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ELMS: Vorschau auf die Saison 2016 und den Auftakt in Silverstone

von StefanTegethoff
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Die European Le Mans Series ist immer für eine Überraschung gut. Lag die Serie vor vier Jahren am Boden, als sich zum 6h-Rennen in Donington Park nur ein Dutzend Fahrzeuge einfanden, stehen für den Saisonauftakt 2016 in Silverstone 44 Starter auf der Teilnehmerliste. Neben der soliden LMP2 als Top-Klasse ist vor allem der schnelle Boom der jungen LMP3-Kategorie dafür verantwortlich, für die sich gleich 15 Teams mit 19 Boliden gemeldet haben.

_RP29470Die LMP2 des Jahrgangs 2016 sieht nach einem gelungenen, gesunden Gesamtpaket aus. 15 LMP2 sind eine sehr gute Starterzahl, darunter finden sich größtenteils bekannte Namen und viele starke Piloten. Die Top-Teams der Vorsaison sind wieder am Start, darunter Thiriet, Greaves und Jota alias G-Drive. Der Boom der LMP3 war so nicht wirklich vorhersehbar, doch bei genauerem Hinsehen gibt es auch Schattenseiten. Die GTE-Klasse, die faktisch der GTE-Am-Klasse der WEC entspricht, da keine reinen Profi-Besatzungen zulässig sind, ist mit nur neun Fahrzeugen der Marken Ferrari, Porsche und Aston Martin bestückt. Hinzu kommt das Garage 56-Projekt um den vierfach amputierten Frédéric Sausset, für den ein LMP2-Morgan umgerüstet wurde.

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European Le Mans Series 2016 – LIVE von ELMS

Das Wachstum und die allgemein gute Stimmung in der ELMS haben sich auch auf den Kalender ausgewirkt: Dieser wird um ein sechstes Rennen erweitert, das in Spa-Francorchamps ausgetragen wird – allerdings nicht im Mai im Rahmen der WEC, sondern als Standalone-Event Ende September. Vom gemeinsamen Saisonauftakt mit der WEC abgesehen stellt die ELMS bei allen übrigen Events den Headliner des Wochenendes dar – die Rennlänge bleibt bei jeweils vier Stunden, eine gute Entscheidung. Nach Silverstone wird noch in Imola, Le Castellet und am Red Bull-Ring gefahren, das Saisonfinale nach dem neuen Lauf in Spa findet in Estoril statt. Die Rennen werden in etwa im Monatsrhythmus ausgetragen, nur für die 24h von Le Mans wird im Juni eine Pause eingelegt. Für die zahlreichen Gentlemen Drivers in der Serie scheint das eine noch mit beruflichen Verpflichtungen vereinbare Anzahl und Folge von Events zu sein. Außerdem ist ein stabiler Kalender ein wichtiges Element für den dauerhaften Erfolg einer Rennserie.

DSCF9354Auch das Rahmenprogramm, das um den Headliner ELMS herum gebaut wird, spricht dieselbe Sprache und sollte ein gutes Gesamtpaket für Fans vor Ort bieten. Abgesehen vom Saisonauftakt in Silverstone werden die Renault Sports Trophy und die Formel Renault 2.0 Dauergäste sein. Außerdem wird in Imola der neue Michelin GT3 Le Mans Cup debütieren, in dem quasi die letztjährige GTC-Klasse verselbstständigt wird. Noch ist nicht klar, wie viele Starter sich – im Hinblick auf die große Konkurrenz an GT3-Rennserien – hierfür einfinden werden, doch ein knapp einstündiges Rennen im Rahmenprogramm der 24h von Le Mans gemeinsam mit der LMP3-Klasse könnte für viele Fahrer und Teams eine verlockende Gelegenheit darstellen, denn so oft bekommt man nicht die Gelegenheit, auf dem Circuit de la Sarthe vor 250.000 Zuschauern anzutreten (zugegebenermaßen werden einige von diesen 250.000 morgens um 10 Uhr noch in ihren Zelten den Rausch des Vorabends ausschlafen).

Der gemeinsame Saisonauftakt von World Endurance Championship und European Le Mans Series in Silverstone hat sich in den vergangenen Jahren als stimmiges Event eingespielt, auch wenn das weitere Rahmenprogramm mit nur einem Markenpokal, dem Porsche Carrera Cup GB, wenig überzeugt, aber bei einem Doppel-Headliner ist das verschmerzbar. Der moderne Silverstone Circuit mit dem neuen Arena-Streckenteil – der so neu inzwischen auch nicht mehr ist – ist eine tolle Rennstrecke für Sportwagen-Prototypen: Schnelle Passagen wie Copse, Maggots / Becketts / Chapel und Stowe prägen weiterhin den Charakter der Strecke, aber die jüngste Sektion ergänzt dies um gute Überhol- und Kontermöglichkeiten; auch die aus der Arena-Sektion kommend sich verengende Brooklands-Kurve ist als Kurve und als Überholmöglichkeit ungleich attraktiver geworden im Vergleich zur alten „Bridge“-Variante. Für den Zuschauer vor Ort bieten sich ebenfalls gute Sichtfelder auf verschiedene Streckenabschnitte von den erhöhten Tribünen. Eine Wettervorhersage von 8 bis 10°C, heiterem bis wolkigem Wetter und Schauergefahr rundet das klassische britische Motorsport-Event passend ab.

LMP2

15 Prototypen kann die Top-Klasse der ELMS im Jahr 2016 aufbieten, so viele wie seit 2009 nicht mehr, als es die WEC noch nicht gab und die LMP1-Meisterschaft auch noch in der ELMS (damals LMS) ausgefahren wurde. 14 verschiedene Teams sind am Start, sechs verschiedene Chassis, zwei verschiedene Motoren (12x Nissan und 3x Judd) und zwei verschiedene Reifenhersteller (4x Michelin, 11x Dunlop). Diese Vielfalt wird es 2016 letztmalig geben, denn ab dem nächsten Jahr dürfen nur noch vier Konstrukteure Chassis für die LMP2 liefern und ein von Gibson (ehemals Zytek und aktuell Tuner der Nissan-LMP2-Motoren) gebautes Aggregat wird alle Fahrzeuge antreiben. Über Für und Wider dieser Maßnahme wurde viel gestritten, vor allem auch da die Kategorie in der bisherigen Form sehr gut funktioniert.

AX7_6476Auch das Fahrerfeld ist vielfältig: Da in der LMP2 mindestens ein Silber- oder Bronze-Pilot pro Fahrzeug gemeldet sein darf, treten überwiegend Pro-Am-Besatzungen an. Gesucht werden in jedem Jahr insbesondere die schnellen Silber-Piloten, die noch nicht genug Erfolge eingefahren haben, um in den Gold-Rang aufzusteigen. Von der Sorte sind auch in diesem Jahr wieder einige dabei, darunter Andreas Wirth, Nico Pieter de Bruijn, James Winslow und Ben Hanley, der immerhin Formel Renault 3.5-Zweiter im Jahr 2007 war.

Greaves Motorsport (Ligier-Nissan) ist nach dem knappen – und etwas überraschenden – Meisterschaftsgewinn im Vorjahr in der Rolle des Titelverteidigers. Mit Memo Rojas, Kuba Giermaziak und Julien Canal haben die Briten eine bunte internationale Truppe zusammengestellt, die aber durchaus Potenzial hat. Rein nominell scheinen sie nicht ganz mit den beiden Vorjahres-Konkurrenten G-Drive / Jota und Thiriet by TDS mithalten zu können, doch damit liegt die gleiche Ausgangssituation wie 2015 vor – und es könnte auf ein ähnliches Ergebnis hinauslaufen.

Thiriet by TDS Racing setzt weiter auf das eingespielte und schnelle Duo Beche / Thiriet, hat aber den Platin-Piloten Tristan Gommendy an Eurasia verloren. Darum greift nun Ryo Hirakama aus Japan ins Steuer des Oreca-Nissan, der 2012 japanischer F3-Meister war und im Vorjahr in der Super GT Siege einfuhr. Jota firmiert nun unter dem Banner G-Drive Racing: Im Vorjahr war OAK Racing das Einsatzteam für die Russen, doch die unterstützen nun das Tequila Patron ESM-Team in der WEC. Etwas gewöhnungsbedürftig ist dieser Branding-Wechsel, aber unter der umlackierten Hülle bleibt Jota / G-Drive ein Favoritenteam in der LMP2: Harry Tincknell ist nach dem misslungenen Nissan-LMP1-Abenteuer zurück an alter Wirkungsstätte und einer der schnellsten Piloten im Feld; Simon Dolan ist ein mittlerweile solider Gentleman Driver und Giedo van der Garde als neuer dritter Mann hat immerhin bereits eine Formel 1-Saison bestritten und 2008 die Formula Renault 3.5 gewonnen. G-Drive / Jota setzt in der ELMS ein letztes Mal auf das altbewährte offene Gibson/Zytek-Chassis, mit dem das Team 2014 souverän die 24h von Le Mans gewonnen hat.

DSCF9461Ob sich in diesem Jahr weitere Teams in den Dreikampf dieser ELMS-Größen der letzten Jahre einmischen können, wird sich zeigen müssen. Zu den Geheimfavoriten gehört sicherlich das Eurasia Motorsport-Team (Oreca-Nissan) mit Pu Junjin, Nick de Bruijn und dem eingewechselten Platin-Fahrer Tristan Gommendy. Junjin / de Bruijn haben bereits im Vorjahr hier und da überrascht, mit Gommendy könnte der Durchbruch gelingen. Race Performance ist auch – wie so oft – sehr solide aufgestellt, bleibt aber meist unter seinem Potential; hier pilotieren Leutwiler / Winslow / Mailleux den Oreca-Judd, es handelt sich aber um das alte Modell mit offenem Cockpit. Neuling Dragonspeed aus den USA könnte mit Hendrik Hedman, Ben Hanleay und Ex-Peugeot-Werksfahrer Nicolas Lapierre im Oreca-Nissan ebenfalls für Überraschungen sorgen.

Das russische BR01-Chassis konnte im Vorjahr, der Debütsaison, in den Händen des SMP Racing-Teams (zeitweise als AF Racing unterwegs aufgrund von Wirtschaftssanktionen und ähnlichem) auch mehr und mehr überzeugen. Zwei Wagen sind dieses Jahr am Start, die #32 mit Coletti / Covelli / Wirth und die #44 mit Gelael / Giovanazzi / Evans. Mitch Evans überzeugte im Vorjahr beim zweiten Rang mit Jota Sport in Le Mans.

GT7D8929So24! by Lombard Racing hat mit dem Sohn des Namensgebers, Oliver Lombard, einen vormaligen LMP2-Le Mans-Klassensieger am Start (2011 mit Greaves). Panis Barthez Competition setzt neben dem ehemaligen französischen Nationaltorhüter, der inzwischen einige GT-Erfahrung gesammelt hat, unter anderem auf den flotten französischen Youngster Paul-Loup Chatin. Bei Algarve Pro Racing hat die britische Bahnrad-Legende Sir Chris Hoy eine neue Heimat gefunden; für das portugiesische Team wird er auch die 24h von Le Mans bestreiten. Hoy konnte im Vorjahr immerhin den ersten Titel in der LMP3-Klasse gewinnen.

Weitere Wundertüten sind Murphy Prototypes, die sympathischen Pechvögel aus Irland, die in diesem Jahr mit Michael Lyons und Marc Goossens im alten Oreca-Nissan ihr Glück (ver)suchen. Der erst 25-jährige Lyons bestreitet einen interessanten Mix aus zeitgenössischen und historischen Rennserien und -events und trug im Vorjahr zum zweiten Platz des Teams in Imola bei. Marc Goossens hat dagegen bereits ein Dutzend Le Mans-Teilnahmen aufzuweisen und stellt so den erfahrenen Konterpart dar. Krohn Racing hat nur Potential, wenn Tracy Krohn seine Fehler aus dem Vorjahr ausmerzen kann; mit Björn Wirdheim ist hier ein weiterer Platin-Pilot am Start.

ADY53405Es verbleibt die Kategorie der vermutlichen Schlusslichter: Die französisch-deutsche Kooperation Pegasus Racing tritt mit einem alten Morgan-Chassis und dem Trio Taittinger / Striebig / Roussel an, wovon immerhin Leo Roussel LMP2-Erfahrung (aber ohne nennenswerte Resultate) hat. IDEC Sport Racing ist eine rein französische Angelegenheit mit Vater und Sohn Lafargue und Dimitri Enjalabert; es handelt sich um den noch jungen Motorsport-Arm eines Teams aus dem Segelsport. Patrice Lafargue (der Vater) und Dimitri Enjalabert haben immerhin vor einigen Jahren beide bereits LMP2-Erfahrung mit OAK Racing sammeln können.

Drei Teams werden voraussichtlich um den Titel kämpfen, einige Dark Horses werden ihnen dazwischen funken wollen – und viele andere müssen ihren Platz in der Klasse finden. Das verspricht Spannung an der Front und im Mittelfeld, und in den letzten Jahren hat die ELMS-LMP2 stets sehenswerte Rennen geboten. Um einen Überblick in dieser und den noch folgenden bunten Klassen behalten zu können, empfiehlt sich der Spotter Guide auf der Webseite der European Le Mans Series.

LMP3

Mit 19 Fahrzeugen in der LMP3-Klasse hatte im letzten Jahr wohl kaum jemand gerechnet; vier bis sechs der „kleinen“ Prototypen traten 2015 im Debütjahr der neuen Formel in der ELMS an, fast ausschließlich aus dem Hause Ginetta unter dem Namen „Ligier“; mit Nissan-Motoren und Michelin-Reifen sind ohnehin alle verpflichtend bestückt. Dieses Bild hat sich nun grundlegend gewandelt: 19 der 20 Boliden stammen aus der französischen Onroad-Schmiede und laufen unter der Bezeichnung „Ligier JS P3“. Nur ein Ginetta ist noch dabei, und das ist mehr ein Versehen. Warum ist das so?

DSCF9494Bei dem kleinen britischen Sportwagenbauer Ginetta war man nicht ganz glücklich mit dem ACO: Die Nissan-Motoren für die LMP3 kommen aus dem französischen Hause Oreca, während Onroak, ebenfalls aus Frankreich, mit seinen Ligier-Boliden der einzige Hersteller ist, der Chassis für die ab 2017 auf wenige Hersteller beschränkten Klassen LMP2 und LMP3 produzieren darf. Ginettas Bewerbung um einen der vier Plätze als LMP2-Konstrukteur wurde dagegen abgelehnt. Der französische Ligier erfreut sich unter anderem auch deshalb großer Beliebtheit, weil Teams mit Onroak als Partner von der LMP3 in die LMP2 aufsteigen können, während sie als Kunde eines anderen Herstellers (z.B. Ginetta) beim Aufstieg wechseln müssten. Diese Konstellation schien Ginetta-Boss Lawrence Tomlinson nicht zu passen und man baute das LMP3-Modell in den Chevrolet-befeuerten G57 um, der nun in anderen Rennserien als Einsteiger-Prototyp – aber deutlich stärker motorisiert – sein Unwesen treibt. Neue LMP3-Ginettas mit dem Oreca-Nissan-Antriebsstrang sollen nicht mehr ausgeliefert werden, aber gebrauchte Modelle sind noch im Umlauf.

Den einzigen Ginetta im Feld steuert das Team Murphy-3Dimensional.com bei, u.a. mit Tony Ave am Steuer. Der wollte eigentlich gemeinsam mit Riley einen eigenen Prototypen, der von Murphy eingesetzt werden sollte, doch der Riley-Ave LMP3 ist noch nicht fertig und wird erst im Laufe der Saison debütieren. Ave tritt darum zusammen mit seinem Trans-Am-Kollegen Doug Peterson gemeinsam zunächst im Ginetta-Gebrauchtwagen an. Wie viele Chancen den beiden einzuräumen sind, ist unklar, denn die Klasse ist – trotz der ansonsten einheitlichen Fahrzeuge – bunt gemischt und wird sicher für Abwechslung sorgen.

ADY73922Zu den Top-Teams sollte United Autosports aus den USA gehören. Das aus verschiedenen GT3-Serien bekannte Team von Zak Brown und Richard Dean hat seit seiner Gründung 2009 viel Erfahrung in europäischen Sportwagen-Serien gesammelt und tritt mit zwei Fahrzeugen an, was – gerade bei neuer Technik – von Vorteil sein sollte. Als Fahrer für die #2 hat man mit Alex Brundle zudem einen sehr starken Piloten gewinnen können, der trotz guter LMP2-Auftritte als Gold-Pilot Probleme hatte, ein Cockpit zu bekommen – gute Silber-Piloten sind aufgrund des Reglements eher gesucht. Brundle ist einer von nur vier Gold-Piloten in der Klasse und von diesen möglicherweise der schnellste. Interessant ist in diesem Wagen auch Christian England: Der Brite war vor 14 Jahren ein vielversprechendes Nachwuchstalent (2002 für den McLaren Autosport BRDC Award nominiert), bevor ihm das Geld ausging; nach Jahren in der motorsportlichen Versenkung wurde er nun von seinem damaligen Teamchef, dem United Autosports-Mitgründer Richard Dean, „wiederentdeckt“ und für die LMP3 engagiert.

OAK Racing setzt zwei seiner eigenen Ligiers für Besitzer Jacques Nicolet, seinen Sohn Pierre und zwei seiner Geschäftsfreunde ein; möglicherweise können sich die beiden Nicolets in der #24 an einem guten Tag sogar gegen die Konkurrenz behaupten, von Maris /Merlin erwarte ich das nicht. Stärker ist die französische Doppelspitze von Graff Racing einzuschätzen, die sich – wie United Autosport – einen Namen in der GT3 gemacht hat. Mit Enzo Potolicchio, 2012 Le Mans-Klassensieger mit Starworks in der LMP2, und Gold-Pilot Sean Rayhall, der in den USA bei den IndyLights und in der USCC antritt, ist vor allem die #10 sehr ordentlich besetzt. Duqueine Engineering, ebenfalls aus Frankreich und mit zwei Wagen am Start, setzt unter anderem auf Dino Lunardi, den GT Masters-Champion von 2011 und ELMS-GTC-Klassenmeister des Vorjahres.

Der Ex-WTCC-Champion Yvan Muller bringt sein eigenes Team M.Racing – YMR an den Start, überlässt das Steuer aber drei Landsmännern. Auch bei den weiteren französischen Teams Panis Barthez Competition und Ultimate sind nur Franzosen am Start, darunter bei letzterem die Brüder Mathieu und Jean-Baptiste Lahaye. Mathieu Lahaye fuhr zwischen 2008 und 2012 für OAK Racing schon einige Podien in der LMP2 in WEC, ELMS und bei den 24h von Le Mans ein. Viele der französischen Teams und Piloten kommen aus der VdeV-Serie, in der neben CN-Klasse-Prototypen auch die LMP3 seit dem Vorjahr vertreten ist; sie sind daher durchaus Langstrecken-erfahren.

AX7_6531Villorba Corse aus Italien ist das einzige Team, das bereits die komplette Saison 2015 in der LMP3-Klasse der ELMS bestritten hat – aufgrund des Fahrzeugwechsels von Ginetta zu Ligier sollte das aber keinen nennenswerten Vorteil darstellen, abgesehen davon, dass den Piloten Lacorte und Sernagiotto die Strecken bekannt sind. Race Performance aus der Schweiz und RLR Msport aus Großbritannien sind zwei Teams, die man aus früheren Jahren aus der LMP2-Klasse kennt; RLR setzt unter anderem auf den jungen Dänen Morten Dons, der im Vorjahr schon einen LMP3-Klassensieg mit dem Team der University of Bolton einfuhr.

Einen Ligier schickt im Übrigen noch das aus diversen Nachwuchsformeln bekannte US-italienische Team Eurointernational ins Rennen und setzt dabei unter anderem auf das Eigengewächs Giorgio Mondini, der 2009 bereits für das Team Kolles einen Audi R10 in Le Mans auf Gesamtrang 9 ins Ziel brachte. 360 Racing, ebenfalls aus Großbritannien, By Speed Factory aus Spanien und Inter Europol Competition aus Polen runden das wunderbar internationale Starterfeld ab.

Nicht nur, was die Nationalitäten betrifft, geht es in dieser jungen Klasse bunt zu, auch auf der Strecke sollte es ein abwechslungs- und überraschungsreiches Jahr werden. Technische Defekte werden bei dem neuen, zu einem günstigen Verkaufspreis produzierten Chassis sicherlich eine Rolle spielen, aber auch so rechne ich mit unterschiedlichen Siegern, einer lange spannenden Saison und vielen sehenswerten Zweikämpfen.

LMGTE

Gegen die beiden Prototypen-Klassen ist die einzig verbliebene GT-Kategorie in der ELMS mit nur neun Fahrzeugen vergleichsweise dünn besetzt. Die GTE-Werksteams tummeln sich in der WEC und bei den Privatiers muss man sich gegen die starke und zahlreiche Konkurrenz an GT3-Serien behaupten. Die neun Starter sind unter diesen Rahmenbedingungen dann doch als recht solide zu beurteilen. Die Besetzung hat sich im Vergleich zum Vorjahr etwas verändert: Das BMW-Team Marc VDS hat sein Sportwagen-Engagement komplett eingestampft und Gulf Racing UK ist in die WEC „aufgestiegen“; dafür stockt Proton um ein Fahrzeug auf und Aston Martin Racing steigt neu ein.

AX7_6773Zur Standardausstattung jeder europäischen GT-Serie gehören zwei Ferrari 458 aus dem Hause AF Corse. Das Quasi-Werksteam setzt die #51 für Perazzini/Cioci/Aguas und die #55 für Cameron/Griffin/Scott ein, die beide recht stark einzuschätzen sind. Das Vorjahres-Meisterteam Formula Racing ist weiterhin mit einem Ferrari 458 Italia GT2 und drei dänischen Piloten am Start; neben Mikkel Mac und Johnny Laursen ist hier mit Christina Nielsen die einzige Frau des Starterfeldes dabei.

Weitere Ferraris – allesamt aus der „alten“ Modellreihe 458 – stellen AT Racing mit dem weißrussischen Vater-Sohn-Duo Talkanitsa (im Vorjahr nicht immer fehlerfrei, aber dennoch mit Klassensieg in Imola) und JMW Motorsports aus dem Vereinigten Königreich. Das Team von Jim McWhirter wird sich beweisen wollen, denn für die 24h von Le Mans sind sie nur auf die Reserveliste gesetzt worden; Rory Butcher konnte in den letzten Rennen der Vorsaison überzeugen, Andrea Bertolini ist ein ehemaliger GT1-Weltmeister mit viel Erfahrung – eine nicht zu unterschätzende Kombination.

ADY72952Aston Martin Racing ist mit zwei Wagen für den Auftakt im heimischen Silverstone gemeldet, für die gesamte Saison ist allerdings nur die von Eiscreme-Produzent Beechdean #99 mit Turner / Howard / MacDowall eingetragen; Darren Turner ersetzt Johnny Adam, der beim parallel stattfindenden British GT-Saisonauftakt gebraucht wird. Die #96 könnte als Gaststarter bei diesem Lauf aber ganz vorn mitfahren, denn mit dem jungen Werksfahrer Richie Stanaway und Stuart Hall hat Bronze-Pilot Roald Goethe schlagkräftige Unterstützung.

Porsche ist mit zwei Vorjahresautos von Proton Competition dabei, die von Hedlund/Henzler/Seefried und Roda/Lietz/Ried pilotiert werden. Der Mix aus Werkspiloten (Henzler und Lietz) und anderen erfahrenen GT- und insbesondere Porsche-Piloten kann überzeugen, doch im Vorjahr konnte man sich – von einem zweiten Rang abgesehen – nicht durchsetzen und musste dem Podium fernbleiben. In den Pro/Am-Klassen musste Porsche in den vergangenen Jahren oftmals hinter der Ferrari-Armada und den Aston Martins mit ihrer günstigen Balance of Performance zurückstehen.

_RP20140Zwar wird die GTE in diesem Jahr an Aufmerksamkeit einbüßen, da viel auf die stark gewachsene LMP3 geblickt werden wird, doch lässt auch in dieser Klasse das Starterfeld den Schluss zu, dass es eine aufregende Saison werden könnte – aufregend auch, weil die GTE-Boliden sich sicherlich des Öfteren mit den zahlreichen LMP3-Prototypen ins Gehege kommen werden, je nachdem wie Rundenzeiten und Eigenschaften auf den jeweiligen Strecken ausbalanciert sind.

Wann und wo?

Das Rennen startet am Samstag um 15:30 Uhr deutscher Zeit, die Qualifikation findet vormittags ab 10:50 Uhr nach Klassen getrennt statt. Motors TV überträgt den Saisonauftakt in voller Länge live, ebenso wird es aller Voraussicht nach wieder einen offiziellen Stream geben. Auf dem Dailymotion-Kanal der ELMS gibt es jedenfalls bereits einen Teaser für die Saison 2016.

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