Nur eine Woche nach seinem ersten Sieg für Team Penske in der IndyCar Series holte sich Simon Pagenaud in Birmingham direkt schon seinen zweiten. Nur Graham Rahal konnte dem Franzosen, der 84 von 90 Runden das Feld anführte, in der Endphase gefährlich werden.
Neben Pagenaud und Rahal sicherte sich Vorjahressieger Josef Newgarden den letzten Platz auf dem Podium. Zum ersten Mal nicht unter den ersten drei Fahrern in Birmingham landete Scott Dixon. In der ersten Runde wurde er von Sebastien Bourdais in Kurve 5 umgedreht. Bourdais musste zur Reparatur des Frontflügels an die Box und in Runde 5 eine Drive-Through Penalty antreten. Im Kampf um die Spitze konnte der Franzose so nur noch indirekt eingreifen. Der Unfall von Bourdais und Dixon war nicht der erste und sollte auch nicht der letzte sein. Trotzdem kam die IndyCar Series, wie auch schon in Long Beach, ohne eine einzige Caution aus, auch wenn das Rennen eigentlich unter Gelb hätte zu Ende gehen müssen.
Der erste Unfall ereignete sich noch vor dem Fallen der grünen Flagge. Carlos Munoz beschleunigte zu früh und fuhr in das Heck von Mikhail Aleshin, der sich infolgedessen in Jack Hawksworth drehte. Für die Aktion wurde Munoz zum Start ans Ende des Feldes verwiesen. Den besten Start erwischte Juan Pablo Montoya, der in der Qualifikation mit den eigentlich schnelleren Option-Tires nicht zu Recht kam und so nur von Startplatz 21 ins Rennen ging. Nach nur einer Runde lag er schon auf Platz 12 und in Runde 5 war er auch an Charlie Kimball vorbei.
Insgesamt zeigte der Kolumbianer ein fantastisches Rennen, da er, ohne durch eine Caution zu profitieren, auf Platz 5 ins Ziel kam. Bei Team Penske setzte man ihn erst auf zwei kurze Stints und auf zwei längere zum Ende hin. Die ersten beiden Runden der Boxenstopps brachten Montoya schon auf Platz 6 nach vorne. Mit einem schönen Manöver überholte er dann in Runde 62 James Hinchcliffe und sicherte so Platz 5 im Ziel. Bei Chip Ganassi setzte man für Scott Dixon auf dieselbe Strategie, die den Neuseeländer immerhin noch auf Platz 10 nach vorne brachte.
Die ersten 60 Runden konnte man sich als Zuschauer ganz auf die Aufholjagten von Montoya und Dixon konzentrieren, da sich an die Spitze so gut wie nichts tat. Von der Pole kommend setzte sich Simon Pagenaud schnell vom restlichen Feld ab, da Josef Newgraden, der in der ersten Runde Will Power überholte, nicht ganz den Speed mitgehen konnte. Für Pagenaud wurde es dann erst etwas enger, als Power beim ersten Stopp wieder an Newgarden vorbeigehen und im dritten Stint auf Option-Tires gefährlich nahe kommen konnte. Pagenaud war zu diesem Zeitpunkt auf den Prime-Tires unterwegs, da er sich einen frischen Satz der schnelleren Reifen für den Schlussstint aufsparen wollte. Es zeigte sich aber in diesem Duell, dass die Option-Tires nur für vier Runden schneller waren. Danach pendelten sich beide Mischungen auf dasselbe Niveau ein.
Simon Pagenaud lief ab Runde 55 auf Conor Daly am Ende des Feldes auf. Beide Penske-Fahrer verloren dabei Zeit auf Graham Rahal, der sich in Runde 38 in Kurve 5 an Josef Newgarden vorbeischieben konnte. Vor den letzten Boxenstopps lagen alle drei Fahrer innerhalb von 1,5 Sekunden.
Der Stopp von Will Power verlief nicht ganz reibungslos und so verlor er Platz 2 an Graham Rahal. Mit seinen Prime-Tires konnte Power auch nicht in den Kampf zwischen Simon Pagenaud und Graham Rahal, beide auf Option-Tires unterwegs, eingreifen. Rahal hatte sich noch acht Push-to-Pass-Aktivierungen aufgespart und wurde so zu einer echten Gefahr für Pagenaud, der wieder Probleme beim Überrunden hatte – diesmal bei Sebastien Bourdais, der sich im Kampf mit Luca Filippi und Mikhail Aleshin befand. In Runde 81 setzte sich Rahal in Anfahrt zu Kurve 8 innen neben Pagenaud, der auf der Ideallinie nach innen zog und dabei Rahals Frontflügel beschädigte. Pagenaud musste einen Umweg über das Gras nehmen und Rahal hatte sich durchgesetzt. Dieser sprach nach dem Rennen von einem „nice block“. Simon Pagenaud fuhr auf der Ideallinie und Rahal war mit seinem Frontflügel nur auf der Höhe des Hinterrades. Im Prinzip hätte man auch von einem „avoidable contact“ von Rahal sprechen können. Die Rennleitung stufte es als „race accident“ ein und verhängte keine Strafe – mit Recht.
In Runde 85 stand dann Jack Hawksworth Graham Rahal im Weg und Simon Pagenaud versuchte Profit aus der Situation zu ziehen. Rahal verschätzte sich und fuhr sich große Teile seines, schon vorher lädierten, Frontflügels ab, die dann neben der Ideallinie auf der Strecke lagen. Eigentlich hätte es eine Caution geben müssen, da gerade die IndyCar wissen müsste, wie gefährlich Carbontrümmer auf der Strecke sein können.
Fast ohne Frontflügel hatte Graham Rahal dann natürlich keine Chance mehr gegen Simon Pagenaud, und von hinten kommend holte Will Power 3,5 Sekunden pro Runde auf. Da Rahal aber die überrundeten Luca Filippi und Mikhail Aleshin hinter sich halten konnte, war sein Platz durch Will Power nicht mehr in Gefahr. Ganz im Gegenteil sogar, da Power seinen Platz 3 noch an Josef Newgarden verlor.
Hinter James Hinchcliffe auf Platz 5 und Helio Castroneves folgte das diesmal geschlagen Team von Chip Ganassi in Form von Tony Kanaan, Charlie Kimball und Scott Dixon. Außer Dixon, der die schnellste Rennrunde absolvierte, konnte keiner dieser Fahrer das Tempo an der Spitze mitgehen. Auch Ryan Hunter-Reay und Marco Andretti für Andretti Autosport waren mal wieder zu langsam. Nur am Honda Aero-Kit kann es nicht liegen, wie Graham Rahal wieder eindrücklich bewies. Immerhin sorgte Hunter-Reay mit seinem Überholmanöver gegen Alexander Rossi außen herum in Kurve 5 für eines der Highlights des Rennens.
Nach seinem guten Rennen in Long Beach kam Takuma Sato in Birmingham nicht so zurecht. Er kämpfte mit dem Fahrverhalten seines Wagens und kam auf Platz 13 und damit vor Carlos Munoz ins Ziel. Alexander Rossi war der letzte Fahrer in der Führungsrunde beim Zieleinlauf. Durch seinen Unfall in der ersten Runde war Sebastien Bourdais ans Ende des Feldes gefallen. Auch ohne Caution konnte er zwei zusätzliche Boxenbesuche gegen einige Konkurrenten aufholen. In den letzten Runden, auch bedingt durch das Überrundungschaos von Graham Rahal, konnte er sich an Mikhail Aleshin, Luca Filippi und Jack Hawksworth vorbeischieben. Ohne den dummen Fehler wäre für Bourdais eine Topplatzierung möglich gewesen.
Das ganze Ergebnis gibt es auf der Homepage der IndyCar Series als PDF.
Im YouTube Channel der IndyCar Series kann man sich auch noch mal die Highlights des Rennens ansehen:
Der Lauf von Simon Pagenaud geht weiter und so hat er schon 48 Punkte Vorsprung auf Scott Dixon (140 Punkte). Die weiteren Plätze belegen Juan Pablo Montoya (136 Punkte), Helio Castroneves (118 Punkte) und Tony Kanaan (106 Punkte). Auf Platz 6 folgt mit Graham Rahal (100 Punkte) der erste Honda-Fahrer. Mit einem Rennen weniger liegt Will Power (94 Punkte) zurzeit auf Platz 7. Auf Pagenaud fehlen ihm schon 94 Punkte.
Die IndyCar Series macht eine kleine Pause, bevor es dann im Mai in Indianapolis so richtig losgeht. Den Anfang macht der Grand Prix auf dem Straßenkurs im Indianapolis Motor Speedway am 14. Mai.
(c) Photos: IndyCar Media; Chris Jones, Chris Owens, Brett Kelley, Shawn Gritzmacher
3 Kommentare
Ich konnte bei dem Rennen vor Ort in Birmingham sein und war sehr beeindruckt.
Anbei noch der Link auf die Foto-Gallerie, insbesondere mit vielen Detailaufnahmen zu den Formel-Fahrzeugen (IndyCar, Indy Lights, Pro Mazda, USF 2000).
http://hosting1026.af90d.netcup.net/barber/
Erfahrungsbericht Honda Grand Prix of Alabama
Unsere diesjährige USA-Reise führte uns zunächst nach New York. Die anschließende „Rückreise“ war über das Drehkreuz „Atlanta International Airport“ vorgesehen. Aus diesem Grund bot sich die Besichtigung eines Rennens in den Südstaaten an.
Zur Wahl standen der IndyCar Grand Prix of Alabama im Barber Motorsport Park (Birmingham) oder das NASCAR-Rennen auf dem Talladega Superspeedway. Beide Rennstrecken liegen im US-Bundestaat Alabama und sind nur 35 Autominuten voneinander entfernt. Weiterhin finden die Events an aufeinanderfolgenden Wochenenden statt. Aufgrund meiner Vorliebe für den Formel-Rennsport habe ich mich für das IndyCar Rennen entschieden. Eine weitere Woche USA war aus organisatorischen Gründen leider nicht möglich.
Auf dem Weg von Atlanta nach Birmingham haben wir jedoch den Talladega Superspeedway besichtigt. Die Strecke war schon für den großen Event hergerichtet. Die unglaubliche Fläche des Aerials lässt erahnen, wie groß der Andrang am kommenden Wochenende sein wird.
Vor Ort gibt es – auch außerhalb der Rennwochenenden – die International Motorsport Hall of Fame zu besichtigen. Ein Museum, welches primär mit ehemaligen NASCAR-Fahrzeugen ausgestattet ist. Zusätzlich besteht die Möglichkeit an einer 20 minütigen Tour um die Rennstrecke teilzunehmen. Die Tour wird von einem älteren Herren voller Begeisterung durchgeführt und selbst wenn der Bus unterhalb des Apron entlang schleicht erstaunt man vor dem unfassbaren 33°-Banking des Ovals, das wie eine Wand erscheint.
Das Aussteigen aus dem Bus ist leider nicht möglich. Hier kam es wohl in Vergangenheit häufiger zu Unfällen und verstauchten Knöcheln. Für das Museum inklusive Tour um die Rennstrecke haben wir $16 p. P. bezahlt.
Anschließend ging die Reise weiter Richtung Birmingham.
Den Barber Motorsport Park selbst hat Rainer schon ausführlich in seiner Vorschau vorgestellt. Eine wunderschöne Naturrennstrecke mit erheblichen Gefällen und Steigungen, daher auch liebevoll als „Alabama-Roller-Coaster“ bezeichnet. Die geschwungenen Kurven kommen den Formel-Rennwagen und Motorrädern entgegen. Einige Passagen erinnern ein wenig an Spa, beispielsweise die Abfahrt T2-T3 an Rivage sowie die Senke T12-T13 an Eau Rouge. Das Überholen gestaltet sich jedoch schwierig. Die Rennstrecke verfügt über zahlreiche Kiesbetten und der Begriff Tracklimit ist vor Ort gänzlich unbekannt.
Die Leidenschaft von George W. Barber zur Sammlung von historischen Motorrädern führte zum anliegenden Barber Vintage Motorsport Museum. Das Museum gilt als die größte Sammlung von historischen Motorrädern weltweit und beherbergt auch historische Rennwagen (u. a. zahlreiche Formel 1 Rennwagen von Lotus).
Für das IndyCar Wochenende habe ich mir das VIP-Package für $178 (+Kreditkartengebühren) gegönnt. Hierbei handelt es sich um das Wunschlos-Sorglos-Paket (inklusive jeweils 3-Tage Boxenlager, Museumszugang, Parken direkt auf dem Gelände (!) sowie der Möglichkeit einer Ehrenrunde auf der Strecke).
Die Preise vor Ort waren moderat, so kostete der Burger $6.50 und die Nachos mit „Pulled Pork“ $8.00 (in den USA sind die Kosten für Verpflegung im Allgemeinen deutlich höher als in Deutschland).
Um die Rennstrecke führt eine Ringstraße, die regelmäßig von einer „Tram“ umkreist wird. Der Zustieg ist an acht Haltestellen möglich und die Fahrt selbstverständlich kostenfrei.
Im Ganzen hat sich die IndyCar äußerst zuschauerfreundlich gezeigt. Im Boxenlager können die Rennwagen aus nächster Nähe betrachtet werden. Die Fahrer zeigten sich häufig.
Überhaupt hatte ich am Freitag den Eindruck, dass neben den Teams, den Journalisten nur eine Handvoll Fans anwesend waren. Eine ganz besondere Atmosphäre.
Mein persönliches Interesse galt jedoch im Wesentlichen den Formelwagen und weniger etwaigen Selfies. Hierbei haben sich insbesondere die Teammitglieder sehr freundlich gezeigt. Ein Team einer Nachwuchsrennserie hat extra Verkleidungsteile beiseitegelegt, damit ich die Pedalerie des Boliden fotografieren konnte. Auch meine Fragen über die Bedeutung der Kupplung wurden detailliert beantwortet. Die Mechaniker von Penske ließen mich auch freundlicherweise ein paar Detailfotos von Montoya’s Cockpit machen.
Abschließend möchte ich nochmal auf meine kleine Fotosammlung verweisen. In dieser sind Detailfotos aller Formelklassen vorhanden.
Weitere Fragen beantworte ich natürlich gerne.
@j82
Echt sehr tolle Bilder. Danke dafür.
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