Hiroaki Ishiura hat es geschafft: Mit einem zweiten sowie vierten Platz krönte sich der 34-jährige Japaner bei einem verregneten Saisonfinale in Suzuka erstmals zum Meister der japanischen Super Formula. Die jeweiligen Laufsiege gingen derweil an André Lotterer sowie Naoki Yamamoto.
Die Wettergötter scheinen Fans von nassen Saisonfinalen zu sein. Bereits zum vierten Mal in fünf Jahren bestritt die Super Formula ihren Jahresabschluss unter regnerischen Bedingungen. Lediglich 2012 blieb es trocken. Der Standort scheint dabei keine Rolle zu spielen: Egal ob Motegi (2011) oder Suzuka – der Regen scheint ein Abo auf den Abschluss der höchsten japanischen Formelserie zu haben. Vermutlich blieb Suzuka 2012 lediglich vom Regen verschont, weil die Wolken den Umzug von Motegi an die legendäre Grand-Prix-Strecke zu Beginn des Jahres nicht mitbekommen haben. Der Spannung tat das Wetter natürlich keinen Abbruch. Im Gegenteil: Das feuchte Nass sorgt jedes Mal für zusätzliche Würze. So auch dieses Jahr. Die Qualifikation am Samstag fand noch unter trockenen Bedingungen statt. Das Ergebnis von Q1 wurde dabei für den ersten Lauf (20 Runden) herangezogen, während das Ergebnis von Q3 den Grid für den finalen Lauf (28 Runden) stellte. Schnellster im Eröffnungssegment war André Lotterer, gefolgt von Hiroaki Ishiura und James Rossiter. Ishiuras ärgster Titelrivale Kazuki Nakajima komplettierte die Top-5 mit einer Gewaltrunde hinter dem viertplatzierten Kamui Kobayashi. Q3 sah hingegen verändertes Startfeld. Naoki Yamamoto wiederholte seine Pole-Position vom Saisonstart, gefolgt von André Lotterer und Tomoki Nojiri. Kazuki Nakajima und Kamui Kobayashi tauschten die Plätze, während Hiroaki Ishiura nicht über den siebten Platz hinauskam. Die Karten für ein spannendes Saisonfinale waren somit gemischt.
Rennen 1 (20 Runden)
Pünktlich zum Sonntagmorgen öffnete sich der Himmel über den Suzuka Circuit, als die insgesamt 29.500 Fans durch die Tore stürmten. Weil die Regenintensität kurz vor Startschuss des ersten von zwei Läufen zunahm, entschied sich die Rennleitung aus Sicherheitsgründen für einen Start hinter dem Safety-Car. Nachdem das Kommando von einem Teil der Popgruppe AKB48 übernommen wurde, begaben sich die 19 Piloten unter Starkregen auf die Reise. Lediglich zwei Umläufe gab ihnen die Rennleitung, um sich an die teilweise grenzwertigen, wenn auch fahrbaren Bedingungen zu gewöhnen. Am Ende der 18. Runde bog das Sicherheitsfahrzeug ab – und Polesetter André Lotterer stürmte seinen hinter der Gischt versinkenden Verfolgern davon. Die Anfangsphase sah keine Verschiebungen auf den Top-Positionen. Lotterer gab den Ton an, gefolgt von Hiroaki Ishiura, Kamui Kobayashi sowie einem leicht abgeschlagenen Kazuki Nakajima. Dahinter entbrannte hingegen ein harter Zweikampf zwischen Naoki Yamamoto und Joao Paulo de Oliveira um den sechsten Rang. Der Brasilianer hatte vor dem Wochenende, ähnlich Lotterer, noch minimale mathematische Chancen auf den Titel. Hierfür musste der Impul-Pilot jedoch nicht nur nach den Laufsiegen, sondern idealerweise auch nach den beiden Bonuspunkten für die Pole-Positions greifen. Von beiden war der Champion von 2010 jedoch weit entfernt, so dass er, um zumindest irgendwie seine Chancen zu wahren, nach vorne pirschen musste.
Entsprechend hart umkämpft war das Duell zwischen ihm und Honda-Mann Yamamoto. In der siebten Runde kamen sich die beiden Streithähne erstmals zu nahe, als de Oliveira den linken Seitenkasten von Yamamotos Boliden in der Löffelkurve berührte. Zwei Umläufe später blies der Brasilianer zum erneuten Angriff – abermals mit Kontakt. Seite an Seite kamen die beiden Kontrahenten auf die finale Schikane angeschossen. Beim Wechsel auf die Innenspur verschätzte sich Oliveira, wobei er Yamamotos linken Hinterreifen mit seinem Frontflügel traf. Mit der Kollision endeten JP de Oliveiras Meisterschaftshoffnungen, als er wegen des beschädigten Frontflügels wie auch einer leicht verbogenen Radaufhängung wenige Kilometer später im Kiesbett der Haarnadel strandete. Yamamoto konnte zunächst weiterfahren. Wegen einer sich lösenden Radmutter musste der Mugen-Pilot seinen Boliden jedoch kurz vor Schluss in der Garage abstellen. Auch der zweite Impul-Pilot Andrea Caldarelli sollte nicht die Zielflagge sehen, als Daisuke Nakajima bei einem Überholversuch am Italiener in der ersten Kurve die Kontrolle über seinen Wagen verlor. Das Ergebnis: Beide Fahrzeuge drehten sich fast synchron von der Strecke. Bonuspunkt in der Kür gibt es dagegen für Caldarelli, der sich noch während des Abflugs mit gehobener Hand wegen des Manövers beim Japaner beschwerte.
Wohlwissend, dass er nicht unbedingt gewinnen muss, um den Titel zu ergattern, ging Hiroaki Ishiura bei der Verfolgung von Spitzenreiter Lotterer kein Risiko ein. Stattdessen kontrollierte er den geringen Abstand zu James Rossiter wie auch Kamui Kobayashi, die dem Cerumo-Inging-Fahrer in Lauerstellung folgten. Wäre das Rennen in dieser Konstellation zu Ende gegangen, hätte sich Ishiura bereits vorzeitig die Meisterkrone aufsetzen können. Vier Runden vor Schluss dann jedoch Drama um James Rossiter, als dieser eingangs der Degner-Kurve wegen Aquaplaning in die Schaumstoffwürfel krachte. An der Stelle bildete sich ein kleiner Bach, nachdem die Regenintensität in den finalen Runden stetig zunahm. Durch Rossiters Pech rutschte Kazuki Nakajima auf die vierte Position vor, womit er die Titelentscheidung auf den zweiten Lauf vertagte.
Wie sehr die Piloten mit den Bedingungen zu kämpfen hatten demonstrierte auch Hiroaki Ishiura, der im 16. Umlauf mit ganz viel Fingerspitzengefühl einen Dreher in der Dunlop-Kurve verhinderte. Kamui Kobayashi nutzte dies, um sich an den Tabellenführer heranzupirschen. In den finalen Runden entstand ein furioser Kampf um den Silberrang zwischen den beiden Landsmännern. Mehrmals versuchte der ehemalige Formel-1-Fahrer an Ishiura vorbeizuziehen, der allerdings jeden Angriff gekonnt abwehrte. Brenzlig wurde es im 18. Umlauf, als Kobayashi ein erfolgreiches Manöver setzte, dabei aber die finale Schikane überschoss und deshalb Ishiura wieder vorbeiziehen lassen musste. Für eine Schrecksekunde in der vorletzten Runde sorgte hingegen Yuichi Nakayama, der in der schnellen 130R in die Streckenbegrenzung abflog. Glücklicherweise konnte der aus Tokyo stammende Japaner seinen havarierten Boliden eigenhändig verlassen. Vielmehr: KCMG gelang es sogar, den Wagen wieder rechtzeitig für den zweiten Lauf fit zu machen.
Am Ende fuhr André Lotterer bei schwierigen Bedingungen einem ungefährdeten Start- und Zielsieg entgegen. Der gebürtige Duisburger machte bei seinem dritten Saisonsieg alles richtig, indem er das Maximum an Punkten aus dem ersten Lauf herauszog, um so seine etwaigen Meisterschaftschancen zu wahren. Weil Hiroaki Ishiura jedoch den Silberrang vor Kamui Kobayashi verteidigte, betrug der Punkteabstand am Ende neun Zähler. Mit noch acht erreichbaren Meisterschaftspunkten war Lotterer somit aus dem Titelkampf eliminiert, weshalb er nach eigener Aussage den Sieg mit einem lachenden wie auch weinenden Auge auf dem Podium zelebrierte. Hiroaki Ishiura stand zu jenem Zeitpunkt hingegen mit einem Bein als Champion fest, da ihm im Falle eines Sieges von Titelverteidiger Kazuki Nakajima lediglich ein achter Platz im zweiten Lauf gereicht hätte. Die Top-5 wurde von Tomoki Nojiri komplettiert, der als bester Honda-Fahrer ein starkes, von Position zehn aus kommendes, Rennen fuhr.
Rennen 2 (28 Runden)
Die Konstellation für den finalen Super-Formula-Lauf des Jahres war somit klar: Kazuki Nakajima musste gewinnen sowie gleichzeitig auf einen Ausfall von Hiroaki Ishiura hoffen, um seinen Titel erfolgreich zu verteidigen. Weil der Regen im Laufe des Nachmittages etwas abnahm, entschied sich die Rennleitung für einen regulären, stehenden Start. Der Pflichtboxenstopp, bei dem mindestens alle vier Reifen hätten gewechselt werden müssen, fiel aufgrund des „wet race“ selbstredend weg. Für den Saisonabschluss kündigte die Bürgermeisterin von Suzuka, Noriko Suematsu, Action an. Feuer dürfte hingegen nicht auf ihrer Wunschliste gestanden haben, welches am rechten Vorderreifen von Kamui Kobayashi entfachte, weshalb der Start abgebrochen wurde. Obgleich der anfänglichen Verwirrung, ob er überhaupt noch Starten dürfe – als Strafe für die Verzögerung wurde er ans Ende des Feldes versetzt – nahm der ehemalige Formel-1-Pilot die Situation mit Humor: „Das nächste Mal machen wir BBQ“.
Der zweite Startversuch verlief ganz ohne feurige Spezialeffekte, dafür aber nicht mit minder Action. So stürmte Kazuki Nakajima mit einer seiner bekannten Raketenstarts sofort vom vierten Startplatz auf die zweite Position. Der Titelverteidiger griff in der ersten Kurve gar nach Polesetter Naoki Yamamoto, zog aus der nicht vorhandenen Lücke aber rechtzeitig zurück, um eine Kollision zu vermeiden. Dahinter folgten Tomoki Nojiri sowie Joao Paulo de Oliveira, die einen schlecht startenden André Lotterer auf den fünften Platz vor Hiroaki Ishiura verdrängten. Naoki Yamamoto nutzte derweil die freie Sicht der Eröffnungsrunden, um seinen Vorsprung auf Kazuki Nakajima zu vergrößern. Im hinteren Feld stoßen hingegen Ryo Hirakawa sowie Narain Karthikeyan zusammen. Bei der Kollision beschädigte der Inder seinen Frontflügel, den er umgehend bei einem Notstopp austauschen ließ. Hirakawa blieb ohne Schaden, sah sich anschließend jedoch in einem engen Duell mit Yuji Kunimoto um die zehnte Position. Ein ähnliches Bild spielte sich auch im Spitzenfeld ab, als Joao Paulo de Oliveira im sechsten Umlauf am Dandelion-Honda von Tomoki Nojri vorbeizog.
Nach zehn Runden besaß der führende Yamamoto einen fünf-sekündigen Vorsprung auf Kazuki Nakajima. Dahinter pirschten sich die um Platz sieben duellierenden Takashi Kogure und James Rossiter an Hiroaki Ishiura heran, der offensichtlich kein Risiko eingehen wollte. Dieser Kampf nahm in der 13. Runde jedoch ein jähes Ende, als Rossiter beim Anbremsen auf die Schikane in das Heck des Drago-Corse-Piloten rauschte. Zweiter Ausfall im zweiten Rennen. Es war nicht der Tag des Briten, der ohne den Aquaplaning-Ausrutscher im ersten Lauf mindestens ein Podiumsergebnis erreicht hätte. Rossiter sah die Schuld bei Takashi Kogure, der nach seiner Auffassung ihm auf der Außenbahn nicht genügend Raum ließ. Deshalb stapfte er umgehend zu dessen Kommandostand und beschwerte sich bei Drago-Corse-Teamchef Ryo Michigami: „Er ließ mir keinen Raum. Du bist auch Rennfahrer. Du verstehst das!“ Michigami gab ihm jedoch einen nur wenig beeindruckten Blick. Tatsächlich kann die Situation als Rennunfall abgestempelt werden, bei dem der Brite vielleicht etwas zu ungestüm eine kleine Lücke sah. Kogure beendete das Rennen auf dem siebten Platz.
Drei Umläufe zuvor bog ein enttäuschter Tomoki Nojiri mit einem Elektronikproblem in die Boxengasse ab. Und auch André Lotterer sollte nicht die Zielflagge sehen: Wegen eines Getriebeproblems lief der dreifache Le-Mans-Champion in der 200R aus. Durch ihre Ausfälle wurde Hiroaki Ishiura auf die vierte Position gespült – und mit ihnen schwanden Kazuki Nakajimas Meisterschaftshoffnungen. Doch selbst ohne das Pech seiner Verfolger schien es dem Titelverteidiger unmöglich, noch in Führung zu gelangen, da Naoki Yamamoto den Abstand von rund fünf Sekunden souverän kontrollierte. Die einzige Verschiebung auf den Spitzenpositionen in der zweiten Rennhälfte sah das Duell zwischen Yuichi Nakayama und Ryo Hirakawa, als letzterer sieben Runden vor Schluss nach einem packenden Duell den fünften Platz eroberte. Am Ende kam Nakayama auf dem sechsten Platz ins Ziel, womit er die ersten Punkte für KCMG seit 2011 einfuhr – und das obwohl man den Wagen nach dem 130R-Abflug binnen kürzester Zeit wieder reparieren musste. Für das in Hong Kong stationierte Team dürfte sich der sechste Rang entsprechend wie ein Sieg angefühlt haben.
Für ein wahres Feuerwerk im Rennen sorgte Kamui Kobayashi, der nach dem Startabbruch ans Ende des Feldes strafversetzt wurde. Von dort aus stellte der ehemalige Formel-1-Pilot seine Qualitäten als Regenfahrer unter Beweis, indem er nur nach einer fulminanten Aufholjagd auf dem neunten Platz nur knapp die Punkteränge verpasste. Naoki Yamamoto dürfte dies am Ende nur wenig interessiert haben: Er gewann souverän von der Pole-Position aus den finalen Saisonlauf. Damit bescherte der Champion von 2013 Honda mit ihrem ersten Saisonsieg nicht nur einen versöhnlichen Jahresabschluss. Gleichzeitig zelebrierte er auch seinen allerersten Triumph seit zwei Jahren. Die ihm von der Schulter fallende Last war förmlich spürbar. Yamamoto erlebte zwei frustrierende Jahre, in denen oftmals die Technik, manchmal aber auch kleinere selbstverschuldete Fehler, gute Ergebnisse zunichtemachten. Besonders frustrierend dürfte der der Ausfall zum Saisonstart gewesen sein, als ihm auf dem Bronzerang liegend in der allerletzten Runde der Motor um die Ohren flog. Dass Honda noch immer ein kleines Defizit gegenüber den Toyota-angetriebenen Teams hat, ist nicht unübersehbar. Im Vergleich zu 2014 scheint das allgemeine Kräfteverhältnis dennoch deutlich ausgeglichener, auch wenn insbesondere die Ergebnisse über den Sommer dies nicht immer reflektieren. Zusätzlich wurde Naoki Yamamoto zum JAF Grand Prix Suzuka-Sieger ernannt, da er im Direktvergleich, trotz der gleichen Anzahl an kumulierten Punkten aus beiden Läufen, ein besseres Ergebnis als André Lotterer einfuhr. Damit tritt der Mugen-Pilot die Nachfolge von Kazuki Nakajima ein, der die Gesamtwertung der letztjährigen Ausgabe gewann.
Mann des Tages war dennoch Hiroaki Ishiura, dem ein zweiter sowie vierter Platz zum Meistertitel reichten. So gelassen und ruhig er seinen Erfolg auch beim Sieger-Interview mit dem japanischen Fernsehreporter Jiro Takahashi kommentierte, seine Anspannung war trotzdem spürbar. Für den 34-jährigen Japaner ist es der erste Meistertitel seit seinem Debüt in Japans höchster Formelserie im Jahr 2008. Mit zwei Siegen sowie stetigen Top-5-Platzierungen war der Cerumo-Inging-Pilot nicht der konstanteste Fahrer in dieser Saison. Er war gleichzeitig auch die große Überraschung des Jahres. Bereits 2014 bewies Ishiura, dass er bei seinem Comeback umgehend mit dem neuen SF14-Boliden von Dallara zurechtkommt. Dass ihm sowie das im Vergleich kleine, von seinem Super-GT-Teamkollegen Yuji Tachikawa geleitete, Team jedoch einen Angriff auf die Todessternflotte von Tom’s wie auch Impul gelingen könne, war so im Voraus nicht unbedingt voraussehbar. Ishiura hielt dem konstanten Druck stand, dem er seit seinem Premierenerfolg in Okayama ausgesetzt war. Seitdem gab der Japaner die Tabellenführung auch nicht mehr ab. David gewann gegen Goliath.
Mit Kazuki Nakajima trat ihm ein starker Rivale gegenüber, der sich trotz verletzungsbedingter Auszeit – Nakajima wurde nach seinem WEC-Unfall in Okayama von Landsmann Kazuya Oshima ersetzt – wieder an die Spitze zurückkämpfte. Dass der zweifache Super-Formula-Champion Ansprüche für den Titel erhob, bewies er mit einem starken Silberrang bei seinem persönlichen Comeback am Fuji Speedway. Der einzige Saisonsieg folgte prompt zwei Rennen später in der Autopolis. Der sofortige Abruf alter Stärke wie auch Konstanz war es auch, die den Japaner vor dessen Teamkollegen André Lotterer katapultierten. Der Meister von 2011 konnte letztlich zwar drei Saisonrennen gewinnen. Über das gesamte Jahr gesehen fehlte ihm jedoch die Konstanz. Seine Titelhoffnungen nahmen einen herben Rückschlag, als er wegen eines Frühstarts in der Autopolis einen Nuller schrieb, nachdem er bereits in Okayama lediglich mit viel Gewalt noch einen Zähler einfuhr. Konstanz im Super-Formula-Feld ist wichtig. Und auch die diesjährige Saison hat erneut gezeigt, dass mehrere Fahrer unterschiedlicher Teams Siegchancen besitzen. Am Ende durfte Tom’s dennoch jubeln: Bereits in der Autopolis verteidigte man vorzeitig die Team-Meisterschaft. Damit bewies Toyotas Flakschiffmannschaft, dass man weiterhin die stärkste Kraft im japanischen Formelsport stellt.
2016 steht Tom’s jedoch vor einem Problem. Da sich, sofern es keine kurzfristigen Änderungen beim Super-Formula-Kalender gibt, sowohl der Saisonauftakt wie auch der Abschluss mit Rennen des World Endurance Championship überschneiden, wird man seine Starpiloten zweimal ersetzen müssen. Ein heißer Kandidat hierfür könnte der hauseigene amtierende Japanese Formula 3 Champion Nick Cassidy sein. Es ist davon auszugehen, dass sowohl Lotterer wie auch Nakajima weiterhin in Japans höchster Formelserie antreten werden. Die unglückliche Terminkollision bedeutet selbstredend aber auch einen tiefen, kaum aufholbaren Einschnitt in ihre Meisterschaftsambitionen. Apropos Titel: Kamui Kobayashi dürfte nach seinem „Rookie-Jahr“ ebenfalls Blut geleckt haben. Die Saison des ehemaligen Formel-1-Piloten darf mit drei Podiumsplatzierungen (Okayama, Autopolis, Suzuka) als gelungen bezeichnet werden. Wenn letztlich auch unbelohnt, wird seine fulminante Aufholjagd beim finalen Saisonlauf noch lange in Erinnerung bleiben. Mehrfach schwärmte der aus Amagasaki stammende Japaner über den SF14-Boliden sowie das hohe Niveau des Championats. Am Ende belegte er mit 20 Punkten den sechsten Gesamtrang, zwei Plätze vor seinem Teamkollegen Ryo Hirakawa. LeMans hatte 2015 mit einigen, insbesondere im Rückblick auf die vergangenen zwei starken Jahre, Problemen zu kämpfen. 2016 sollte mit dem Traditionsteam, mit dem einst Ralf Schumacher 1996 den allerersten Formula-Nippon-Titel gewann, aber wieder zu rechnen sein.
Noch ist die Winterpause für die Super-Formula-Teams jedoch nicht angebrochen. Wie jedes Jahr findet am 25. sowie 26. November der traditionelle Rookie- und Herstellertest in Suzuka statt. Eine Entry-List wurde zwar noch nicht bekanntgegeben. Neben der nahezu sicheren Teilnahme von GP2-Champion Stoffel Vandoorne hat auch bereits IndyCar-Pilot Stefano Coletti seine Teilnahme an den Testfahrten zugesagt. Aus den japanischen Insider-Kreisen ist außerdem zu hören, dass Loic Duval in Suzuka ins Cockpit klettern könnte. Des Weiteren dürfte ein Einsatz von Nick Cassidy als ziemlich sicher gelten. Wie immer gilt aber auch beim diesjährigen Rookie-Test: Wer keine direkte Einladung erhält, kann, das nötige Kleingeld und Talent vorausgesetzt, einen Test-Ride erwerben. Da ein Großteil der Cockpits für 2016 unverändert bleiben sollte, ist mit keinem allzu großen Stühlerücken zu rechnen. Im Falle von Vandoorne, der bereits als Testfahrer für McLaren in der Formel Eins bestätigt ist, wäre ein Einsatz bei Dandelion, an der Seite von Tomoki Nojiri, oder im zweiten Mugen-Boliden neben Naoki Yamamoto denkbar. Diesen sollte 2015 eigentlich Fabio Leimer pilotieren. Nachdem der für die Finanzierung zuständige Mittelmann jedoch einen Rückzieher machte, konnte der Schweizer nicht das nötige Geld für das Cockpit aufbringen. Bereits bestätigt: Bei den Testfahrten werden die neuen Advan-Reifen von Yokohama zum Einsatz kommen.
Ergebnis Rennen 2
Meisterschaftswertung
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