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Best of 2015 – Yankee

von geinou
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Zum Jahreswechsel schauen die Racingblog-Autoren auf das vergangene Jahr zurück und stellen ihre persönliche Highlights und Enttäuschungen zusammen.

Formula 1 Kid2015 war nicht toll. Weltlich betrachtet dominierten Hass, Gewalt und Trauer. Privat… nun ich möchte diese Zeilen nun wahrlich nicht über mich machen oder wehleidig klingen, aber einen triftigen Grund irgendwelche „Postkarten nach Hause zu schicken“ sehe ich auch nicht. Hier und da gab es sicherlich einige tolle Momente, egal ob privat oder auf das Weltgeschehen betrachtet, aber ich tue mir sehr schwer irgendwelche Highlights anzustreichen. Auch der Motorsport blieb 2015 eher blass. Als ich vor einigen Wochen anfing, das auslaufende Jahr zu resümieren, klammerte ich 2015 unter dem Titel „the year motorsport got stupid“ fest. Nach längeren Überlegen muss ich allerdings gestehen, dass diese Bewertung doch etwas unfair wäre. Denn das Racing an sich bot, auch wenn es viele merkwürdige wie auch langweilige Schlaftabletten gab, genügend Highlights, die abermals unterstrichen, weshalb wir diesen gefährlichen Hochgeschwindigkeitswahnsinn lieben. Langeweile und Begeisterung gingen quasi Hand in Hand, stets begleitet von der hässlichen Seite des Sports. Akteure wie auch Zuschauer gingen viel zu früh von uns, wobei mit Jules Bianchi sowie Justin Wilson zwei ranghohe wie auch im privaten tolle Persönlichkeiten leider ihr Leben verloren.

Das war gewiss nicht „stupid“, sondern tragisch. Unter dem Titel war, bis auf einige Ausnahmen, auch nicht unbedingt das Geschehen auf der Strecke gemeint, sondern vielmehr das Drumherum, egal ob Verantwortliche oder gar Fans. „Stupid“ deshalb, weil ich nach wie vor einige Entscheidungen oder gar „Fan“-Kommentare nicht nachvollziehen kann. Sicherlich neigen insbesondere nach schlimmen Unfällen einige gleich zur Überreaktion. Gleichzeitig gibt es aber auch genügend Leute, die überhaupt keinen Grund zu irgendwelchen Änderungen sahen. Gefühlt wurde Jann Mardenboroughs tragischer Unfall, als dessen GT3-Nissan auf der Nordschleife abhob und über den Fangzaun fliegend einen Zuschauer tödlich traf, von vielen als „Pech gehabt“ abgestempelt. Einige gingen sogar so weit und gaben dem Zuschauer die Schuld, schließlich hielt er sich in einem unerlaubten Bereich auf, wo er wie auch andere offenbar aber von den örtlichen Aufpassern ohne Widerworte hingelassen wurden. Victim blaming par exellence. Ein hier nicht näher benannter, ehemaliger japanischer Formel-1-Fahrer, dessen Karriere lediglich wegen eines Feuerlöscher-Zwischenfalls stets in Erinnerung bleiben wird und ansonsten nur mit mehr oder minder gelungenen Twitter-Sprüchen um sich wirft, ging gar so weit, dass er dem jungen Mardenborough die Schuld gab. Schuld sei ja seine Gamer-Herkunft als Gewinner der Nissan GT Academy. Dafür erntete er zurecht viel Kritik, entschuldigte sich hinterher auch immerhin, wenn auch etwas halbherzig, für diese dreiste Aussage. Obgleich alle genannten Unfälle sogenannte „freak accidents“ waren, zeigten sie abermals den Gefahrengrad des Motorsports auf. Und wann immer darüber gesprochen wurde, was getan werden muss, um das das Risiko zu mindern, kamen stets die Stimmen, die jegliche Veränderungen kategorisch ablehnten.

24H Rennen Nürburgring 2015Dass die GT3-Autos für die Nordschleife zu schnell wurden und gerne auch mal an Stellen wie dem Flugplatz Bodenkontakt verloren, war lange bekannt. Die temporäre Lösung des Tempolimits mag unschön gewesen sein, hat aber hoffentlich genügend Zeit gebracht, nach geeigneten Langzeitlösungen zu suchen. Niemand wollte das 24-Stunden-Rennen absagen, die GT3s komplett verbieten oder gar die Nordschleife schließen. Dass auf lange Sicht aber Taten aus so einem Unglück folgen müssen, erscheint zumindest für mich logisch. Kommentare wie „Motorsport wird immer gefährlich sein“ sind schon richtig, doch das Risiko können wir für Fahrer wie auch Zuschauer mindern. Die Argumentation, die ich leider auch häufiger zu Gesicht bekam, dass man als Zuschauer stets damit rechnen müsse, die Rennstrecke in einem Sarg zu verlassen, drehen mir den Magen fünfmal innerhalb einer Sekunde um. Wir leben nicht mehr im alten Rom, wo nach Gladiatorenkämpfen per Handbewegung entschieden wurde, wer das Kolosseum lebend wieder verlassen darf. Ähnlich verlief die Diskussion nach Wilsons Unfall, als zurecht das Thema Kopfsicherheit angestoßen wurde. Marshall Pruett schrieb in einer Kolumne, dass die IndyCar schon längst hätte reagieren müssen, was einige Fans natürlich wieder auf die Palme brachte, schließen würden Kuppeln oder sonstige Design-Änderungen die Tradition des Open-Wheeler-Sports zerstören. Überhaupt, die internationalen Fan-Aussagen. Eine, die mir besonders negativ in Erinnerungen geblieben ist, kam aus Brasilien. So argumentierte jemand über die Lehren aus dem Pocono-Unfall tatsächlich damit, dass er die ganze Diskussion überaus belustigend fände, da die Motorrad-Community ja viel cooler mit dem Tod eines Fahrers umgehen würde. Keine Veränderungen, keine Sympathien. Tödliche Verletzungen als Kollateralschaden. Hauptsachte gute Unterhaltung am Wochenende vor TV oder Stream. Risiko wie auch der Nervenkitzel sind wahrlich ein Teil des Sports. Ohne wird es nicht gehen – und das ist auch etwas, was viele Fahrer vermissen würden. Tony Kanaan hat bereits einige seiner Fahrerkollegen verloren, gab aber zu, dass der Nervenkitzel einen Großteil des Reizes ausmache. Man müsse schon etwas verrückt sein, um Motorsport zu betreiben. Wahre Worte. Und doch betreiben ihn Menschen aus Fleisch und Blut zur Unterhaltung anderer. Dies zu ignorieren erscheint mir auf der zwischenmenschlichen Ebene als falsch. Jedes Wochenende wollen wir die Fahrer in ihre Cockpits klettern sehen. Und wenn es doch mal kracht, so hoffen wir, dass sie wieder eigenhändig aussteigen können, um die Woche drauf wieder für Unterhaltung der Marke Nervenkitzel zu sorgen.

Leute, wenn ich nun vielleicht etwas zu sentimental klinge, so mag das vielleicht am Alkohol liegen, den ich bereits intus habe. Auch dieses Jahr transformiere ich mein „Best of“ zum persönlichen bōnenkai. Die Tradition des bōnenkai, bei dem sich meist Arbeitnehmer aber auch Freunde üblicherweise im Dezember versammeln, gibt es in Japan seit dem 15. Jahrhundert. Während man das Ganze als „Jahresabschlussfeier“ betrachten könnte, heißt bōnenkai wörtlich übersetzt „Zusammenkunft zum Vergessen des Jahres“. Und letztlich ist die wörtliche Bedeutung auch Programm: Arbeitnehmer oder Freunde versammeln sich, um die Probleme und Leiden des Jahres zu vergessen und mit Hoffnung auf das neue Jahr zu blicken. Das Konzept, bei dem sehr viel Alkohol konsumiert wird, ist für einige Ausländer mitunter nur schwer zu greifen. So etwas kann ich hierzulande leider nicht wirklich feiern, weshalb ich das Ganze für mich im alleine im Stillen mache, während ich diese Zeilen tippe. Die Geister, die ich rief, sind um mich herum versammelt, während ich mir extra eine Flasche Yamahai-Sake besorgte und auch bereits zwei Gläser intus habe. Vielleicht keine so gute Idee, schließlich trinke ich Alkohol nur im Zusammensein von Menschen, die mir sehr am Herz liegen, oder in sehr besonderen Momenten. Na dann mal los, bevor ich noch Worte über die IndyCar-Verantwortlichen und ihre ungetesteten Aero-Kits, die zu Saisonbeginn noch schneller auseinanderflogen als eine DTM-Karre bei Gegenwind – und eine Zuschauerin verletzten –, in Indianapolis gar den Fahrzeugen Flügel verlieh, dem Pleiten-Pech-und-Pannen-Rennen in New Orleans, oder der fahrerischen Qualität der Formel-3-Destruction-Derby-Meisterschaft (insbesondere in Monza). Hey, wusstet ihr, dass der aus der japanischen Folklore stammende Meeresgeist Shōjō eine besondere Vorliebe für Alkohol hat? Nicht? Auch gut.

 

Bestes Rennen

Wie sollte es auch anders sein, suche ich nach meinem persönlich besten Rennen des Jahres in Japan. Sowohl Super Formula als auch Super GT haben dieses Jahr wieder einige klasse Rennen abgeliefert. Insbesondere letztere hatte erneut keine einzige Schlaftablette dabei. Lediglich – was etwas überraschend war, steht der Streckenname doch quasi synonym für wilde Action – der Lauf im Sportsland Sugo ließ abseits der chaotischen Anfangsphase zum Ende hin etwas an Spannung missen. Spontan fallen mir insbesondere der Saisonauftakt in Okayama, beide Fuji-Ausgaben sowie das hochdramatische Finale am Twin Ring Motegi ein, wo die Meisterschaftsentscheidung auch wirklich erst in der finalen Runde fiel. Meine Wahl fällt jedoch auf das Super-GT-Rennen in Suzuka. Die 44. Ausgabe des 1000-Kilometer-Klassikers bot alles, was das Langstrecken- wie auch Motorsportherz höher schlagen lässt. Unterschiedliche Witterungsbedingungen (zuerst Regen, dann trocken), zahlreiche Führungswechsel, Hochspannung, eine erste Rennhälfte, die eher an einen Sprint als an ein Langstreckenrennen erinnerte, sowie mit Daisuke Ito und James Rossiter im Petronas Tom’s RC F zwei verdiente Sieger. In der GT300-Klasse drehten hingegen Andre Couto und Katsumasa Chiyo im Gainer Tanax GT-R auf, die nach einer falschen Reifenwahl zunächst bis ans Ende des Feldes flogen – und am Ende doch noch gewannen. Einziger Wermutstropfen: Wegen des Regens sowie zwei Safety-Car-Phasen wurde die Hatz nach Erreichen des Zeitlimits vorzeitig abgewunken. Dem Rennen tat dies jedoch keinen Abbruch, das ganze sechs Stunden Motorsport der Extraklasse bot. Die Highlights werden dem Ganzen eigentlich nicht gerecht:

Ebenfalls erwähnenswert: Die diesjährigen Indianapolis 500, die nicht nur ein packendes Finish, sondern auch einen exzellenten Juan Pablo Montoya sahen, der trotz eines anfänglichen Zusammenstoßes mit Simona del Silvestro und anschließendem Nasenwechsel das Feld von hinten aufrollte. Auch die Formel 1 hatte einige sehenswerte Rennen. Unter anderem die beiden Grand Prix in Ungarn sowie den USA. Ersterer kam etwas überraschend, auch weil die beiden Sternenkrieger Rosberg sowie Hamilton gewaltig patzten. Lustig: Hamilton gab mittlerweile zu, dass er nicht voll bei der Sache war, weil er die Nacht zuvor kaum geschlafen habe. Der Grund: Er war so aufgeregt, Matt Damon am Set des Marsianers zu treffen. Dem Team-Meeting schenkte er ebenfalls nur sehr wenig Aufmerksamkeit, weshalb sich die Eröffnungsrunden ungefähr so wie ein Michael Bay-Film angefühlt haben dürften. Ein echter Profi eben! Der Auftritt in Austin profitierte hingegen vom Regen, was im Falle der Formel 1 eigentlich schon lange kein Garant mehr für Action ist. In diesem Falle wurden wir alle jedoch eines besseren belehrt. Apropos Regen: Die Strategieexperten der IndyCar-Teams beim ersten der beiden Läufe in Detroit hatten wohl von meinem Sake probiert, als urplötzlich nahezu alle Fahrer auf trockener Fahrbahn zum Regenreifenwechsel an die Box kamen, der drohende Regen aber erst über zehn Runden später einsetzte. Derweil haben Carlos Munoz und Marco Andretti allen die lange Nase gezeigt, als die just zum richtigen Zeitpunkt den Regengummi aufzogen. Hoch die Tassen!

 

Bestes Finish

Das Indianapolis 500 habe ich bereits erwähnt, dessen Finalrunden einen packenden Kampf zwischen Juan Pablo Montoya sowie dessen Penske-Kollegen Will Power sah. Besagter Kolumbianer war auch in das Finish beim Saisonfinale in Sonoma involviert, als er eine nahezu sicher geglaubte Meisterschaft noch an den Spritflüsterer Scott Dixon verlor. Der Grund: Montoya und Power kamen sich im Rennen in die Quere, was den Tabellenführer nach hinten warf. Zwar versuchte er zum Schluss die benötigten Plätze aufzuholen. Am vierfachen Formel-1-Weltmeister Sebastien Bourdais fand der Indy-500-Sieger jedoch zunächst keinen Weg vorbei, so dass ihm am Ende einfach die Runden fehlten, um sich noch den wichtigen fünften Rang von Ryan Briscoe zu krallen. Somit jubelte am Ende Dixon, der von den doppelten Punkten für das Finale profitierte. Diese Regelung hatte natürlich einen faden Beigeschmack, was selbstredend aber nicht die Jahresleistung des Neuseeländers mildern sollte. Im Gegenteil: Dixon blieb stets in Lauerstellung und nutzte die wenigen Fehler Montoyas gnadenlos aus. Dass es mal zu solch einer Situation kommen würde, hatte man bereits der Formel 1 2014 prophezeit, die den Unsinn für diese Saison auch gleich wieder abschaffte. Die IndyCar möchte an den doppelten Punkten hingegen festhalten, die es auch für das Indy 500 gibt. Einziger Unterschied: Auf dem überdimensionalen Nudeltopf werden 500 Meilen absolviert, Sonoma war dagegen lediglich ein „normales“ Rennen mit der üblichen Renndistanz.

Doppelte Punkte, doppeltes Sake-Einschenken. Was ich eigentlich sagen wollte: Meine Wahl für das beste Finish des Jahres fällt auf den Sommerlauf der Super GT am Fuji Speedway, das mit Daiki Sasaki und Michael Krumm im D’station Advan GT-R zwei Überraschungssieger sah. Aus dem Mittelfeld heraus katapultierte sich Sasaki in der zweiten Rennhälfte nach vorne. Ursprünglich sah es nach einem Heimerfolg für die Lexus-Mannschaft von Zent Cerumo aus. Sieben Runden vor Schluss tauchte Sasaki im Rückspiegel des roten Lexus auf, der sich lediglich zwei Umläufe gegen den bärenstarken Nissan zur Wehr setzen konnte. Perfekt war der Überraschungserfolg des kleinen Privatteams von Masahiko Kondo, das in einem packenden Finish die GT500-Welt auf den Kopf stellte.

 

Bester Fahrer

Es gibt sicherlich einige Namen, die man hier aufführen könnte. Egal was man von ihm abseits der Strecke sowie seiner Psychospielchen wie auch Funksprüchen der Marke „beleidigtes Kind“ hält: Lewis Hamiltons Dominanz gegenüber seinem stärksten Rivalen Nico Rosberg war schon sehr beeindruckend. Genauso wie Kyle Buschs Comeback, das ihm letztlich, wenn auch profitierend vom umstrittenen Chase-System, zum ersten NASCAR-Sprint-Cup-Titel führte. Auch Juan Pablo Montoya zeigte, insbesondere beim Indianapolis 500, dass er trotz seines Alters noch den Biss von früher besitzt. Vergangenes Jahr fiel meine Wahl auf Ronnie Quintarelli, was ein bisschen nach „Cheating“ klang, da ich vielmehr seine Leistung der vergangenen vier Jahre würdigte, in denen er dreimal die GT500-Krone gewann. Und auch dieses Jahr könnte ich erneut den Italiener benennen, schließlich gelang ihm in Zusammenarbeit mit Teamkollege Tsugio Matsuda im Motul Autech GT-R von Nismo das Kunststück, erster vierfacher GT500-Champion zu sein – und das in lediglich fünf Jahren mit zwei unterschiedlichen Teams. Die Super GT ist in beiden Klassen eine sehr hart umkämpfte Meisterschaft, was seine wie auch Matsudas Leistung (nach langer Durststrecke nun zweifacher Meister) gleich doppelt unterstreicht.

Katsumasa ChiyoMeine Wahl fällt jedoch auf Katsumasa Chiyo, der sich 2015 in der internationalen Sportwagenszene einen Namen machte. Fans der Super GT schon seit einigen wenigen Jährchen bekannt, demonstrierte der 28-jährige Japaner bei den 12 Stunden von Bathurst sein Können, als er Nissan in einem packenden Finale den ersten Sieg auf dem Mt. Panorama seit 1992 bescherte. Von dort aus ging sein Erfolgsjahr weiter. So gewann er nahezu alle großen wie auch wichtigen Rennen, an denen er teilnahm: Fuji 500 km, 1000 km Paul Ricard sowie den 1000-Kilometer-Klassiker in Suzuka. Im letzteren gelangen ihm sowie Teamkollege Andre Couto eine beeindruckende Aufholjagd, als man nach falscher Reifenwahl zunächst bis an Ende des Feldes fiel, anschließend aber trotz 88 kg Fahrzeugübergewicht eine unvergessliche Aufholjagd startete. Krönender Abschluss für den Nissan-Junior war der Gewinn der Blancepain Endurance Series sowie die Vizemeisterschaft in der GT300-Klasse der Super GT, die Partner Andre Couto gewann. Chiyo musste wegen seines Blancepain-Engagements zwei Rennen in Japan auslassen, was angesichts des Triumphs in Europa für ihn aber sicherlich verschmerzbar war. Chapeau zu einem tollen Jahr, Chiyo-san!

 

Bestes Team

Mit einem unvergleichbaren Teamspirit, einer absolut präzisen Arbeitsweise, einer perfekten Dominanz auf der Strecke, einem stets sympathischen Auftreten gegenüber den eigenen Fahrern wie auch der Öffentlichkeit sowie lediglich einem fatalen strategischen Patzer in Memoiren an die strategischen Meisterleistungen der damaligen CART-Teams ist Mercedes… Moment, ich gönn mir noch einen Schluck Sake.

Super Formula Okayama 2015 Hiroaki IshiuraWo waren wir stehen geblieben? Ach ja: P.MU/Cerumo Inging aus der Super Formula war für mich persönlich die größte Überraschung des Jahres (ups, Spoiler). Hinter diesem scheinbar unaussprechlichen Namen verbirgt sich ein Zusammenschluss des aus der Super GT bekannten Team Cerums sowie Inging Motorsport. Anders als in der GT-Meisterschaft fuhr man in der höchsten asiatischen Formelkategorie bislang dem Erfolg jedoch noch hinterher. 2015 gelang der kleinen Truppe letztlich der Durchbruch, als Hiroaki Ishiura, die Fahrermeisterschaft vor Größen wie Kazuki Nakajima, André Lotterer und Joao Paulo de Oliveira gewann. Für den 34-jährigen Japaner dürfte 2015 somit nicht nur eine Art von zweiter Frühling gewesen sein. Auch für das Team selbst, obgleich man die Teamwertung an Petronas Tom’s verlor, ist der Triumph in der Fahrermeisterschaft ein absoluter Meilenstein. Es ist ungefähr vergleichbar wie wenn Force India dieses Jahr den Formel-1-Weltmeister gestellt, oder KV Racing sich in der IndyCar gegen die Todesstern-Teams von Penske und Ganassi durchgesetzt hätte. Eine beeindruckende Leistung von Team und Fahrer, vor der man sich verbeugen muss.

Nebenbei bemerkt: Wenn Tom’s, Impul, Penske und Ganassi jeweils sogenannte Todessternteams in ihren jeweiligen Serien sind, was ist dann eigentlich Mercedes? Starkiller? Ach ja, Mercedes. Natürlich ein beeindruckendes Jahr für das gesamte Werk, das erneut den Top-Dominator in der Formel 1 stellte. Wenn sie sich nicht gerade selbst im Weg standen.

 

Überholmanöver des Jahres

Moment! Stoppt die Druckpressen! Ein Formel-1-Überholmanöver? Tatsächlich! Max Verstappens Manöver gegen Felipe Nasar in Belgien auf der Außenlinie von Blanchimont war sehr beeindruckend. Sicherlich hilft es, dass an der Stelle das Kiesbett entfernt wurde. Dennoch gehört eine Menge Portion Mut in sich selbst, das Fahrzeuge sowie den Duellanten, solch ein entschlossenes Manöver zu setzen. Und das Beste: DRS spielte dabei überhaupt keine Rolle! Überhaupt hat der niederländische Jungspund viel Freude diese Saison bereitet. Das Manöver in Spa war nur eine von vielen Überholaktionen; den Unfall mit Romain Grosjean in Monaco ignorieren wir einfach mal. Damit dürften auch seine größten Kritiker verstummt sein, die nach seiner Verpflichtung ihn als zu jung, unerfahren und Gefahr für das Starterfeld einstuften. Derweil ließen nur geringfügig jüngere Nachwuchspiloten es in der Formel 3 so richtig krachen…


Feinde des Jahres

Man könnte es sich ziemlich einfach machen, indem man zum x-ten Mal Hamilton und Rosberg in dieser Kategorien nominieren würde. Doch der Drops ist schon lange ausgelutscht. Hamilton und Rosberg werden keine Freunde mehr. Die Psychospielchen auf und neben der Strecke werden auch 2016 weitergehen, bis halt wieder einer am Funk weint. Langweilig! Interessanter wäre es vielleicht, wenn beide für unterschiedliche Teams antreten würden. So halten Papa Wolff sowie Onkel Lauda jedoch weiterhin die Zügel in der Hand. Kollege Thomas hat mit Craig Lowndes und Mark Winterbottom bereits zwei interessantere Duellanten aufgelistet, die ihren Kampf stets fair und auch lediglich auf der Strecke austrugen. Dennoch benenne ich in dieser Kategorie Joey Logano und Matt Kenseth, weil beide das Problem der NASCAR-ischen „Boys have it“-Mentalität aufzeigen. Ich bin kein großer Sympathisant beider Fahrer, weshalb ich mir irgendwelche Schuldigsprechungen und dergleichen spare. Was zwischen den Beiden letztlich im Chase passiert ist, ist halt passiert. Ich will damit gewiss nicht sagen, dass Logano angefangen hat – aber Logano hat angefangen. Was ist geschehen? Tatort Kansas: Grinsebacke Logano findet am ewig düster reinblickenden Kenseth keinen Weg für die Führung vorbei. Plötzlich muss wohl die Stimme von Obi-Wan oder Dr. Ullrich in Joeys Cockpit ertönt sein: „Use the force!“ Und wie der Penske-Fahrer sie nutzte. Schwupps drehte er Kenseth um, der dadurch wertvolle Plätze und letztlich auch den Einzug in die nächste Chase-Runde verpasste.

Logano war sich natürlich keiner Schuld bewusst. In der Victory Lane entschuldigte er breit grinsend seine Fahrweise damit, dass er halt immer so fahre. Quasi nach dem Motto: Wenn du mir nicht Platz machst, schieb ich dich halt weg. Kenseth blieb ruhig. Er wusste, dass die kommende Station in Talladega nicht der geeignete Ort für Rache wäre. So geschah es also in Martinsville, als Kenseth seinen Widersacher mit voller Absicht in die Mauer drückte, wodurch dieser letztlich aus dem Chase flog. Die Zuschauermenge jubelte, öffnete gleich noch vier weitere Budweiser-Dosen – ich gönn mir derweil noch einen Schluck Sake –, während NASCAR-Präsident Mike Helton fast der Schnauzer vom Gesicht geflogen wäre. Das Ende vom Lied: Eine Zwei-Rennen-Suspendierung für Kenseth. Diese war selbstredend gerechtfertigt, auch weil die Martinsville-Aktion nicht aus einer normalen Rennsituation entstand, sondern Kenseth auf Logano lauerte. „Boys have it“ ist bei den „Kreisfahrern“ gewiss keine schlechte Mentalität, auch weil es ein wenig den Reiz einiger Duelle ausmacht. Dennoch muss NASCAR darauf achten, dass solch offensichtliche Revanchefouls gar nicht erst entstehen.


Überraschung des Jahres

Super Formula Suzuka 2015 Driver's Champion Hiroaki IshiuraÜberraschung: Ich habe die Überraschung des Jahres bereits in der Kategorie „Bestes Team“ verraten. P.MU/Cerumo Inging hat dieses Jahr in der Super Formula als kleine Privatmannschaft den Kampf mit den Todesstern-Teams von Tom’s und Impul aufgenommen – und mit Hiroaki Ishiura den Fahrermeister gekrönt. Zwar war die Saison zuvor bereits ein Aufwärtstrend des Gespanns zu erkennen. Dass man 2015 nach der Krone greifen würde, damit hat wohl keiner gerechnet. Damit erzähle ich aber nun gewiss nicht etwas Neues. Deshalb – hey, kennt ihr das Märchen Naita Akaoni? Nicht? Es handelt von zwei in den Bergen lebenden Ogern. Der rote Oger möchte unbedingt mit den Kindern aus dem Tal befreundet sein. Doch trotz seiner lieblichen Art schrecken diese vor ihm zurück. Sein bester Freund, der blaue Oger, entwickelt deshalb den Plan, die Kinder zu terrorisieren. Der Rote würde ihn anschließend verjagen, wodurch er das Vertrauen der Menschen gewinnen würde. Der Plan funktioniert. Doch nach einem wunderschönen Tag, den der rote Oger spielend mit den Kindern verbrachte, findet er einen Abschiedsbrief des blauen Ogers in seiner Behausung. Heulend muss der rote Oger lesen, dass sein blauer Freund ihn verlassen hat. Würden die Menschen nämlich herausfinden, dass er Freund des bösen blauen Ogers sei, würden sie ihr Vertrauen in ihn verlieren. Der rote Oger weinte unerbittlich: Sein bester Freund sei ihm zuliebe davongegangen. Es war das letzte Mal, dass die Beiden sich sahen.

 

Enttäuschung des Jahres

Nissan GT-R LM NISMOKann etwas, dessen Scheitern sich mit Siebenmeilenstiefeln ankündigte, eine Enttäuschung sein? Kann es. Nissans groß angekündigtes LMP1-Projekt war eine reine Enttäuschung. Drei Tage vor Weihnachten zog der Vorstand endgültig den Stecker für das Sorgenkind, nachdem trotz Redesign-Versuche keine Besserung in Sicht war. Damit endet ein Kapitel, was der Hersteller trotz intensiver Marketing-Bemühungen am liebsten begraben würde. Erste Anzeichen hierfür sind an der Abstinenz des GT-R LM beim jährlichen Nismo-Festival am Fuji Speedway vor einigen Wochen zu erkennen, wo nahezu alle Rennwagenikonen der Yokohamer präsentiert wurden. Freilich, das Auto befand sich in den USA, wo eifrig für die kommenden Testfahrten getüftelt wurde. Dies hielt Nissan jedoch auch nicht davon ab, Show-Fahrzeuge bei WEC-Läufen wie auch anderen Ortschaften übers Jahr verteilt zu präsentieren. Beim hauseigenen Festival in der Heimat fehlte solch ein Ausstellungsstück hingegen gänzlich. Ob aus Scham oder logistischen Gründen darf jeder für sich entscheiden.

Das Scheitern ist deshalb so enttäuschend, weil die Entscheidung, mit einem radikalen Konzept aus Frontmotor sowie Frontantrieb etwas Neues zu probieren, äußerst löblich ist. Hinzu stach der GT-R LM mit seinem andersartigen Design vom restlichen Prototypen-Feld hinaus. Man wollte Nissan förmlich triumphieren sehen. Das ganze Projekt besaß jedoch bereits ab der ersten Sekunde einen schalen Beigeschmack, als Andrew Palmer 2014 pompös verkündete, dass man mit einem radikalen Konzept Le Mans gewinnen wolle. Keulen-schwinger Palmer nahm nach dem weniger erfolgreich Garage-56-Auftritt des elektrischen Nissan ZEOD RC an der Sarthe zum Ende des Jahres seinen Hut, indem er ironischerweise zu Aston Martin abwanderte, die sich wenige Jahre zuvor ebenfalls nicht mit Ruhm beim Langstreckenklassiker bekleckerten. Nismo-Marketingchef Darren Cox übernahm das Zepter. Es folgte eine immense Marketingkampagne, die unter anderem mit einem teuren Super-Bowl-Werbespot laut einigen Experten die Entwicklungskosten des Fahrzeuges deutlich übertrafen. Immerhin: Der GT-R LM war in aller Munde. Selbst Publikationen, die nur wenig mit der Langstreckenhatz oder Motorsport am Hut hatten, berichteten über den frontangetriebenen Godzilla. Dem Biest ging jedoch schon bald die Puste aus. Statt Gebrüll gab es lediglich ein seichtes Geschrei. Unter anderem war das Hybridsystem zu schwer, was gleichzeitig auch noch zu wenig Leistung generierte. Für Le Mans trat man deshalb ohne den zusätzlichen Boost an. An Bremsproblemen wie auch hohen Reifenverschleiß leidend war man nur unweigerlich schneller als die LMP2-Klasse. Am Ende sah lediglich einer der drei „Godzukis“ die Zielflagge, der allerdings nicht in die Wertung aufgenommen wurde.

Über das gescheiterte LMP1-Projekt der japanischen Marke werden in naher Zukunft wohl einige Post-Mortem-Berichte erscheinen. Mangelenden Ehrgeiz kann man ihnen wie auch den Mitarbeitern im Werk in den USA gewiss nicht vorwerfen. Nachdem Darren Cox Ende Oktober seinen Hut nahm, zog der Nissan-Vorstand ausgerechnet drei Tage vor Weihnachten endgültig den Stecker. Unschön: Die Mitarbeiter wurden lediglich per E-Mail am Morgen über ihre Kündigung informiert. Wer bereits zum Fabrikgelände aufgebrochen war, fand geänderte Sicherheitscodes für die Türen vor. Einen Tag später bedankte sich Nismo auf Twitter für die Unterstützung der Fans sowie der harten Arbeit der Mitarbeiter. Es ist das ärgerliche Ende einer enttäuschenden Geschichte, die durchaus anders hätte verlaufen können. Ein unschöner Fleck auf der weißen Nissan-Weste, die nicht nur 2015, sondern auch in den Jahren zuvor, große Erfolge im Motorsport feierten. Das LMP1-Projekt gehört allerdings nicht dazu.

 

Langweiligstes Rennen

WGI_080915_11Die einfache Antwort: Eines der vielen 1,5-Meiler-Rennen der NASCAR. Wirklich argumentieren, weshalb ich sie langweilig fand, könnte ich aber auch nicht, da ich mich schlichtweg nicht mehr an sie erinnere. Deshalb waren sie vermutlich aber auch langweilig. Oh, die Ironie. Deshalb benenne ich alle Straßenkursrennen des NASCAR Sprint Cups sowie der Xfinity Series, die allesamt weit hinter ihren Erwartungen zurückblieben. Insbesondere die ehemalige Nationwide Series hatte in der Vergangenheit bei ihren Road-Track-Ausflügen, obgleich diese häufig auch zu einem Caution-Fest mutierten, sehr unterhaltsamen Motorsport geboten. Davon war heuer leider nur wenig zu sehen.

 

Race-Control-Moment des Jahres

Virtual Safety CarIch habe gerade auf die Wortanzahl geblickt und nicht schlecht gestaunt. Muss wohl am Sake liegen, dass ich schon alles doppelt sehe. Wie passend, dass es nun um den Race-Control-Moment des Jahres geht. An dieser Stelle möchte ich die Formel 1 loben, die sofort Lehren aus dem Unfall von Jules Bianchi zog und nun häufiger das Rennengeschehen neutralisiert, wenn ein verunfalltes Fahrzeug geborgen werden muss. Die Entscheidungslogik hinter dem Einsatz des neuen virtuellen wie auch dem alten physikalischen Safety Cars habe ich insbesondere während des USA-Grand-Prix im texanischen Austin allerdings nicht verstanden. Gestrandetes Fahrzeug bergen: Rennneutralisierung, da sich Menschen auf oder neben der Fahrbahn befinden. Fahrzeugteile von oder neben der Ideallinie, die eine Gefahr für die Sicherheit darstellen, aufsammeln: Einfach Streckenposten ohne (Virtual-) Safety-Car-Einsatz auf die Strecke rennen lassen. Logik? Das Virtual Safety Car wurde kreiert, um bei kleineren Bergungsarbeiten die Sicherheit von Streckenposten und Fahrern zu erhöhen. Weshalb man aber bereit ist, Menschen unter grüner Flagge auf die Fahrbahn sprinten zu lassen, entzieht sich, zumindest mir, jeglicher Verständnis. Dabei wäre es kein Problem, kurzzeitig die Abstände mittels dem virtuellen Sicherheitsfahrzeug einzufrieren, sofern es sich auch lediglich um kleinere Säuberungsarbeiten handelt. Eventuell dachte sich die Rennleitung aber auch, dass der menschliche Körper eine bessere Knautschzone als die Karbon-Monopostos besitzt.

Übrigens bin ich der grundsätzlichen Idee des Virtual Safety Cars bei kleineren Bergungs- respektive Säuberungsarbeiten nicht abgelehnt, da es den Rennverlauf nicht allzu sehr beeinflusst. Super GT wie auch Super Formula dürfen sich gerne dieses Konzept näher anschauen, denn in Japan wird mit Full-Course-Cautions nur sehr spärlich gearbeitet, was insbesondere auf den kleineren Kursen wegen der abseits der Ideallinie fahrenden Sicherheitsfahrzeugen zu brenzligen Situationen führen kann. Wie uns Tim Bergmeister in einem exklusiven Interview erklärte, haben die Fahrer zwar kein Problem damit. Dennoch könnte man so Momente wie just diese Saison am Fuji vermindern, als die Zielgerade beim Sommerlauf der Super GT wenige Runden vor Schluss mit Fahrzeugteilen zugemüllt war, so dass die Piloten fast schon Slalom um diese fahren mussten. Andererseits hätte eine Rennneutralisierung so das hervorragende Finish vermasselt. Man kann es halt nicht allen recht machen…

 

Spruch des Jahres

Ursprünglich hatte ich schon sehr früh im Jahr meinen Spruch des Jahres, als eine der Frauen, die der dauergeile Jan Stecker bei einer sehr unzähligen Vodafone-LTE-Werbeeinspielern während der Sport-1-„Übertragung“ des 24-Stunden-Rennens am Nüburgring auf die Backe küsste und diese sich wenig erfreut mit einem „Arsch!“ revanchierte, als das Bild langsam ausblendete. Ich applaudiere der Dame, die perfekt auf diese – pardon – scheiß Aktion von Herrn Stecker reagierte. Generell hatte ich ihn mit seiner Dauergeilheit schon gefressen, da er wirklich gefühlt alle fünf Minuten die „Übertragung“ unterbrach, in die Kamera grinste und erzählte wie „geil“ doch alles sei. Autos? Geil! Fahrer? Geil! Strecke? Geil! Stimmung? Geil! Wetter? Geil! Übertragung? Geil! Wie passend, dass Jan Stecker als Werbefigur für die eigentlich löbliche Aktion von Vodafone stand, LTE-Masten (#Leberkernwitz) um die Strecke verteilt aufzustellen, um so durchgehend Onboard-Aufnahmen ins Internet zu übertragen. Geil!

Doch dann passierte Professor Xavier Dr. Wolfgang Ullrich beim DTM-Rennen in Österreich:

„Timo, schieb ihn raus!“

Natürlich keine tolle, als neutraler Beobachter dafür umso amüsantere Aktion. Immer wenn ich darüber nachdenke, versuche ich mir den Gesichtsausdruck des Audi-Motorsportdirektors vorzustellen, den er zu jenem Zeitpunkt machte. „Timo, schieb ihn raus!“ Nach dem Rennen wollte Ullrich natürlich nichts darüber wissen, bestritt gar solche Worte ausgesprochen zu haben. Kurz darauf entrüstete er sich, dass solche Funksprüche gar nicht erst ins Fernsehen übertragen werden sollten. Es war gewiss nicht der stolzeste Moment des Audianers, der die Ingolstädter zu bereits vielen internationalen Erfolgen führte. Vergeben, vergessen. Bestraft wurde er natürlich auch. Oder auch nicht. So verbannte ihn der DMSB zwar aus der Box. Während der verbleibenden DTM-Rennen tauchte der „Funker“ als VIP-Gast trotzdem in den Audi-Garagen auf. DTM halt. Der Dumme war übrigens Timo Scheider, der sich für sein braves Gehorchen, wohlwissend dass sein Vertrag schon lange auf dem Spiel steht, einige sehr hasserfüllte Kommentare anhören musste. Doch wie hat bereits Platon geschrieben? „Befiehlt der Ulle, musst du schieben wie ein braver Bulle“. Kanpai!

 

Glückspilz des Jahres

Einer der Unfälle, dessen Schrecken mir noch immer schwer in den Knochen sitzt, ist der fürchterliche Unfall von Austin Dillon beim diesjährigen Coke Zero 400 in Daytona. Dillon konnte unverletzt aus dem Auto geborgen werden, während fünf Zuschauer leichte Verletzungen erlitten. Die Kritik nach dem Rennen war hoch. Viele Fahrer, darunter insbesondere Ryan Newman, fanden deutliche Worte gen NASCAR, die den Ruf nach mehr Sicherheit bei Restrictor-Plate-Rennen sowie härteres Durchgreifen bei unakzeptabler, aggressiver Fahrweise nicht nachkommen würden. Der Crash erinnerte an jenen von Kyle Larson im Februar 2013, als der damalige Rookie im Xfinity-Rennen ebenfalls in den Fangzaun flog. Larson kam mit dem Schrecken davon, während über zweidutzend Zuschauer von herumfliegenden Teilen verletzt wurden. Während Dillons Unfall die Sicherheit der Autos abermals demonstrierte, wurden erneut die Schwächen der Zuschauersicherheit offenbart. Der Vorschlag Denny Hamlins, die Fans an der Unfallstelle in Daytona nicht mehr so nah an den Fangzaun zu setzen, klingt angesichts der hohen Crash-Anzahl an just eben jener Stelle nicht verkehrt.

 

Szene des Jahres

Bilder sagen manchmal mehr als Worte. Deshalb im Folgenden eine geringe Anzahl von besonders lustigen respektive errinerungswürdigen Momenten des Motorsportjahres:

IndyCar New Orleans Gabby ChavesEs war nicht alles schlecht in der IndyCar dieses Jahr. Und dennoch steht diese Szene, in der ein kräftiger Herr versuchte, Gabby Chaves vom klitschnassen Gras zu schieben, nachdem er sich wie viele anderen auch beim Chaos-Rennen in New Orleans von der Strecke drehte, als eine Art Sinnbild für die diesjährige IndyCar-Saison.

Super GT Sugo 2015 Pitstop ChaosBoxengassenstau beim Super-GT-Lauf im Sportsland Sugo. 40 Autos versuchen gleichzeitig in der engsten Boxenstraße des Kalenders zu stoppen.

F1 CGIRosberg und Hamilton zeigen, was sie von der CGI-Werbung halten.

Super GT Motegi 2015 TrafficAkkurate Simulation der Rush-Hour am Frankfurter Autobahnkreuz durch die Super GT beim Saisonfinale in Motegi, als sich das GT500-Feld durch den GT300-Verkehr biss.

Porsche Carerra Cup FranceAuto-Jenga beim Porsche Carrera Cup Frankreich.

 

Wünsche für 2016

Das Offensichtliche: Weniger Schlammschlachten, dafür mehr spannende Rennen mit packenden sowie stets fairen Zweikämpfen. 2015 sah einige schwere Unfälle, die glücklicherweise größtenteils glimpflich ausgingen. Ich hoffe, dass die verantwortlichen Rennserienbetreiber die Lehren aus diesen wie auch den Tragödien ziehen. Ich hatte es eingangs schon erwähnt: Motorsport ist gefährlich. Dennoch sollte die Sicherheit von Fahrern wie auch Zuschauern stets die höchste Priorität haben. Das Gleiche gilt für einige fragwürdige Regelentscheidungen sowie die Verkomplizierung des Sports an sich, durch die viele Fans vergrault werden. Es liegt deshalb an den Rennserien dieser Welt, sich jeweils zusammenzusetzen, und wichtige Punkte bezüglich Reglement, Technik wie auch Sicherheit zu überdenken.

An die Racingblog-Community möchte ich ein großes Lob ausrichten. Es ist heutzutage nicht üblich behaupten zu können, dass wir eine solch tolle wie auch nette Leserschaft haben. Es spielt dabei keine Rolle, ob ihr still mitlest, euch in der meiner Meinung nach noch immer etwas zu spärlich benutzten Kommentarfunktion oder als aktiver Chat-User an der Gestaltung dieser tollen Community beteiligt. Ihr seid ein wichtiger Teil davon. Ohne euch könnte das Racingblog nicht funktionieren. Danke!

Und damit ist es Zeit aufzubrechen. Mein bōnenkai ist zu Ende, die Sake-Flasche zu meinem Erschrecken zur Hälfte ausgetrunken. Es wird bereits dunkel draußen. Ich danke fürs Lesen, möchte nicht weiter aufhalten und wünsche alle Lesern sowie Racingblog-Autoren ein tolles sowie gesundes 2016. Ich lasse euch alleine mit folgenden Gedanken, mit folgendem Haiku:

雨を分て
夕霧のぼる外
山哉

Scheiden im Regen
Der Abendnebel steigt auf
Berg

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3 Kommentare

floehde 30 Dezember, 2015 - 22:22

Ich bin ein wenig enttäuscht von dem Artikel. Vielleicht würde ich ihn mit ein paar Glas Sake besser finden.
Wie auch immer. Weniger wäre mehr gewesen.

09Phil 31 Dezember, 2015 - 00:59

Gerne komme ich ausnahmsweise mal dem Aufruf zum Kommentieren nach. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich sehr selten einen Kommentar verfasse, weil die „Vergänglichkeit“ des Chats mehr verzeiht.
Wie bereits bei den sehr lesenswerten Artikeln von Thomas und Rainer sind auch hier wieder einige spannende Perspektiven enthalten, was dem Racingblog unter anderem die lobenswerte Tiefe verleiht.
Das große Bild über ein eher graues Motorsportjahr 2015 mit einigem Licht und auch sehr dunklen Schatten in der Form des schmerzhaften Verlusts von Wilson und Bianchi (und viele mehr, wie z.B. Dakar-Motorradfahrer Michal Hernik, sechs Todesopfer bei der Rallye La Coruna, MotoAmerica-Piloten Bernat Martinez und Dani Rivas, Otakar Kramsky beim Rechbergrennen u.w.)teile ich. Auch wenn in kleinen und zu unrecht tendenziell unbekannten Serien (bsw. ungünstige Startzeiten ;)) viel durchaus sehenswertes passierte. Da ist beispielsweise ein sehr verrücktes Saisonfinale der PWC in Laguna Seca, ein toller Auftritt der IndyLights in Iowa oder auch der FIA GT World Cup in Macau (unbedingt reinschauen nächstes Jahr).
V.a. die Super GT und die Super Formula waren in Sachen Spannung und Unterhaltung eine sichere Bank. Aber auch die V8 Supercars und nahezu alle größeren Sportwagenserien haben viel geboten.
Beim besten Rennen sehe ich die 1000 km von Suzuka, das Indy 500, 2x Bathurst, eher ruhige 24h Le Mans (nach den letzten Jahren sehr angenehm), 24h Spa und trotz aller Unkenrufe unterhaltsame 24h am Ring weit vorne. Als Lieberhaber von Taktikschlachten tendiere ich dann doch zu Suzuka.
Bei der Frage nach dem besten Finish freundliche Grüße auf die Insel zur BTCC, welche wieder ein tolles Jahr hatte!
Bester Fahrer ist für mich trotz Kiesbettbesuch in Shanghai Nick Tandy. Der (Petit) Le Mans Sieger mit unbändiger Freude am Rennfahren mag vielleicht nicht die Nummer 1 der Welt sein (also keine Kategorie Hamilton, Vettel etc.), aber überzeugt als Allrounder und verlässliche Wahl.
Großartige Teamleistungen gab es viele. Da ist Mercedes AMG in F1/DTM, die Werksteams von Nissan, Audi, Porsche und Co. im Sportwagenbereich, die altbekannten Big Player in den US-Serien, etc. Mich hat am meisten jedoch das Porsche LMP1-Team mit einer sehr starken Saison beeindruckt. Nochmal Gratulation nach Weissach!
Die Frage nach dem Überholmannöver ist gar nicht mal so leicht zu beantworten. VES in Spa, Whincup vs. Frosty und der ‚gentle giant‘ Wilson in Mid-Ohio sind allesamt eine tolle Auswahl.
Man könnte auch die LMP1-Schlachten der WEC in Silverstone oder auch am Ring ergänzen.
Viel „dramatisches“ tummelt sich bei den Duellen. Die Loganos, Dr. Ulrichs und Rosbergs sowie ihre Gegenstücke waren natürlich unterhaltsam auf einer gewissen Ebene, aber nicht gerade sehr denkwürdig. Vergessen sollte man hier auch KCMG vs. G-Drive nicht, aber auch deren erstaunliches Duell erschent mittlerweile ausgelutscht. Sportliche Duelle sind auch deswegen schwer zu finden, da die Anzahl knapper Saisonfinale gering war. Vielleicht verdient schon deshalb das wunderbare Nissan-Duell um die SGT-Krone in Motegi diesen Titel.
Positiv überraschte mich dieses Jahr einiges. Das umfasst durchaus gut gemachte 12h in Sepang, der vielverprechende Anfang des TCR-Reglements, immernoch die Formel E, deren „Überraschungseffekt“ nahezu mühelos zum Standard wurde, oder auch Vila Real als besonderer Stadtkurs.
Die großen Enttäuschungen im sportlichen Bereich sind leider sehr zahlreich. Das beginnt mit der PWC und einigen Kernverschrottungsaktionen sowie dazugehöriger Racecontrol-Momente (hier gleich der Preis aus dieser Kategorie für die US-Amerikaner und deren diverse Fehltritte). Da wollte sich natürlich auch die F3-EM nicht lumpen lassen. Generell müsste Dallara dank weiterer Formelserien nach diesem Jahr finanziell perfekt aufgestellt sein. Die IndyCar war im Sommer komplett außer Kontrolle, die FIA bastelte etliches kaputt (Baku vs. Le Mans) und der DMSB samt Nordschleife haben auch nur schlechte Nachrichten. Bitte mehr Verstand auf allen Ebenen wäre sehr wünschenswert.
Über das Nissan-Fiasko wurde alles gesagt. Schade, dass es so kommen musste.
Langweilige Rennen gab es dieses Jahr zuhauf. Leider relativ häufig bei der Speerspitze des Motorsports. Ob es spätestens 2017 besser wird für die Formel 1? Auch die NASCAR hat beim Monsterkalender viel Einschlafhilfe geboten. Immerhin etwas bei Einschlafproblemen…
Der(Funk-) Spruch des Jahres stammt von Vettel, der seinen Sieg Jules Bianchi widmete.
Bei den Glückspilzen könnte man noch de Jong in Spa und Sainz in Sochi (der für den Start dann gleich auch den Depp des Jahres bekommen könnte) anführen.
Da bereits viele besondere Momente in den Best of 2015 zu finden sind, kann ich für mich sagen, dass die Vorstellungen der vielen neuen GT3/E-Renner spannend waren, da uns beide Reglements ja doch schon einige Jahre begleitet haben.

Für das Jahr 2016 wünsche ich allen Motorsportfreunden des Racingblogs alles Gute auf allen Ebenen. Ein riesiges Lob an das Team, welches etliche Stunden, Leidenschaft und auch Ausdauer in dieses besondere Projekt steckt. Auch an die weitere Community, die es schafft, die diverse Motorsportlandschaft mit gefühlt tausend Serien, Teams, Marken, Fahrern etc. zu einem „Freundeskreis“ des Sportes zusammenzuführen. (natürlich auch gerne so streitbar und emotional wie immer).

Vielen Dank und einen guten Rutsch an euch

(und sorry für die Yankee-esken Ausmaße)

Klappflügel 31 Dezember, 2015 - 02:48

Dann will ich auch mal kommentieren, auch weil ich wie 09Phil sonst eher den Chat benutze. Zu lang war der Artikel eher nicht, aber ich kann zu den meisten Sache nichts sagen. Liegt daran das ich die japanischen Serie gar nicht verfolge.
Irgendwie war dieses Jahr nicht wirklich gut was den Motorsport angeht, abgesehen von der BTCC. Aber die F1 hat enttäuscht und die MotoGP fand ein relative seltsames Ende. Von allen anderen Serien habe ich Teile oder auch nur ein Rennen gesehen und der Rest oft nur in euren wirklich gelungenen Berichten gelesen.

Fangen wir mit der F1 ein, die Saison war die 2te langweilige in Folge, das war die 4 Jahre davor anders. Da mögen zwar vier Titel für RedBull und Vettel stehen, aber da war es zweimal bis zum letzten Rennen offen wer den Titel holt.
Dazu kommt die miese Übertragung von RTL, die irgendwie noch schlechter war als sonst, sehr komische Kameraeinstellung und auch seltsame Entscheidung was die eingespielten Funksprüche betrifft. Gefühlt 90% lauten „Save Brakes/Tires/Engine/Fuel“, es mag nicht neues sein, aber es hinterlässt ein schlechtes Bild in der Öffentlichkeit, aber den Verantwortlichen scheint das egal zu sein bzw. sie provozieren es absichtlich, da ich mir dieses Verhalten anders nicht erklären kann.
Dazu kommt die Posse um RedBull, Torro Rosso und Renault.
Die Gerüchte darum waren teilweise unterhaltsamer als die Rennen.
Das einzige positive ist das es kaum schlechter werden, also muss es eigentlich besser werden. Leider bleiben meine größten Kritikpunkte weiter Bestandteil das DRS und die Vorjahresmotoren. Auf der einen Seite will man keine Zweiklassengesellschaft durch einen fremden Motor, aber man schafft sich durch sowas selber eine.

Bei der Enttäuschung kann ich Yankee einfach nur zustimmen, wobei sich Honda bei seinem F1 Einstieg ebenfalls nicht mir Ruhm bekleckert hat. Die Ankündigung waren ähnlich vollmundig und das Ergebnis ähnlich. Der einzige Unterschied ist das Honda weitermacht.
Bei beiden Projekten hatte ich von Anfang an Zweifel das sie ihre Ziele aus dem Stand erreichen können, was sich bei beiden eingetroffen ist. Daher sollte man beim nächsten mal eher Tiefstapeln.

Kurz zur NASCAR:
Interessant wie hier im Gegensatz zur DTM das Rausschieben eines Gegners toleriert wird.
Und haben eigentlich alle Fahrer Basecaps und Sonnebrille im Auto?

Im Gegensatz zu den Monopostos sind die „Stock Cars“ wenigstens sicher, aber das ist kein Zustand der so bleiben kann. 3 Tote in den letzten 4 Jahren sind zu viele Opfer.Und alle 3 sind durch Kopfverletzungen gestorben, dazu kommen die bangen Minuten um Sainz jr und die Feder die Massa 2009 gegen den Helm flog.
Die Lösung für all diese Probleme wäre ein Kuppel für den Fahrer.
Das sollte die meisten Probleme beseitigen, dagegen ist eine Lösung gegen die Todesfälle in den ganzen Motorradserien eher schwierig. Mehr als eine Airbagweste sehe ich da nicht.

Ich wünsche mir das nächsten Jahr niemand im Rahmen einer Motorsportveranstaltung dauerhaften Schaden davonträgt.

09Phils Lob an euch kann ich nur anschließen
(und leihe mir auch mal seine letzten Zeilen)
Vielen Dank und einen guten Rutsch an euch

(und sorry für die Yankee-esken Ausmaße)

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