Vorjahresmeister Kevin Harvick stand mit dem Rücken zur Wand und zog gerade noch so den Kopf aus der Schlinge, indem er sich in dominanter Johnson-Manier den Sieg sicherte. Die #48 hingegen spielt in der Meisterschaft keine Rolle mehr.
Ein eher mauer Rennabend ging am Sonntag in Dover über die Bühne. Zwar war der Kampf um das Weiterkommen so knapp wie nur erdenklich möglich, auf der Strecke spiegelte sich dies allerdings nicht wieder. An der Spitze drehte Kevin Harvick einsam seine Runden. Aufgrund eines komplett verregneten Freitags wurde die Meisterschaftswertung für die Startaufstellung herangezogen. Von Platz 15 aus ging es für die #4 ins Rennen, doch bereits nach 25 Umkreisungen des Dover International Speedway machte sich der Budweiser-Chevy an der Spitze breit. Von da an war die Frage nach dem Rennsieg eigentlich schon geklärt, denn kein Fahrer konnte auch nur annähernd den Speed von Harvick mitgehen. Somit hangelte sich Harvick doch noch in die nächste Runde, nachdem er und sein Team bei den ersten beiden Chase-Läufen gepatzt hatten.
Die Hoffnungen auf einen siebten Titel für Jimmie Johnson wurden unterdessen jäh beendet. Probleme an der Hinterachse schickten den Chevrolet nach circa 100 Runden in die Garage. Bereits nach 37 weiteren Umläufen hatte die Crew der #48 das Problem wieder gelöst. Doch aufgrund mangelnder Ausfälle bei den anderen Chase-Kontrahenten war der Rückstand nicht mehr aufzuholen und so wird es auch in diesem Jahr nichts mit dem siebten Titel für Johnson. Allerdings war die Hoffnung darauf nach einer eher mäßigen zweiten Saisonhälfte eh schon leicht gedämpft.
Besser machte es Dale Earnhardt Jr. im Duell mit Jamie McMurray. Beide Piloten reisten aus Dover mit der gleichen Punktzahl ab und befanden sich zusätzlich genau am Cut. Im Tie Breaker konnte sich Junior dank des besseren Ergebnisses aus Dover gegen McMurray durchsetzen und darf sich damit in der nächsten Runde wähnen, während für die #1 der kleine Traum vom Titel vorbei ist. Das Duell #88 gegen #1 war zudem die einzige direkte Auseinandersetzung auf der Strecke im sonntäglichen Rennen. Doch auch hier waren nach einem Powermove von Earnhardt in der Schlussphase die Positionen bezogen und keine Angriffe in den letzten Runden mehr möglich.
Auffällig war abermals, dass Zweikämpfe nur direkt bei Restarts zu beobachten waren. Hatte sich das Feld erstmal sortiert, war ein Vorbeikommen fast unmöglich. So tingelten die 43 Fahrzeuge hintereinander im Zehntelabstand um den Kurs. Zwar sorgten die engen Punkteabstände in der Chase-Tabelle für theoretische Spannung, diese konnte aber nur äußerst selten auf das Geschehen auf dem Beton von Dover übertragen werden. Abermals zeigte sich damit das dieses Jahr schon so häufig angesprochene Problem der Dirty Air, dem die NASCAR bereits mit verschiedenen Ansätzen begegnete. Für die Chase-Rennen bleibt das Aerodynamik-Paket jedoch unverändert, was der Spannung auf der Strecke nicht gerade helfen wird.
Abschließend zum Dover-Wochenende sei noch der gute Auftritt einiger Non-Chaser erwähnt. Aric Almirola trumpfte dabei völlig überraschend in den Schlussrunden auf und konnte sich als bester Fahrer außerhalb des Chase den fünften Platz sichern. Ihm folgte Hendrick-Pilot Kasey Kahne auf Position sechs. Wiedererstarkt zeigte sich ebenfalls Roush-Renway Racing. Ricky Stenhouse Jr. schlich unscheinbar auf Position acht ein, während Greg Biffle eines der besseren Saisonrennen mit einem dreizehnten Platz abrundete. Nur Trevor Bayne konnte dem nicht ganz folgen und wurde als 31. gewertet. Alle weiteren Platzierungen lassen sich im verlinkten PDF nachvollziehen.
Ab dieser Woche geht es mit den zwölf Fahrern Denny Hamlin, Matt Kenseth, Kevin Harvick, Joey Logano, Carl Edwards, Martin Truex Jr., Kurt Busch, Jeff Gordon, Brad Keselowski, Kyle Busch, Ryan Newman und Dale Earnhardt Jr. in die Contender Round. Dabei geht es jetzt auf die schnellen Strecken. Zunächst steht diese Woche das zweite Charlotte-Nachtrennen auf dem Programm, bevor es anschließend zum ebenfalls schnellen Kansas Speedway geht. Doch die Krönung ist das Finale der Contender Round auf dem Talladega Superspeedway, bei dem noch mal alles durcheinander gewirbelt werden kann. Den Teams wird also dran gelegen sein, bereits in Charlotte oder Kansas den Sack für die folgende Runde zuzumachen.
Fernab des normalen Sprint Cup-Geschehens sollten wir auch mal über andere Dinge reden. Hinaus will ich auf den heftigen Crash von Austin Theriault im Truck-Rennen auf dem Las Vegas Motor Speedway. Nach einem unglücklichen Kontakt mit seinem Teamkollegen Tyler Reddick von Brad Keselowski Racing ging es für Theriault geradewegs mit über 200 km/h in die ungeschützte Außenmauer. Das wichtige Wort in dem Satz ist dabei „ungeschützt“, denn nach den schweren Unfällen der letzten Jahre von Denny Hamlin und Kyle Busch sollten eigentlich mal radikale Maßnahmen ergriffen werden. Zwar hat man durch die Verletzungen der Stars den Innenmauern Aufmerksamkeit zukommen lassen, vielen Außenmauern fehlt es hingegen immer noch an entsprechendem Schutz.
Als gute Beispiele gehen der Bristol Motor Speedway und der Iowa Speedway voran, die bereits die äußeren Streckenbanden komplett mit der SAFER-Barrier ummantelt haben. Allerdings erwarte ich von der milliardenschweren NASCAR in Zusammenarbeit mit den Streckenbetreibern endlich die Ausstattung aller großen NASCAR-Ovale mit den Sicherheitsmauern. Wenn ein Daytona International Speedway 400 Millionen Dollar hat, um sich komplett neu zu erfinden und dann trotzdem geschätzt zehn Millionen Dollar nicht locker gemacht werden können für die Sicherheit der Fahrer, greife ich mir schon an den Kopf. An dieser Stelle auf die Bedenken der Fahrer zu hören, die eine Verkleinerung der nutzbaren Rennstrecke monieren, halte ich für den falschen Weg. Zudem kann die SAFER-Barrier auch die eigentliche Betonmauer ersetzen, wie es der Iowa Speedway demonstriert hat.
Für Austin Theriault ging die Sache überraschend und zum Glück glimpflich aus. Er wurde nach der Feststellung einer leichten Kompressionsfraktur am Rücken wieder aus dem Krankenhaus entlassen und befindet sich auf dem Weg zurück nach North Carolina. Glück im Unglück, denn angesichts der Bilder durfte man zunächst schlimmeres erwarten. Dies spricht für die Sicherheit der modernen NASCAR-Boliden, nun ist es an den Strecken, gleichzuziehen.