Das erste Rennen in Sotchi im letzten Jahr war eine Schlaftablette. Ob das in diesem Jahr besser wird, hängt davon ab, wie Mercedes mit den Reifen klarkommt.
Nachdem Mercedes in Japan wieder klargestellt hat, wer in diesem Jahr den besten Motor und das beste Chassis zur Verfügung hat, blickt man etwas angespannt auf den GP von Russland. Denn auf der Retortenstrecke in Sotchi setzt Pirelli wieder die ungeliebten „Supersoft“ ein und damit quasi den Angstgegner von Mercedes. Nach den schlechten Erfahrungen in Singapur betrachtet man in Stuttgart die Reifenmischung skeptisch. Ob das allerdings an der Mischung liegt? Die „Supersoft“ kamen in diesem Jahr bisher viel Mal zum Einsatz: Monaco, Kanada, Österreich und Singapur. Probleme gab es für Mercedes aber nur beim letzten Rennen bzw. nach der Regeländerung, dass man auf jeden Fall mit einem vorgeschrieben minimalen Reifendruck losfahren muss. Eventuell liegen die Probleme von Mercedes in genau diesem Bereich.
Die Strecke in Sotchi hat allerdings auch einen ganz anderen Charakter als die in Singapur. Sie ist deutlich schneller und besteht zum größten Teil aus mittelschnellen Kurven. Dazu kommt, dass der Asphalt relativ sanft mit den Reifen umgeht. Alles zusammen sollte dafür sorgen, dass sich Mercedes etwas weniger Sorgen machen muss. Aber sicher kann man sich bis zum Freitag natürlich nicht sein.
Wenn denn Gefahr droht, dann wohl wieder durch Ferrari, die auch in Sachen Aerodynamik gut aufgeholt haben. Auf der Strecke in Silverstone betrug der Rückstand 1,1 Sekunden, in Suzuka lag man „nur“ 0,6 Sekunden hinter den Mercedes in der Quali. Man hat also eine gute halbe Sekunde in den letzten Monaten gefunden. Die Abstände sollten in Sotchi nicht geringer sein. Rechnet man einen eventuellen Vorteil der Ferrari mit den „Supersoft“ noch hinzu, könnte es sogar richtig eng werden.
Das würde die Spannung im Rennen zumindest auf ein Level bringen, bei dem man nicht schon nach der ersten Runde einschläft. Wie man im letzten Jahr gesehen hat, ist das mit dem Überholen in Sotchi so eine Sache, um es vorsichtig auszudrücken. Nicht hilfreich ist dabei auch, dass sich die Abstände in der F1 ziemlich zementiert haben. Hinter Ferrari fährt das Williams-Team ein einsames Rennen, dann folgt lange nichts und es kommen die Force India. Je nach Strecke findet man dann Lotus, Red Bull oder Toro Rosso, die sich um die letzten drei, vier Positionen immerhin meist einen wunderbaren Kampf liefern. Und vielleicht kann Sauber in Russland ja auch mal wieder eingreifen.
In Sachen Politik tut sich hinter den Kulissen so einiges, was nur schwer zu durchschauen ist. Red Bull und Toro Rosso stehen jedenfalls für 2016 immer noch ohne Motor da, was die Entwickler nicht gerade erfreuen wird. Man will ja gerne wissen, wie man das Heck gestalten muss, und ewig Zeit hat man dafür auch nicht. Nachdem Ferrari nur „alte“ Motoren liefern wollte und Red Bull das verständlicherweise ablehnte, hat Bernie Ecclestone sich wohl Mercedes zur Brust genommen (siehe die unsichtbaren Mercedes im Fernsehen beim Rennen in Suzuka) und angeblich redet man nun doch wieder mit Red Bull. Wie Mercedes allerdings gleichzeitig fast alle Kunden mit identischen Motoren nebst den Updates beliefern will, ist dann wieder eine andere Frage. Würde Red Bull zuschlagen, dann sähe die Liefersituation für die Mannschaft in Brixworth so aus: Mercedes, Red Bull, Toro Rosso, Williams, Force India, Manor. Ferrari würde Sauber und HaasF1 Motoren geben, Honda Mclaren und Renault sich selber. Insgesamt sind das rund 60 Motoren, die Mercedes pro Jahr bauen müsste. Nicht wenig.
Strategie
Mit den „Supersoft“ wird man eher auf zwei Stopps gehen, auch wenn die „Soft“ auf dem nicht aggressiven Asphalt in Russland eher länger durchhalten. Die Frage wird sein, wie lange man die „Supersoft“ durchschleppen kann. Im letzten Rennen musste man wegen der härten Reifen nur einmal an die Box, aber die „Supersoft“ eröffnen die Möglichkeit, die Strategie etwas risikoreicher zu gestalten. Man könnte einen kurzen Stint auf „Supersoft“ einlegen, dann auf die „Soft“ wechseln, um dann in den letzten rund zwölf bis 15 Runden noch mal die „Supersoft“ zu nehmen. Das Problem dabei ist nur, dass man in Sotchi halt schwer überholen kann. Der Vorteil von frischen „Supersoft“ ist vermutlich nach wenigen Runden dahin, dann steckt man hinter der Konkurrenz fest. In Sachen Spannung kann man jedenfalls nur hoffen, dass ein oder zwei Teams das Risiko einer anderen Strategie eingehen.
In Sachen Übertragungszeiten ist alles wie immer, man kann ausschlafen und das Rennen mit einem Mittagsschlaf abrunden.
1 Kommentare
Was den Rennstart betrifft ist es fast wie immer. Der ist eine Stunde früher als sonst. Also um 13:00 unserer Zeit.
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