Die kurze aber spannende Saison der ELMS endet an diesem Wochenende in Estoril mit einem regelrechten Shootout. Zwei Teams kämpfen um die Meisterschaft, aber auch ein drittes könnte noch eingreifen.
Nur fünf Rennen dauert die Saison der ELMS (nächstes Jahr sind es dann sechs), aber die Rennen, vor allem in der LMP2, waren in dieser Saison außerordentlich gut. Um die Siege prügelten sich meist das Jota- und das Greaves-Team und so ist es auch kein Wunder, dass die beiden am Ende des Jahres nur durch einen einzigen Punkt getrennt sind. Der „Vorteil“ liegt beim Jota-Team, das in Estoril wieder mit Simon Dolan, Filipe Albuquerque und Harry Tincknell antritt. Bei den erfahrenen Kollegen von Greaves werden Gary Hirsch, Bjorn Wirdheim und Jon Lancaster sich die vier Stunden Renndauer teilen. Wer da von den beiden Team einen Vorteil hat, ist nicht vorherzusagen. In Sachen Material gibt es keine Unterschiede, beide setzen auf das bewährte Gibson-Chassis und den haltbaren Nissan-Motor, in Sachen Fahrer offenbar auch nicht. Der „Schwachpunkt“ bei Jota ist vielleicht Teambesitzer Simon Dolan, aber das wirklich nur in Anführungszeichen. Dolan ist mittlerweile so konstant wie jeder andere, es fehlt nur etwas bei den Quali-Runden. Aber dafür hat man ja Tincknell oder Albuquerque.
Das dritte Team im Bunde kommt aus Frankreich. Thiriet TDS liegen zwar zehn Punkte hinter Jota, aber so ein Rennen ist lang und passieren kann immer was. Die Franzosen haben das blitzschnelle Oreca 05-Chassis zu Verfügung, sind damit aber nicht ganz so flott wie die KCMG-Mannschaft in der WEC. An der Besetzung liegt es jedenfalls nicht. Pierre Thiriet, Ludovic Badey und Nicolas Lapierre sind flott genug. Für einen Sieg reichte es in diesem Jahr aber nur beim Rennen in Imola, beim letzten Lauf in Paul Ricard tat man sich schwer und hatte zudem technische Probleme. Alleine wird Thiriet den Abstand zu den beiden führenden Teams nicht eindampfen können, da braucht man schon Hilfe. Da es bei beiden aber um alles geht, ist ja auch nicht ausgeschlossen, dass der eine oder andere Fehler passiert. Thiriet wird darauf hoffen und auf die Chance lauern.
Der Rest des Feldes hat mit dem Ausgang der Meisterschaft nichts mehr zu tun. Das heißt aber natürlich nicht, dass man nicht um einen Sieg fahren will. Vor allem die sehr schnellen BR01 von SMP/AF Racing dürften wie beim letzten Rennen in Frankreich ein Wort um den Sieg mitreden wollen. Maurizio Mediani, David Markozov und Nicolas Minassian sowie Mikhail Aleshin, Kirill Ladygin und Victor Shaytar sind schnelle, zuverlässige Piloten mit sehr viel Erfahrung. Die Frage ist, ob die Technik des immer noch neuen Fahrzeugs hält.
Minimale Außenseiterchancen auf ein Platz auf dem Podium hat Murphy Protoypes. Der betagte Oreca 03R ist zuverlässig und schnell, aber meist steht sich die Mannschaft irgendwie ein wenig selbst im Weg. Nathanaël Berthon, Michael Lyons und Mark Petterson, der älteste Fahrer im Feld, gehen das letzte Rennen des Jahres an.
GTE
Bei den GTE ist die Sache mehr oder weniger durch. Etwas überraschend hat sich das dänische Formula Racing-Team mit Johnny Laursen, Mikkel Mac und Andrea Rizzoli gegen deutlich höher eingeschätzte Teams durch gesetzt. Man führt mit 73 Punkten vor dem Z4 von MarcVDS mit Andy Priaulx, Henry Hassid und Jesse Krohn mit 54 Punkten. Da es maximal noch 26 Punkte zu holen gibt, muss der Ferrari eigentlich nur auf Platz 6 in Ziel gondeln, was nach zwei Siegen hintereinander für den dänischen F458 machbar erscheint. MarcVDS wird hingegen in Estoril seinen letzten Auftritt haben. Das Team hat entschieden, dass man den GT-Sport verlässt und sich auf die Motorradabteilung konzentriert. Man wird das Team sicher schmerzlich vermissen.
Der Rest des Feldes hat keine Chance mehr auf den Titel. Die hochfavorisierten Duncan Cameron, Matt Griffin und Aaron Scott im AF Corse Ferrari kamen in diesem Jahr nur zu einem Sieg (Imola). Danach lief es eher suboptimal. Dennoch wird die Klasse wie immer viel Spannung und enge Zweipunkte abliefern.
In der dünn besetzen GTC Klasse steht der Meister auch schon fast fest. Dem Z4 von TDS dürfte die Meisterschaft kaum zu nehmen sein. Man führt mit 13 Punkten vor dem AF Corse #62. Da nur sechs Autos gemeldet sind, müsste der Z4 schlechter als P3 ins Ziel kommen, sollte der Ferrari gewinnen, was dem F458 aber nur in Imola gelang.
In der LMP3 ist alles klar, da hat Chris Hoy den Titel schon beim letzten Rennen erringen können.
Strecke:
Estoril ist bekannt. Ein bisschen eng, wenig Stellen, an denen man wirklich gut überholen kann. Dafür ist die Strecke abwechslungsreich und durchaus fordernd. Das Rennen startet am Sonntag, da wird es in der Nähe von Lissabon noch ziemlich warm sein. Regen ist jedenfalls (Stand Mittwochabend) nicht zu erwarten.