Neben dem Traditionsrennen der 12 Stunden von Sebring gab es noch weitere größere Rennen mit GT3-Beteiligung am Wochenende. Die Australian GT Championship wurde in das Rahmenprogramm des Grand Prix berufen und die 24h-Series absolvierte ihre zweite Saisonveranstaltung im toskanischen Mugello.
Great to be on pole in such a big event 👍 nice to be part of it and have the @F1 as our support category 😜 pic.twitter.com/lM3BucYnmG
— Christopher Mies (@MiesChris) March 17, 2016
Renntag 1:
Bereits am späten australischen Donnerstagnachmittag rückten die Boliden der AGT zum ersten Wertungslauf aus. Da der übertragende Sender „ten“ erst am darauffolgenden Tag einsteigen sollte, fand das erste Rennen bis auf vereinzelte Zuschauer im Albert Park unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Zum zweiten Mal in Folge gewann das Duo um Christopher Mies und Geoff Emery im #1 Jamec Pem Audi R8 LMS die Qualifikation, welche für diesen Tag nur dem Deutschen nützte, da wegen des komprimierten Rennformats (4*25min + 1 Runde) die Fahrer aus den Paarungen auf die jeweiligen Rennen aufgeteilt wurden. Fahrer A, der meistens der Profi des Duos war, übernahm die Verantwortung für den ersten und dritten Lauf und Fahrer B für die restlichen Sitzungen. Das kompetitive Debüt des neuen Ferrari 488 GT3 fiel vorerst ins Wasser, da man nur als Gaststarter teilnehmen konnte. Der Grund dafür waren die bis Mittwoch nicht eingereichten Homologationsunterlagen. Zwei Teams waren von dieser Entscheidung betroffen: #88 Maranello Motorsport (Tony D’Alberto/Peter Edwards) und #49 „DeFelice Homes“ Vicious Rumour Racing (Andrea Montermini/Benny Simonsen). Maranello Motorsport wurde sogar doppelt bestraft, weil der von D’Alberto erzielte erste Startplatz irregulär war und somit alle Zeiten der Qualifikation aberkannt wurden. Ein vergleichbares Homologationsproblem hatte im Übrigen auch der BMW M6 GT3 in Adelaide. Im Angesicht der mangelnden medialen Aufbereitung fällt auch der folgende Rennbericht verkürzt aus.
Der gesamte Sprint um den See wurde von einem Duell zwischen Christopher Mies und Craig Baird im #222 Scott Taylor Motorsport Mercedes AMG GT3 bestimmt, welches auf der Strecke vom Audi-Piloten entschieden werden konnte. Jedoch wurden die zugewiesenen Boxenstoppzeiten zum Rennergebnis jeweils addiert, was dem vom Pech verfolgten Mercedes endlich den ersehnten Sieg einbrachte. Somit gehört der Mercedes AMG GT3 bereits zum Kreis der Rennsieger der neuen Generation. Diese Regelung macht aus der Perspektive der AGT und der Fahrerstruktur gewiss Sinn, aber raubt dem „Sieger auf der Strecke“ den Lohn, was durchaus kritikwürdig ist. Auf Platz drei liegend wurde Marcus Marshall im #4 Supabarn Supermarkets Audi R8 LMS abgewunken. Der von Platz neun aus gestartete #49 Vicious Rumour Racing Ferrari 488 GT3 kratzte knapp am Podium, aber überzeugte mit dem erkämpften Platz vier beim eingeschränkten Australien-Debüt. Der Modellkollege von Maranello Motorsport überholte das halbe Feld und sicherte sich Platz 16. Bei näherer Betrachtung der Umstände scheint der neue Italiener viel Potenzial zu haben. SR Motorsport hadert weiter mit dem #100 BMW M6 GT3, den das Team bereits in der ersten Runde zurückziehen musste. Für die zweiten Fahrer und die dementsprechend ausgelasteten Einzelkämpfer ging es am Freitagmorgen weiter.
Great to be apart of #AMG first win with new car. @sa1ntcc @ErebusGT @AustralianGT pic.twitter.com/zjqho5qGev
— Craig Baird MNZM (@cbairdo) March 19, 2016
Renntag 2:
Das zweite Rennen der AGT war ein Schaulaufen der McLaren 650S GT3, denen die halbfeuchten Bedingungen gut zupasskamen. Auf der Strecke wiederum sah erneut jemand anderes die karierte Flagge zuerst. Benny Simonsen im #49 Ferrari 488 GT3 überzeugte nämlich über die gesamte Renndauer gesehen, aber sah seinen anfangs ausreichenden Vorsprung im aufziehenden Regenschauer schmelzen. Die Kampfgruppe um Simonsen und die verfolgenden McLaren entstand durch eine clevere Reifenwahl, denn im Gegensatz zum Rest der Konkurrenz startete man direkt auf Slicks. Nathan Morcom im #60 TEKNO Autosport McLaren 650S GT3 und Klark Quinn im #37 Darrell Lea McLaren 650S GT3 konnten sich nach der Anrechnung der Zeiten vor den neuen Boliden aus Maranello schieben.
Fast zwölf Stunden später begannen im Norden von Florenz die 12h von Mugello mit einem „Lokalmatador“ auf der Pole. Christian Engelhart bezwang mit seinem italienischen Kampfstier namens #963 GRT Grasser Racing Team Lamborghini Huracán GT3 die Konkurrenz mit einer Rundenzeit von 1:47.909 min. Da der #30 Ram Racing Mercedes AMG GT3 mit Motorenproblemen auf den Start verzichten musste, nahmen „nur“ 63 Fahrzeuge das Rennen in Angriff. Vier Stunden und 121 Runden später beendete der #333 V8 Racing Renault RS01 FGT3 den ersten Part als Führender. Hinter dem Wagen konnten sich der #702 Scuderia Cameron Glickenhaus 003C und der #14 Optimum Motorsport Audi R8 LMS günstig für die längere zweite Rennhälfte am Samstag in Stellung bringen. Insgesamt war der Freitag relativ ruhig und konnte einen guten Rennrhythmus vorweisen.
Renntag 3:
Der dritte Lauf im Bundesstaat Victoria war trotz aller Rechenspiele in den Rennen davor der kontroverseste. Schon in der ersten Kurve tauschten diverse Teams Lackproben aus, bis auf der Geraden danach ein größerer Auffahrunfall entstand. Etliche Boliden trugen teils massive Schäden davon. Der Sieger aus dem ersten Rennen hatte eine gebrochene Front seines Mercedes zu verzeichnen und alle drei Lamborghini im Feld strandeten an der Unfallstelle. Der Auslöser war Tony Quinn im #7 Darrell Lea Aston Martin Vantage, der den #23 JBS Australia Lamborghini R-EX von Roger Lago in die Mauer drehte. Den diversen Ausweichbestrebungen der Nachfolger fiel Maranello Motorsport zum Opfer, welche einen Schaden durch Kontakt erlitten und aufgeben mussten. Die eine noch mögliche Runde begann und beendete der andere Ferrari 488 GT3 im Feld auf Platz eins liegend, wurde aber nach der Addition auf Platz 14 (!) zurückgeworfen. Durch das komprimierte Feld kam es zu extremen Verschiebung:
Platz 1: #38 Eggleston Motorsport Mercedes AMG GT3 von Matthew Solomon (Platz neun im Rennen)
Platz 2: #2 Jamec Pem Audi R8 LMS von Steven McLaughlan (Platz 13 im Rennen)
Platz 3: #37 Darrell Lea McLaren 650S GT3 von Klark Quinn (Platz zwei im Rennen)
Das italienische Wetter meinte es auch am zweiten Tag gut mit Creventic und ihren Teilnehmern. Da es nur eine Unterbrechung zwischen Segmenten war, wurden die Runden übernommen. Unter anderem mussten Boliden noch in den ersten Minuten Stopps nachholen, die sie am Vortag nicht mehr einbringen konnten. Der von Turboproblemen geplagte #701 SCG 003C konnte am Samstag teilnehmen, nachdem der Freitag sehr mühsam verlief. Ganze sechs (fünf am Samstag) Code-60-Phasen gestalteten den Lauf äußerst zäh und Kämpfe gab es größtenteils nur auf taktischer Ebene. Während der „Sieger“ des ersten Teils überzeugend auch den Gesamtsieg holen konnte, wurden die Verfolger vom Pech verfolgt. Der #702 SCG 003C sah sich zunehmenden technischen Problemen im Tagesverlauf ausgesetzt, da man das Rennen für Experimente hinsichtlich der 24h am Nürburgring nutzte. Zu dieser Zeit war der Optimum Motorsport R8 in einer vielversprechenden Ausgangslage, welche unter zwei Stunden vor Ende aufgrund von Getriebeschwierigkeiten kollabierte. Nach eher uneffektiven Reparaturmaßnahmen strandete man später am rechten Streckenrand. So befand sich Ryan Ratcliffe plötzlich im Schussfeld der Konkurrenz. Während zwei Boliden noch einen Ausweichprozess einleiten konnten, rutschte der #56 DINAMIC SRL Porsche 991 Cup mit hoher Geschwindigkeit in das linke Hinterrad des Audis. Danach befand sich ein gewaltiges Loch an dieser Stelle und der Porsche kam stark beschädigt erst am Ende der Geraden zum Stehen. Wie durch ein Wunder blieben beide unverletzt. Das Szenario erinnerte an den Unfall von Memo Gidley in Daytona, aber mit Glück konnte der Porsche das komplette Auffahren vermeiden. Auf den siegreichen #333 V8 Racing Renault RS01 FGT3 folgte der wieder einmal starke #10 Hofor Racing Mercedes SLS AMG GT3 und der Polesitter vom Grasser Racing Team. A6-Am-Sieger wurde der #17 IDEC SPORT RAC ING Mercedes SLS AMG GT3.
Der nächste Lauf der 24h-Series sind die 24h von Silverstone (als Tourenwagenrennen ausgelegt) vom ersten bis dritten April. Das nächste Rennen mit allen Klassen findet in der Form einer 12h-Veranstaltung in Zandvoort statt (06. -07. Mai).
Renntag 4:
Auch im letzten Lauf – wie soll es auch anders sein – wurde der Sieger errechnet und durch eine SC-Phase gab es zudem wieder viel anzupassen. Der elftplatzierte James Koundouris im #4 Supabarn Supermarkets Audi R8 LMS gewann damit das vierte Rennen vor dem Markenkollegen Geoff Emery im #1 Audi R8 LMS und Tony Walls im #11 Objective Racing McLaren 650S GT3. Emery ist zusammen mit Mies Gesamtsieger der zweiten Veranstaltung im Zuge des GP-Wochenende. Die GT-Meisterschaft gastiert als nächstes vom sechsten bis achten Mai auf dem Barbagallo Raceway, wo uns durch das 2* 60 Minuten-Format ähnliche Szenen erspart bleiben. Davor ist jedoch bereits das erste Wochenende der Australian GT Trophy Series in Sandown (01. – 03. April). Nach den zwei ausführlich berichteten Saisonhighlights zu Beginn werden höchstwahrscheinlich nur noch Updates an dieser Stelle folgen.
@MelbPerformance @Audi__Sport R8 sitting pretty with the round-win silverware. Congrats to @MiesChris & Geoff Emery pic.twitter.com/j0d8eDGHAV
— 🇦🇺 Australian GT🏁 (@AustralianGT) March 20, 2016
In den Wochen rund um Ostern wird es auch im GT-Sport etwas ruhiger, bis danach traditionell die Motorsportwelt so richtig Fahrt aufnimmt. Nächstes Wochenende eröffnet die FFSA GT-Tour ihre Saison im südfranzösischen Nogaro und ist vor Ort quasi der Ersatz für den nach Misano abgewanderten Saisonstart des Blancpain GT Series Sprint Cup. Als Randerscheinung in der GT-Szene haben die Franzosen mit den beiden ersten Rennen am Ostersonntag (ab 16:30 Uhr: 120 Minuten) und -montag (ab 14:10 Uhr: 90 Minuten) keine direkte Konkurrenz und könnten so den einen oder anderen Fan mit Feiertagslangeweile bespaßen.
Auch der GT3-Report verabschiedet sich in die Osterpause. Wir wünschen allen eine schöne Zeit und freuen uns auf die anbrechende Saison.
Abschließend möchten wir auch noch den in Goodwood verunglückten Fahrern die besten Genesungswünsche übermitteln.
Bilderquelle: 24h-Series, Audi Sport