Der Name ist Programm: Mit der Super Formula erwacht zwei Wochen nach der namensverwandten Super GT auch die höchste japanische wie auch die einzige von der FIA akkreditierte Formel-Meisterschaft Asiens aus dem Winterschlaf. Neu in diesem Jahr: Reifenausstatter Yokohama. Zusätzlich erweitert das belgische Supertalent Stoffel Vandoorne den starken Fahrerkader der Serie.
Der vergangene November sah das Ende einer Ära. Als beim 14. JAF Grand Prix in Suzuka die Zielflagge fiel, beendete Bridgestone nach über 40 Jahren ihre Partnerschaft mit der Super Formula. Die Gründe für den Abschied wurden offiziell nie kommuniziert. Inoffiziell kursierte jedoch das Gerücht, dass man wegen eines etwaigen Sponsorings für die Olympischen Sommerspiele in Tokyo 2020 an der Sparschraube drehen muss. Nachdem 2015 bereits die Anzahl der neuen Reifensätze pro Rennwochenende, sehr zur Ungunst der Teams, von vier auf drei reduziert wurden, erscheint der Ausstieg somit als logischer nächster Schritt. Das Zepter übernimmt fortan Yokohama, die sich zuletzt 1996 mit ihrem Vorgänger im Premierenjahr der damals noch Formula Nippon genannten Rennserie duellierten. Ob es jemals wieder zu einem Reifenkrieg kommen wird? Der letztjährige JRP-Präsident Hiroshi Shirai hält dies für nicht unmöglich, betonte dabei aber auch die Kostenfrage. Unterschiedlicher Reifenmischungen wie beispielsweise in der IndyCar oder Formel 1 sei man ebenfalls nicht abgeneigt. Konkrete Pläne gäbe es hierfür jedoch derzeit keine.
Änderung gibt es auch in der Führungsetage der Super Formula zu vermelden. So verkündete die Dachorganisation Japan Race Promotion (JRP) auf ihrem Shareholder-Meeting am 18. April, dass die Amtszeit von Hiroshi Shirai auslief. Das Präsidentenamt wird fortan von Akira Kurashita vertreten, der auch als Senior Director im Sports Department von Fuji TV involviert ist. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger beschränken sich seine Erfahrungen im Motorsport jedoch lediglich auf Formel-1-Vertragsverhandlugnen mit der FOM. Shirai, der auch im NSX Concept-GT- sowie dem Formel-1-Projekt von Honda involviert war und fortan das Amt des technischen Beraters innerhalb der JRP bekleiden wird, befand sich seit 2010 im Amt. Zu seinen größten Errungenschaften zählte die Einführung des 2014 verwendeten SF14-Boliden von Dallara sowie die neue NRE-Motorenformel (Nippon Race Engine). So werden die Super-Formula-Boliden wie auch ihre Äquivalente in der GT500-Klasse der Super GT von 2,0l 4-Zylinder Turbo-Aggregaten der Marken Toyota und Honda angetrieben, die rund 650PS liefern. Hiroshi Shirais Ziel war es, die Super Formula als dritte Säule neben der Formel 1 und IndyCar im internationalen Formelsport zu positionieren. Ein steiniger und holpriger Weg, der besonders am in letzter Sekunde zerschmetterten Korea-Auftritt der Serie im Jahr 2013 zu sehen ist. Fehlende Planung war den Japanern nicht vorzuwerfen. Im Gegenteil: Mit den Streckenbetreibern des neuen Kurses in Inje befand man sich seit 2011 in Gesprächen. Letztere wollten gar ein koreanisches Wild-Card-Team ins Rennen schicken, wofür man extra ein „Rennfahrer-Casting“ abhielt. Die tatsächlichen Gründe für die Absage des Gastspiels hatte ich vor drei Jahren bereits ausführlich erläutert. Unter anderem ist die Zerrissenheit des koreanischen Automobilverbandes (KAA), dem Inje Speedium (nebst dessen Interessenvertretern wie unter anderem der Korea Research Foundation) wie auch den Betreibern und Promotern der ehemaligen Grand-Prix-Strecke in Yeongam für das Scheitern verantwortlich. Zusätzlich betrieb das Inje Speedium selbst fehlerhaftes Management wie auch Marketing, wodurch die Anlage direkt nach der Eröffnung ein Defizit erwirtschaftete. Des Weiteren fehlte es der Strecke zum damaligen Zeitpunkt an der nötigen TV-Infrastruktur, wodurch das Rennen nicht live ins japanische Fernsehen übertragbar gewesen wäre, obgleich man mehrmals versprach, diesen Missstand im Vorfeld zu beseitigen.
Seitdem scheint die Expansion gen Asien der Super Formula etwas eingeschlafen. Wie mir jedoch aus JRP-internen Quellen versichert wurde, arbeitet man allerdings weiterhin an zumindest einem Rennen außerhalb Japans. Das letzte und bislang auch einzige dieser Art datiert zurück auf das Jahr 2004 im malaysischen Sepang. Das fehlgeschlagene Korea-Gastspiel sollte jedoch nur eine kleine Delle in Hiroshi Shirais Präsidentenzeit betrachtet werden. Stattdessen pflasterte er den Weg zu einer womöglich größeren Zukunft für die Serie. Und auch selbst wenn die Super Formula nicht mehr die eigene Heimat verlassen würde, so kann sie dennoch als feste Säule im internationalen Formel-Sport bestehen. Zeugen dieser Arbeit sind nicht nur der durchweg starke Fahrerkader, sondern auch der ständige Popularitätszuwachs, an dem nicht nur der schnelle Dallara-Bolide beiträgt. Die positiven Kommentare der Fahrer bestätigen dies, die allesamt vom „puren racing“ in Nippon schwärmen.
Der neue Yokohama-Gummi sollte daran nichts ändern. Erstmals beim Hersteller- wie auch Rookie-Test Ende November 2015 offiziell erprobt (davor gab es selbstredend einige inoffizielle Probefahrten), erweist sich die neue Advan-Trockenmischung als absolut ebenbürtig, in Hochgeschwindigkeitskurven teilweise gar griffiger, zum Bridgestone-Vorgänger, obgleich sich das Verhalten im Longrun unter Rennbedingungen natürlich erst im Laufe des Jahres erweisen muss. In einem gänzlich anderen Licht – einen Intermediate-Pneu wird es auch diese Saison nicht geben – steht hingegen der neue Regenreifen. Selbst bei lediglich wenig Wasser auf der Strecke beklagten sich die Fahrer über fehlenden Grip. André Lotterer verglich das Fahrverhalten gar wie auf Eis. Der fehlende Grip resultierte in vielen Drehern. Die Rundenzeiten des letztjährigen Saisonfinales mit jenen des Vorsaison-Tests in Suzuka vergleichend, erwies sich der neue Yokohama-Regen-Pneu als rund 125% langsamer. Zu einer absoluten Schrecksekunde kam es bei den Probefahrten in Suzuka, als auf der Gegengeraden Takashi Kogure und Koudai Tsukakoshi kollidierten. Letzterer stieg auf und überschlug sich mehrfach. Der Real-Racing-Pilot konnte seinem komplett beschädigten Wrack glücklicherweise unverletzt entkommen. Dass aber selbst geringe Nässe beim Vorsaison-Test in Okayama zu gleich neun Unterbrechungen mit der roten Flagge führte, erweckte unter den Piloten natürlich große Besorgnis. Yokohama nahm sich die kritischen Stimmen zu Herzen und hat die Regenspezifikation nochmals überarbeitet. Dieses Wochenende wird der Schlechtwetter-Gummi jedoch aller Wahrscheinlichkeit verpackt bleiben, denn bei Temperaturen von bis zu 25 Grad liegt das Regenrisiko lediglich zwischen 30 und 40 Prozent.
Jedem Fahrer werden vier neue Regensätze pro Wochenende gestellt. Slick-Sets gibt es sechs pro Wochenende, wobei vier (letztes Jahr drei) ladenfrisch sind. Zwei Trockensätze müssen aus dem vorherigen Rennwochenende respektive vom finalen Pre-Season-Test für den Auftakt übernommen werden. Insbesondere letzte Entscheidung wurde mit hoher Zustimmung im Fahrerlager angenommen, da die Limitierung in der vorherigen Saison dazu führte, dass die meisten Piloten die erste Trainingseinheit am Samstag auf lediglich alten Pneus bestreiten mussten. Wer zu viele frische Reifensätze im Qualifying aufzog, musste gar im Rennen gar mit abgenutzten oder zumindest angefahrenen Schlappen antreten. Diese Problematik sollte nun behoben sein. Um mehr Erfahrung mit den Yokohama-Pneus zu sammeln, kehrt zudem eine einzelne Trainingseinheit am Freitag zurück, womit die Teams (Qualifying inklusive) insgesamt drei Sessions vor den eigentlichen Rennen haben. Dies dürfte insbesondere den beiden Rookies Yuhi Sekiguchi und Stoffel Vandoorne entgegen kommen.
Der Rennkalender 2016
Durchgängige Kontinuität: Auch 2016 sieht der Super-Formula-Kalender keinerlei Änderungen. Insgesamt sieben Stationen an sechs verschiedenen Orten Japans stehen auf dem Programm. Den Anfang macht traditionell der Grand-Prix-Kurs von Suzuka, ehe es Ende Mai auf den Okayama International Circuit weitergeht. Der ehemalige Austragungsort des Pazifik-Grand-Prix der Formel 1 feierte vergangene Saison nach siebenjähriger Abstinenz seine Rückkehr im Kalender. Nach der Le-Mans-Pause im Juni startet die Super Formula Mitte Juli ihre Sommerperiode auf dem Fuji Speedway, gefolgt vom Twin Ring Motegi am 20.-21. August. In der zweiten September-Woche reist die Meisterschaft ins vergangene Woche von mehreren schweren Erdbeben stark getroffene Kyūshū zum Autopolis Circuit. Die Strecke, die nur rund 50 Kilometer von Kumamoto, dem stärksten am stärksten von der Naturkatastrophe getroffen Ort, entfernt liegt, nahm Schaden und wurde vorrübergehend bis frühestens den 15. Mai geschlossen. Laut einem ersten Schadensbericht erlitten mehrere Gebäude im Paddock Risse. Weitere Risse bildeten sich auf der Strecke, insbesondere auf der Kurzanbindung, wobei sich auch ein kleiner Teil des Kurses leicht anhob. Mehrere Straßen in der direkten Umgebung wurden ebenfalls beschädigt und allesamt wegen Reparaturarbeiten sowie möglicher Erdrutschen gesperrt. Die Super GT reagierte prompt und verschob ihren für 22. Mai geplanten dritten Saisonlauf in der Autopolis auf unbestimmte Zeit, wobei fraglich ist, ob sich ein entsprechender Ersatztermin finden lässt. Sowohl die japanische GT wie auch Formel-Meisterschaft sind aktiv an Spendenaktionen für die Opfer der Katastrophe involviert. Auch ich möchte an dieser Stelle mein tiefstes Mitgefühl allen betroffenen Menschen aussprechen.
Der Schlussspurt wird Ende September im immer für Action garantierten Sportsland Sugo eingeleitet, ehe das große Saisonfinale mit dem 15. JAF Grand Prix am 29.-30. Oktober in Suzuka steigt. Letzterer wird dabei erneut in zwei unterschiedlich lange Sprintrennen unterteilt. Alle anderen Läufe finden über die gewohnte Distanz von 250 Kilometer statt.
Datum | Strecke | Präfektur | Renndistanz |
---|---|---|---|
23.-24. April | Suzuka Circuit | Mie | 250 km |
28.-29. Mai | Okayama International Circuit | Okayama | 250 km |
16.-17. Juli | Fuji Speedway | Shizuoka | 250 km |
20.-21. August | Twin Ring Motegi | Tochigi | 250 km |
10.-11. September | Autopolis | Oita | 250 km |
24.-25. September | Sportsland Sugo | Miyagi | 250 km |
29.-30. Oktober | Suzuka Circuit | Mie | 2 Sprintrennen |
Super Formula im TV
Auch dieses Jahr wird die Super Formula lediglich über die mehr oder weniger beliebte Graualternative live im Internet schaubar sein. In Japan überträgt der Pay-TV-Sender J Sports die Serie exklusiv live. Neben einer 55-minütigen Highlights-Sendung namens „Super Formula GoOn!“ auf dem Free-TV-Sender BS Fuji wird Fuji Telivision auf ihren Pay-TV-Ablegern auch dieses Jahr wieder die Super-Formula-Talk-Runde mit Highlights und Fahrern als Gästen ausstrahlen. Neu ist derweil das kostenlose Live-Streaming (mit Regionalsperre) aller diesjährigen Qualifiying-Sessions auf der in Japan sehr beliebten Community-Plattform NicoNico Douga. Damit orientiert sich die JRP an der Super GT, die bereits seit einigen Jahren diesen Service anbietet. Pay-Per-View-Übertragungen auf NicoNico wird es, anders als bei der heimischen GT-Meisterschaft, dieses Jahr allerdings nicht geben. Quasi begleitend der Strategie, das japanische Internet zu erobern, bietet die Super Formula ab dieser Saison erstmals auch eine kostenlose Live-Timing-App für iOS- sowie Android-Geräte an. Zusätzlich ist das Live-Timing auch kostenlos für alle gängigen Internet-Browser abrufbar, womit die Super Formula ihrem GT-Namensvetter zumindest in dieser Hinsicht etwas Voraus hat.
Obgleich nicht live, wird der pan-europäische TV-Sender Motors TV in dieser Saison rund 50-minütige Highlights aller Saisonläufe anbieten. Damit geht die Super Formula einen ersten sehr wichtigen Schritt zu mehr Präsenz im Westen, nachdem über Jahre hinweg das einzige bewegte Bildmaterial lediglich im Internet zu finden war. Die erste Ausstrahlung findet rund zwei Wochen nach dem Saisonauftakt am 08. Mai um 22:05 Uhr statt. Zehn Tage nach den jeweiligen Rennen werden diese auch auf dem On-Demand-Service von Yahoo! GyaO! verfügbar sein. Ähnlich der NicoNico-Übertragungen sind allerdings auch diese Videos mit einer IP-Sperre versehen. Wie die Jahre zuvor werden zudem die Highlights von Qualifying und Rennen auf den offiziellen YouTube-Kanal der Super Formula hochgeladen. Diese werden von der Video-Reporterin Miki Haruna mit englischen Untertiteln präsentiert.
Teams und Fahrer 2016
P.MU/Cerumo Inging (Toyota)
#1 Hiroaki Ishiura
#2 Yuji Kunimoto
Es war die Cinderella-Story des vergangenen Jahres: Das einst sich jeden Punkt schwer im Mittelfeld erkämpfende Team P.MU/Cerumo Inging, hinter dem sich ein Zusammenschluss der beiden Mannschaften von Cerumo und Inging Motorsport verbirgt, stellte seit ihrer Gründung und vielen Jahren des Auf und Ab erstmalig mit Hiroki Ishiura den Fahrermeister in der Super Formula – und das ein Jahr nach seiner Rückkehr in den Formelsport. Für den 35-jährigen Japaner, der für Cerumo auch in der Super GT hinters Lenkrad greift, war 2015 wie eine Art zweiter Frühling. Seine Erfolgsformel: Konstanz. Mit zwei Siegen sowie Punkteplatzierungen in allen Rennen krönte er sich zum Meister mit zehn Punkten Vorsprung vor seinem ärgsten Rivalen Kazuki Nakajima, der ausgerechnet nach seinem WEC-Unfall in Spa-Francorchamps den Debütsieg Ishiuras beim Comeback in Okayama verpasste. Teamkollege Yuji Kunimoto konnte auf dem neunten Gesamtrang mit lediglich 7,5 Punkten hingegen nicht ganz die Früchte von Ishiuras Arbeit ernten. Dies kostete letztlich die Team-Meisterschaft an die Truppe von TOM’s. Das Ziel für 2016 ist somit klar: Die Verteidigung respektive der Gewinn beider Titel. Keine einfache Aufgabe, denn die erfolgreiche Titelverteidigung gelang seit 1996 mit Tsugio Matsuda (2007 und 2008) erst einem einzigen Piloten. Für die Mission hat Team-Manager und GT500-Pilot Yuji Tachikawa nicht am Fahrerkader gerüttelt – ein Zugeständnis an Kunimotos Talent. Zwar wirkte der 1990 in Kanagawa geborene Japaner die letzten beiden Saisons etwas blass. Sein Können stellte er aber unter anderem mit einem überraschenden wie zugleich auch beeindruckenden Sieg beim bisher letzten Fuji Sprint Cup 2013 unter Beweis.
Kondo Racing (Toyota)
#3 James Rossiter
#4 William Buller
Teambesitzer Masahiko Kondo ist eine Art Multitalent. Der in Japan bekannte Sänger, Schauspieler, Komponist und Rennfahrer ging mit seinem Team erstmals im Jahr 2000 an den Start. Es sollte ganze acht Jahre dauern, bis Joao Paulo de Oliveria Masahiko Kondo am Fuji den bis dato einzigen Sieg des Teams schenkte. Mit insgesamt 44 Punkten in der Team-Wertung schob sich Kondo Racing 2008 vor namhafte Mannschaften wie Impul. Kondo Racing ist ein stark antizipiertes Team, dessen Durchbruch seit 2008 vorausgesagt wird, der Erwartungshaltung nach dem Weggang von de Oliveira zu Impul aber nicht mehr ganz gerecht werden konnte. 2013 und 2014 mutierte das Team zum sprichwörtlichen „Dark Horse“. Statt dem Durchbruch ging es für das nunmehr mit zwei Autos antretende Team 2015 jedoch stark zurück. James Rossiters bestes Resultat war ein sechster Platz in der Autopolis. Teamkollege und damaliger Rookie William Buller blieb gar punktelos. Eine der möglichen Ursachen kann in der Limitierung der frischen Reifensätze pro Wochenende gefunden werden, da beide Piloten häufig auf einen Wechsel des schwarzen Goldes während der Rennen verzichteten. Mit der Änderung auf nunmehr vier frische Sätze sowie einer weiteren Trainingseinheit für Setup-Arbeiten, könnte Kondo Racing wieder in die Erfolgsspur zurückfinden. An Motivation sollte es ihrem Top-Fahrer James Rossiter jedenfalls nicht mangeln, denn der hat seit seinem Debüt 2013 mehrfach sein Talent mit warmherzigen Überholmanövern bewiesen.
Kygnus Sunoco Team LeMans (Toyota)
#7 Narain Karthikeyan
#8 Kamui Kobayashi
Vor vier Jahren traten Team LeMans sowie deren Schwester-Team Kygnus Sonoco aufgrund vertraglicher Probleme noch getrennt an. Seit 2013 ist das Team endlich vereint, was der Koordination sowie der Stärkung der Mannschaft spürbar zugutekam. Einen großen Anteil am Aufstieg in den letzten Jahren liegt dabei bei Loic Duval. So bescherte der Franzose 2013 Team LeMans nicht nur den ersten Sieg seit 2003, er lenkte die Truppe auch zum Meisterschaftskampf. 2014 eröffnete Duval die Saison mit einem Triumph in Suzuka stark, musste aufgrund seines fürchterlichen Unfalls im Rahmen der 24 Stunden von Le Mans jedoch ein Rennen pausieren. Seit 2015 nimmt der Franzose die Position des Test- und Entwicklungsfahrers für die traditionsreiche LeMans-Mannschaft ein, nachdem man sich wegen seines Audi-Engagements in der WEC erneut nicht auf eine Rolle als Einsatzfahrer einigen konnte. Duval gab Ende letzten Jahres jedoch zu Protokoll, dass es sein Ziel sei, nach Japan zurückzukehren. Dabei lobte er insbesondere das Racing made in Nippon, das er insbesondere im Vergleich zur Formula E als sehr pur bezeichnete – Vollgas bis zum Ende. 2015 feierte der ehemalige Formel-1-Star Kamui Kobayashi sein Debüt in der Super Formula – und endete mit zwei Podiumsplatzierungen prompt auf dem sechsten Tabellenrang. Kobayashi bezeichnete 2015 als ein schwieriges Lehrjahr für ihn, da er sich in lediglich einer Trainingseinheit auf die ihm abseits Suzuka größtenteils unbekannten Strecken einschießen musste. Hinzu kam die Reifenregelung, weshalb er mit gebrauchten Pneus in den Trainings meist zunächst die hinteren Ränge im Klassement belegte. Trotz der schwierigen Umstände gelang ihm die Adaption jedoch nahezu perfekt. Oftmals zog er ins dritte Qualifikations-Segment ein und verpasste in Okayama auf dem Silberrang einen Sensationserfolg nur knapp. Obgleich er sich wie alle anderen Piloten auf die neuen Yokohama-Pneus gewöhnen muss, gilt Kamui Kobayashi als einer der Top-Favoriten in dieser Saison. An seiner Seite: Narain Karthikeyan, womit für LeMans die vollste Formel-1-Erfahrung Gas gibt. Der Inder sprang wie ein Söldner die vergangenen drei Jahre zwischen den Teams hin und her. Zunächst feierte er 2014 sein Comeback bei Impul, ehe es ihn 2015 zu Dandelion ins Honda-Lager verschlug. 2016 startet er erneut mit Toyota-Power für LeMans. Dabei ersetzt der Inder, ausgestattet mit einigen heimischen Sponsorengeldern, Ryo Hirakawa, der als Teil von Toyotas Nachwuchsprogramm neben der Super GT diese Saison auch in der ELMS sowie den 24 Stunden von Le Mans aktiv ist. Karthikeyan beendete 2015 auf dem elften Rang. Abseits eines Podiumserfolgs beim Saisonauftakt blieb der 39-jährige punktelos.
Real Racing (Honda)
#10 Koudai Tsukakoshi
#11 Takuya Izawa
Es war eine wahrhaftige Schrecksekunde bei den Testfahrten in Suzuka: Im strömenden Regen kollidierte Takashi Kogure mit seinem Super-GT-Teamkollegen Koudai Tsukakoshi auf der Gegengeraden vor der pfeilschnellen 130R. Dabei überschlug sich letzterer mehrfach, konnte seinem komplett beschädigten Wrack jedoch glücklicherweise unverletzt entkommen. Nach dem Unfall gab Tsukakoshi zu Protokoll, dass er froh sei, noch am Leben zu sein. Für den 29-jährigen Japaner liefen die vergangenen Jahre alles andere als erfolgreich. Obwohl mit genügend Talent ausgestattet, blieb er nach seinem knapp verpassten Titeltraum im Jahr 2012 relativ blass. Hauptgrund hierfür dürfte Real Racing selbst sein, die mit weniger Mitteln als die beispielsweise deutlich stärker aufgestellten Mannschaften von Dandelion und Mugen sind. Hinzu kommt der schwächelnde Honda-Motor, weshalb sich das Team nicht sonderlich aus dem hinteren Mittelfeld befreien konnte. Tsukakoshi blieb 2015 punktelos. Für Teamkollege Takuya Izawa verlief die Comeback-Saison nach dessen GP2-Abenteuer mit 4,5 Zählern (Rang 13) nicht sonderlich besser. Hinter Real Racing steht somit ein dickes Fragezeichen. Sollte der verbesserte Honda-Motor eine ähnlich gute Performance wie zu den Testfahrten liefern, könnten die beiden neuerdings rot-weiß lackierten Boliden um zumindest die hinteren Punkteränge mitkämpfen können.
Team Mugen (Honda)
#16 Naoki Yamamoto
2015 startete für Naoki Yamamoto und Mugen genauso wie 2014 aufhörte: katastrophal. Dabei sah die Welt anfangs noch in Ordnung aus. Von der Pole-Position aus startend, setzte der Champion von 2013 die Weichen für den Bronzerang beim Saisonauftakt in Suzuka, bis ihm in der allerletzten Runde das Honda-Aggregat verpuffte. Das Flakschiff-Team der Marke erholte sich jedoch. Abgesehen vom Lauf am Fuji Speedway kam Yamamoto stets in die Punkte; das Jahr endete zudem versöhnlich mit dem Silberrang im Sportsland Sugo sowie dem einzigen Honda-Sieg beim Finale in Suzuka. Die Auferstehung Mugens demonstrierte deutlich, dass die Traditionsmarke stets an ihrem im Vergleich zum Toyota-Motor etwas an Performance schwächelnden Turbo-Aggregat weiterentwickelte. Obgleich noch immer ein kleines Fragezeichen hinter ihrer Leistung steckt, setzte Naoki Yamamoto bei den finalen Testfahrten mit einer Tagesbestzeit ein erstes Ausrufezeichen für dieses Jahr. Zusammen mit Dandelion sollte Mugen auch 2016 wieder zu den stärksten Honda-angetriebenen Teams gehören. Das selbstgesetzte Ziel: Die Rückkehr in den Titelkampf.
KCMG (Toyota)
#18 Yuichi Nakayama
KCMG ist das einzige Team der Super Formula, welches seinen Sitz nicht in Japan, sondern in Hong Kong hat. 2008 zum Zweck der Teilnahme an verschiedenen asiatischen Motorsportserien gegründet, fand KCMG den Weg in die damals noch Formula Nippon genannte Serie. Mit unterlegenem Material dümpelte das Team jedoch meist auf den hinteren Plätzen des Klassements herum. An diesem Zustand hat sich auch die vergangenen beiden Jahren nichts geändert, trotz der Hoffnungen, die man 2014 in die Verpflichtung des damaligen japanischen Formel-3-Champions Yuichi Nakayama steckte. Ähnlich dem ehemaligen Minardi-Formel-1-Team kämpft KCMG mit unterlegenem Material auf den hintersten Positionen, woran sich auch 2016 nichts ändern sollte. Zum letztjährigen Saisonabschluss gab es dennoch etwas zu feiern. So errang Yuichi Nakayama im Regen auf dem sechsten Rang die allerersten Punkte für die Truppe aus Hong Kong.
Itochu Enex Team Impul (Toyota)
#19 Joao Paulo de Oliveira
#20 Yuhi Sekiguchi
Das Team der japanischen Rennfahrer-Legende Kazuyoshi Hoshino bedarf keiner Vorstellung mehr. Zusammen mit TOM’s stellt Impul, ähnlich Penske und Ganassi in der IndyCar, die stärkste Mannschaft in der Super Formula. Der letzte Titelgewinn geht zwar auf 2010 zurück. Nichtsdestotrotz hatte der damalige Titelgewinner Joao Paulo de Oliveira auch in den vergangenen Saisons viele Chancen auf den Gewinn der Meisterschaft. Am Ende waren es meist kleinere Missgeschicke sowie technisches Pech, die einen erneuten Erfolg verhinderten. 2016 sieht einige Veränderungen im Team. Die einzige Konstante bleibt Joao Paulo de Oliveira, der für Impul auch in der Super GT am Start ist und selbstredend zu den Top-Favoriten im Titelkampf gehört. Der Vertrag mit seinem letztjährigen Teamkollege Andrea Caldarelli (Platz 14 mit lediglich vier Pünktchen) wurde hingegen nicht verlängert. Stattdessen stoßt Yuhi Sekiguchi zum Team, der 2011 die Japanese Formula 3 gewann, seitdem als Teil des GT500-Fahrerkaders von zunächst Nissan und nun Lexus jedoch dem Formelsport den Rücken zukehrte. Der pfeilschnelle Dallara-SF14 ist somit komplettes Neuland für den 28-jährigen Japaner, dessen Rookie-Jahr etwas im Schatten von Stoffel Vandoorne stehen wird. Die Testfahrten verliefen für Sekiguchi zwar noch etwas zäh. Im Verlauf des Jahres sollte jedoch eine Steigerung bemerkbar sein. Hilfreich: Die neuen Reifen von Yokohama (in der Super GT ist er ebenfalls mit Pneus des Advan-Labels unterwegs) sowie die zusätzliche Trainingseinheit am Freitag. Insbesondere der aggressive Fahrstil des aus Tokyo stammenden Piloten dürfte Kazuyoshi Hoshino imponiert haben, in dem er vielleicht gar seine eigenen jungen, wilden Jahre wiedererkannte. Ebenfalls neu: Hauptsponsor Itochu Exen, wodurch beide Impul-Boliden nach dem Abgang von Lenovo in einem neuen Design erstrahlen.
Drago Corse (Honda)
#34 Takashi Kogure
In der Schlussphase der Saison 2014 der Super Formula beigetreten, absolvierte das vom ehemaligen GT500-Champion Ryo Michigami gegründete Team Drago Corse 2015 ihr erstes komplettes Jahr. Das Ergebnis (Platz 15) wirkt auf den ersten Blick zwar ernüchternd. Da sich Drago Corse, welche in der Super GT als neues Werksteam Hondas fungieren, jedoch noch im Aufbau sowie ihren Babyschritten im Motorsport befindet, erscheint das Resultat, immerhin einen Platz vor KCMG, in einem gänzlich anderen Licht. Auch 2016 wird man erneut mit Veteran Takashi Kogure antreten, der bis vor zwei Jahren noch für Nakajima Racing ins Cockpit kletterte und seit seinem Debüt 2003 auf insgesamt sieben Siege und 15 Pole-Positions zurückblicken kann. Seine Erfahrung half ungemein bei der Formung des Teams, das in nahen Zukunft mit zwei Fahrzeugen sowie als Anlaufstelle für junge Talente plant.
Vantelin Team TOM’s (Toyota)
#36 André Lotterer
#37 Kazuki Nakajima
Neuer Hauptsponsor, marginal andere Lackierung: Über den Winter beendete der Ölkonzern Petronas sein seit 2008 andauerndes Engagement bei TOM’s in sowohl der Super GT als auch Super Formula. Während der GT500-Lexus des Toyota-Flakschiffs die Mobilfunkmarke au des Unternehmens KDDI ziert, ist es in der Super Formula Vantelin, Japans führende Marke für Sportbandagen. Neben der optischen wie auch namentlichen Änderung bleibt alles beim Gleichen: Nobuhide Tachis Traumduo André Lotterer und Kazuki Nakajima werden auch 2016 wieder zu den Top-Favoriten gehören. Letzterer verpasste letztes Jahr seinen dritten Titelgewinn nach 2012 und 2014 nur knapp, nachdem er wegen eines Unfalls im World Endurance Championship in Spa-Francorchamps den zweiten Saisonlauf in Okayama aussetzen musste. Seit seinem Debüt in Japans höchster Formelserie 2011 kann der ehemalige Formel-1-Pilot neben seinen beiden Titelgewinnen auf insgesamt acht Siege sowie drei Pole-Positions zurückblicken. Damit ist er auch der einzige aktive Pilot mit mehr als nur einem Meisterschaftserfolg. Zusammen mit Takashi Kogure gehört André Lotterer zu den derzeit am längsten aktiven Piloten in der Super Formula. Der gebürtige Duisburger debütierte direkt mit einem Podium in seinem ersten Rennen auf japanischen Boden; der Premierensieg folgte nur ein Jahr später. Seitdem hat der dreifache Le-Mans-Sieger insgesamt 23 Siege, zehn Pole-Positions sowie einen Titelgewinn (2011) auf dem Konto.
Docomo Team Dandelion Racing (Honda)
#40 Tomoki Nojiri
#41 Stoffel Vandoorne
Er hat Talent. Er ist schnell. Er hat eine dominant gewonnene GP2-Meisteschaft im Gepäck. Und er hat mal so nebenbei den zweifachen Formel-1-Weltmeister Fernando Alonso in Bahrain ersetzt und die ersten WM-Punkte für McLaren in diesem Jahr erzielt. Stoffel Vandoorne gilt nicht umsonst als das derzeitige Supertalent im internationalen Motorsport, den viele schon als zukünftigen Formel-1-Weltmeister sehen. Doch ausgerechnet dort ist noch kein Platz für ihn, da beide Cockpits seines Förderers McLaren noch besetzt sind. Anstatt als einfacher Testfahrer von der Seitenlinie lediglich zuzuschauen, entschloss sich Vandoorne fürs Rennen fahren. Passenderweise konnte McLaren dank ihrer Partnerschaft mit Honda ein Cockpit für den jungen Belgier in der Super Formula sichern, womit Stoffel für zumindest ein Jahr in Japan starten wird. Sein erster Einsatz beim Hersteller- und Rookie-Test im November des letzten Jahres sorgte für international viele Schlagzeilen. Nicht verwunderlich also, dass die JRP den amtierenden GP2-Champion als ihr neues Aushängeschild vermarkten. Vandoorne selbst war von der medialen Aufmerksamkeit überrascht, ist laut eigener Aussage jedoch über die Zuneigung, auch von den japanischen Fans, sehr erfreut. Dass er bei Dandelion letztlich Narain Karthikeyan, beerbt, kam nicht sonderlich überraschend, obgleich insbesondere so mancher britischer Journalist den angeblich ach so vagen Vertrag wie kalte Ravioli vom Vorabend über mehrere Wochen hinweg aufwärmte. Der Druck auf den 24-jährigen Belgier, der das Pilotieren des SF14 als physisch anspruchsvoller im Vergleich zur Formel 1 bezeichnet, ist entsprechend hoch. Sein Vorteil: Dank der neuen Yokohama-Reifen werden die Karten dieses Jahr neu gemischt. Die neue Trainingseinheit am Freitag erlaubt es ihm sich auf die ihm gänzlich unbekannten Strecken einzuschießen. Bei den Testfahrten machte Vandoorne bereits eine hervorragende Figur, kam wegen seines kurzfristigen Formel-1-Engagements aber lediglich in Suzuka ausgiebig zum Fahren. Ob er in seiner Rookie-Saison, in der er wegen lediglich zwei von drei benötigten Neulingen nicht die offizielle Auszeichnung des „Rookie of the Year“ gewinnen kann, auch um Rennsiege mitkämpfen wird, hängt vor allem auch von der Leistung des Honda-Motors ab. Für Tomoki Nojiri wird 2016 ein besonders schwieriges Jahr, da er sich erstmals seit seinem hervorragenden Debüt 2014 (Premierensieg im Sportsland Sugo) mit einem sehr starken Teamkollegen messen muss. Letztes Jahr belegte das junge Talent mit 19 Zählern den siebten Gesamtrang – nur ein Pünktchen hinter Kamui Kobayashi. Das japanisch-belgische Team-Duell wird diese Saison mit Spannung zu beobachten sein.
Nakajima Racing (Honda)
#64 Daisuke Nakajima
#65 Bertrand Baguette
Das Team von der japanischen Motorsportlegende Satoru Nakajima gehört zusammen mit jenem von Kazuyoshi Hoshino, die sich während ihrer aktiven Zeit viele enge Duelle lieferten, zu den traditionsreichsten in der Super Formula. An die Erfolge der alten Tage konnte Nakajima Racing schon seit längerer Zeit nicht mehr anknüpfen. Ähnlich Real Racing vom Material ausgebremst, litt man die vergangenen beiden Jahre sehr stark an der schlechten Performance des Honda-Turbos. Größter Erfolg war dabei ein fünfter Platz von Daisuke Nakajima in der Autopolis letzte Saison. So war es auch der jüngere Bruder von Kazuki, der die einzigen Zähler für das Team einfuhr und 2015 auf dem zehnten Tabellenrang beendete. Bertrand Baguette feierte vorherige Saison nach jahrelanger Abstinenz seine Rückkehr in den Formelsport, hatte jedoch mit vielen technischen Problemen zu kämpfen. Satoru Nakajima hält am japanisch-belgischen Duo, das in dieser Konstellation auch für ihn in der Super GT startet, für 2016 fest. Für ein dickes Ausrufezeichen sorgte Daisuke Nakajima mit einer Bestzeit bei den Testfahrten in Suzuka, womit zusammen mit jener von Naoki Yamamoto die Hälfte aller Tagesbestzeiten der Pre-Season-Tests ins Honda-Lager gingen. Auf die Freude kam jedoch zugleich die Ernüchterung: In Okayama gelang es beiden Nakajima-Racing-Piloten nicht die Top-8 zu knacken. Für den Saisonstart ist die Mannschaft jedoch zuversichtlich eingestellt.
Insgesamt treten elf Teams und 19 Fahrer in der diesjährigen Super-Formula-Saison an. Fünf ehemalige Champions geben dabei ihr Stelldichein: Joao Paulo de Oliveira (2010), André Lotterer (2011), Kazuki Nakajima (2012 und 2014), Naoki Yamamoto (2013) sowie Hiroaki Ishiura (2015), wobei unter den aktiven Piloten lediglich Kazuki Nakajima den Titel mehrfach gewann.
TV-Zeiten Suzuka
An der aktuellen TV-Situation hat sich nur bedingt etwas geändert, weshalb in Deutschland erneut auf die mehr oder weniger beliebte Graualternative im Internet zurückgegriffen werden muss. Der japanische TV-Sender J Sports 4 überträgt die Qualifikation am Samstag ab 6:45 Uhr live. Die Übertragung am Sonntag beginnt um 7:45 Uhr. Der Rennstart erfolgt eine halbe Stunde später um 8:15 Uhr deutscher Zeit. Insgesamt stehen 43 Runden auf dem Programm.
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