Jimmie Johnson gewann etwas glücklich in Fontana, nachdem er Kevin Harvick aufgrund einer späten Caution den Sieg abjagen konnte. Weniger glücklich lief es für Martin Truex Jr. und Danica Patrick, die nach mehr oder weniger starkem Feindkontakt ins Hintertreffen gerieten. Zudem erlebte Kyle Larson einen harten Einschlag.
Analyse Fontana 2016
In Phoenix behielt Kevin Harvick noch ziemlich knapp die Oberhand gegen Carl Edwards und setzte seine Dominanz auch an diesem Wochenende in Fontana eindrucksvoll fort, indem er 142 der geplanten 200 Runden in Führung verbrachte. Da allerdings bei Kyle Busch nur wenige Umläufe vor Schluss ein Reifen platzte, musste das Rennen ein letztes Mal neutralisiert werden, nachdem Harvick sich bereits einen stattlichen Vorsprung herausgefahren hatte. Den Restart allerdings gab Denny Hamlin vor, dessen Gibbs-Crew wieder einmal die schnellsten Boxenstopps absolvierte. Harvick bekam einen guten Push von Jimmie Johnson, der sich bereits auf der Gegengeraden aus dem Schlepptau des Favoriten befreite und schließlich auch in die Victory-Lane abbog.
Für Kevin Harvick blieb nach einem guten Tag mit teilweise sehr günstig gefallenen Cautions, insgesamt sechs an der Zahl, also nur die Silbermedaille übrig. Hinter dem dominanten Duo reihten sich Denny Hamlin, Joey Logano und ein überraschend starker Ricky Stenhouse Jr. in den Top-5 ein. Chase Elliott, Carl Edwards, AJ Allmendinger, Brad Keselowski und Jamie McMurray komplettierten die Top-10. Elliott lag zum Zeitpunkt der letzten Gelbphase sogar auf Rang drei und lieferte somit erneut ein denkwürdiges Ergebnis trotz seines Rookie-Status und der noch jungen Sprint-Cup-Karriere ab. 26 Führungswechsel zwischen acht Fahrern konnten allerdings kaum über die Tatsache hinwegtäuschen, dass Fontana trotz Low-Downforce-Paket irgendwie keine Strecke für die NASCAR zu sein scheint. Die Kaugummi-Phasen waren jedoch schon etwas weniger ausgeprägt als gewohnt.
Als problematisch erwiesen sich dagegen wieder einmal die Einheitsreifen von Goodyear, die außer bei Kyle Busch auch an den Autos von Chris Buescher, Kyle Larson, Trevor Bayne und Ryan Blaney den Geist aufgaben. Larson verlor durch den Reifenplatzer das komplette Bremssystem und knallte auf der Gegengerade nahezu ungebremst in die innere SAFER-Barrier, konnte dem Wrack nach seinem heftigen Einschlag allerdings zum Glück unverletzt entsteigen. Man wurde das Gefühl nicht los, dass die Teams sich wieder einmal über die Mindestdrücke des Herstellers hinweggesetzt hatten, auch wenn das bei Larsons linkem Hinterreifen natürlich nicht die perfekte Erklärung ist. Für den linken Vorderreifen empfahl Goodyear 18 psi, die von einigen Mannschaften mit 13 psi teilweise stattlich unterboten wurden. Wir sprechen hier von ca. 0,8 bar auf dem stärkst belasteten Pneu.
Weitere Piloten mussten nach Scharmützeln mit der Konkurrenz ihr Rennen abschreiben und in einem Fall machte sich das Low-Downforce-Paket dann doch bemerkbar. Joey Logano schoss ausgangs der Kurve sehr optimistisch nach oben direkt hinter Martin Truex Jr. und brachte diesen in eine schwierige Situation. Nachdem die Luft quasi komplett vom Kofferraum entfernt war, blieb für Truex – der bis dato einer der drei größten Favoriten auf den Rennsieg war – ohne aerodynamischen Grip folgerichtig nur der Weg in die Mauer. Logano sagte später, es täte ihm leid und er hätte sich auf der Suche nach einer Lücke zwischen der #78 und der Mauer einfach verschätzt. Immerhin blieb er damit ehrlich, auch wenn es mal wieder eine blöde Aktion war, die man mit Wohlwollen gerade noch so als Rennunfall kategorisieren kann.
Dasselbe gilt auch für die Aktion von Kasey Kahne, der von Danica Patrick auf der Zielgeraden ziemlich weit unten überholt wurde. Kahne versuchte die Lücke zur weißen Linie auf der Innenseite immer kleiner zu machen und als Danica fast vorbei war, drehte er sie mehr oder weniger um. Die #5 machte schon einen deutlichen Schwenker nach links, den man fast in die Kategorie Absicht einsortieren könnte. Dementsprechend wurden Fahrer und Crew-Chief dann auch nach dem Ende des Rennens in den NASCAR-Hauler zitiert. Kahne ist jedoch aus meiner persönlichen Erfahrung keiner, der einen bei knapp 200 mph absichtlich aufs Korn nimmt, daher meine Einschätzung „Rennunfall“. Danica schlug ziemlich hart in die Außenmauer ein und ließ sich nach dem Aussteigen noch zu einer Geste in Richtung des vorbeifahrenden Konkurrenten hinreißen, was in meiner Erinnerung nach dem tödlichen Sprint-Car-Unfall eigentlich strafbar ist. Eine Reaktion von NASCAR ist an dieser Stelle noch ausstehend.
Das gesamte Rennergebnis kann bei Jayski inklusive weiterer Statistiken noch einmal nachgeschaut werden. Es folgen wie gewohnt die Fahrerwertung und die Owner-Punkte, die Bildergalerie befindet sich am Ende des Artikels.
Vorschau Martinsville April 2016
Am kommenden Oster-Wochenende legt der Sprint Cup die erste von drei geplanten Pausen ein und mit ihm schweigen dieses Mal sogar in allen drei nationalen Rennserien die V8-Motoren – NASCAR-freie Zeit ist also angesagt. Am Sonntag darauf geht es dann zurück an die Ostküste, wenn der Martinsville Speedway auf dem Programm steht. Dieser Shortrack in Virginia, der von oben einer großen Büroklammer gleicht (oder einem Supermarkt-Parkplatz mit zwei Wendemarkierungen), zeichnet sich durch zwei enge 180-Grad-Kurven mit nur 12 Grad Banking aus und ist zudem mit 0,526 Meilen bzw. 847 Metern die kürzeste aller Cup-Strecken im Kalender.
Am Ende der vergleichsweise langen Geraden sind dann die Bremsen gefragt, die hier eine rennentscheidende Funktion einnehmen. Wer in Martinsville zu früh aufs Ganze geht, der tritt nach 400 Runden oder 800 Bremsvorgängen irgendwann ins Leere und braucht die letzten 100 Umläufe erst gar nicht mehr bestreiten. Die erste Rennhälfte läuft also unter dem Motto „Materialschonung“, insofern man das aufgrund des begrenzten Platzangebots auf der Strecke überhaupt konsequent durchführen kann. 50 Runden vor Schluss beginnt schließlich die Go-Time, in der wir die letzten Jahre schon so einige verrückte Aktionen mit teilweise komplett blockierter Fahrbahn gesehen haben. Clint Bowyer (2012), Brad Keselowski (2014) und nicht zuletzt die Payback-Aktion von Matt Kenseth an Joey Logano (2015) sind dafür einige gute Beispiele.
Beim Blick auf die Siegerlisten der vergangenen drei Jahre sollten wir uns vor allem auf die Chevrolets von Hendrick Motorsports und Stewart-Haas Racing gefasst machen, die fünf von sechs Ausgaben für sich entscheiden konnten: Jimmie Johnson & Jeff Gordon (2013), Kurt Busch & Dale Earnhardt Jr. (2014) sowie zuletzt wieder Jeff Gordon (2015). Den Sieg im letztjährigen Frühjahrsrennen holte sich Denny Hamlin, der zudem mit Jimmie Johnson zwischen Ende 2006 und Ende 2010 nicht weniger als neun Rennen in Folge abwechselnd gewann – eine beeindruckende Serie. Natürlich darf man aber auch die Teamkollegen bei Joe Gibbs Racing und ebenso Martin Truex Jr. im Toyota nicht außer Acht lassen. Eine Ford-Strecke war Martinsville in den letzten 15 Jahren keinesfalls und damit auch kein gutes Pflaster für Team Penske.
Zum Abschluss folgen an dieser Stelle wie gewohnt noch die Entry-List sowie ein Zeitplan für das TV-Programm am Wochenende.
Freitag, 01.04.
16:00 Uhr, Truck Series Practice, FS1
17:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, FS1
18:30 Uhr, Truck Series Practice, FS1
21:00 Uhr, Truck Series Final Practice, FS1
22:00 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, FS1
Samstag, 02.04.
16:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, FS1
17:00 Uhr, Truck Series Qualifying, FS1
19:00 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, FS1
20:30 Uhr, Truck Series Rennen (Alpha Energy Solutions 250), FS1 ab 20 Uhr
Sonntag, 03.04.
19:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (STP 500), FS1 & Motorvision TV
2 Kommentare
Das Rennen wird in den USA „nur“ auf Fox Sports 1 übertragen.
Auf dem Hauptsender läuft derweil Dauerwerbefernsehen und Tanz-Workout…
Laut Fox sollen wir uns dennoch darüber freuen. 8)
@ Erik:
Vielen Dank für die Korrektur, ich hatte das leider beim Übertragen der Zeiten nicht auf dem Schirm gehabt.
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