Joey Logano gelang am Sonntag in Watkins Glen ein klassischer Abstauber, nachdem die wahren Favoriten während des Rennens ihre Federn ließen. An AJ Allmendinger klebte wie in Sonoma wieder einmal das Pech, Tony Stewart blieb mit einem Schaden an der Hinterachse liegen und Kevin Harvick rollte in der letzten Kurve ohne Sprit aus.
Das Cup-Rennen in Watkins Glen präsentierte sich als äußerst kurzweilig, da man nach Abzug einer neunminütigen Rotphase lediglich zwei Stunden und 24 Minuten lang Fahrbetrieb auf die Strecke bekam. Von mir aus könnte man die Renndistanz gerne von 90 auf über 100 Runden verlängern. So richtig viel Action und Überholmanöver haben wir in diesem Jahr leider auch nicht bekommen, lediglich die letzte Runde blieb durch einen Spritpoker von Kevin Harvick künstlich spannend. In den letzten drei Saisons gab es da – wie in der Vorschau angesprochen – deutlich mehr auf dem Road-Course zu sehen. Leider mussten die Fans am Ende auch noch einen eher unverdienten Sieger hinnehmen, der mit einem klassischen Abstauber in die Victory-Lane einzog. Ich finde auch nicht, dass der Crew-Chief von Joey Logano strategisch besonders wertvoll entschieden hat. Die #22 war einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Dass man in der NASCAR mit nur einer Führungsrunde ein Rennen gewinnen kann, wurde am Sonntag extrem deutlich – Joey Logano reichte dazu sogar eine einzige Kurve. Schön für ihn ist natürlich die Tatsache, dass er sich bereits in der XFINITY Series am Tag zuvor siegreich präsentieren konnte. Solche Sweeps sind immer gut für das Selbstvertrauen. Der Knackpunkt an der Sache war das Benzinfenster, welches vor dem Rennen von Steve Letarte auf ca. 30 bis 32 Runden fixiert wurde. Damit lag der ansonsten sehr kompetente Experte von NBC jedoch ausnahmsweise um Meilen daneben. Logano und Kyle Busch (2.) gingen während der letzten Gelbphase in Runde 58 an die Box, was eine Restdistanz von eben genau 32 Umläufen ergab. Trotzdem verfügte die #22 anschließend noch über genügend Sprit, um die halbe Zielgerade schwarz einzufärben.
Wie lange ein Tankinhalt wirklich reichte, demonstrierte uns Kevin Harvick, der in Runde 51 im Rahmen der erwähnten Rotphase sein finales Lunchpaket abholte. Mit Hängen und Würgen kam die #4 bis in die letzte Kurve der letzten Runde, was unter dem Strich satte 39 Umläufe bedeutete – am Ende jedoch aber eben exakt einen Turn zu wenig. Harvick versuchte zwar noch, Joey Logano am Heck zu touchieren, um ihm etwas Schwung für den Sprint zur Ziellinie zu nehmen, doch dieses Unternehmen blieb leider erfolglos. Stattdessen wurde er seinerseits sogar noch von Kyle Busch einkassiert und erreichte als Dritter die schwarz-weiß-karierte Flagge. So bleibt Harvick schließlich nur der Trost, mit einer Anzahl von 29 die meisten Führungsrunden eingefahren zu haben.
Die Favoriten mussten unterdessen massiv Federn lassen: So bekam Polesitter AJ Allmendinger beim Spritsparen etwa zur Halbzeit des Rennens den Pechvogel auf dem Beifahrersitz platziert. Nach dem Ausschalten der Zündung ließ sich der Motor nicht wieder starten und die #47 verlor viele Plätze. Am Ende reichte es nur für Platz 24, was angesichts weiterer Einzelschicksale ja noch fast glorreich klingt. Tony Stewart belegte in der Ergebnisliste nur den 43. und letzten Rang, da er nach 56 Runden mit einem Schaden an der Hinterachse ausrollte. Ein Siegel war gebrochen und der #14 ging schlicht und ergreifend einfach das Öl im Getriebe aus. Denny Hamlin flog schon früh im Rennen die Motorhaube weg, diese konnte seine Boxencrew zwar ersetzen, doch mehr als Platz 27 war schlussendlich nicht zu holen.
Als mehr oder weniger desaströs dürfte wohl Hendrick Motorsports das Wochenende abschreiben: Jeff Gordon wurde zu Beginn des Nachmittags Opfer eines Bremsdefekts und verlor satte vier Runden, die er nie wieder aufholen konnte; der typische lange Tag im Büro also für die #24. Rang 41 war somit das höchste der Gefühle, nur einen Platz vor seinem Pechvogel-Teamkollegen Kasey Kahne. Dieser wurde kurz vor Rennhalbzeit bei einem Restart in einen Ziehharmonika-Unfall mit Jamie McMurray (40.) verwickelt, weil Sam Hornish Jr. (9.) ein Fehler beim Schalten unterlief. Die andere HMS-Hälfte in Person von Jimmie Johnson (10.) und Dale Earnhardt Jr. (11.) erreichte immerhin mit Müh und Not das Ende der Top-10.
Hinter den Top-3 und vor dem Hendrick-Rettungsboot liefen Matt Kenseth, Kurt Busch, Clint Bowyer, Brad Keselowski, Carl Edwards und Sam Hornish Jr. auf den Plätzen 4 bis 9 ein. Mit soliden Ergebnissen präsentierten sich noch Paul Menard (13.) und Danica Patrick (17.), wobei man das Gefühl bekam, dass Menard doch noch deutlich mehr hätte erreichen können. Kurze Randnotiz: Kyle Busch fuhr sich mit seinem zweiten Rang nun endlich in die Top-30 der Fahrerwertung und wäre Stand heute für den Chase qualifiziert. In den verbleibenden vier Rennen bis zum Beginn der Playoffs liegt sein Ziel nun in der Vergrößerung des Abstands auf Cole Whitt. Dieser beträgt zurzeit lediglich winzige sechs Pünktchen.
Das gesamte Rennergebnis kann bei Jayski inklusive weiterer Statistiken noch einmal nachgeschaut werden. Es folgen wie gewohnt die Fahrerwertung und die Owner-Punkte.