Home HerstellerChevrolet NASCAR: Analyse Chicagoland 2015 – Die Story vom verschenkten Sieg

NASCAR: Analyse Chicagoland 2015 – Die Story vom verschenkten Sieg

von Steffen Nobis
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Die Busch-Brüder dominieren, Denny Hamlin gewinnt und Jeff Gordon versagt mal wieder bei einem Restart. Zum Schluss wurde es dann also doch noch spannend beim ersten Chase-Lauf auf dem Chicagoland Speedway, nachdem der Beginn von einer langen Grünphase geprägt wurde.

NASCAR Sprint Cup Series myAFibRisk.com 400 by JanssenEs hatte schon etwas Verrücktes, als Denny Hamlin plötzlich den Zielstrich als Erster überquerte. Gleich nach dem Start des Rennens schickte die #11 die #47 von AJ Allmendinger auf Rauchzeichenproduktion und folgte ihm zugleich. Mit kaputten Vorderreifen ging es anschließend noch mal um die ganze Strecke, obwohl man auch direkt hätte in die Box fahren können. Dabei hätte man zwar beim anstehenden Restart ganz nach hinten gemusst, aber da war man eh schon. So stand schon nach wenigen Umläufen eine Runde Rückstand auf dem Konto und als Teamkollege Kyle Busch im anschließenden 116 Runden währenden Grünstint fast noch ein zweites Mal an der #11 vorbei gekommen wäre, sahen die Dinge nicht gerade rosig für Denny Hamlin und seine Chase-Ambitionen aus. Doch dank einiger Gelbphasen konnte er sich zurück in die Lead Lap bringen und anschließend durch einen taktischen Kniff nach vorne arbeiten. Zehn Runden vor Schluss blieb er gemeinsam mit Kurt Busch und Jeff Gordon draußen und konnte sich damit wichtige Trackposition sichern. Von Platz drei aus angelte sich Hamlin in den Schlussrunden doch noch überraschend die Führung und konnte damit JGR-Kollege Carl Edwards, der auf frischeren Reifen unterwegs war, hinter sich lassen. Damit ist Hamlin bereits sicher in der nächsten Chase-Runde.

In die komplett andere Richtung ging es für Jeff Gordon. Die #24 hatte sich gegen Rennmitte in den Fokus gefahren und bei einem diskussionswürdigen Jump Start die Führung von Kyle Busch gestohlen. Anschließend münzte man dies in eine solide Führung um, bis Crew Chief Alan Gustafson wieder einen seiner geistreichen Momente hatte. Kurz vor Erreichen der 200 Runden-Marke flog nach einem langen Grünstint die fünfte gelbe Flagge und fiel damit genau in die aktuelle Boxenstoppsequenz. Das Feld war weit auseinander gezogen und nur noch sieben Fahrer in der Lead Lap. Gordon war sechs Runden zuvor beim Full Service und hatte die bereinigte Führung inne. Jeder halbwegs logisch denkende Crew Chief hätte ohne zu zögern die #24 auf der Strecke gelassen und so die Führung und damit die so wichtige Trackposition gehalten. Aber Gustafson fühlte sich zu höherem berufen und holte Gordon rein. Das war schon der erste fragwürdige Moment. Doch obendrauf wechselte man nur zwei Reifen, obwohl man eh schon weit hinter den anderen Stoppern in die Box kam und somit keinen Vorteil bei der Standzeit hatte. Von hinten drohte auch keine Gefahr, also warum nicht gleich vier Reifen, Herr Gustafson?

Die Frage wird er mir wohl nie beantworten. Jeff Gordon konnte zwar anschließend wieder einige Positionen gewinnen, trotzdem stand nach über 50 Runden nur der zweite Platz zu Buche, mit drei Sekunden Rückstand auf Kurt Busch. Augenscheinlich hätte dies in den verbleibenden zehn Runden nicht mehr zum Sieg gereicht und wäre somit eine verschenkte Möglichkeit gewesen. Doch es sollte noch eine Caution kommen, um einen weiteren Fehlschlag zu ermöglichen. Dieses Mal entschloss man sich also mit nun über 50 Runden alten Pneus draußen zu bleiben, nachdem man zuvor noch meinte, nach sechs Runden stoppen zu müssen. Interessant. Wohlgemerkt taten es ihm Kurt Busch und Denny Hamlin, der spätere Rennsieger, gleich. Die Strategie war im Ansatz also nicht verkehrt. Das Problem an der Sache war allerdings erneut die Restartschwäche bei Gordon. Schon schlecht weggekommen schlitterte er in T1/2 über die Strecke und räumte dabei fast noch Teamkollege Jimmie Johnson ab. So wurde es am Ende nur der 14. Platz. Eine weitere Bestätigung der von Pech und Fehlentscheidungen geprägten Saison.

NASCAR Sprint Cup Series myAFibRisk.com 400 by JanssenImmerhin war Gordon nicht der einzige Chase-Fahrer mit Problemen. Nach 130 Runden ging Kevin Harvick als Führender zum Restart, als Joey Logano die #48 beim Fallen der grünen Flagge stark anschob. So geriet Jimmie Johnson auf den Apron der Frontstretch und setzte sich damit mehr oder weniger ungewollt innen neben die #4. Kevin Harvick wollte dies anscheinend nicht akzeptieren und ließ Johnson keinen Platz auf der Innenseite. Die folgenden Ereignisse basierten schlussendlich auf reiner Logik: Johnson kam zurück auf die Strecke und lackierte die #4 um. Bei Harvick verabschiedete sich folgerichtig wenige Runden später der linke Hinterreifen und katapultierte den Chevrolet in die Streckenbegrenzung. Das Rennen war gelaufen und die Mission Titelverteidigung hat nun einen heftigen Dämpfer erfahren. Dabei war die Aktion seitens Harvick so unnötig wie nur irgend möglich. Statt Johnson auf der Innenbahn den nötigen Raum zu geben, hielt er dagegen und sorgte somit für die eigene Bestrafung. Nun muss in den kommenden beiden Rennen ein Sieg her, sonst könnte es mit dem Chase für ihn schneller vorbei sein, als es zunächst für möglich gehalten wurde. Da helfen auch keine handgreiflichen Attacken gegen Johnson, wie z.B. nach dem Rennen.

Wenn wir schon bei gescholtenen Piloten sind, ist der Weg zu den Busch-Brüdern an diesem Rennsonntag nicht weit. Beide hatten das Rennen dominiert und wechselten sich mit der Führung ab. Kyle Busch konnte in der Schlussphase nicht mehr den Speed seines Bruders mitgehen und holte sich zehn Runden vor Schluss noch mal neue Reifen für den finalen Endspurt. Doch statt nach vorne ging es richtig nach hinten. Nur ein neunter Platz war nach dem Auftritt zu wenig und so wartet Kyle weiterhin auf seinen ersten Sieg als Chase-Fahrer. Bruder Kurt Busch dominierte vor allem die Schlussphase und hatte beim finalen Restart die beste Ausgangsposition. Doch das nützte nichts gegen die beiden JGR-Toyotas von Hamlin und Edwards, die Kurt schließlich bis auf Position drei verdrängten. Letztlich hatten alle Dominatoren des Rennens Schnitzer hingelegt und so Denny Hamlin den Einzug in die zweite Runden ermöglicht.

Diese Woche gibt es die Möglichkeit zur Wiedergutmachung, wenn es auf die „Magic Mile“ nach Loudon geht, auch als „New Hampshire Motor Speedway“ bekannt. Vorher bleibt der Blick auf das Ergebnis vom Chicagoland Speedway sowie die aktuellen Wertungen für Fahrer und Owner.

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