Über lange Zeit diktierte Joe Gibbs Racing die Show, doch in der Dunkelheit der Nacht schlug Team Penske zurück und holte sich mit Joey Logano den zweiten Sieg in Folge im Bristol-Herbstrennen.
Während sich Joe Gibbs Racing nach und nach selber aus dem Rennen nahm, schlug Joey Logano in der Samstagnacht eiskalt zu. Gegen Rennmitte rückte die #22 ins Flutlicht der Bristol-Dunkelheit und gab den Ton an. Im finalen, über 60 Runden währenden Zielsprint unter Grün konnte auch Kevin Harvick der #22 nichts mehr anhaben und musste sich mit der zweiten Position begnügen. Für Roger Penske ist es der zweite Sieg in Serie beim Irwin Tools Night Race, nachdem auch im Vorjahr die gelb-rote Höllenmaschine in der Victory Lane stand. Für Logano ist es der bereits dritte Saisonsieg und ein erstes Ausrufezeichen im Hinblick auf den Chase.
Ebenfalls beeindrucken konnte (erneut) Joe Gibbs Racing. Besonders die Anfangsphase hatte man fest in der Hand, bevor die Probleme in den Vordergrund traten. Bereits nach knapp über 100 Runden legte der Toyota-Motor von Matt Kenseth eine Raucherpause ein. Die #20 war damit bereits eliminiert. Die nächste Problempackung wurde an Kyle Busch zugestellt, der nur 150 Umläufe vor der karierten Flagge aufgrund eines lockeren Rades ungeplant seine Boxencrew besuchen musste. Trotz Rundenrückstand kämpfte er sich wieder bis auf den vierten Platz zurück, ehe eine Geschwindigkeitsüberschreitung in der Boxenstraße alle Siegeshoffnungen begrub. Am Ende waren es immerhin ein neunter Platz und die meisten Führungsrunden. Ebenfalls beste Siegeschancen hatte Carl Edwards, der kurz nach dem Boxenstopp von Busch ebenfalls seine Crew aufsuchen musste. Grund war ein platter Reifen, der seinen Dienst in Führung liegend verweigerte. Nur Denny Hamlin kam annähernd problemlos durch das Rennen, konnte in der Schlussphase allerdings nichts gegen Logano und Harvick ausrichten. Somit runden Hamlin auf P3 und Edwards auf P7 einen erneut starken JGR-Auftritt ab.
Wenn wir schon bei starken Toyota-Teams sind, dürfen wir diese Woche auch das arg gebeutelte Michael Waltrip Racing nicht vergessen. Teilweise durfte man David Ragan und Clint Bowyer gemeinsam in den Top Five begutachten, bevor der Selbstzerstörungsmodus aktiviert wurde. Als sich Ragan und Jimmie Johnson duellierten, steckte Bowyer ganz unverfroren seine Nase mit rein. Die #48 auf der äußersten Spur bekam dies augenscheinlich nicht so schnell mit und zog in gewohnter Manier zum Kurvenausgang hin nach unten und drückte damit Ragan in die #15 und ins Verderben. Die #55 verformte die Mauer und durfte in die Garage, während Bowyer eine Kurve später noch einen Stupser von Keselowski bekam. Zwar ebenfalls querstehend ging es für ihn anschließend immerhin noch weiter. Belohnt wurde Bowyer schlussendlich mit einem fünften Platz, was ihm mit Blick auf die Chase-Tabelle ein sattes Ruhepolster für die letzten beiden Rennen verschafft.
Wenn wir schon bei sich abschießenden Teamkollegen sind, darf an diesem Wochenende auch Roush-Fenway Racing nicht fehlen. Trevor Bayne drückte seinen Teamkollegen Ricky Stenhouse Jr. in die Außenmauer, der sich wenige Umläufe später übersteuernd in die Streckenbegrenzung verabschiedete. Generell war es abermals ein gebrauchter Tag für die Mannschaft von Jack Roush. Während beispielsweise Justin Allgaier seinen HScott-Chevrolet auf der zwölften Position ablieferte, kam Bayne als bester Roush-Pilot nicht über die 15. Position hinaus. Über das restliche Team hüllen wir lieber den Mantel des Schweigens, denn Ergebnisse außerhalb der Top 20 können nicht der Anspruch eines Jack Roush sein. Besonders, wenn ihm Penske seit nun bereits Jahren um die Nase fährt.
Von diesen kleinen Ungereimtheiten abgesehen, war es ein recht ruhiges Bristol-Rennen. Nur acht Gelbphasen unterbrachen die 500 Runden und auch auf der Strecke gab es nur wenige Reibereien. Leicht enttäuscht werden wohl Kasey Kahne und Aric Almirola die schnelle halbe Meile verlassen, denn die Chance zum Abbauen des Punkterückstandes auf Clint Bowyer ging genau in die falsche Richtung und so steht nun wieder eine Kluft von über 30 Punkten zu Buche – in zwei Rennen ist das nicht mehr aufholbar. Jetzt zählen nur noch Siege. Um über all das Geschehene nachzudenken, bleiben nun knapp zwei Wochen. Nachdem dieses Wochenende mal die V8-Motoren ruhen, geht es dann zum legendären Southern 500 auf den Darlington Raceway, das wohl anspruchsvollste Oval im ganzen Kalender. Schon viele Retro-Designs wurden für dieses besonderen Event kreiert, so taucht zum Beispiel Dale Earnhardt Jr. in einem Valvoline-Retro-Mantel auf. Bis dahin muss man sich die Zeit mit dem Ergebnis des Irwin Tool Night Race und den aktuellen Übersichten zur Fahrer- und Ownerwertung vertreiben.