Am Sonntag entpuppten sich die Chevrolet-Motoren als regelrechte Spritfresser, die Kevin Harvick bei seiner Aufholjagd in die nächste Chase-Runde einen herben Strich durch die Rechnung machten. Stattdessen triumphierte Matt Kenseth auf anderer Benzin-Strategie und holte gemeinsam mit Denny Hamlin einen Gibbs-Doppelsieg.
Nicht nur Kevin Harvick hatte nach dem Rennen in New Hampshire nicht viel zu lachen, denn auch weitere Chase-Piloten gerieten am Sonntag ordentlich unter die Räder bzw. wurden Opfer ihrer Reifen. Nachdem die erste Hälfte der insgesamt 300 Runden mit nur vier Cautions und einer langen Grünphase mehr oder weniger zur perfekten Einschlafhilfe taugte, platzte am Gibbs-Toyota von Kyle Busch ein Gummi und schickte ihn direkt in die Mauer. Eine lange Reparaturpause später konnte die #18 zur Schadensbegrenzung wieder auf die Strecke gehen und Busch immerhin noch Platz 37 mit 38 Umläufen Rückstand sichern. Auch Jimmie Johnson musste einen Reifenschaden hinnehmen und fing sich beim Boxenstopp unter grüner Flagge eine Runde auf die Spitze ein, jedoch blieb er erstens der SAFER-Barrier fern und konnte zweitens später von einem Lucky-Dog profitieren. Rang sechs war somit Glück im Unglück und mehr als ein verdienter Lohn für die #48.
Den ersten Aufreger des Rennens lieferten zum Anfang des letzten Drittels in Runde 205 Danica Patrick, Ryan Newman und David Ragan, deren Begegnung in einer kurzen Rot-Unterbrechung mündete. Newman drehte Patrick um, die für meinen Geschmack doch etwas optimistisch in die Kurve schnitt, vermutlich weil sie Jeff Gordon unter Newman übersehen hatte. Der von der Mauer runtertrudelnden #10 konnte Ragan dann nicht mehr ausweichen und verwandelte Danicas Chevy in einen Kompaktwagen. Dabei riss er sich die komplette Türverkleidung inklusive des energieabsorbierenden Schaums auf, der anschließend mühsam von der Strecke gekehrt werden musste. Für den weiteren Rennverlauf und insbesondere für die Entscheidung spielte diese Situation allerdings keine Rolle, denn ihr folgte noch ein Dreher von Brett Moffitt in Umlauf 212.
Kevin Harvick und Brad Keselowski holten sich in der ausgelösten Gelbphase zum geplant letzten Mal Sprit und neue Reifen ab, während die Gibbs-Flotte mit Matt Kenseth und Denny Hamlin noch bis zur letzten Caution in Runde 239 abwartete. Das Benzinfenster von ca. 81 bis 88 Umläufen war somit nicht für alle Piloten gleichweit offen. Der finale Restart in Runde 242 sorgte sogleich für die nächste Kontroverse, denn endlich setzte die NASCAR ihre Regeln für den Neustart mal konsequent um, leider nur halt falsch. Keselowski trat vor dem Führenden Greg Biffle – der übrigens bereits äußerst optimistisch in Runde 205 das letzte Mal tankte – auf das Gaspedal und legte richtig betrachtet einen astreinen Frühstart hin. Jedoch gab er noch vor Turn 1 die Spitzenposition an Biffle zurück und wurde trotzdem mit einer Durchfahrtsstrafe belegt. Die Offiziellen hätten hier ruhig etwas mehr Fingerspitzengefühl zeigen können, Jeff Gordon wurde letzte Woche nicht belangt.
Somit dürfte auch Brad Keselowski mit Platz 12 noch relativ zufrieden sein, auch wenn er es sich nicht nehmen ließ, nach dem Rennen eine Spitze gegen die NASCAR abzufeuern. Es sei halt Entertainment gefragt und nicht Fairness – mal schauen, ob das Imperium da nicht noch einmal zurückschlägt. Vorne bekriegte sich nun Kevin Harvick in Führung liegend mit Matt Kenseth, der sich Denny Hamlin geschnappt hatte. Hamlin musste nach seinem Sieg in Chicagoland an diesem Wochenende wirklich kein Risiko mehr eingehen. Greg Biffle konnte die Spitzenposition natürlich nicht halten, da er mehr als jeder andere Fahrer zum Spritsparen verdammt war. Kenseth ließ Harvick vorne keine Luft zum Atmen, da er genug Benzin in seinem Tank wusste und das ließ wiederum der #4 keine Möglichkeit, das Rennen ohne einen Splash-&-Dash zu beenden.
Es kam, wie es kommen musste und Kevin Harvick rollte drei Runden vor dem Ende ziemlich trocken in die Boxengasse. Mit ihm mussten auch Kurt Busch und Dale Earnhardt Jr. stoppen, was die Chevrolet-Motoren von Hendrick Motorsports als ziemliche Spritfresser entlarvte. Ganz im Gegensatz dazu der Ford von Roush-Yates Engines in der #16, dem Biffle tatsächlich knappe 100 Runden entlockte. Die Top-5-Reihenfolge beim Zieleinlauf lautete somit Matt Kenseth vor Denny Hamlin, Joey Logano, Greg Biffle und Carl Edwards, während Jimmie Johnson, Jeff Gordon, Martin Truex Jr., Kasey Kahne und Ryan Newman die Top-10 komplettierten. Das Kräfteverhältnis zeigte in New Hampshire also drei Toyotas und zwei Fords vor fünf Chevys. Harvick wurde schlussendlich auf Rang 21 mit einem Umlauf Rückstand gewertet und das, obwohl er satte 216 Führungsrunden angesammelt hatte.
Das Ergebnis bringt neben Denny Hamlin also nun auch Matt Kenseth in die nächste Chase-Runde, während die Luft für einige Fahrer am Ende der Top-12 jetzt äußerst dünn wird. Clint Bowyer (-39) und Kevin Harvick (-23) müssen auf der „Monster Mile“ in Dover ganz klar auf Sieg fahren, um noch eine Chance auf die Meisterschaft zu behalten. Die Plätze 11 bis 14 mit Jamie McMurray (+2), Dale Earnhardt Jr. (+1), Kyle Busch (-1) und Paul Menard (-1) liegen nur zwei winzige Zähler auseinander, sodass es am nächsten Wochenende wirklich auf jede einzelne Position ankommt. Natürlich ist aber auch Jeff Gordon (+12) auf Rang 10 keineswegs sicher, und so könnte in Dover ein richtiges Favoritensterben bevorstehen. Spannend wird es allemal!
Das gesamte Rennergebnis kann bei Jayski inklusive weiterer Statistiken noch einmal nachgeschaut werden. Es folgen wie gewohnt die Fahrerwertung und die Owner-Punkte.