Mit dem Blancpain GT Series Endurance Cup beginnt dieses Wochenende die Serie mit dem größten GT3-Starterfeld weltweit (über 55 Fahrzeuge). Außerdem haben wir uns der Zukunft der GT4 und der GT4 European Series angenommen.
Allein im Pro-Cup starten 25 Fahrzeuge von zehn verschiedenen Herstellern und davon werden sieben Teams zumindest von den Werken mit Werksfahrern unterstützt. Der große Underdog in der Wertung ist die schweizerische Eigenentwicklung Emil Frey Jaguar G3, bei dem es sich um eine GT3-Version des Jaguar XK handelt. In den letzten Jahren war man mit dem Fahrzeug in der Pro-Am-Wertung unterwegs und überraschenderweise konnte man beim Saisonfinale am Nürburgring sogar einen Klassensieg erringen. Für dieses Jahr konnte man sich die Dienste des ehemaligen Audi-Werksfahrers Stéphane Ortelli sichern.
Blancpain GT Series – Monza Live – English von Blancpainendurance
Die großen Favoriten dürften aber trotzdem wieder die Audi R8 LMS vom Belgian Audi Club Team WRT sein. Diese Saison tritt man trotz verringerter Werksunterstützung mit fünf Fahrzeugen im Pro-Cup an. Mit reinen Werksteams starten Bentley und Titelverteidiger Nissan, jedoch tritt BES-Meister Wolfgang Reip diese Saison für Bentley an und nicht mehr für Nissan, nachdem sein Vertrag nicht verlängert wurde. Ersetzt wird er bei Nissan GT Academy Team RJN durch Mitsunori Takaboshi. Dieser war in der letzten Saison für NDDP Racing in der Super GT unterwegs und konnte zwei Rennen gewinnen. Alle weiteren Infos gibt es in der lesenswerten Saisonvorschau vom Kollegen Philipp.
Saisonvorschau GT4 European Series
Geschichte:
Wie die ADAC GT Masters absolvierte auch der GT4 European Cup (Serienname bis 2011) seine erste Saison im Jahre 2007. Die SRO Motorsports Group erhoffte sich einen soliden Unterbau für ihr Kernprodukt der GT3. Ziel war die Bindung von Amateuren und das Schaffen eines kostengünstigen Formates, das auch heutzutage noch ein Hauptargument des Serienmarketings ist. So richtig gut sollte dies jedoch nicht funktionieren, denn lange Zeit war das Starterfeld überschaubar. Ein Teilgrund war das Schattendasein des GT4-Reglements durch das überragende Wachstum der GT3-Klasse. Schlussendlich musste die sechste Saison 2012 gänzlich abgesagt werde, da man kein passendes Feld zusammenbringen konnte. Unter dem Eindruck des Kollapses baute man die Serie stückweise um. Der Name wurde nach einem Jahr des schwierigen Neustarts endgültig in GT4 European Series abgeändert. 2014 entschied man sich dafür, einem Mann aus den eigenen Reihen die Serienkoordination zu übergeben. Der 1993 geborene Niederländer Max Braams ist begeisterter Rennfahrer und sollte dementsprechend seine Leidenschaft in die Verwaltung einbringen. Sonderlich länger wurden die Teilnehmerlisten trotzdem nicht. Beispielsweise schaffte man es im vergangenen Jahr nicht, die 20-Auto-Marke zu überschreiten, und meistens zirkulierten weniger als 15 Fahrzeuge. Doch warum erhält die Serie nun diese Aufmerksamkeit in der Form einer kleinen Vorschau? Der Grund dafür liegt gewissermaßen in der übergeordneten Kategorie. Mit der Einführung der neuen GT3-Generation gab es zwei Einschnitte. Zum einen hat sich das Preisniveau signifikant erhöht. Der angewachsene Abstand zur GT4 ist nun größere ökonomische Überlegungen wert. Wagen wir einen kleinen Vergleich: Der letztes Jahr eingeführte KTM X-Bow GTR GT4 kostet ungefähr 139.000 Euro und ist in der GT4 European Series im Moment die beliebteste Wahl. Der Kassenschlager in der GT3-Szene in der Form des Audi R8 LMS GT3 ist etwa 220.000 Euro teurer. Natürlich fallen jeweils andere Folgekosten an. Die Einsatzmöglichkeiten in größeren Langstreckenserien sind ähnlich. So haben die Veranstaltungen von Creventic (24h-Series) oder auch die VLN (SP10) GT4-Renner als gern gesehene Gäste. Der gravierendste Unterschied war bisher jedoch das mangelnde Interesse an reinen GT4-Rennwochenenden, was die GT4 European Series ausgiebig beweist. Neben der veränderten Preisstruktur fällt noch etwas auf: Immer mehr Hersteller erkennen das Potenzial des Klassenformats. Zum Beispiel stellte McLaren Anfang des Jahres den 570S GT4 vor, welcher im Rahmen der British GT durch Rennerfahrung für 2017 entwickelt wird. Porsche bietet mittlerweile einen Cayman GT4 Clubsport an, welcher alle Möglichkeiten für die Zuffenhausener auf dem möglichen Boom-Markt bewahren soll. Und mit dem Maserati GranTurismo MC GT4 sei noch ein weiteres Beispiel genannt. Die nächsten Jahre könnten demnach wichtig werden. Es stellt sich die Frage, wie groß eine mögliche Abwanderungswelle aus der GT3 sein kann (man bedenke auch den überfluteten Gebrauchtwagenmarkt mit günstigen GT3-Fahrzeugen) und ob die GT4 genügend Strahlkraft entwickeln wird. Mit diesen Fragen im Hinterkopf lohnt es sich, die GT4 European Series, deren Titelsponsor aus der Mineralölbranche stammt, genauer zu betrachten.
Kalender:
Die Saison enthält viele Traditionsstrecken und unterschiedliche Rennformate, die für Abwechslung sorgen sollen. Der Auftakt im Rahmen des Blancpain GT Series Endurance Cup wird sicherlich einen guten Zuschauerzuspruch generieren können, da man einen Stream auf YouTube anbieten wird. Ob dieser Service Standard sein wird, kann jedoch nicht gesagt werden, aber die Hauptserien an den anderen Wochenenden sollten TV-Personal vor Ort haben. Ein besonderes Highlight wird ohne Frage die Einladung zum Grand Prix de Pau sein.
Datum | Rennstrecke | Hauptserie/Veranstaltung | Format |
---|---|---|---|
22. - 24. April | Autodromo Nazionale Monza | Blancpain GT Series Endurance Cup | 2x Sprint (50min +1 Runde) |
13. - 15. Mai | Circuit de Pau | Grand Prix de Pau | 2x Sprint (50min +1 Runde) |
11. - 12. Juni | Silverstone Circuit | British GT | 3h-Rennen |
08. - 10. Juli | Circuit de Spa-Francorchamps | British GT | 2h-Rennen |
23. - 25. September | Hungaroring | Deutsche Tourenwagen-Masters | 2x Sprint (50min +1 Runde) |
07. - 09. Oktober | Circuit Park Zandvoort | Finaleraces | 2x Sprint (50min +1 Runde) |
Serienstruktur:
In der GT4 European Series werden drei Titel ausgeschrieben (Pro, Am und Team). Man hat von der FIA den Status einer „International Series“ erhalten, was im Übrigen auch die 24h-Series für sich beanspruchen kann. Die Punktevergabe bei den Sprintrennen ist analog zur F1-Methode, aber für die Langstrecke werden mehr Zähler verteilt. Es gibt bei den Sprintläufen die Möglichkeit, als Einzelfahrer anzutreten, wenn man ein Amateur ist. Sonst müssen sich entweder Profi und Amateur oder Amateur und Amateur einen Boliden teilen. Logischerweise sind Duos obligatorisch in den längeren Rennen. Bei den regeltechnischen Feinheiten kann man sich größtenteils an den GT3-Rennen der SRO Motorsports Group orientieren (z.B. Boxenstopps).
Nennliste:
Die Entry List umfasst 27 Fahrzeuge, was im Vergleich zu den Vorjahren ein großer Sprung ist. Mit Verlaub gesagt sind die Fahrer hauptsächlich für das breite Publikum unbekannt und können sich im Zuge der Saison einen Namen machen. Viel interessanter ist der bunte Fahrzeugmix. Neben den bereits eingeführten Boliden sind noch weitere große Namen vertreten: Sin Cars (Sin R1 GT4), die am Freitag auf dem Barber Motorsports Park die siegreiche Marke waren, Chevrolet (Camaro GT4), Ekris BMW (M4 GT4), BMW (M3 GT4), Aston Martin (Vantage GT4) und ein etwas ältere Porsche 911 GT4. Die Technikenthusiasten können auf der Serienseite eine umfangreiche Vorstellung der aktuellen GT4-Generation vorfinden.
Ergebnisse vom Freitag:
Am gestrigen Tage sicherte sich der #9 Racing Team Holland by Ekris Motorsport Ekris M4 GT4 die erste Pole der neuen Saison. Der holländische Tuner scheint seinen Eigenbau gut vorbereitet zu haben. Dahinter lauert ein Sin R1 GT4 und auch die anderen Marken sind nicht weit entfernt.
Das erste Rennen ist am heutigen Samstag um 13:55 Uhr. Die notwendigen Informationen dazu findet Ihr wie immer in den TV-Zeiten. Wir wünschen Euch ein spannendes Rennwochenende.
Bilderquelle / Copyright: Blancpain GT Series; GT4 European Series
(Artikel in Kooperation mit Kollegen Philipp)