Mit dem Phillip Island SuperSprint neigt sich auch die Saison der V8 Supercars ihrem Ende entgegen. Vor dem vorletzten Rennwochenende können zumindest theoretisch noch sechs Fahrer den Titel holen.
Realistisch gesehen wird es allerdings auf einen Dreikampf zwischen Mark Winterbottom, David Reynolds und Craig Lowndes hinauslaufen, alle anderen sind mit über 400 Punkten Rückstand einfach zu weit abgeschlagen. Der Ausgang dieses Dreikampfes aber könnte offener nicht sein. Nicht nur weil es bei Tabellenführer Winterbottom seit Bathurst nicht mehr richtig laufen mag, sondern weil er auch nicht auf die Schützenhilfe von David Reynolds zählen kann. Reynolds, der das Prodrive-Schwesterteam Rod Nash Racing Ende 2015 verlassen wird, würde natürlich selber gerne den Titel holen und wird wohl kaum für den Kollegen vom Schwesterteam fahren.
Zumal Prodrive-Teamchef Tim Edwards es auch nicht von ihm erwartet. Was zusätzlich für Reynolds spricht, ist seine unglaubliche Konstanz. Seit Hidden Valley im Juni, also seit 16(!) Rennen in Serie, landete er immer in den Top 10 und hatte zudem keinen einzigen Ausfall in dieser Saison. Winterbottom wird also nichts anderes übrig bleiben, als auf Sieg zu fahren und zu hoffen, dass Teamkollege Cameron Waters der Konkurrenz so viele Punkte wie möglich streitig machen kann. Dafür muss der Mostert-Ersatzmann allerdings mehr zeigen als zuletzt in den Rennen in Pukekohe und Surfers Paradise, als er große Mühe hatte, unter die ersten Zehn zu kommen.
Bei Red Bull hat man dagegen den Vorteil, sich voll und ganz auf Craig Lowndes konzentrieren zu können. Zwar behauptet man, nur noch auf die Teamwertung zu schauen, was ich ihnen einfach nicht abkaufe. Aber vielleicht ist auch genau diese Herangehensweise der Schlüssel zum Erfolg am kommenden Wochenende. Schon in Pukekohe hätte man ohne Lowndes‘ Reifenplatzer alle Rennen gewonnen, und wenn in Phillip Island ein ähnliches Ergebnis herausspringt, würde das Lowndes‘ Chancen auf die Meisterschaft selbstverständlich erhöhen. Und im Fall der Fälle einen Jamie Whincup an der Seite zu haben, ist bestimmt nicht von Nachteil.
Die anderen drei Fahrer, die noch theoretische Titelchancen haben, sind Garth Tander (HRT), Shane van Gisbergen (Tekno) und Fabian Coulthard (BJR). Ihr Rückstand ist allerdings so groß, dass sie wahrscheinlich nach dem kommenden Wochenende komplett aus dem Rennen sind. Für Coulthard und van Gisbergen geht es eigentlich nur noch darum, die letzten Rennen für ihre Teams möglichst gut zu Ende zu bringen. Tander, dessen Cockpit bei HRT für nächste Saison sicher ist, wartet als Tabellenvierter erstaunlicherweise noch immer auf den ersten Saisonsieg.
Die Strecke
Den Phillip Island Grand Prix Circuit werden sicher viele aus der MotoGP und der Superbike-WM kennen, doch auch im Automobilsport hat auf der Insel südlich von Melbourne eine lange Tradition. Schon 1928 wurden hier Rennen gefahren, allerdings noch auf öffentlichen Straßen. Den GP Circuit gibt es seit 1956, auf ihm fand damals mit dem Armstrong 500 das Rennen statt, welches heute als Bathurst 1000 bekannt ist. Der Umzug wurde nötig, da die damaligen Besitzer die Strecke nicht mehr instandhalten konnten.
All the key information you need to know for Phillip Island this weekend, courtesy of Jack Daniel’s Racing. #V8SC pic.twitter.com/8v4VafnMHg
— V8X (@V8X_Magazine) 17. November 2015
Heute ist der Kurs 4,4 Kilometer lang und zeichnet sich besonders durch seine Höhenunterschiede und schnellen Kurven aus. Bei den Fahrern ist er zudem wegen der flüssigen Streckenführung und den hohen Geschwindigkeiten sehr beliebt. Am Ende der Start-Ziel-Geraden erreicht man an die 290 Stundenkilometer, während einige Kurven mit über 170 Stundenkilometern durchfahren werden. Fehler werden da natürlich gnadenlos bestraft, entweder weil man sehr viel Schwung verliert, sobald man eine Kurve nicht erwischt, oder weil man aufgrund der hohen Geschwindigkeiten den Wagen im ungünstigsten Fall in die Reifenstapel jagt.
Doch es gibt auch langsame Ecken auf der Strecke. Die Haarnadeln in Turn 4 und Turn 10 werden mit knapp 70 km/h durchfahren und sind die besten Überholstellen.
Im vergangenen Jahr gewannen hier zweimal Scott McLaughlin (Polestar-GRM) und einmal Jamie Whincup. Letzterer hält mit 1:32.0246 den Rundenrekord.
Zeitplan
Das Format ist wieder mal der SuperSprint mit zwei Sprints am Samstag und einem langen Rennen am Sonntag.
Samstag:
02:45 Uhr – Qualifying 1&2 – jeweils 10 Minuten
05:10 Uhr – Rennen 1 – 14 Runden (60km)
06:55 Uhr – Rennen 2 – 14 Runden (60km)
Sonntag:
02:00 Uhr – Qualifying 3 – 20 Minuten
04:10 Uhr – Rennen 3 – 45 Runden (200km)
(Zeiten in MEZ und ohne Gewähr.)