Das Rennen in Pocono kam nach einer zähen Anfangsphase doch noch in Fahrt und lieferte neben spektakulären Restarts auch einen sensationellen Spritpoker, den ich mit diesem Ergebnis so bisher noch nicht gesehen hatte. Am Sonntag erwischte es gleich die kompletten Top 3, sodass Matt Kenseth schließlich abstauben konnte.
Ich war ja in der Vorschau für Pocono durchaus gnädig mit der Strecke und fühlte mich schlussendlich auch vom Rennen gut unterhalten, aber bezüglich der (eher spärlich vorhandenen) Sicherheit der Strecke müssen wir doch noch einmal reden. Bereits im Final-Practice am Samstag flog Jeb Burton ausgangs von Turn 3 direkt in die Boxengasse ab und crashte in die Mauer, hinter der die Crews und – mit einigem Abstand – auch Fans stehen, wenn das Rennen im Gange ist. Die nächste Schrecksekunde lieferte Kasey Kahne am Sonntag bereits nach sechs Runden, als er direkt in den immer noch sichtbaren Reifenspuren von Burton wandelte. Es flogen einige Helme von der Boxenmauer sehr hoch und weit – nicht auszudenken, was passiert wäre, hätte sich der Wagen eingehakt und einen Überschlag hingelegt. Was dann allerdings offensichtlich wurde, toppte alles:
Die Boxenmauer entpuppte sich als simple Metallbarriere mit sehr dünnem Fundament und auch der Vorläufer im Eingangsbereich der Boxengasse ist lediglich die bekannte Autobahn-Leitplanke. Ganz ehrlich Freunde? Das geht so nicht! Leitplanken haben im Oval definitiv nichts mehr zu suchen und auch die lange Start-/Ziel-Gerade kommt mir ohne SAFER-Barrier nicht wirklich renntauglich vor. Als ersten Schritt schlage ich eine Verlängerung der Trennungsmauer zwischen Strecke und Boxengasse nach hinten vor, was zum Glück derzeit offenbar schon diskutiert wird. Schritt zwei beinhaltet die Installation der bekannten nachgebenden Konstruktion zumindest auf dem ersten Teil der Frontstretch, da sonst ein Einschlag wie von Burton oder Kahne doch recht heftig abläuft. Die Wucht des Aufpralls sorgte zumindest bei der Boxenmauer in beiden Fällen für einen Einsatz der Schweißgeräte.
Nach der viertelstündigen Rot-Phase folgte eine Competition-Caution durch die NASCAR-Offiziellen und nur knapp danach der nächste Epic-Fail, in diesem Fall durch den Motor im Chevrolet mit der #4. Kevin Harvick wurde in aussichtsreicher Position nach nur 21 Runden von seinem Aggregat um ein gutes Finish gebracht, was bei seiner Platzierung in der Meisterschaft und der Anzahl seiner Saisonsiege jetzt aber nicht wirklich tragisch ist. So richtig in einen Fluss wollte das Rennen in der Anfangsphase nicht kommen, denn in Umlauf 29 sorgte ein streikendes Getriebe von Sam Hornish J.r für einen recht heftigen Auffahrunfall mit Ricky Stenhouse Jr. und schlussendlich dafür, dass man für die ersten 40 von 160 Runden eine geschlagene Stunde benötigte. Sicherlich war die rote Flagge maßgeblich dafür verantwortlich.
Einen Fuel-Run später, der tatsächlich mal unter Grün absolviert werden konnte (ca. 30 Runden), sorgte Brad Keselowski für die nächste Schnappatmung, als er wesentlich zu spät bremste und zwei Mitglieder seiner Boxencrew abräumte. Der schwere Wagenheber landete dabei aus einem Meter Höhe nur knapp neben dem Brustkorb des Jack-Man. Zusätzlich machte sich ein Reifen selbstständig und rollte quer durch die Boxengasse, was die nächste Caution auslöste. Es folgten bei den anstehenden Restarts zwei weitere Unfälle im dichten Verkehr, allen voran ein Dreher von Kurt Busch. Dieser konnte die #41 zwar noch sensationell abfangen, bekam aber schließlich einen Rempler von Sam Hornish Jr. Später wurde Dale Earnhardt Jr. im Überrundungsverkehr von Cole Whitt über den Haufen gefahren.
Von Runde 75 bis 93 folgte eine weitere längere Grünphase, bevor Alex Kennedy die #33 in der Wand versenkte und damit die letzte der insgesamt acht Cautions herbeirief. Damit brach bereits die Schlussphase an, in welcher noch ein letzter Boxenstopp um Runde 123 herum zu absolvieren war, um das Benzinfenster einigermaßen schließen zu können. Während sich einige Teams sofort auf das Spritsparen verständigten, legte die Spitze mit Joey Logano, Kyle Busch und Martin Truex Jr. direkt flott los. Als man merkte, dass es vermutlich nicht reichen würde, nahm die Situation kuriose Züge an. Drei Runden vor Schluss drosselten die Top 3 merklich ihr Tempo, um den über zehnsekündigen Abstand umfassend auszunutzen. Einen Umlauf später rollte Logano aus, nur Momente danach auch Truex und schließlich blieb Busch direkt vor der Zielflagge ohne Sprit liegen.
Der – in diesem Fall – lachende Vierte war Matt Kenseth, der sinnigerweise den gesamten Fuelrun auf leisen Sohlen herumrollte. Die Top 5 komplettierten dann Brad Keselowski, Jeff Gordon, Dale Earnhardt Jr. und Greg Biffle, denen man nach dem Rennverlauf kein überragendes Ergebnis mehr zugetraut hatte. Auf den Plätzen bis zur 10 folgten Jimmie Johnson, AJ Allmendinger, Clint Bowyer, Tony Stewart und Carl Edwards. Als bemerkenswert empfand ich noch Rang 14 von Landon Cassill, der in der #40 ein schönes Resultat für das kleine Team von Hillman Smith Motorsports einfahren konnte.
Als Leidtragende des Benzinkrimis präsentierten sich wie erwähnt Martin Truex Jr. (19.), Joey Logano (20.) und Kyle Busch (21.). Logano holte mit 97 von 160 möglichen Umläufen klar die meisten Führungsrunden vor Busch mit deren 19. Zudem muss Kyle sich nun auf dem Weg in die Top 30 der Fahrerwertung eine weitere Woche mit dem Vollzug der Agenda gedulden. Immerhin liegt er aber nur noch 13 Punkte hinter den punktgleichen Teamkollegen David Gilliland und Cole Whitt auf Rang 32. Da am nächsten Wochenende der Road-Course in Watkins Glen auf dem Programm steht und noch vier weitere Rennen bis zum Chase folgen, sollten die Chancen für die #18 sehr gut stehen.
Das gesamte Rennergebnis kann bei Jayski inklusive weiterer Statistiken noch einmal nachgeschaut werden. Es folgen wie gewohnt die Fahrerwertung und die Owner-Punkte.