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IndyCar: Analyse Phoenix Grand Prix

von Rainer
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Scott Dixon gewann überlegen das erste Ovalrennen der IndyCar-Saison. Er führte dabei das Feld ohne Unterbrechung für die letzten 155 Runden an.

16C_9316-1Scott Dixon ging von Platz 6 ins Rennen und musste eigentlich nur ein fehlerfreies Rennen abliefern, um vor Simon Pagenaud und Will Power ins Ziel zu kommen. Helio Castroneves startete von der Pole-Position und führte die ersten 39 Runden. Durch einen Reifenschaden vorne rechts, den er gekonnt ohne Mauerkontakt abfing, verlor er aber zwei Umläufe. Juan Pablo Montoya hatte sich in Runde 22 an Tony Kanaan vorbeigeschoben und erlitt in Runde 95 wie Castroneves einen Reifenschaden vorne rechts. Auch er konnte sich ohne weitere Schäden an die Box retten. Bei Penske hatte man wohl einen Fehler in der Abstimmung der beiden schnellsten Wagen begangen.

In der Unruhe durch den langsamen Wagen von Castroneves verlor Ed Carpenter zwei Plätze an Scott Dixon und Ryan Hunter-Reay, der beim Start von Platz 12 auf 7 nach vorne geschossen war. Beim Boxenstopp in Runde 52 unter Caution, die Luca Filippi durch einen Dreher ausgelöst hatte, schob sich Dixon an seinen Teamkollegen Charlie Kimball und Tony Kanaan vorbei. Den Restart nahm er so von Platz 2 in Angriff und durch den Reifenschaden Montoyas ging er in Führung. Kein Kontrahent kam näher als 0,4 Sekunden an ihn heran und eine letzte Gelbphase ab Runde 248 verhinderte einen finalen Angriff von Pagenaud. Scott Dixon fuhr so unbedrängt zum Sieg.

16C_9108-1Insgesamt pendelten sich die Abstände zwischen den einzelnen Wagen schnell auf 0,3 bis eine Sekunde ein. Näheres Auffahren oder Überholen war abseits der Restarts fast unmöglich. Wenn man ein Überholmanöver ansetzte und der Vordermann nicht freiwillig Platz machte, verlor man so viel Schwung, dass man selbst in Bedrängnis durch den nächsten Wagen kam. Selbst das Überrunden war kaum möglich. In Runde 30 zum Beispiel hatte Helio Castroneves zu James Hinchcliffe am Ende des Feldes aufgeschlossen, kam aber für ein mögliches Überholmanöver nicht nah genug heran. Das ganze Feld fuhr einige Runden lang Zeiten von 20,6 +/- 0,2 Sekunden. Das Rennen erinnerte stark an die Vor-DRS-Formel 1 und die Sprint Cup-Rennen der NASCAR auf den 1,5-Meilen-Ovalen in den letzten Jahren. Vielleicht sollte man mal in Daytona Beach nachfragen, wie das mit dem Abtrieb und dem Überholen so funktioniert. Außer einigen Fahrern scheint davon ja niemand in der IndyCar Series Ahnung zu haben. Abgesehen vom „Überholverbot“ sind natürlich Geschwindigkeiten von über 192 mph in der Qualifikation auf einem 1-Meilen-Oval reiner Wahnsinn.

04CJ1463Hinter Scott Dixon gab es immerhin noch einige Verschiebungen, wenn auch nicht direkt auf der Strecke. Simon Pagenaud und Will Power gingen von den Plätzen 9 und 10 ins Rennen. Ohne Fehler und dank perfekter Boxenstopps schoben sie sich auf das Podium. Allein im Rahmen der letzten Stopps verbesserte sich Pagenaud von Platz 8 auf 2 und Power fiel dabei auf Platz 3 zurück. Bei der Fahrt nach vorne profitierten sie auch von den Problemen vieler Kontrahenten.

Genau gegenteilig lief nämlich das Rennen für Josef Newgarden und Ryan Hunter-Reay. Newgarden hatte Startplatz 7 und war durchweg sehr schnell unterwegs. Beim ersten Boxenstopp hielt er aber zu viel Abstand zur Boxenmauer, sodass er erst nach Verschieben der Tankanlage betankt werden konnte. Von Platz 6 ging es zurück auf Platz 21. Ein Dreher, in den er von Charlie Kimball gezwungen wurde, warf ihn in Runde 133 wieder zurück. Über die weiteren Stopps und Restarts arbeitete sich Newgarden wieder bis auf Platz 6 im Ziel vor. Ryan Hunter-Reay ging von Platz 12 ins Rennen und durch aggressive Starts bzw. Restarts hatte er sich in Runde 115 bis auf Platz 3 verbessert. Kurz nach seinem Stopp in Runde 116 verlor Carlos Munoz seinen Andretti Dallara auf kalten Reifen und löste die zweite Caution aus. Das restliche Feld ging an die Box und da Hunter-Reay eine Runde durch den Stopp verloren hatte, war die gute Position dahin. Dasselbe passierte ihm mit dem Stopp in Runde 193 nochmal. Ed Carpenter versuchte in Runde 195, an Will Power vorbeizugehen, verlor dabei erst Schwung und dann die Kontrolle über seinen Wagen, als Graham Rahal innen ihn wiederum überholte. Für Hunter-Reay ging es so von Platz 5 zurück auf Platz 15. Ins Ziel kam er dann schlussendlich auf Platz 10, nachdem er durch einen leichten Mauerkontakt die finale Caution ausgelöst hatte.

So kam Graham Rahal auf Platz 5 hinter Tony Kanaan als bester Honda ins Ziel. Von Startplatz 19 kommend verlief sein Rennen in weiten Zügen parallel zu dem Hunter-Reys, nur mit mehr Glück bei den Stopps. Beide Honda-Fahrer waren sehr aggressiv bei den Restarts und konnten so Plätze gutmachen. Im laufenden Rennen waren sie durch die etwas schnelleren Chevrolets dann nicht mehr zu gefährden.

Wie gut die Chevrolets wirklich waren, zeigen die Plätze 7 für Max Chilton, 8 für Sebastien Bourdais, 9 für Juan Pablo Montoya, 11 für Helio Castroneves und 12 für Charlie Kimball. Für Chilton war es das erste Ovalrennen in einem IndyCar und da ist Platz 7 schon eine große Leistung. In Runde 145 touchierte Bourdais leicht die Mauer und löste so die vierte Caution des Rennens aus. Außerdem musste er einen weiteren Stopp einlegen, als kurzzeitig sein Boxenfunk ausfiel. Montoya und Castroneves verloren durch ihre Reifenschäden jeweils zwei Runden, die sie sich erst während der vorletzten Gelbphase endgültig zurückholen konnten. Kimball zwang Josef Newgarden in Runde 133 in einen Dreher. Dafür bekam er eine Drive Through-Penalty. Trotzdem schlugen sie neun bzw. zehn von elf Honda-Fahrern.

04CJ6962Die letzten beiden Plätze innerhalb der Führungsrunde belegten dann die beiden Andretti Hondas von Marco Andretti und Alexander Rossi. Rossi ist absoluter Rookie was IndyCar und Ovale angeht und da ist Platz 14 durchaus in Ordnung. Von einem Marco Andretti ist aber schon ein besseres Ergebnis als Platz 13 zu erwarten.

Große Probleme mit der Strecke hatten beide Fahrer von AJ Foyt. Takuma Sato hatte einen schweren Unfall im ersten Training und verlor so viel Trainingszeit. Bei Jack Hawksworth ging nichts zusammen im Rennen. Mit vier Runden Rückstand belegte er Platz 19. Sato handelte sich nur eine Runde ein und kam auf Platz 15 ins Ziel. Direkt hinter ihm folgte Conor Daly, der ein sehr unauffälliges Rennen ablieferte.

Auf den nächsten Plätzen kamen Mikhail Aleshin und James Hinchcliffe für Sam Schmidt ins Ziel. Für Hinchcliffe war es der erste Ovalauftritt nach dem schweren Unfall im IMS. Da kann man Platz 18 unter Vergangenheitsbewältigung ablegen. Für Aleshin war hingegen mehr als Platz 17 möglich. In Runde 114 lag der schnelle Russe, der auch sein erstes Ovalrennen nach seinem schweren Unfall in Fontana betritt, auf Platz 7. Durch den Boxenstopp in Runde 115 und die Caution ab Runde 120 verlor er ganze zwei Runden auf die Spitze und konnte sich davon nicht mehr erholen. Insgesamt haben die Cautions mitten in den Boxenstopps für einige ungerechte Verschiebungen gesorgt. Die Dominanz der Chevrolet war aber kein Zufall.

Das ganze Ergebnis gibt es auf der Homepage der IndyCar Series als PDF.

Nach dem zweiten Saisonlauf lohnt auch ein erster Blick auf die Gesamtwertung. Mit zwei zweiten Plätzen liegt Simon Pagenaud mit 83 Punkten zum ersten Mal in seiner Karriere an der Spitze der Meisterschaftswertung. Dahinter folgen die beiden Rennsieger Scott Dixon (79 Punkte) und Juan Pablo Montoya (73 Punkte). Mit 56 Punkten hat Ryan Hunter-Reay schon einen kleinen Rückstand auf die ersten drei Fahrer. Dicht dahinter liegen Tony Kanaan (54) und Helio Castroneves (53). Der dritte Platz brachte Will Power immerhin 35 Punkte ein, die aktuell für Platz 12 reichen.

Für das nächste Rennen zieht es die IndyCar Series es an die Küste Kaliforniens. Am 17. April steht dort mit dem Toyota Grand Prix of Long Beach der erste Höhepunkt der IndyCar-Saison auf dem Programm.

(c) Photos: IndyCar Media; Chris Jones, Chris Owens, Richard Dowdy

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