In der FIA WTCC sind zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder vier Werksteam am Start und auch sonst spricht einiges für eine spannende Saison.
Insgesamt zehn Werkspiloten werden dieses Jahr in der FIA WTCC fahren und dank der Regeländerungen im Winter wird wohl jedes Werksteam zumindest ein Rennen gewinnen. Das dürfte besonders Honda, Lada und Volvo freuen, da wohl die beiden Citroen-Werksfahrer José María López und Yvan Muller die Meisterschaft unter sich auskämpfen werden. Ein großer Nachteil für Citroen ist diese Saison, dass die Verantwortlichen ein Zusatzgewicht von bis zu 80 Kilogramm vergeben und damit noch einmal 20 Kilogramm mehr als noch im letzten Jahr. Diese Maßnahme wird Citroen schon beim Saisonauftakt treffen und so könnte es gut sein, dass man in keinem der beiden Rennen gewinnt. Doch bevor es um die möglichen Sieger am Wochenende geht, sollten wir erstmal auf die Neuerungen zur Saison 2016 schauen.
Was ist neu?
Wie schon angesprochen beträgt das maximale Zusatzgewicht diese Saison 80 und nicht mehr 60 Kilogramm. Auch kann sich das Erfolgsgewicht nun wesentlich schneller verändern. Dadurch sollte diese Saison jeder Hersteller die Chance haben, ein Rennen zu gewinnen, aber das Vorhersagen des Rennsiegers macht es wesentlich schwerer.
Das Reverse Grid wird dieses Jahr für das erste Rennen genutzt, welches als „Eröffnungsrennen“ bezeichnet wird. Die Verantwortlichen erwarten, dass die schnellsten Fahrer aus dem Qualifying sich im ersten Rennen zurückhalten werden bei den Zweikämpfen und daher Fahrer gewinnen, die sonst eher im Mittelfeld unterwegs sind. Zusätzlich hat man das zweite Rennen zum „Hauptrennen“ erklärt und abgesehen vom Rennen auf der Nürburgring Nordschleife wird das zweite Rennen immer um eine Rennrunde ergänzt.
Die kontroverseste Neuerung ist die Einführung des Teamzeitfahrens MAC3. Teilnehmen dürfen nur Citroen, Honda und Lada, da man mindestens drei Fahrzeuge benötigt und man als Hersteller in der FIA WTCC eingeschrieben sein muss. Damit scheiden Volvo und RML schon aus, da Volvo in dieser Saison nur mit zwei Fahrzeugen startet und RML nicht als Hersteller eingeschrieben ist. Das Teamzeitfahren selbst ist relativ simpel, da drei Fahrzeuge des Herstellers zwei Runden fahren müssen und die Zeit des Fahrers zählt, der als letztes über die Ziellinie fährt. Interessant wird jedoch, welche Taktik die Hersteller bzw. Teams nutzen, um eine möglichst schnelle Zeit zu erzielen. Bei Honda und Lada wird immer das Werksteam starten und bei Citroen wird man die beiden Werksfahrer und einen Fahrer von Sebastian Loeb Racing nehmen. Das siegreiche Team bekommt zehn Punkte für die Teamwertung, das zweite bekommt acht und das dritte Team immerhin noch sechs Punkte. Zwar findet das Teamzeitfahren im Anschluss an das Qualifying statt, aber es ist trotzdem fraglich, ob Eurosport es überträgt. In den letzten Jahren war vor allem beim Qualifying die Übertragungszeit sehr knapp bemessen und eventuell gibt es das MAC3 erst im Rahmen der Vorberichte des Rennens zu sehen.
Kalender
Der Rennkalender ist dem des letzten Jahres sehr ähnlich. Die Serie fährt wieder auf den gleichen Strecken wie im letzten Jahr und das Highlight bleiben weiterhin die Läufe auf der Nürburgring Nordschleife. Eine kurzfristige Änderung gab es nur beim Lauf in Moskau, der dieses Jahr wieder auf dem Moscow Raceway stattfindet und nicht in Sotchi, wie es eigentlich angedacht war. Da man das Rennen in Russland auch noch vom März in den August verlegt hat, wird das erste Saisonrennen in Le Castellet ausgetragen. Wie schon im vergangenen Jahr werden die beiden letzten Rennen in Katar gefahren.
Frankreich | Circuit Paul Ricard | 3. April |
Slowakei | Automotodróm Slovakia Ring | 17. April |
Ungarn | Hungaroring | 24. April |
Marokko | Circuit International Automobile Moulay El Hassan | 8. Mai |
Deutschland | Nürburgring Nordschleife | 28. Mai |
Russland | Moscow Raceway | 12. Juni |
Portugal | Circuito Internacional de Vila Real | 26. Juni |
Argentinien | Autódromo Termas de Río Hondo | 7. August |
Japan | Twing Ring Motegi | 4. September |
China | Shanghai International Circuit | 25. September |
Thailand | Chang International Circuit | 6. November |
Katar | Losail International Circuit | 25. November |
Hersteller und Fahrer
Citroen
Der absolute Topfavorit auf die Weltmeisterschaft ist mal wieder der Titelverteidiger José María López.
Er hat im letzten Jahr die Meisterschaft dominiert und bei 24 Rennen 21 Podiumsplatzierungen erreicht; ganze zehn mal stand er ganz oben auf dem Podium. Selbst für seinen Teamkollegen Yvan Muller dürfte es schwer werden, um den Titel mitzukämpfen und nicht schon vor der Asientour der FIA WTCC in der Tabelle deutlich hinter Lopez zu liegen. Sowohl Sébastian Loeb als auch Ma Qing Hua mussten das Citroen-Werksteam verlassen, da man bei Citroen dieses Jahr nur noch mit einem kleinen Aufgebot in der FIA WTCC antritt, bevor man sich nächstes Jahr komplett mit dem Werk zurückzieht.
Das Einsatzteam für die 2016er Citroën C-Elysée WTCC dürfte im nächsten Jahr Sébastien Loeb Racing werden. Bereits dieses Jahr setzt man drei Fahrzeuge ein und sehr wahrscheinlich wird einer der Fahrer auch die Independent-Wertung gewinnen. Die Speerspitze dieses Jahr ist Tom Chilton, dem ich auch einen Rennsieg in dieser Saison zutrauen würde. Ähnlich ist es bei Mehdi Bennani, der bereits in zweite Saison mit Citroen geht, aber letztes Jahr nicht ganz überzeugen konnte. Der dritte Pilot bei Sébastien Loeb Racing ist Grégoire Demoustier. Im letzten Jahr fuhr er noch einen der RML Chevrolet Cruze und konnte dort nicht wirklich überzeugen. Es wird spannend, ob er dieses Jahr im schellsten TC1-Fahrzeug in die Top 10 fahren kann. Vor allem im ersten Lauf des Wochenendes sollten die Citroen-Privatiers eine gute Chance haben, da man sich im Qualifying wohl hinter der Werksmannschaft von Citroen und eventuell noch den Werksautos von Honda und Volvo qualifizieren wird und somit einen guten Startplatz im ersten Lauf hat.
Honda
In den letzten beiden Jahren schrieb ich immer wieder, dass Norbert Michelisz sich einen Werksvertrag bei Honda verdient hat und dieses Jahr hat er ihn endlich bekommen.
Zusätzlich hat sich Honda mit Rob Huff einen weiteren extrem starken Fahrer in die Mannschaft geholt, der selbst im Lada in den letzten Jahren regelmäßig in die Top 10 fuhr. Beide sollten stärker sein als ihr Teamkollege Tiago Monteiro. Da die Citroen in Le Castellet mit 80 Kilogramm Zusatzgewicht fahren müssen, sollten die Honda-Werksfahrer eine gute Chance haben auf zumindest einen Sieg. Falls Citroen jedoch trotzdem vor den Hondas ist, dürfte es ein schwieriges Jahr werden für Honda und das Einsatzteam JAS.
Weiterhin ist auch Zengő Motorsport in der Meisterschaft unterwegs und dieses Jahr setzt man sogar zwei Honda Civic WTCC ein für Ferenc Ficza und Dániel Nagy. Beide Fahrer sind mit 19 bzw. 17 Jahren noch extrem jung und dementsprechend wenig Erfahrung haben sie auch im internationalen Motorsport. Dániel Nagy hat zweimal den ungarischen Suzuki Swift Cup gewonnen und Ferenc Ficza hat immerhin einen Sieg in der ETCC errungen. Etwas verwunderlich, dass Zengő Motorsport mit diesen Piloten in der teuren FIA WTCC antritt und nicht die beiden Fahrer in der ETCC oder einer der etlichen TCR-Serien zuerst dauerhaft einsetzt.
Lada
Mit Gabriele Tarquini konnte sich Lada einen der erfahrensten Tourenwagen-Piloten sichern.
Unterstützung bekommt er von Nick Catsburg und Hugo Valente. Zwar sind alle drei Fahrer schnell, aber besonders Tarquini und Valente sind in den letzten Jahr aggressiv gefahren und der Lada Vesta war meist schon nach leichten Kontakten beschädigt. Die beiden Piloten müssten also ihren Fahrstil ändern, damit man überhaupt regelmäßig in die Punkte kommt. Dank des Reverse Grid sollten aber auch die Lada-Piloten eine Chance auf Siege dieses Jahr haben.
RML
Für die Piloten der RML Chevrolet Cruze wird es ein ganz schwieriges Jahr werden.
Inzwischen gibt es zehn Werksfahrzeuge in der FIA WTCC und wenn man die Citroen von SLR noch dazurechnet, dann gibt es sogar 13 Tourenwagen, gegen die man diese Saison keine Chance hat. Es könnte also sogar sein, dass es Rennen geben wird, in denen kein RML Cruze in die Top 10 fährt. Auch in der Independent-Wertung wird man die ersten drei Plätze wohl den SLR Citroens überlassen müssen. Das Topteam unter der Cruze-Teams ist mal wieder ROAL Motorsport, die mit Tom Coronel in die Saison gehen. Auch René Münnich wird wieder mit seinem eigenem Team Münnich Motorsport starten. Ebenfalls startet John Filippi mit dem RML Cruze für Campos Racing in die Saison 2016.
Am Mittwochmittag hat auch NIKA Racing bekanntgegeben, dass man von Honda auf Chevrolet wechselt. Die Geschehnisse rund um das Team sind seit dem letzten Jahr höchst dubios und bereits letztes Jahr ist man schon vor Saisonmitte aus der Serie ausgestiegen aus den verschiedensten Gründen. Im Winter hat man den Honda Civic WTCC an Zengő Motorsport verkauft und trotzdem hat man das Fahrzeug für den Saisonauftakt in Le Castellet gemeldet. In der neusten Mitteilung liest es sich so, als hätte man eine (zukünftige) Zusammenarbeit mit GM. Trotzdem darf man an der ganzen Geschichte zweifeln und muss abwarten, ob NIKA Racing wirklich dieses Jahr in der FIA WTCC startet.
Volvo
Offiziell handelt es sich zwar um keinen Volvo-Werkseinsatz, aber Polestar gehört inzwischen zu 100% Volvo Cars und man tritt in der Meisterschaft als Polestar Cyan Racing an.
Der erste Test für Volvo bzw. Polestar in Vallelunga lief vielversprechend, denn man hatte keine technischen Probleme und auch bei den Rundenzeiten konnte man mit den anderen Herstellern mithalten. Wesentlich überraschender ist, dass Volvo in der Tourenwagen-Weltmeisterschaft auf Fredrik Ekblom und Thed Björk vertraut. Zwar haben die beiden im letzten Jahr die STCC dominiert, aber die Strecken in der FIA WTCC kennen sie noch nicht. Es wäre interessant zu wissen, ob man in Verhandlungen mit z.B. Rob Huff stand, da er das Team und den S60 sicher nach vorne hätte bringen können. In den nächsten Jahren möchte Volvo sein Fahrerkader vergrößern und man darf gespannt sein, wen man als weiteren Werksfahrer für 2017 verpflichtet. Dieses Jahr sollten schon ein, zwei Siege für Volvo möglich sein, aber man sollte nicht zuviel erwarten.
TV Übertragung
Die Rennen laufen auch dieses Jahr bei Eurosport (2) im Fernsehen fast immer live. Das Qualifying hingegen überträgt man nicht bei den Veranstaltungen in Frankreich und in der Slowakei. Auch bei den anderen Läufen ist es recht unwahrscheinlich, dass Eurosport die Qualifyings überträgt, da der Sender das Programm momentan ausbaut und für das WTCC Qualifying kaum noch Platz hat. Es könnte aber sein, dass es im Eurosport Player alle Sessions zu sehen gibt. Zusätzlich will die FIA WTCC eine App auf den Markt bringen, die zehn verschiedene Onboard-Kanäle und den Worldfeed beinhaltet. Der Preis soll bei ca. 100€ liegen, jedoch ist auf der FIA WTCC Internetseite noch nichts zu finden.
Dieses Wochenende gibt es das erste Rennen ab 12 Uhr bei Eurosport und das zweite ab 17 Uhr.
2 Kommentare
Vielen Dank für die Übersicht, so steh ich wenigstens nicht komplett wie die Kuh vorm Tor, falls die Serie beim Zappen auf der Flimmerkiste erscheint! :)
Nur die Unterscheidung zwischen Eurosport und „FIA WTCC“ kann ich nicht nachvollziehen, ist doch ein und die selbe Klitsche.
Prinzipiell hast du recht. Man müsste nochmal zwischen Eurosport Deutschland und Eurosport selbst unterscheiden, da Eurosport sich im letzten Jahr immer mehr regionalisiert hat und im deutschen Bereich z.B. den FA Cup zeigt. Durch die neuen Senderechte könnte es sein, dass die FIA WTCC dieses Jahr häufiger bei Eurosport 2 läuft.
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