Nachdem die FIA WTCC dieses Jahr nicht mehr in Macau antritt, fährt mit dem FIA GT World Cup ein anderer FIA-Wettbewerb in den Häuserschluchten der ehemaligen portugiesischen Kolonie.
Man darf die Zuschauer in Macau schon beneiden, denn neben dem legendären Motorrad-Grand-Prix, dem Formel 3-Grand-Prix und der internationalen TCR-Serie bekommen sie an diesem Wochenende auch noch zwei GT3-Rennen zu sehen. Zusätzlich fahren noch etliche nationale Serien, in denen es aber eher darum geht, das Rennen auf allen vier Reifen zu beenden. Früher war auch beim GT3-Rennen das Ziel der meisten Piloten, sicher anzukommen, aber in den letzten Jahren hat die Qualität des Teilnehmerfelds extrem zugelegt und derzeit gibt es immerhin zehn Fahrer mit Siegchancen. Leider ist das Starterfeld mit nur noch 22 Startern sehr ausgedünnt im Vergleich zu den letzten Jahren, was auch mit den steigenden Kosten für GT3-Fahrzeugen zusammenhängt.
Für die Streckenvorstellung zitiere ich an dieser Stelle wieder den Kollegen Chaos aus dem Jahr 2011.
Zur Strecke muss man nicht viele Worte verlieren. Selbst für einen Stadtkurs ist Macao sehr eng und schnell. Es gibt zwei, sofern man sie so nennen mag, Überholstellen. Eine nach der langen Geraden und eine vor der Haarnadel, dafür muss man aber schon sehr mutig sein und darauf hoffen, dass der Gegner mitspielt, sonst findet man sich schnell in den zahlreichen Reifenstapeln wieder.
Es kommt aufgrund der Streckencharakteristik immer wieder zu schweren Unfällen in Macao, leider auch mit Verletzten und Toten, 2005 verstarb ein französischer Motorradfahrer. Vorletztes Jahr brach sich Franz Engstler das Schlüsselbein und den Oberschenkelknochen. Es bleibt nur zu hoffen, dass wir dieses Wochenende von solch schlimmen Bildern und Nachrichten verschont bleiben. Deswegen gibt es auch immer wieder Diskussionen, ob Macao denn in der heutigen Zeit überhaupt noch zu verantworten sei.
Ach ja, wie man im Onboardvideo sieht, fahren natürlich auch Motorräder auf der Strecke, was in allen anderen Teilen dieser Welt auf Stadtkursen wohl strengstens verboten sein dürfte, nicht so in Macao.
Hier noch eine Onboard Aufnahme von Danny Watts aus dem Jahr 2013
Trotz der engen Strecke waren die Rennen in den letzten Jahren gar nicht schlecht und häufig wurden sie erst in den letzten Runden entschieden. Leider kam es aber auch öfters mal zu heftigen Unfällen wie z.B. im Jahr 2011, als fast nur Amateure dabeiwaren.
https://www.youtube.com/watch?v=2W65i9MGdEk
Dieses Jahr spielt neben der FIA auch der SRO eine wesentlich Rolle bei der Austragung der Events und daher kam mal wieder einer der seltsamen Vorschläge, dass es auch eine Markenwertung gibt und jeder Hersteller drei „Werkspiloten“ benennen darf. Dem Vorschlag haben sich Audi, Aston Martin, McLaren, Mercedes-Benz und Porsche angeschlossen, jedoch bringt z.B. Porsche nur einen einzigen Werksfahrer.
Für mich etwas überraschend tritt <strong>Mercedes Benz</strong> sogar mit einem Werksteam und dem alten SLS GT3 an. Bisher hatte man bei den GT3-Rennen maximal werksunterstützte Einsätze.
Audi
Für Audi treten in Macao drei verschiedene „Werksteams“ an und davon haben zumindest zwei gute Siegchancen. Das Audi Sport Team Phoenix tritt mit Edoardo Mortara an und zählt damit eigentlich schon zu den Topfavoriten. Zusätzlich wird man mit dem komplett neuen Audi R8 LMS starten, der bereits beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring erfolgreich war. Das gleiche Einsatzgerät hat das Audi Sport Team WRT und mit René Rast hat man sogar fast noch den besseren Fahrer als das Phoenix-Team. Eigentlich sollte Laurens Vanthoor das Fahrzeug pilotieren, aber aufgrund seiner Verletzungen beim BSS-Rennen in Misano wurde ihm von den Audi-Ärzten von einem Start abgeraten. Den dritten Werks-Audi wird Marchy Lee fahren, aber seine Siegchancen sind sehr gering bei dem hochwertigen Starterfeld. Sein Audi R8 LMS wird von Audi Hong Kong eingesetzt.
Aston Martin
Als Speerspitze für Aston Martin tritt Stefan Mücke in Macau an. Sein Aston Martin Vantage GT3 wird von Craft Bamboo eingesetzt und damit ist es im Prinzip ein Werksfahrzeug. Trotzdem sehe ich die Chancen für Aston Martin eher als gering an am Wochenende, denn der Wagen passt nicht ganz optimal auf die kurvige Strecke und die Konkurrenz dürfte etwas zu stark sein. Der Teamkollege von Mücke ist übrigens Richard Lyons, der sonst in der GT300 für Audi unterwegs ist. Sicherlich ist auch er ein starker Fahrer, aber auch bei ihm sind die Siegchancen eher gering. Mit Darryl O’Young hat man dann noch einen Lokalhelden, aber auch er wird wohl nicht auf das Siegerpodest fahren. Für alle Fahrer sollte aber ein Ergebnis in den Top 10 gut möglich sein.
McLaren
Zusammen mit Audi bringt McLaren wohl die besten Fahrer an den Start. Als Lokalhelden hat man André Couto, der seit 2000 fast durchgehend an einem der Rennen in Macau teilnimmt. Zusätzlich hat er dieses Jahr noch die GT300 gewonnen und damit auch zum ersten Mal ein richtiges Highlight in seiner langen Karriere erreicht. Mit all seiner Erfahrung sollte er durchaus Chancen auf den Sieg haben. Ebenfalls für das FFF Racing Team wird Kevin Estre antreten und damit ein weiter Siegkandidat. Für mich zählt er zu den Top 5 der GT3-Piloten weltweit; in einigen Tagen wird er einen GTE-Porsche pilotieren dürfen als Belohnung. Auch hat er die Rennen in der Pirelli World Challenge teilweise dominiert und seine Pole-Runde auf der Nordschleife dürfte auch noch den meisten im Gedächtnis sein. Seine Siegchancen sollten also extrem gut sein. Den dritten McLaren wird mit Alvaro Parente ein weiterer Werksfahrer pilotieren und auch er sollte gute Chancen auf ein Top-5-Ergebnis haben. Für einen Sieg wird es aber wohl nicht reichen.
Mercedes-Benz
Mercedes-Benz ist zwar als Hersteller gemeldet, bringt aber nur zwei Fahrzeuge an den Start. Dafür werden diese von der Mercedes AMG Driving Academy eingesetzt. Mit Maro Engel und Renger van der Zande hat man dann auch noch zwei Werksfahrer mit dabei. Eigentlich schade, dass man nicht mit dem neuen AMG GT3 antritt, aber da dürfte noch die Homogilation ausstehen. Trotzdem sollten beide Fahrer durchaus Chancen auf ein Top-5-Ergebnis haben, auch wenn der Sieg wohl sehr schwer wird.
Porsche
Zwar zählt Porsche zu den eingetragenen Herstellern, aber man wird nur mit einem richtigen Werkspiloten starten. Earl Bamber wird für LKM Racing mal wieder ins Lenkrad eines GT3-Porsches greifen und er dürfte durchaus Siegchancen haben, aber ich sehe ihn eher auf Platz 3 bis 5.
Alle weiteren Infos zu den Rennen im Macau findet ihr auf der offiziellen Internetseite und es könnte dort dieses Jahr sogar einen Livestream geben. Auch das Anschauen des F3-Rennens und der TCR dürfte sich lohnen. In der TCR wird übrigens Rob Huff antreten, der bisher die Trainings dominiert hat.