Alles beim Alten in Japan. Hamilton siegt, Rosberg schaut zu, Ferrari hat keine Chance, Williams hat Pech, Red Bull ist nirgendwo und Lotus fast pleite.
Alles, was man über den Grand Prix von Japan wissen muss, passierte in den ersten zwei Kurven. Rosberg versemmelte mittels durchdrehender Reifen den Start, Hamilton schubste seinen Teamkollegen humorlos aus dem Weg und fuhr dann ein völlig entspanntes Rennen. Niemand konnte dem Mercedes gefährlich werden, und die kurze Hoffnung aus Singapur, dass Ferrari vielleicht doch näher dran sein könnte, verstarb nach wenigen Metern. Wie schnell der Wagen sein kann, zeigte das deutsche Team mit Rosberg. Der fiel nach dem Start auf P4 hinter Vettel und Bottas. Den Finnen schnappte er sich mit einem sehenswerten Überholmanöver vor der letzten Schikane, Vettel fiel dem schon fast obligatorischen Untercut zum Opfer, ohne dass Ferrari sich hätte wehren. Oder vielleicht doch?
Vettel setzte in seinem Mittelstint auf die „Hard“-Mischung, die langsamer ist als die „Medium“. Warum man nicht darauf setzte, den Abstand zu Rosberg ausbauen zu können, ist nicht so richtig ersichtlich. Vielleicht rechnete man damit, dass Rosberg ebenfalls auf die „Hard“ setzen würde, um einen langen Mittelstint zu fahren. Zumindest unternahm man gegen den Undercut nichts, was schon überraschend war.
Eine Chance hatten die Italiener aber gegen Mercedes so oder so nicht. Knapp 20 Sekunden nahm der cruisende Hamilton dem Ferrari ab, was dann schon wieder erstaunlich war. Zwar hing Vettel im letzten Stint hinter Rosberg fest, viel schneller hätte er aber auch nicht fahren können. Immerhin kam Räikkönen mal wieder auf einen guten vierten Platz, nachdem man im Rennen Bottas auskontern konnte.
Für Williams hätte es aber noch ein wenig besser laufen können. Bottas tat, was er konnte, aber Massa hätte wichtige Punkte sammlen können. Wenn ihm denn nicht Ricciardo am Start den rechten Vorderreifen aufgeschlitzt hätte. Der Brasilianer verlor durch den Reifenwechsel eine ganze Runde und hatte im Rennen keine Chance mehr.
Während auf den ersten fünf Plätzen gepflegte Langeweile herrschte, ging es dafür von P6 bis P14 richtig zur Sache. Vor allem um die letzten beiden Punkteplätze gab es ein hübsches Hauen und Stechen zwischen Red Bull, Toro Rosso, Force India und, man mag es kaum glauben, Alonso.
Honda hatte auf der Hausstrecke wohl ein paar PS mehr zur Verfügung gestellt, jedenfalls lief es in der Quali und im Rennen etwas besser als sonst. Alonso kam in der Quali auf P14, lag aber nur 1,5 Sekunden hinter den Ferrari. Ein Hoffnungsschimmer? Im Rennen sah das der Spanier etwas anders. Er habe einen „GP2-Motor“ im Heck schimpfte er per Funk und demütigte die Honda-Ingenieure bei ihrem Heimrennen. Keine besonders kluge Sache.
Sein Frust ist allerdings zu verstehen. Die Probleme des Honda-Motors waren in den Zweikämpfen gut zu sehen. Aus der Schikane raus geht der Motor richtig gut, aber dann reicht wohl die gespeicherte Energie nicht mehr und der McLaren bleibt quasi stehen. Am Ende der nicht mal allzu langen Geraden in Japan flog die Konkurrenz einfach vorbei. Das Problem mit dem Hybrid-System plagt Honda das gesamte Jahr und man wird es auch erst über den Winter ändern können. Positiv bleibt aber zu vermerken, dass, wenn das Akkuproblem gelöst wird, McLaren durchaus wieder ins vordere Mittelfeld fahren kann. Und das wird man im nächsten Jahr wohl auch wieder mit Button und Alonso machen, wie Ron Dennis nach dem Rennen mitteilte.
Überhaupt nicht in Gang kamen die Red Bull in Japan. Es war klar, dass Renault in Japan Probleme haben würde, aber in Suzuka zeigte sich auch, dass das Chassis von Red Bull nicht das beste ist. Kaum eine Strecke legt die Schwächen eines Chassis so zu Tage, und wie man sehen konnte, ist der Red Bull weit davon entfernt, ein gutes Auto zu sein. Aber die Probleme bei Red Bull für die kommende Saison sind noch größer. Nach dem Rauswurf von Renault und der Absage von Mercedes gibt es nur noch die Ferrari-Motoren. Doch bei Ferrari ist man sich nicht mehr so sicher, dass man Red Bull ernsthaft mit den neuesten Motoren ausrüsten will. Lieber hätte man einen Deal wie mit Sauber, die die Upgrades erst ein paar Wochen später bekommen.
Das kommt für Red Bull verständlicherweise nicht in Frage. Mit einem Motor, der ein paar PS weniger leistet, würde man weiter hinterher fahren. Daher droht man offen mit dem Rückzug beider Teams, was für die F1 eine mittlere Katastrophe wäre. Zwar füllt HaasF1 das Feld nächstes Jahr mit zwei Autos auf, das Starterfeld bestünde dann aber nur aus 18 Fahrzeugen, was etwas wenig ist. Dazu kommt, dass der Verlust eines Hauptsponsors wie Red Bull kein gutes Signal für die Serie wäre. Anders als die NASCAR, wo Red Bull sich mangels Erfolg ebenfalls enttäuscht zurückzog, hat die F1 nicht gerade massenweise andere Sponsoren zu bieten. Davon abgesehen würde die Serie mindestens drei hochspannende Fahrer verlieren. Allein Ricciardo und Verstappen nicht mehr in der F1 zu sehen, wäre eine massive Schwächung.
Besser lief es für Lotus, die beide Autos in die Punkte bringen konnten. Auf der schwierigen Strecke ein toller Erfolg. Vor allem angesichts der massiven Probleme, die Lotus hat. Weil man die Catering-Rechnung aus dem letzten Jahr nicht bezahlt hatte, bekam das Team nichts zu essen. Bernie Ecclestone, der nicht vor Ort war, ließ den Mechanikern den VIP-Bereich öffnen, damit die was zu essen bekamen. Andere Teams stellten ebenfalls Essen zur Verfügung. Wenn man nicht mal das Essen bezahlen kann, kann man sich vorstellen, wie es sonst im Team aussieht.
Morgen könnte der Ofen ganz aus sein. Lotus hat Steuerschulden und da kennen auch die englischen Behörden kein Pardon. Am Montag steht das Team vor Gericht, wenn man keine Unterlagen erbringen kann, die eine Zahlung garantieren, könnte das Team in die Insolvenz gehen müssen. Was völlig unnötig ist, denn Geld ist eigentlich genug da.
Offiziell ist bisher nichts, aber es scheint sicher, dass Renault das Team wieder kauft. Die Verhandlungen laufen seit Juni, und genau seitdem stocken die Zahlungen. Es geht um die Frage, wer welche Schulden übernimmt und wie viel Bernie an Sonderzahlungen leistet. Wann da was passiert, ist ungewiss. Die Situation ist so verworren, dass Romain Grosjean offenbar keine Lust mehr hat und sich angeblich Richtung HaasF1 bewegen will.
Das alles interessiert Lewis Hamilton natürlich überhaupt nicht. Bei noch fünf ausstehenden Rennen beträgt sein Vorsprung auf Rosberg 48 Punkte. Selbst wenn der Brite zweimal ausfallen würde, seine Form ist derartig bestechend, dass man ihm zutraut, selbst in einem Shootout im letzten Rennen die Nase vorn zu haben. Stoppen kann ihn in dieser Saison wohl niemand.
Bilder: Daimler AG, Ferrari, Williams F1, Red Bull Mediahouse, Lotus F1, McLaren F1, Sauber F1
3 Kommentare
Ich bin mir ziemlich sicher, dass Rosberg beim nächsten mal nicht zurückzieht, bin dann auf die Reaktionen gespannt.
Nun, ich denke wer Alonso auch nur ein bisschen kennt weiß, dass ihm solche Aussagen nicht einfach passieren. Wenn Renault tatsächlich Lotus übernimmt, dann sehe ich ihn nächstes Jahr genau dort. Denke aber nicht, dass er sich damit einen Gefallen tut.
Re: Lotus; Renault hat berichteweise ja in Singapur eine „Absichtserklärung“ zum Kauf des Teams unterzeichnet, es besteht also wohl sowas wie ein Vorvertrag. Damit dürfte es lediglich noch um Konditionen und Details gehen.
Die heute interessante Baustelle sind dann die „TV-Bilder“ um Mercedes, die im Rennen kaum mehr als fünf Minuten im Bild waren und sich von Bernie Ecclestone dafür bestraft fühlen, keine Motoren an Red Bull liefern zu wollen zu sollen zu können. Natürlich zeigt die Regie lieber Szenen mit Positionskämpfen im Mittelfeld anstatt langweilig vorne wegfahrende Solisten, aber es ist nun auch nicht unbedingt so dass man Bernie sowas nicht zutrauen könnte…
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