint Cup Practice, NBCSN
20:30 Uhr, Xfinity Series Final Practice, NBCSN
22:00 Uhr, Sprint Cup Final Practice, NBCSN
Samstag, 25.07.2015
17:30 Uhr, Xfinity Series Qualifying, NBCSN
19:00 Uhr, Sprint Cup Qualifying, NBCSN
21:30 Uhr, Xfinity Series Race, NBC
Sonntag, 26.07.2015
21:30 Uhr, Sprint Cup Race, NBC & MotorvisionTV (Green Flag: 15:49 Uhr)