Mit den 12 Stunden von Bathurst beginnt auch in Australien an diesem Wochenende die Motorsportsaison mit einem Highlight.
Es hat sich einige geändert an den 12h Bathurst im Vergleich zum letzten Jahr. Inzwischen hat die V8 Supercars mit ihrer Firma „Supercars Events“ die Kontrolle über das Event übernommen und einige der kleineren Klassen gestrichen. Damit will man die teilweise extremen Geschwindigkeitsunterschiede zwischen den Klassen verringen, wodurch es weniger Unfälle geben soll. Zusätzlich hat man es geschafft, die 12h Bathurst und den offiziellen Testtag der V8 Supercars nicht mehr am gleichen Wochenenden stattfinden zu lassen und daher starten dieses Jahr wieder einige Fahrer aus der V8 Supercars am Mount Panorama. Die bekanntesten Vertreter dürften Shane Van Gisbergen und der dreifache Bathurst 1000-Sieger Garth Tander sein.
Bathurst 12 Hour – Race-Control und Teams Radio
Die 12h Bathurst sind auch noch der Beginn der Intercontinental GT Challenge des SRO. Geplant war dafür eigentlich, dass die Hersteller nicht selbst als Werksteam antreten, sondern ein Team für jedes Rennen benennen, welches sie vertritt. Ursprünglich war angedacht nach den 12h Bathurst ein 6h-Rennen auf dem COTA abzuhalten, jedoch hat der SRO dann letzte Woche bemerkt, dass vier Tage danach die offiziellen Testtage der Blancpain Endurance Series losgehen und dann wohl doch kein Team aus Europa in Amerika antritt. Nur mit amerikanischen Teams wäre es wohl ein Starterfeld von knapp 20 Fahrzeugen geworden und das ist dann einfach zu wenig für ein 6h-Rennen. Weiter geht es am letzten Juli-Wochenende mit den 24h Spa, die auch neue Regeln haben und einen Start von Manthey und eventuell MarcVDS verhindern. Das dritte und letzten Rennen der Saison sind die 12h Sepang, bei denen dann zumindest Manthey antritt, aber abgesehen von Bentley und Audi wohl kaum Werke beziehungsweise Profis vertreten sein werden. Insgesamt kann man wohl erwarten, dass die „Intercontinental GT Challenge“ in ihrer ersten Saison kein richtiger Erfolg wird. Doch bevor wir auf das komplette GT3-Jahr 2016 eingehen, beschäftigen wir uns lieber weiter mit den 12h Bathurst.
Der legendäre Mount Panorama Circuit dürfte wohl jedem Motorsportfan ein Begriff sein. Wenn man die Strecke mit einer europäischen vergleichen müsste, würde sie wohl am ehesten Spa-Francorchamps entsprechen, nur dass in Bathurst die Streckenbegrenzung zumeist die Mauer darstellt. Dadurch kam es in den letzten Jahren zu etlichen Safety-Car-Phasen, sodass teilweise zwei, drei Stunden des Rennens hinter dem Safety-Car gefahren wurde. Die besten Überholstellen sind die Conrod Straight, Main Straight und Mountain Straight. Jedoch kann man es auch mit Hilfe des Überrundungsverkehrs in dem anspruchsvollen Part von Griffins Bend bis The Cutting probieren. Auf dem restlichen Bergaufstück dürfte es fast unmöglich sein zu überholen und man muss eher probieren, nicht zuviel Zeit durch die Überrundeten zu verlieren. In den letzten Jahren hat sich die McPhillamy Park-Kurve als Unfallschwerpunkt gezeigt. Die Wagen müssen davor durch eine schnelle Doppellinks und der kleinste Kontakt kann schon zu einem schweren Unfall führen. Nach dem McPhillamy Park hat man auch schon den höchsten Punkt des Mount Panoramas erreicht und danach geht es durch die Esses, The Dipper und Forrest´s Elbow wieder auf die Gegengerade. Mit etwas Mut kann man sich auch vor The Chase am Gegner vorbeibremsen. Die letzten Kurve Murrays Corner war 2015 erst in der letzten Runde wichtig, da es zu einer Kollision im Kampf um die Top 5 kam.
Audi
Zwar spricht man bei Audi davon, dass man inzwischen auch im Motorsport etwas Geld einsparen muss, aber trotzdem bringt man dieses Jahr wieder drei siegfähige Fahrzeuge an den Start. Bei allen Audis in der Pro Am-Klasse handelt es sich um die neue Version des R8 LMS, und das Fahrzeug hat dieses Jahr bereits in Dubai und Daytona seine Stärken gezeigt und mindestens einer der Audi R8 LMS sollt das Rennen ohne Probleme beenden können. Phoenix Racing wird mit den beiden Werksfahrern Markus Winkelhock und Laurens Vanthoor in das Rennen gehen. Beide gehören zu den besten GT3-Piloten weltweit und auch Erfahrung am Mount Panorama ist bei beiden vorhanden. Unterstützt werden sie von Alex Davison, der die für Erebus Motorsport in der V8 Supercars aktiv ist. Seine Leistungen sind schwer einzuschätzen, da der Mercedes E63 AMG nicht konkurrenzfähig war und er daher kaum Top 10-Ergebnisse in den letzten Jahre hatte. Immerhin konnte er 2014 bei den Bathurst 1000 einen vierten Platz erreichen.
Die beiden anderen Audi R8 LMS werden vom Melbourne Performance Centre eingesetzt. Bei der Firma handelt es sich um einen Tuner und das Audi-Team für die australische GT-Serie. Auch hier setzt man mit Christopher Mies, Christopher Haase und Marco Mapelli auf Audi-Werksfahrer, die schon Erfahrung in Bathurst haben. Marco Mapelli war letztes Jahr in der italienischen GT-Serie unterwegs und erreichte dort den Vizetitel. Zusätzlich hat er die Nordschleife in unter sieben Minuten in einem Lamborghini Aventador SV umrundet. In der #75 wird mit Rene Rast nur ein Audi-Werksfahrer starten. Unterstützt wird er von Steve McLaughlin aus der australischen GT-Serie und Garth Tander, der bereits das Bathurst 1000 mehrmals gewonnen hat.
Man darf Audi auch dazu beglückwünschen, dass man Felix Baumgartner dieses Jahr nicht starten lässt, nachdem er letztes Jahr einen heftigen Unfall verursacht hat.
Bentley
Bentley ist wieder mit seinem Werksteam Team M-Sport in Bathurst. Die #10 wird von den Bentley-Werkspiloten Steven Kane und Guy Smith pilotiert. Unterstützt werden sie etwas überraschend vonMatt Bell, der sonst in der British GT unterwegs ist. Ich hätte eher Maximilian Buhk als dritten Fahrer erwartet. Die #31 teilen sich die Bentley-Werksfahrer Steven Kane und Maxime Soulet. Der dritte Fahrer ist David Russell und bei ihm darf man gespannt sein, wie stark er in einem GT3-Fahrzeug ist. Bisher hat er nur einige wenige Rennen in der V8 Supercars gefahren, aber in dem australischen Porsche Carrera Cup wurde er letztes Jahr Vizemeister. Der Bentley lief 2015 sehr gut in Bathurst, jedoch hat es ihm ein bisschen an Höchstgeschwindigkeit gefehlt. Auch ansonsten sehe ich die Bentleys eher hinter den Audis am Wochenende.
Ferrari
Ferrari wird in Bathurst durch Maranello Motorsport vertreten. Mit Mika Salo und Toni Vilander setzt man auf zwei erfahrene Ferrari-Werksfahrer. Deutlich unbekannter in Europa sind die beiden anderen Piloten Tony D’Alberto und Grant Denyer. D´Alberto fuhr letztes Jahr für Maranello Motorsport in der Australian GT Championship und erreichte den siebenten Gesamtplatz. Er konnte zwar zwei Siege erreichen, aber dass er mit den anderen Werksfahrern mithalten kann, halte ich für fraglich. Mit Grant Dreyer hat man nicht nur einen Rennfahrer mit im Team, sondern auch den Moderator der australischen Version von „Familien-Duell“. Trotz seiner Arbeit beim Fernsehen hat sich Dreyer letztes Jahr den Vizetitel hinter Christopher Mies in der Australian GT Championship gesichert und scheint recht schnell zu sein. Für mich ist das Team und die Besetzung trotzdem eine der großen Unbekannten im Rennen. Man wird auf den alten Ferrari 458 Italia setzen, da der SRO noch nicht die 2016er Fahrzeuge homologiert hat beziehungsweise es noch keine BoP gibt. Ansonsten wäre wohl AF Corse gestartet und auch einer der neuen 991 Porsches wäre wohl am Start gewesen.
McLaren
Bei McLaren scheint man gemerkt zu haben, dass man auch ein bisschen was in der GT3 leisten muss und das Projekt kein Selbstläufer ist. Insgesamt 15 Angestellte von McLaren sind zusammen mit dem neuen „McLaren GT Sporting Manager“ Bas Leinders in Bathurst, um die vier Fahrzeuge zu unterstützen. Die Speerspitze ist dabei die #59 von Tekno Autosports mit Shane Van Gisbergen, Alvaro Parente und Jonathan Webb. Alle drei Piloten sind in ihren jeweiligen Serien Siegfahrer und falls der McLaren mal halten sollte, hat das Trio eine sehr gute Siegchance. Die #60 wird unter anderem von dem ehemaligen Aston Martin-Werksfahrer Robert Bell bewegt. Das große Fragezeichen in der Besetzung ist der McLaren-Nachwuchsfahrer Andrew Watson. Zwar konnte er in den letzten zwei Jahren gute Resultate in der British GT einfahren, aber er ist mit seinen 20 Jahren noch sehr jung. Auch hat er noch nicht sehr viel Erfahrung mit Multi-Class Racing. Der dritte Fahrer ist Will Davison und er sollte ähnlich schnell sein wie die anderen Werksfahrer. Bei den V8 Supercars konnte er bereits Vizemeister werden.
Mercedes-Benz
Die Besetzung der #63 verwundert schon etwas. Mit Maro Engel und Bernd Schneider hat man zwei der besten Bathurst-Piloten in dem Mercedes SLS AMG GT3. Der dritte Fahrer ist jedoch Austin Cindric und ob der mit den anderen Piloten mithalten kann, ist mehr als fraglich. Letztes Jahr reichte es für ihn nur zu einem 21. Platz insgesamt. Den zweiten von Erebus Motorsport eingesetzten Mercedes teilen sich der Dritte der V8 Supercars David Reynolds, Nico Bastian und Thomas Jäger. Das Trio dürfte recht ausgeglichen sein von den Rundenzeiten und ein Gesamtsieg sollte gut möglich sein. Einen weiteren Mercedes wird Mishumotors im Martini-Design einsetzen. Das Fahrzeug hat bereits letztes Jahr die 12h Zandvoort gewonnen und Mirco Schultis hat beschlossen, zusammen mit seinen Freunden Patrick Simon, Alex Kapadia und Renger Van der Zande auch in Bathurst zu starten. Es sollte ein Top 10-Ergebnis für das Team möglich sein.
Nissan
Nissan will den Sieg aus dem letzten Jahr verteidigen. Die Besetzung ist weitgehend gleich geblieben, nur Wolfgang Reip wurde gegen den V8-Piloten Rick Kelly getauscht. Ansonsten werden das Fahrzeug auch dieses Jahr wieder Katsumasa Chiyo und Florian Strauss bewegen. Damit dürfte dann auch sicher sein, dass Strauss weiterhin Nissan-Werksfahrer ist und auch in der ADAC GT Masters starten wird. Der Nissan GT-R Nismo GT3 dürfte in Bathurst wieder ganz gut laufen und dank der SRO-BoP ist der Wagen auf Augenhöhe mit den anderen GT3. Falls man am Ende noch an der Spitze dran ist, sollte man durchaus eine gute Siegchance haben.
Auch in der GT3 Am sind etliche bekannte Fahrer wie Warren Luff und Craig Baird unterwegs, aber gesamtsiegfähig ist da wohl keines der Fahrzeuge.
Das Wetter wird wohl nicht für Chaos sorgen, da es das ganze Wochenende lang nicht regnen soll. Das Qualifying beginnt heute Nacht ab 3 Uhr und das Rennen gibt es Samstag Abend ab 19:45 im Livestream zu sehen, mit Kommentar von Radio Le Mans. Der Stream wird auch in diese Vorschau eingebettet, sodass man gleichzeitig im Chat aktiv sein kann.
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