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Best of 2015 – Rainer

von Rainer
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Zum Jahreswechsel schauen die Racingblog-Autoren auf das vergangene Jahr zurück und stellen ihre persönliche Highlights und Enttäuschungen zusammen.

BRS-1147Das letzte Jahr war ein schweres für den Motorsport. Mit Jules Bianchi und Justin Wilson verloren zwei Fahrer ihr Leben. In den Topserien der USA gab es mit Kyle Busch und James Hinchcliffe zusätzlich zwei schwer verletzte Fahrer. Die Formel 1 blieb zwar von schweren Unfällen verschont, nur sorgte hier die Politik abseits der Strecke für negative Schlagzeilen. Die WEC litt unter der Blamage von Nissan in der LMP1 und der VW-Abgasskandal wirft einen leichten Schatten auf die Einsätze von Porsche und Audi. Trotzdem gehört die WEC zu den positiveren Erscheinungen in diesem Jahr.

 

Bestes Rennen

Die BTCC lieferte wieder eine Reihe ausgezeichneter Rennen ab. Nur ist es schwer, ein spezielles herauszunehmen, da man dieses hohe Niveau eigentlich jedes Wochenende erwartete und selten enttäuscht wurde. Die Formel 1 hatte 2015 auch ein paar ordentliche Rennen, wie zum Beispiel die Grand Prix in Silverstone und Budapest. An die beiden Highlights des Jahres, die 24 Stunden von Le Mans und das Indianapolis 500, kamen diese aber bei weitem nicht heran. Für mich schlägt dabei Indianapolis um Reifenbreite Le Mans. An der Sartre gab es mit Nico Hülkenberg, Earl Bamber und Nick Tandy Überraschungssieger. Juan Pablo Montoyas Sieg in Indy war hingegen keine Überraschung, aber dafür mit einer guten Portion Drama gewürzt. Früh im Rennen kollidierte er mit dem Wagen von Simone de Silvestro und musste sich einen neuen Heckflügel an der Box abholen. Den Restart in Runde 12 nahm er vom Ende des Feldes in Angriff. Mit einer brillanten Leistung fuhr er sich durch das ganze Feld und konnte sich den zweiten Sieg beim Indy 500 sichern.

 

Bestes Finish

Die letzten Runden beim Indy 500 waren unfassbar gut. Zwei Team Penske-Piloten, Juan Pablo Montoya und Will Power, kämpften rundenlang mit zwei Fahrern von Chip Ganassi Racing, Scott Dixon und Charlie Kimball. Der zweite Sieg des Indy 500 in der zweiten Kategorie wäre aber langweilig. Der Preis geht somit an Jenson Button und David Coulthart beim Race of Champions. Beim Champions Cup unterlag der Schotte dem Engländer um 5,1 Millisekunden d.h. in einer Zeitspanne, die einem Flügelschlag einer Honigbiene entspricht:

https://twitter.com/Mattzel89/status/667805087008464896/photo/1?ref_src=twsrc^tfw

 

Bester Fahrer

16C_9451Die Dominanz mit der Lewis Hamilton seinen Weltmeistertitel verteidigen konnte, war schon sehr beeindruckend. Ähnlich beeindruckend war auch das Comeback von Kyle Busch im Sprint Cup, das mit dem Titel gekrönt wurde. Mein Fahrer des Jahres ist aber Juan Pablo Montoya. Es war sein zweites Jahr wieder in der IndyCar Series und vom ersten Rennen bis zum Finale an führte er die Meisterschaftswertung an. Am Ende wurde er punktgleich mit Scott Dixon nur durch die Anzahl der Saisonsiege bezwungen. Am erstaunlichsten war der Biss den der Kolumbianer auf der Strecke gezeigt hat. Er schien um 15 Jahre jünger zu sein als noch in der NASCAR. Bestes Beispiel war natürlich das Indy 500. Solch eine Leistung hätte selbst ich als Fan ihm nicht mehr zugetraut.

Bestes Team

Der Titel kann nur an das Mercedes Formel 1 Team gehen. Im zweiten Jahr in Folge waren sie vom ersten Training an das dominierende Team. Zu jeder Zeit hatte man eigentlich das Gefühl, dass die Silberpfeile noch hätten zulegen können, als Ferrari und Co. schon am Limit waren. Keine andere Serie, die ich verfolgte, wurde so von einem Team beherrscht.

 

Überholmanöver des Jahres

Justin Wilson war ein ausgezeichneter Rennfahrer und beim Rennen in Mid-Ohio konnte er seine Klasse zum letzten Mal unter Beweis stellen. In einem fantastischen Manöver überholte er Graham Rahal und Juan Pablo Montoya:

 

Duell des Jahres

Es gab viele gute Duelle in der letzten Saison. Aus rein sportlicher Sicht war wohl Lewis Hamilton gegen Nico Rosberg nicht zu toppen. Die IndyCar-Saison war wiedermal geprägt vom Duell Chip Ganassi gegen Roger Penske, das Unentschieden endete. Die Meisterschaft ging zwar an Chip Ganassi Racing, aber der Captain feierte seinen 16. Triumph beim Indy 500. Im Sprint Cup bekämpften Joey Logano und Matt Kenseth erfolgreich das soziale Verhalten.

Negativer Höhepunkt war aber der Kampf der IndyCar Series gegen die Sicherheit von Fahrern und Zuschauern, den gesunden Menschenverstand und die Zuschauerzahlen. Die Idee der verschiedenen Aero-Kits war einfach nicht gut durchdacht. Sie waren nicht nur hässlich, sondern gefährdeten auch Fahrer und Zuschauer, wie ein Zwischenfall direkt beim Auftakt in St. Petersburg zeigte. Weitere Probleme traten beim ersten Einsatz der Speedway-Kits auf dem Indianapolis Motor Speedway auf. Die Chevrolets waren den Hondas deutlich überlegen, neigten aber nach Mauerkontakt zum Abheben. Im Namen der Sicherheit wurden die Chevrolet-Kits dann massiv in der Aerodynamik beschnitten. Auf der anderen Seite wurde der Abtrieb bei beiden Kits erhöht, was zum Pack-Racing auf dem Fontana Speedway vor leeren Rängen führte. Man konnte im Vorfeld ja auch nicht ahnen, dass ein Rennen am frühen Nachmittag mitten im kalifornischen Sommer eine schlechte Idee sein könnte.

Ein weiteres schweres Versagen führte zum fast tödlichen Unfall von James Hinchcliffe. Bei Schmidt Peterson Racing hatte man einfach ein Teil der Aufhängung über Jahre nie getauscht und beim Training zum Indy 500 versagte es schlussendlich. Unfassbar wie nicht nur die Offiziellen, sondern auch die Teams mit dem Leben der Fahrer spielten.

 

Überraschung des Jahres

Der Titel geht für mich ganz klar an Nico Hülkenberg. Ohne viel Trainingszeit kam er sofort gut mit dem komplexen Porsche Hybrid LMP1 zu Recht. Nicht nur auf eine Runde konnte er die Zeiten der LMP1-Experten mitgehen, sondern auch auf einen ganzen Stint gehörte er zu den schnellsten Fahrern. Entsprechend saß Hülkenberg bei den 24 Stunden von LeMans über zehn Stunden im Wagen. Auf der anderen Seite war Hülkenbergs Leistung in der Formel 1 auch überraschend. Seit Jahren gilt er als einer der schnellsten Fahrer, der in keinem Top-Auto sitzt. In der letzten Saison musste er sich bei Force India aber Sergio Pérez geschlagen geben.

 

Enttäuschung des Jahres

Direkt hinter McLaren Honda rangiert dabei Red Bull Racing. Das bezieht sich auf die Leistung des Teams auf der Strecke, aber im größeren Maß auf die Leistung hinter dem Schreibtisch. Zuerst beschimpfte man seinen langjährigen Motorenlieferanten Renault aufs übelste. Dann kündigte man mündlich den Vertrag für 2016 ohne einen neuen Lieferanten, abgesehen von diesem ominösen Handschlag von Lauda, zu haben und benahm sich dann wie ein Kleinkind, dem man das Schäufelchen abgenommen hat, als weder Mercedes noch Ferrari ihnen aktuelle Toptriebwerke liefern wollten. Am Ende fährt man im nächsten Jahr mit Tag Heuer genannten Renault-Treibwerken. Mal sehen auf wen Helmut Marko und Co. dann schimpfen werden.

 

Langweiligstes Rennen

Auch der NASCAR Sprint Cup hatte einige spannende Rennen. Die auf den 1,5 Meilen-Ovalen bildeten aber dabei leider die Ausnahme. Ganz übel zog sich wieder das Coca-Cola 600 hin. Ich habe währenddessen die Analyse zum Indy 500 geschrieben und mich dann gewundert, dass danach immer noch gut 100 Meilen in Charlotte zu fahren waren. Dank des Chats habe ich die dann auch noch geschafft.

 

Racecontrol-Moment des Jahres

Einen „exzellenten“ Job machte die Rennleitung beim zweiten Auftritt des Sprint Cups in Talladega.

Ich stelle mir das Gespräch der Rennleitung in etwa so vor:

Offizieller 1: Denk daran, das ist heute der einzige Green-White-Checkered-Versuch.
Offizieller 2: OK *gibt Grün*

*Crash*

O2: *löst Gelb aus* das war es dann wohl.
O1: Oh nein, das ist doch langweilig und außerdem würde Logano gewinnen.
O2: Schau, die Wagen haben bei Grün die Ziellinie nicht erreicht.
O1: Super, wir machen es nochmal.

O2: *gibt Grün*

*Crash*

O1: Warte, Logano führt und Junior braucht den Sieg für den Chase.
O2: Aber die Wagen rutschen quer über die Start-und-Ziel Geraden.
O1: Warte!
O2: Vielleicht gibt es aber Verletzte.
O1: WARTE, Junior holt auf!
O2: Aber ….
O1: Looganoooo! JUUUUNIIIOOOR!!!
O2: Jetzt?
O1: Jetzt!
O2: *löst Gelb aus*

O2: Und, hat Junior gewonnen?
O1: NOOOOOOOOOOOOOOOO

 

Spruch des Jahres

Will Power kommentierte das MAVTV 500 der IndyCar Series in Fontana:

mit folgenden Worten: „What are we doing? What are we doing?

Als Fan kann man ihm nur zustimmen. Die IndyCar Series sah es anders und verabschiedete danach eine neue Regel, die es Fahrern und Teammittgliedern untersagt, sich negativ über die Serie zu äußern.

 

Glückspilze des Jahres

Jetzt, wo ich die „Highlights“ aus Fontana gesehen habe, gehört der Titel ganz klar Ryan Briscoe, Takuma Sato und dem restlichen IndyCar-Feld. Mit mehr Glück als Verstand konnte die IndyCar Series an diesem Wochenende der Katastrophe noch einmal entgehen.

 

Szene des Jahres

Es war auch nicht alles schlecht und traurig während der IndyCar-Saison. Für ein Schmunzeln sorgte ein netter Herr, Ähnlichkeiten mit Rick Hendrick sind rein zufällig, beim leicht chaotischen Grand Prix of Louisiana. Starker Regen sorgte dafür, dass sich die Fahrer reihenweise von der Strecke drehten. Auf dem nassen Rasen neben der Strecke ging dann natürlich nicht mehr viel nach vorne. In dieser Situation trat der nette Herr in Aktion und schob Gabby Chaves zurück auf die Strecke:

 

Wünsche für 2016

Bitte keine Unfälle mit schweren oder gar tödlichen Verletzungen bei Fahrern oder Zuschauern. Vor allem in Nordamerika ist 2015 viel zu viel passiert.

Bitte mehr Fairness auf der Strecke. Aktionen wie von Joey Logano und Matt Kenseth oder auch Marc Marques gegen Valentino Rossi rauben einem auch die letzte Freude am Motorsport.

Bitte mehr Verstand bei den Offiziellen der Serien. Zuerst denke ich da natürlich an die Leute der IndyCar Series. Aber auch die NASCAR sollte vielleicht mal das aktuelle Chase-Format überdenken. Über die Probleme im Hintergrund der Formel 1 haben wir schon berichtet. Insgesamt besteht auch hier viel Luft nach oben.

Allen Lesern und Teammitgliedern hier wünsche ich einen guten Start ins neue Jahr und viel Freude während der nächsten Saison.

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