Home Formel EinsF1 Formel Eins – Analyse GP Singapur 2015 – Alles ist anders

Formel Eins – Analyse GP Singapur 2015 – Alles ist anders

von DonDahlmann
3 Kommentare

Starke Ferrari, schwache Mercedes. Das reicht schon, um mal ein anderes Bild auf der Strecke zu sehen. Mercedes rätselt derweil, warum man so schlecht unterwegs war.

F1 Singapur 2015Egal in welche Gesichter des Mercedes-Teams man am Wochenende in Singapur blickte – man sah Ratlosigkeit. Knapp 1,5 Sekunden fehlten dem Team in der Qualifikation, im Rennen war es etwas mehr als eine halbe Sekunde pro Runde. Die Piloten konnten nicht viel vermelden. Leistung war da, das Setup stimmte, selbst der Reifenverschleiß bewegte sich trotz der Hitze in vertretbaren Bahnen. Allerdings plagte Hamilton und Rosberg am Wochenende ein leichtes Untersteuern. Ob es mit den „Supersoft“ und den heißen Temperaturen zusammenhing? Schon in Bahrain passte dem Wagen die Hitze nicht so richtig, aber seitdem hat man das Auto nachhaltig verbessert. Die bisherigen Hitze-Rennen machten ihm jedenfalls weniger aus.

Im Fahrerlager rätselte die Konkurrenz ebenfalls. Vielleicht seien die Updates der letzten Rennen daran Schuld, meinte Sebastian Vettel, vielleicht habe man generell in eine falsche Richtung entwickelt, tippte Christian Horner. Sehen wird man dies erst beim nächsten Rennen.

F1 Singapur 2015Dass Singapur dem Mercedes weniger liegen würde, hatte man schon vor dem Rennen erwartet. Dass Ferrari aber so stark sein würde, war eine Überraschung. Die Polezeit von Vettel lag rund 1,8 Sekunden unter der von Hamilton aus dem letzten Jahr. Das war dann schon ein Pfund. Ferrari hat seit dem Start der zweiten Saisonhälfte einiges am Wagen verändert. Einerseits in Sachen Aerodynamik, andererseits hat man dem Motor ein Update verpasst, der jetzt genauso viel PS wie der von Mercedes haben soll. Ferrari hat aufgeholt, keine Frage.

Im Rennen konnte Vettel das Tempo vorgeben und seinen einzigen Gegner, Daniel Ricciardo, kontrollieren. Ferrari hatte allerdings auch das Glück des Tüchtigen. Die Safety Car-Phasen fielen genauso, wie man sie benötigte. Man entging durch diese auch die Gefahr eines Undercut durch die Red Bull-Mannschaft, die aufgrund der Unterbrechungen keine Chancen hatten, eine andere Strategie auszuprobieren. Was für Vettel passte, war schlechter für Räikkönen. Eine aggressive Drei-Stopp-Strategie hätte den Finnen vielleicht an Ricciardo vorbei bringen können, aber daran war nach der ersten SC-Phase schon nicht mehr zu denken.

Ferrari musste sich vorne nach den Stopps nicht allzu sehr anstrengen. Nach dem zweiten Stopp hielt Vettel Ricciardo erst auf einer minimalen Distanz, weil er seine Reifen schonen wollte. Nach ein paar Runden erhöhte er das Tempo, sodass der Red Bull nicht mehr folgten konnte. Etwas mehr als drei Sekunden reichten ihm dann, allerdings wäre viel mehr auch nur auf Kosten der Reifen gegangen, denn so viel langsamer war der Red Bull nicht.

F1 Singapur 2015Dass die Österreicher in Singapur eines ihrer stärksten Rennen würden fahren können, hatte man ebenfalls erwartet. Dem Wagen liegen die engen Stadtkurse, das Leistungsdefizit des Renault fällt hier auch nicht so ins Gewicht. Dazu kommt, dass der RB11 in Sachen Reifenverschleiß dem Ferrari ebenbürtig ist. Das reichte aber immer noch nicht, um an Vettel heranzukommen. Gleichzeitig lief es für Kvyat etwas schlechter. Beim Start war er an Kimi dran, kam aber nicht vorbei. Während der ersten SC-Phase schlüpften Hamilton, Rosberg und Bottas an ihm vorbei, ohne dass man allerdings sehen konnte, was der Grund dafür war. Eventuell musste er bei seinem Stopp hinter Ricciardo warten. Jedenfalls wären mehr Punkte für Red Bull drin gewesen, die sich aber zufrieden zeigten. Den mittlerweile ehemaligen Motorenpartner Renault erwähnte man im übrigen mit keiner Silbe.

F1 Singapur 2015Mann des Rennens war allerdings nicht Vettel, sondern Max Verstappen. Beim Start versagte seine Anti-Stall-Elektronik und er ging mit einer Runde Rückstand ins Rennen. Die Runde holte er durch die SC-Phase wieder rein, danach blieb er mit seinen „Soft“ sehr lange draußen. Er kam erst in Runde 36 wieder an die Box und zog dann einen frischen Satz „Supersoft“ auf. Seinen Kollegen Sainz hatte man auf eine Drei-Stopp-Strategie gesetzt, die allerdings nicht so gut funktionierte. Am Ende des Rennen pflügten dann allerdings beide mit ihren frischen Reifen durchs Feld und ließen Sauber und Lotus im Kampf um die letzten Punkte keine Chance. Sowohl Sainz als auch Verstappen zeigten beeindruckende Überholmanöver, aber was Verstappen da ablieferte, war schon unglaublich. Auf einem Stadtkurs vom letzten Platz auf P8 zu fahren, muss man auch erst mal schaffen. Am Ende rette sich Sergio Perez gerade so vor den beiden Rookies ins Ziel.

Interessant waren dann die letzten beiden Runden in Sachen Toro Rosso. Verstappen bekam die Ansage, seinen Teamkollegen vorbeizulassen. Sainz hatte den Niederländer vorher im Rennen passieren lassen. Verstappen weigerte sich allerdings mit einem knappen „No“. Nach dem Rennen meinte Franz Tost, dass das alles schon in Ordnung gewesen sei. Sainz sei gar nicht in der Lage gewesen, Verstappen zu überholen. Daher hätte man Verstappen per Funk im Verlauf der letzten Runde auch gesagt, dass er seine Position halten kann. Aber dies sei halt nicht im TV gesendet worden.

Generell waren die Plätze 8 bis 12 sehr hart umkämpft. Sogar die McLaren sahen kurzzeitig gar nicht mal so schlecht aus. Doch wie schon fast üblich wurden Button und Alonso mit technischen Defekten aus dem Rennen gerissen. Dabei hätte Singapur eigentlich ein weiteres „Highlight“ sein sollen, denn hier kommen die Probleme mit dem Batteriesystem des Honda nicht so zum Tragen. Dafür machte die Hitze den Motoren zu schaffen. Wobei man erwähnen muss, dass bei Alonso laut McLaren das Getriebe den Geist aufgegeben hatte.

F1 Singapur 2015Ebenfalls einen Doppel-Ausfall hatte Lotus zu beklagen. Obwohl es Grosjean in Q3 schaffte, hatte man im Rennen Probleme. Der Franzose lag um P8, hatte aber am Ende des Rennens Probleme mit dem Mercedes-Motor. Bei Maldonado hatte sich nach einer Kollision mit Button der Diffusor verabschiedet. Bei Lotus sieht es im Moment nicht allzu gut aus. Schon der Start in Singapur schien fraglich, weil sich mittlerweile etliche Zulieferer über ausstehende Zahlungen beschweren. Eigentlich sollte die Übernahme durch Renault schon unter Dach und Fach sein. Eine Baustelle ist wohl die Frage, ob Bernie Ecclestone Renault ähnliche Rechte zubilligt wie Mercedes, das nach dem Wiedereinstieg sofort in den Kreis der wichtigsten Teams aufgenommen wurde. Renault hätte gerne die gleichen Rechte, zumal es hier auch um eine Menge Bonuszahlungen geht. So lange diese Frage nicht geklärt ist, will Renault keine Entscheidung treffen. Oder anders gesagt: Kommen die Bonuszahlungen nicht, steigt Renault komplett aus der Formel Eins aus.

Vermutlich wird es Lotus aber noch zum nächsten Rennen in einer Woche in Suzuka schaffen. Hier wird sich dann auch zeigen, ob die Mercedes ein größeres Problem haben oder ob es nur der Strecke in Singapur lag. In Sachen WM muss sich Mercedes nicht viel Sorgen machen. In der Team-WM führt man mit 153 Punkten, Hamilton hat 49 Punkte Vorsprung auf Vettel. Einen weiteren Ausfall darf sich der amtierende Weltmeister allerdings nicht leisten.

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Skyline Singapurs
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Bilder: Ferrari F1, Red Bull Mediahouse, Daimler AG, Williams F1, Force India, Lotus F1, Sauber F1, McLaren F1

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3 Kommentare

Stefan 21 September, 2015 - 11:32

Schade, dass Du im Nachklapp nicht auf Nico Hülkenberg und seine Bestrafung eingegangen bist. Mich hätte da Deine Sicht der Dinge interessiert.

nona 22 September, 2015 - 18:09

Hülkenberg vs. Massa – ganz klar Rennunfall ohne Strafe oder Strafe Massa. Massa kam aus der Box und hätte eher „Vorfahrt gewähren“ müssen. Hülkenberg hatte nicht nur in der Kurve sondern schon an der Pit Exit Line die Nase vorne, die Kurve gehörte eindeutig ihm. Auf keinen Fall Strafe für Hülkenberg, schon garnicht eine Grid Penalty schon während des Rennens ausgesprochen ohne Anhörung der Fahrer nach dem Rennen. Ein weiteres Kapitel im dicken Buch namens „Inkonsistenzen und Absurditäten der F1-Rennkomissare“.

Was mir so langsam aber sicher sehr auf den Senkel geht ist das vermaledeite „Virtual Safety Car“, egal in welcher Rennserie. Ursprünglich eingeführt wurde es ja als Sicherheitsmassnahme, um alle Fahrzeuge auf der Strecke spontan kontrolliert zu verlangsamen, anstatt die Geschwindigkeit irgendwie diffus „reduziert“ oder in Gefahrenbereichen „angepasst“ den Fahrern zu überlassen. Das ist für mich in Ordnung, solange es auf Fälle reduziert ist, bei denen für die Rennleitung eine Unfall- oder Gefahrenlage unklar ist und erst noch abgeschätzt werden muss. Aber als Dauerzustand taugt es nicht, denn es gibt immer Probleme und Gemaule mit den eigentlich einzuhaltenden Abständen. Restart aus dem VSC ist immer haarig und inkonsistent, weil der genaue Green-Flag-Ort und -Zeitpunkt zwangsläufig schwammig ist (weswegen VSC in der GP3 nach einmaliger Anwendung prompt wieder abgeschafft wurde, weil chaotisch und untauglich). Wenn die Strecke gereinigt werden muss, ist es sogar kontraproduktiv, da dann ständig Fahrzeuge an der zu reinigenden Stelle vorbeikommen und somit für die Marshalls störend/gefährlich sind, anstatt nur einmal pro Runde den gesammelten Pulk vorbeizulotsen. Und für die Zuschauer ist es langweiliger, weil (wenngleich die Teams ein Safety Car eher hassen) ein SC und Restart einem Rennen wieder Würze gibt oder geben kann und ein viel grösserer Spannungsaspekt ist. Also meiner Meinung nach, (1) VSC ausschliesslich dann wenn die Rennleitung eine Situation noch nicht einschätzen kann und deshalb die ganze Strecke einbremsen will/muss, ansonsten ist local yellow oder normales SC zu bevorzugen, und (2) immer so bald wie möglich vom VSC in eine reguläre SC-Phase übergehen, und daraus Restart; niemals Restart aus einem VSC heraus.

Thomas 23 September, 2015 - 18:24

Das Argument ist wohl, das Huelkenberg Massa keine Luft zum Atmen gelassen hat. Soweit man das erkennen konnte, hat Massa ja versucht zu bremsen. Das Problem ist an der Stelle eigentlich, dass die Boxenausfahrt den Ausfahrenden auf die Ideallinie des Normalverkehrs zwingt. Das ist ein ganz klarer Streckenfehler. Die Bestrafung von Huelkenberg ist da schwer nachvollziehbar.

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