Pleiten, Pech und Zwist. Red Bull machte in diesem Jahr vor allem durch Streitigkeiten und politische Winkelzüge auf sich aufmerksam. Durch die Misserfolge wurde das Management dünnhäutig.
Kein einziger Sieg für Red Bull in dieser Saison. Das hatte es seit 2008 nicht mehr gegeben. Nach vier WM-Titeln und einem guten zweiten Platz im letzten Jahr sollte es für die Österreicher eigentlich nach vorne gehen. Aber daraus wurde nichts. Die Schuld suchten Christian Horner und Helmut Marko beim langjährigen Motorenpartner Renault. Der hatte über den Winter seinen Hybrid-Turbo zwar überarbeitet, aber wirklich weiter gekommen waren er nicht. Zwar hatte Renault die Zuverlässigkeitsprobleme aus dem letzten Jahr nun etwas im Griff, dem Motor fehlte es allerdings immer noch an Leistung. Die Führungsmannschaft von Red Bull entschied sich dann zu einer Art Schlammschlacht gegen den eigenen Motorenpartner.
Damit lenkte man aber auch von den eigenen Schwächen ab. Das Chassis, der RB11, war ein Reinfall, vor allem auf den mittelschnellen Strecken, auf denen Red Bull sonst so glänzen konnte. Nur auf den engen Kursen in Monaco, Ungarn und Singapur gelang es Red Bull teilweise, Podiumsplätze einzufahren. Sicher – genau auf diesen Strecken war der PS-Nachteil des Renault nicht so schwerwiegend. Dass man aber teilweise mit dem Schwesterteam Toro Rosso um die Positionen kämpfen musste, zeigt, wie schlecht der RB11 vor allem bis zum Start der Europasaison in Spanien war. Und just ab diesem Moment startete Red Bull seine Kampagne gegen Renault.
Einerseits ist die Frustration bei Red Bull über den Motorenpartner verständlich. Auch ist nachvollziehbar, dass Red Bull, als unabhängiges Team, auf die Problematik aufmerksam gemacht hat, dass Ferrari und Mercedes naturgemäß wenig Interesse haben, unabhängige Teams zu unterstützen. Das Theater um den angedachten Motorenwechsel von Red Bull machte dies deutlich. Andererseits hatte sich Red Bull irgendwann dazu entschlossen, auf Renault zu setzen und man hatte zusammen die Formel Eins von 2010 bis 2013 dominiert. Die Attacken hatten einen mehr als schalen Beigeschmack.
Es ist von Außen, ohne genaue Vergleichsdaten von Motoren und Chassis, schwer zu beurteilen, wo die Probleme bei Red Bull in diesem Jahr lagen. Beziehungsweise welche Seite da mehr zum diesjährigen Misserfolg beigetragen hat. Bei aller, teilweise berechtigten Kritik von Red Bull, wurde allerdings auch deutlich, dass es dem Team und seiner Führungsmannschaft ein wenig an Selbstkritik fehlt. „Wir sind super, die anderen machen uns schlecht.“
Mitten in dem ganzen Spiel gab es dann auch noch mit Daniel Ricciardo und Daniil Kvyat zwei Fahrer, die schauen mussten, dass sie das Beste aus dem ganzen Schlamassel rausholen konnten. Dabei überraschte vor allem der junge Russe, der seinen Teamkollegen ein ums andere Mal in Verlegenheit brachte. Zwar verlor er das Quali-Duell recht deutlich mit 12:7, gleichzeitig holte er aber drei Punkte mehr als Ricciardo. In Sachen Ausfälle langen beide Piloten dabei gleich auf, daran lag es also nicht. Es schien vor allem zu Beginn der Saison, dass der Russe mit dem neuen Auto besser klarkam. Erst am Ende der Saison zeigte der Australier wieder seine aus dem letzten Jahr gewohnte Leistung.
Das dürfte im nächsten Jahr für eine interessante Saison zwischen den beiden Piloten sorgen. Von Toro Rosso drängt sich Max Verstappen auf und Red Bull wird alles daran setzen, das Talent im Team zu halten. Was schwer werden wird, denn vor allem Ferrari hat schon Interesse gezeigt und der Fahrervertrag mit Verstappen läuft Ende 2016 aus. Sein Vater Jos Verstappen kennt die Formel Eins zu gut, er wird seinem Sohn für 2017 alle Optionen offenhalten. Für Ricciardo und Kvyat bedeutet dies, dass sie 2016 um ihre Cockpits fahren müssen. Der Druck liegt da aber vor allem beim Russen, denn Ricciardo hat mit seinen drei Siegen 2014 schon gezeigt, war er kann.
Bilder: Red Bull Mediahouse/Getty