Die Fornel 1 fährt dieses Wochenende ihr Nachtrennen in Singapur. Das Rennen wird höchstwahrscheinlich stattfinden, könnte jedoch etwas im Smognebel verschwinden. Renault hat sich indes immer noch nicht entschieden.
Singapur wird momentan von einer dichten Smogwolke eingehüllt. Ausgelöst wurde diese Wolke nicht etwa durch Fabrikanlagen in der leicht futuristisch anmutenden Stadt selbst, sondern durch illegale Waldrodungen im Nachbarland Indonesien. Eine Absage des Grand-Prix wurde bisher nicht ernsthaft in Betracht gezogen, Verschiebungen im Zeitplan sind tendenziell möglich, aber auch eher unwahrscheinlich. Dies wäre nur dann eine Option, wenn der Rettungshubschrauber wegen zu starken Nebels nicht starten könnte. Das Problem ist, dass niemand so wirklich vorhersagen kann, wie sich die Situation entwickelt. Imagemäßig ist die Sache für Singapur natürlich sehr unschön. Einmal im Jahr schaut die (Sport-)Welt auf Singapur und dann hängt über der eigentlich umweltbewussten und begrünten Stadt eine große Smogglocke wie in Peking.
Renault bestätige gestern auf der IAA, dass man Ende des Jahres als Motorenlieferant aus der Formel 1 wird. Ebenso legte man selbst gleich die beiden Möglichkeiten auf den Tisch: Entweder einen Komplettausstieg oder einen Einstieg als richtiges Werksteam. Die Vorteile der Formel 1 liegen auf der Hand, die Nachteile ebenso. Ein Kauf des Lotus-Teams würde zumindest bedeuten, dass man nicht bei Null anfangen muss und eine Basis zur Verfügung hätte, die mit entsprechenden Geldmitteln vermutlich ganz gut funktionieren würde. Renault sagt selbst, sie hätten keine Eile. Diese Aussage kann man so nicht stehen lassen. Wenn man 2016 mit bei der Musik sein möchte, muss man bald eine Entscheidung treffen: Der Motor für 2016 muss entwickelt beziehungsweise weiter entwickelt werden, außerdem muss man jetzt schon am Auto für 2016 arbeiten. Da ein Einstieg von Renault bei Lotus eine massive Finanzspritze zur Folge hätte, könnte man das Auto für 2016 in anderen Dimensionen entwickeln, als Lotus dies jetzt tut. Des Weiteren muss man Motor und Auto auch aufeinander abstimmen. Eine andere Möglichkeit wäre natürlich, dass man 2016 als Übergangsjahr begreift.
Red Bull steht natürlich vor dem Problem, dass man momentan für seine zwei Teams keinen Motorenlieferanten hat. Mercedes wird wohl keine Motoren liefern, Honda beharrt auf seinem quasi Exklusivdeal mit McLaren. Bleibt am Ende nur noch Ferrari. Ferrari scheint einer Lieferung von Motoren an Red Bull nicht komplett abgeneigt, allerdings muss natürlich auch Ferrari den Wettbewerb im Auge behalten. Es geht bei den Italienern gerade in allen Bereichen bergauf, wieso sollte man genau jetzt ein anderes Team stärken. Geht die Nummer schief, könnte am Ende tatsächlich der Rückzug Red Bulls aus der Formel 1 stehen. Es gibt noch eine letzte Möglichkeit: Red Bull könnte möglicherweise mit den Vorjahresmotoren von Ferrari fahren. Dafür müsste jedoch das Regelwerk erneut überarbeitet werden. Es bleibt an der Renault/Red Bull-Front definitiv spannend.
Zum eigentlichen Rennen in Singapur: Die Eckdaten dürften bekannt sein, ich zitiere mal aus einer älteren Vorschau:
Singapur ist ein Albtraum für Techniker und Strategen. Der Kurs ist eng, hat 23 Kurven und kaum eine lange Gerade. Dazu kommen hohe Temperaturen von über 30 Grad am Abend und eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit, die gerne mal so Richtung 75 % gehen kann. Das bedeutet, dass die Motoren und vor allem die Bremsen nicht richtig abgekühlt werden. Zwar bremst man in Singapur nur einmal aus hoher Geschwindigkeit ab, aber dafür steht man permanent auf der Bremse, was den Kohlefaserscheiben nicht gefällt. Auch für alle anderen Systeme ist das Wetter eher Gift.
Der Favorit auf den Sieg ist natürlich Mercedes. Lewis Hamilton hat sich im Titelkampf einen so großen Vorsprung erarbeitet, dass Teamkollege Rosberg den aus eigener Kraft nicht mehr aufholen kann. Viel wird sich in Singapur um die Zuverlässigkeit drehen. Die Autos wirken dieses Jahr anfälliger als 2014, letztes Jahr schied Nico Rosberg aufgrund eines technischen Defektes aus. Mal sehen, ob beide Mercedes durchkommen. Ferrari sollte man in Singapur keinesfalls unterschätzen, die Strecke dürfte Ihnen wie in den letzten Jahren sehr entgegenkommen. Auch Red Bull dürfte ganz gut aussehen und eventuell Chancen auf ein Podium haben, da es auf den Motor nicht so sehr ankommt. McLaren könnte mit Glück wieder in die Punkte fahren.
Pirelli bringt Soft und Supersoft mit nach Singapur. Es ist bei dem fast zwei Stunden langem Rennen mit einer Zweistoppstragie zu rechnen, wobei jedoch die Möglichkeit eines Safetycars vieles ungewiss macht.
2 Kommentare
Renault steigt per 2016 ja auch aus der eigenen World Series aus, was ja auch nochmal ordentlich Ressourcen freimacht und Kosten abbaut. Das spräche dann wiederum eher für einen Werkseinstieg bei Lotus als dagegen.
Das RB mit Vorjahresmotoren fährt werden wir wohl nicht sehen, da es damit seine Ansprüche nicht gerecht werden würde.
Aber ich sehe 2 Gründe wieso Ferrari RB Motoren geben könnte:
1) Sie sind sich nicht sicher das sie Mercedes vom Chassis eher schlagen können, aber wollen ein Ferrari Motor haben
2) Sie haben was gefunden oder sind sich zumindest sicher das sie alle schlagen können und sie durch die Lieferung an RB nur Mercedes schwächen.
Comments are closed.