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Best of 2015 – Thomas

von ThomasB
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Zum Jahreswechsel schauen die Racingblog-Autoren auf das vergangene Jahr zurück und stellen ihre persönlichen Highlights und Enttäuschungen zusammen.

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Bild: Leigh Ellis

Wenn ich auf das Motorsportjahr 2015 zurückblicke, fallen mir leider zuerst Jules Bianchi und Justin Wilson ein. Beides hochtalentierte Rennfahrer, vor allem aber großartige Menschen, die viel zu früh aus dem Leben gerissen wurden. Es mag zwar merkwürdig erscheinen, ein Best-Of mit etwas Traurigem zu beginnen, doch für mich waren es nun mal mit die einschneidensten Momente des Jahres. Ich möchte an dieser Stelle ihren Familien und Freunden mein Beileid ausdrücken und wünsche ihnen, dass sie ihren Verlust so gut es geht verarbeiten können.

Kommen wir nun also zu den positiveren Momenten in diesem Jahr, und von denen gibt es eine ganze Menge. Ich weiß ja nicht, wie es da meinen Kollegen hier geht, aber ich nehme mir vor jeder Motorsportsaison immer vor, gewisse Rennen oder Momente zu notieren, damit man sie am Ende des Jahres auch nicht vergisst. Doch am Ende macht man es dann eh nicht und nun sitze ich hier und krame zusammen, was in meinem löchrigen Gedächtnis hängengeblieben ist. Ich hoffe jetzt einfach, dass ich mit meinen Auswahlen in den einzelnen Kategorien einigermaßen richtig liege. Also dann, fangen wir an:

 

Bestes Rennen

Für diese Kategorie gibt es gerade aus der BTCC und den V8 Supercars zahlreiche Kandidaten. Doch im Gegensatz zu 2014 gibt es für mich in diesem Jahr einen eindeutigen Sieger, und zwar aus der Indycar: das Indy 500. Das Rennen hatte einfach alles, was man sich nur wünschen kann: unzählige Führungswechsel, tolles Racing, ein spannendes Finish und mit Juan Pablo Montoya auch noch einen verdienten Sieger. Und das obwohl er zwischenzeitlich sogar bis ans Ende des Feldes zurückgefallen war. Dankenswerterweise hat die Indycar neben einem Highlight-Video auch das gesamte Rennen auf Youtube hochgeladen. Kaum zu glauben, aber das ist sogar mal etwas, was die Indycar gewissen anderen Serien voraus hat. Also zurücklehnen und genießen:

 

Bestes Finish

Hier rächt es sich wohl am meisten, sich keine Notizen gemacht zu haben. Bei der Anzahl an Rennen, die man sich im Verlauf des Jahres so ansieht, könnte man meinen, dass da so einiges hängenbleibt, aber was Finishes angeht, stehe ich ein bisschen auf dem Schlauch. Ich bin mir sicher, dass der eigentliche Sieger aus einer Serie kommt, die ich in diesem Jahr viel zu wenig verfolgt habe, wie zum Beispiel die Super Formula oder die Super GT. Aber das Duell von Gordon Shedden gegen Jason Plato um den Sieg im zweiten Rennen der BTCC im Oulton Park ist sicherlich vorne mit dabei:

 

Bester Fahrer

Der beste Fahrer des Jahres 2015 ist für mich einer, der wohl auf keinem Zettel meiner Kollegen steht – da keiner von denen V8 Supercars schaut, weil es ja immer so früh ist. Weicheier… Nein, Spaß beiseite, der beste Fahrer 2015 ist für mich Chaz Mostert. Mit 23 Jahren und in seiner gerade mal dritten Saison bei den V8 Supercars hätte er in diesem Jahr beinahe den Titel geholt, wenn ihn sein Unfall im Qualifying zum Bathurst 1000 nicht für den Rest des Jahres außer Gefecht gesetzt hätte. Dabei hatte er bis unmittelbar vor dem Bathurst-Wochenende eine Serie von zwölf Top-10s in Folge, die letzten sechs Rennen vor dem Unfall beendete er sogar allesamt auf dem Podest (drei Siege). Auch wenn man natürlich viel spekulieren kann, aber in der Form wäre Mostert sicherlich nur schwer zu schlagen gewesen. Zudem ist er wohl der talentierteste junge Fahrer bei den V8 Supercars und ich bin gespannt, was er in den kommenden Jahren noch zeigen wird. Bleibt nur noch, ihm weiterhin gute Besserung zu wünschen und dass er zum Auftakt der neuen Saison in Adelaide wieder fit ist.

 

Bestes Team

Und da wir schon mal bei den V8 Supercars sind, bleiben wir auch für diese Kategorie in Down Under. Auch wenn es nicht zum Sieg in der Teamwertung gereicht hat, Prodrive Racing Australia stellte mit Mark Winterbottom den ersten Ford-Champion, seit James Courtney 2010 auf einem Dick-Johnson-Ford die Meisterschaft gewinnen konnte, und ist für mich deshalb das Team des Jahres. Zudem gewann man mit Mark Winterbottom, Chaz Mostert und David Reynolds in diesem Jahr 16 von 36 Rennen. Einfach eine starke Quote.

 

Überholmanöver des Jahres

Zum dritten Mal V8 Supercars. Race 33 auf Phillip Island: In der letzten Runde überholt Jamie Whincup Mark Winterbottom im Kampf um den dritten Platz. Das Manöver verkörpert quasi alles, für das Touring-Car-Racing stehen sollte. Härte, Fairness und vor allem Fahrer, die sich respektieren und sich nicht nachher vor die Kameras stellen und sich dann beschweren, abgedrängt worden zu sein oder sonstiges. Pures Racing, so wie es sein sollte:

 

Duell des Jahres

Für mich immer die schwerste Kategorie. Vergebe ich in diesem Jahr an das Duell Craig Lowndes gegen Mark Winterbottom. Vor allem ein Duell, das rein auf der Strecke ausgetragen worden ist, auch wenn die beiden Fahrer eher selten direkt aneinandergerieten. Dafür kam man ohne Nickeligkeiten oder kindische Auseinandersetzungen oder Kommentare aus. Ich will ja keine Namen nennen, aber Lewis Hamilton und Nico Rosberg. Oder Pascal Wehrlein und Timo Scheider… Oh, jetzt sind mir doch welche rausgerutscht…

 

Überraschung des Jahres

Mit der Auswahl habe ich mich sogar selbst überrascht, sofern das möglich ist. Es ist nämlich erstaunlicherweise die Formula E. Ich bin zwar immer noch kein Fan von Elektroautos, aber man muss den Organisatoren der Serie einfach anrechnen, dass sie eine wirklich gute Meisterschaft aufgebaut und ein starkes Debütjahr hingelegt haben. Das Fahrerfeld ist gut besetzt und die Autos und die Strecken passen momentan einfach zusammen. Daher wundert es nicht, dass die _SBL0832Formula E und ihr Konzept vor allem von den (neuen) Fans gut angenommen werden. Außerdem stimmt auch die Übertragung der Rennnen. Man hat keine nervigen CGI-Werbungen (zumindest fallen mir keine auf) und die Regie verschläft nicht den Großteil des Rennens. Zudem hat man zumindest im englischsprachigen Raum mit Dario Franchitti einen fantastischen Co-Kommentator und Experten. Einige Schwächen hat die Serie zwar noch (Fanboost, Full-Course-Yellow-Regelung), aber sie hat definitiv eine Zukunft.

 

Enttäuschung des Jahres

Die Formel 1. Die Gründe habe ich sicherlich schon mehrfach erwähnt, aber ich muss an dieser Stelle etwas weiter ausholen. Ich verstehe einfach nicht, wie eine Serie, die die Krone des weltweiten Motorsports sein will, sich dermaßen schlecht verkaufen und momentan einfach ein erbärmliches Bild abgeben kann. Sicher kann man sagen, in der Erinnerung ist immer alles besser gewesen, aber ich kann mich nicht erinnern, wann es zuletzt eine Saison gegeben hat, mit derart vielen einfach schlechten und langweiligen Rennen. Gut, das Racing ab Platz sechs war meistens ganz ordentlich, aber auf Dauer gewinnt man dadurch keine Zuschauer.

F1_Race_Mexico_2015_10Und als hätte sich die FOM dann auch noch anstecken lassen, machen die Übertragungen alles nur noch schlimmer. Man „übersieht“ fast alle wichtigen Ereignisse auf der Strecke, zum Teil auch weil man nach drei Runden gefühlt zehn Minuten lang Replays vom Start reingedrückt bekommt oder weil man das Geschehen aus derart blöden Winkeln zu sehen bekommt, dass die Hälfte von einer riesigen Rolex-Werbebrücke verdeckt wird. Von der nervigen CGI-Werbung (Rolex!!!) oder merkwürdigen CGI-Grüßen (Russland, Österreich) will ich gar nicht erst anfangen…

Hinzu kommen dann die Funksprüche, die man im Fernsehen zu hören bekommt. Das ist dann entweder irgendwas in Richtung „Schon deine Reifen“ oder Fahrer, die sich über andere Fahrer beklagen, weil sie in Duellen auch mal dagegenhalten. Da muss man sich dann nicht wundern, wenn ein Großteil der Zuschauer ein negatives Bild von der Formel 1 vermittelt bekommt und dann irgendwann einfach abschaltet. Wenn ich die Königsklasse sein will, dann muss ich mich auch dementsprechend verkaufen, und die Formel 1 tut das momentan einfach nicht (Siehe auch Dons Artikel zur Politik im Hintergrund). Jetzt aber genug beschwert, ich muss jetzt warum auch immer eine Rolex kaufen gehen…

 

Langweiligstes Rennen

Formel-1-GP in ich weiß es gar nicht… Monza? Brasilien? Eins davon jedenfalls.

 

Race Control Moment des Jahres

Ist es ein Vogel? Ist es ein Flugzeug? Nein, es ist ein fliegender Formel-3-Dallara! So oder so ähnlich könnte man die Rennen der Formel 3 Euroserie in Monza beschreiben. Selten habe ich von einer Nachwuchsserie so ein schlechtes Niveau erlebt wie von der Formel 3 in Monza. Es wurde abgedrängt und Spuren gewechselt, dass es nur so krachte (sprichwörtlich), und da verwunderte es auch nicht, dass die Race Control irgendwann genug von der wirklich erbärmlichen Vorstellung einiger Fahrer hatte und das dritte Rennen abbrach. Hier mal nur eine Auswahl an Szenen:

Leider hat man damit auch den besseren Fahrern weiter vorne Unrecht getan und ihnen die Hälfte ihrer eingefahrenen Punkte genommen, aber der Abbruch geschah auch zu ihrem Schutz. Nur machten die Fahrer (Lance Stroll) in Spa und an anderen Rennwochenenden genau so weiter, was sicherlich auch daran liegt, dass viele Strecken einfach zu viele Fehler verzeihen und zu einer gewissen rüpelhaften Fahrweise fast schon einladen. Aber das Thema ist auch schon uralt und ewig oft durchgekaut.

 

Glückspilze des Jahres

Einige der Glückspilze kommen sicherlich aus der Formel 3, aber sicherlich mit am meisten Glück gehabt dieses Jahr hat RC Enerson beim Rennen der Indy Lights in Toronto. Ein Unfall, der stark an den von Jeff Krosnoff 1996 erinnerte, zumal er an der gleichen Stelle passierte:

 

Spruch des Jahres

Wie sollte es anders sein: „Timo, schieb ihn raus!“

 

Moment des Jahres

Hier komme ich nochmal auf die Formula E zurück. Bei dem ziemlich chaotischen Rennen in Putrajaya vor einigen Wochen beschädigte sich Robin Frijns im Duell mit Loic Duval die Aufhängung an seinem Auto und diese fuhr nun mehr seitwärts als geradeaus. Doch anstatt es abzustellen, fuhr er die letzten Runden noch zu Ende und wurde mit dem dritten Platz belohnt.

 

Wünsche für 2016

Da kann ich eigentlich nur die aus dem letzten Jahr wiederholen. Spannende Rennen, keine schweren Unfälle und dass man sich in einigen Serien mal ernsthaft zusammensetzt und ein paar Regeln – seien es sportliche, technische oder sicherheitsrelevante – überdenkt. In diesem Sinne: Schöne Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr an alle Leser und Autorenkollegen hier im Blog!

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