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GT3-Report: A Walk In The Park

von Philipp Körner
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Am vergangenen Wochenende fuhren sowohl der Blancpain GT Series Endurance Cup als auch die Pirelli World Challenge auf malerischen Strecken umgeben von viel Natur. Im königlichen Park von Monza entwickelte sich über drei Stunden hinweg ein atemberaubendes Duell um den Sieg und auch im Barber Motorsports Park sollten extrem enge Kampfgruppen das Geschehen bestimmen.

Pirelli World Challenge – GTS:
Long Beach Grand Prix
Da wir im Zuge des Saisonauftakts der GT4 European Series einen genaueren Fokus auf das Reglement gelegt haben, nehmen wir uns im aktuellen GT3-Report nochmals der GTS-Klasse der Pirelli Word Challenge an. In dieser Kategorie wurden uns zwei höchst unterschiedliche Rennen geboten, was auch teilweise dem Wetter geschuldet war. Der erste Lauf am Freitag sah Jade Buford im #45 Sin R1 GT4 auf der Pole Position. Dahinter lagen Scott Dollahite im #46 Lotus Evora GT4 und Lawson Aschenbach im #10 Chevrolet Camaro GT4. Nach wenigen Runden des 50 Minuten langen Rennens wurde der leichte Regen immer stärker und resultierte schließlich in einem heftigen Schauer, welcher aber nur bestimmte Stellen des Kurses traf. Deswegen wurde schnell die erste Full-Course-Yellow-Phase ausgerufen, Apr 23 Pirelli World Challenge at Barber Motorsports Park Presented by Porschedie gut fünf Minuten später mit der roten Flagge unterbrochen wurde. Ziel war es, den Teams Reifenanpassungen zu ermöglichen, was jedoch de facto unnütz war. Nach mehr als zehn Minuten und weiteren Runden hinter dem Safety Car konnte das Geschehen wieder freigegeben werden, aber im Rücken der Boxengasse lauerten schon die nächsten Wolkenberge, die noch mehr Unheil in sich trugen. Auf der schnell abgetrockneten Strecke überholte Aschenbach in seinem #10 Camaro GT4 die Nummer 46 von Dollahite (Evora GT4) und setze damit den letzten Höhepunkt des Rennens. Ein sich anbahnender heftiger Gewittersturm sorgte erst für den Rückzug des Kamerapersonals und kurze Zeit später für den endgültigen Abbruch. Zwölf Minuten vor dem eigentlichen Ende des Countdowns überquerte Buford die Ziellinie auf Platz eins, gefolgt von Aschenbach und Dollahite. Der Sin R1 konnte somit sein Potenzial zum ersten Mal in der Saison beweisen.
Long Beach Grand PrixAm Samstagmorgen blieb der zweite Lauf von Wetterkapriolen verschont. Die Top 3 des Vortages bildete auch die Spitze für das zweite Rennen, welches jedoch nach wenigen Sekunden schon in eine Safety-Car-Phase überführt werden musste. Jade Buford scheiterte in seinem Sin R1 GT4 am stehenden Start, konnte aber von den folgenden Boliden problemlos überholt werden. Sieben Minuten dauerte die Neuordnung und Buford war sogar direkt dran am Feld, was im weiteren Verlauf entscheidend sein sollte. In der nächsten halben Stunde bekämpften sich die besten vier Boliden in äußerst sehenswerten Duellen, wodurch der Teamkollege von Buford in der #54 sogar die Spitze übernehmen und diese bis acht Minuten vor Schluss halten konnte. Zu dieser Zeit verlor Scott Heckert nämlich die Kontrolle über seinen Sin R1 GT4 und musste einen Dreher über sich ergehen lassen. Abstauber im unruhigen Feld sollte tatsächlich sein Teamkollege Buford werden. Wie der oft zitierte Phönix aus der Asche kämpfte er sich bis auf Platz eins vor, was natürlich viel Murren über die BoP hervorrief. Auf dem zweiten Platz landete der junge Parker Chase im #19 Ginetta GT4. Der Teenager ist bApr 23 Pirelli World Challenge at Barber Motorsports Park Presented by Porscheereits Werksfahrer für die Briten und gilt als großes Talent. Das Podium komplettierte Scott Dollahite im #46 Evora GT4.
Am gestrigen Dienstagnachmittag informierte die Pirelli World Challenge über ihre Zukunftspläne für die GTS-Klasse. Als womöglich erste große Folge der Zusammenarbeit mit der SRO Motorsports Group kündigte man an, dass die Klasse im nächsten Jahr ausschließlich für SRO-GT4-Fahrzeug geöffnet ist, aber dass Fahrzeuge aus dieser Saison nochmals eine Zulassung (Grandfather-Klausel) erhalten werden. Dies ist ein weiterer wichtiger Schritt für das GT4-Reglement und sollte noch mehr Aufwind generieren.

Pirelli World Challenge – GT/GTA/Cup:
Barber GT 5
Der erste Wertungslauf der großen Kategorien fand wenige Stunden nach dem zweiten Rennen der GTS statt und sorgte für Spannung bis kurz vor Schluss. Von Platz eins aus startete das Talent Michael Cooper im schwarzen #8 Cadillac ATS-V.R. GT3 ins Rennen. Hinter dem Werksfahrer des amerikanischen Autobauers lag mit Álvaro Parente im #9 K-PAX Racing McLaren 650S GT3 ein weiterer Markenvertreter. Nennenswert ist zudem der dritte Platz von Michael Lewis im #41 EFFORT Racing Porsche 911 GT3 R, der weiterhin auf dem Level seines Teamkollegen Patrick Long agieren kann. Im sehr sonnigen Herzen Alabamas ging es gleich nach dem Start wild zu. Zwei Audis aus dem hinteren Mittelfeld drehten sich im Verlauf der ersten Runde und einige Trümmerteile flogen zur Seite. In diesen Wirren überrumpelte Parente Cooper und überquerte mit dem in Long Beach siegreichen McLaren 650S GT3 als Führender die Start-Ziel-Linie. Nachdem das Rennen schnell in einen Rhythmus kam, erzwang ein heftiger Unfall nach etwa zehn Minuten die Nutzung des Safety Cars. Colin Thompson verlor ausgangs der vierten Kurve seinen #13 K-PAX Racing McLaren 650S GT3 und schlug heftig in die inneren Leitschienen ein. Dabei verlor er seinen Heckflügel und kam mit zerstörter Front auf der Strecke zum Stehen. Sichtlich geschockt und irritiert funkte er sofort die Frage nach der Ursache für den Abflug an die Box, wo es jedoch auch keine adäquaten Antworten gab. In den Aufnahmen aus dem Innenraum des Cockpits erkennt man nur, wie Thompson schlagartig gegenlenken musste, aber nach verlorenem Kampf die Hände vom Lenkrad nahm, um sich auf den harten Kontakt mit der Streckenbegrenzung vorzubereiten. Für ihn endete dort das Wochenende. Riesiges Glück hatten dafür die nachfolgenden Fahrzeuge, die teils durch das Trümmerfeld und teils über die Wiese ausweichen mussten. Am meisten Glück kann wohl dem in der GTA-Klasse dominierenden Apr 22 Pirelli World Challenge at Barber Motorsports Park Presented by PorscheMartin Fuentes im #07 Hublot Ferrari 458 Italia GT3 (Einsatzteam: Scuderia Corsa) zugeschrieben werden, da der Mexikaner fast in die Schussbahn geriet. Etwa 15 Minuten zogen sich die Aufräumarbeiten, weil unter anderem auch Flüssigkeiten ausgetreten waren. So ergab sich ein 25 minütiger Schlussspurt, welcher maßgeblich von zwei Gruppen geprägt wurde. Zum einen bekämpften sich die beiden Nissan GT-R Nismo GT3 (#33 Davison / #25 Heitkotter) und die beiden Porsche (#31 Long / #41 Lewis). Noch dramatischer hingegen war der Dreikampf um den Sieg. Parente hatte nämlich beide Cadillac formatfüllend im Rückspiegel. Vor allem Cooper in der Nummer 8 bereitete ihm große Kopfschmerzen und brachte den Portugiesen an die Grenzen. Kurz vor Rennende fand zudem der rote #3 Cadillac ATS-V.R. GT3 von Johnny O`Connell endlich Anschluss an das Duo vor ihm. Für die ambitionierten Verfolger sollte es jedoch anders als erhofft kommen. Im Überrundungsverkehr setzte sich Parente ab und auch die Lücke zwischen den von Pratt&Miller gebauten Fahrzeugen wuchs zu stark an. Somit blieb vielleicht ein letzter möglicher Höhepunkt aus, aber die leidgeplagte Truppe von K-PAX Racing (Einsatzteam: Flying Lizard) wurde für ihre harte Arbeit belohnt. Martin Fuentes Erfolgsserie in der GTA blieb weiterhin ungebrochen und in der Cup-Wertung setzte sich Alec Udell in seiner Nummer 17 gegen die klägliche Konkurrenz dreier weiterer Porsches durch.
Apr 24 Pirelli World Challenge at Barber Motorsports Park Presented by PorscheDa der Start des Sonntagsrennens etwa zur Rennmitte in Monza angesetzt war, wurden die Freunde des GT3-Rennsports vor eine kleine Herausforderung gestellt. Mit der Top 3 des Vortages auf den entsprechenden Startplätzen konnte man hoffen, dass sich die harten Auseinandersetzungen auch am Folgetag fortsetzen würden. Diese Vermutung sollte sich bewahrheiten, denn bereits am Start überholte der schwarze Cooper-Cadillac den McLaren 650S GT3 von Parente. Ab diesem Zeitpunkt war der Nordamerikaner in der Lage, mit starken Rundenzeiten einen Vorsprung aufzubauen. Sein drittplatzierter Teamkollege O’Connell im #3 ATS-V.R. GT3 konnte dem Duo an der Spitze nicht folgen und musste sich deswegen mit den schnellen EFFORT Racing 911 GT3 R im Rückspiegel anfreunden. Relativ ereignislos verflogen die ersten 30 Minuten. Die Ruhe löste sich jedoch schlagartig auf, als der Portuenser in Diensten von McLaren mit Glanzrunden den Anschluss zu Platz eins wiederherstellte. Wie eine umgedrehte Kopie des ersten Rennens erschien das sehr enge Duell der Beiden, denn viele Nahaufnahmen des Hecks von Cooper waren das Höchste der Gefühle für Parente. Dieser musste nun seine eigene Medizin eines gekonnten Abwehrverhaltens schlucken und fand bis zum Rennende auch kein Gegenmittel. Da sich O’Connell im Rennverlauf von den Porsche-Boliden distanzieren konnte, war sein zweiter Platz drei auch ungefährdet. Michael Cooper aus dem Bundesstaat New York feierte damit seinen ersten Sieg in der großen Kategorie, nachdem er im Vorjahr GTS-Meister wurde. Ähnlich wie sein Namensvetter Lewis im #41 EFFORT Racing 911 GT3 RApr 24 Pirelli World Challenge at Barber Motorsports Park Presented by Porsche gehört der Rennsieger zu den größten Talenten der nordamerikanischen GT3-Szene. In der GTA-Klasse kann es wie immer nur einen geben: Martin Fuentes Nummer sieben Ferrari 458 Italia GT3 scheint unschlagbar zu sein. Im GT Cup holte sich Alec Udell (#17) auch den zweiten Sieg des Wochenendes. Nach den ersten sieben Läufen der Saison liegt Michael Cooper nun auf Platz zwei in der Meisterschaft, wo Altmeister Johnny O’Connell durch höhere Konstanz die Nase vorne hat. Als Resultat des starken Rennwochenendes in Alabama ist Álvaro Parente der beste Verfolger der beiden Cadillac-Profis. Dementsprechend lautet auch das Duell in der Teamwertung Cadillac Racing vs. K-PAX RaApr 23 Pirelli World Challenge at Barber Motorsports Park Presented by Porschecing. Nach der anstrengenden Reise von Long Beach zum Barber Motorsports Park innerhalb weniger Tage gönnt man den Teams nun etwa drei Wochen Pause, bevor es Mitte Mai nach Kanada geht. Vom 19. bis 22. Mai gastiert die Pirelli World Challenge in voller Mannstärke auf dem Canadian Tire Motorsport Park (GT/GTA/GT Cup/GTS/TC/TCA/TCB). Im Nordosten Torontos wird es zum Debüt des Sprint-X-Formates kommen, welches Kollege Max in seiner umfangreichen Saisonvorschau wie folgt beschreibt:

„Die Sprint-X kann man als eine Art nordamerikanische Blancpain Sprint Series sehen. Es werden sowohl Fahrerwechsel als auch Reifenwechsel erlaubt sein und die Rennen dauern 60 Minuten. Dadurch können dann auch Fahrer an den Rennen teilnehmen, die einen alleinigen Einsatz sonst nicht finanziell bewältigen können.“

Man darf gespannt sein, wie sich die ebenfalls geschilderten Fragen im Vorfeld klären werden, aber es wäre nicht verwunderlich, wenn das Weltformat auch in den Staaten positiv angenommen wird.

GT4 European Series:
GT4 ES 3
In den GT4-Wochen des Racingblogs darf natürlich nicht der Aufhänger in Form der GT4 European Series fehlen. Im Rekordfeld von 27 Rennern setzte sich der #9 Ekris M4 GT4 in der Qualifikation durch. Dahinter lag der #11 Sin R1 GT4, auf welchen wiederum der #18 PROsport Perfomance Cayman PRO4 GT4 folgte. In den ersten Rennminuten entstand ein äußerst ansehnliches Highspeed-Duell zwischen dem #9 M4 GT4 und dem #11 Sin R1 GT4, welches nach etlichen Versuchen in der Anfahrt zur ersten Schikane schlussendlich für die Führung des Sin R1 sorgen sollte. Dank des robusten Charakters der Fahrzeuge waren auch ruppige AuseinandersetzuGT4 ES 1ngen kein Problem und sogar ein gern genutztes Mittel. Nur die Rennleitung fand an dieser Vorgehensweise keinen Gefallen und sprach einige Strafen aus. Durch eine späte Neutralisierung nahm ein komprimiertes Feld die restlichen zwei Runden in Angriff, in denen sich der #90 Villorba Corse Maserati GranTurimso MC Trofeo GT4 den Sieg schnappen konnte. Darauf folgten der #11 Sin R1 GT4 und der #9 Ekris M4 GT4. Der erste Lauf war äußert unterhaltsam und vielversprechend, was der europäischen GT4-Szene nur helfen kann. Mit Spannung wurde deswegen der Lackmustest des zweiten Rennens erwartet, welches bei der Einschätzung der wirklichen Qualität helfen sollte.
GT4 ES 4Der zweitplatzierte #11 Sin R1 GT4 des Vortages startete auf der „Sonntagspole“ mit zwei KTM X-Bow GT4 (#54 und #24) im Rücken, die zum Reiter Young Stars Cup gehörten. Die deutsche Rennschmiede will damit sowohl seine GT4-Renner als auch junge Talente ins Rampenlicht führen. Im KTM-Lager erlebte man jedoch harte Anfangsminuten. Erst drehte sich ein X-Bow GT4 fast ins Feld weg und nur wenige Sekunden später schlug der Markenkollege mit der #84 hart in die Leitplanken ein, was den ersten SC-Einsatz erzwang. Vier Minuten nahm die Reinigung in Anspruch. Daraufhin folgte eine eher geruhsame halbe Stunde, die wiederum durch einen KTM ihr Ende fand. Die aus einer speziellen Publikation bekannte Doreen Seidel verlor ihren #54 X-Bow GT4 und blieb im Kiesbett stecken: GT4 ES 4 (3)SC Nummer 2. Mit fünf Minuten auf der Uhr wurde die Strecke nochmals freigegeben. Doch viel sollte nicht mehr passieren, da ein BMW-M3-Motor sein Tagewerk qualmend beendete. Durch die Zerrissenheit des zweiten Laufs wurde der #46 Maserati Spa GranTurimso MC Trofeo GT4 nach ganz vorne gespült und holte damit den zweiten Heimsieg für die Marke am Wochenende. Auf den weiteren Plätzen landeten die beiden niederländischen V8 Racing International Chevrolet Camaro GT4 mit den Nummern zwei und eins.
Als Fazit kann man durchaus sagen, dass die GT4 European Series endlich dort angekommen ist, wo sie dem selbst formulierten Anspruch nach schon lange sein wollte. Eine große Anzahl an Amateuren ließ sich für das Konzept begeistern, was auch in den Interviews zu sehen war. Wenn das Feld weiterhin das Niveau und die Größe beibehalten kann, wird die Serie tatsächlich einen festen Platz in der Motorsportlandschaft finden. Vom 13. bis 15. Mai steht die Teilnahme beim legendären Grand Prix de Pau auf dem Plan. Der anspruchsvolle Stadtkurs passt perfekt in das Profil der Serie und verspricht Spannung sowie viel Kontakt mit Gegner und Mauer.

Blancpain GT Series Endurance Cup:
Monza BGTEC 9
Zum Abschluss des sechsten GT3-Reports werfen wir nun endlich einen Blick auf das Highlight des Wochenendes: die drei Stunden von Monza, die äußerst kurzweilig waren. In den Trainingssitzungen zeigte sich vor allem die Traditionsmarke aus Maranello als Favorit für das Heimrennen. Dieser Eindruck sollte auch nicht täuschen, doch in der dreigliedrigen Qualifikation formulierten zwei weitere Marken ihren Anspruch auf den Sieg. Die Pole Position sicherte sich der #84 HTP Motorsport Mercedes AMG GT3 (Dominik Baumann-Jazeman Jaafar-Maximilian Buhk) in den Händen des Reinbekers Buhk. Dass der AMG GT3 immer mehr sein Potenzial weltweit aufzeigt, ist zwar bekannt, aber trotzdem war diese Leistung eine kleine erfreuliche Überraschung. Platz zwei ging an den #23 Nissan GT Academy Team RJN GT-R Nismo GT3 (Lucas Ordoñez- Mitsunori Takaboshi-Alex Buncombe), der pünktlich zum Beginn der Langstreckensaison der Blancpain GT Series bei der Musik war. Der beste Pro-Am-Bolide folgte bereits auf Platz drei, da Giancarlo Fisichella im #53 AF Corse Ferrari 488 GT3 (Motoaki Ishikawa-Lorenzo Bontempelli- GiancarlMonza BGTEC 8o Fisichella) Glanzzeiten in den Asphalt brannte. In der Top 10 waren des Weitern noch der #8 Bentley Team M-Sport Continental GT3 (Andy Souček-Wolfgang Reip-Maxime Soulet) auf Platz sechs und der #1 Belgian Audi Club Team WRT R8 LMS GT3 (Dries Vanthoor- Frédéric Vervisch-Laurens Vanthoor) auf Platz sieben als nennenswerte Autos vertreten. Die Amateur-Pole ging an den #51 AF Corse 488 GT3 (Peter Mann-Francisco Guedes-Rino Mastronardi) auf Gesamtrang 22. Die beiden Garage 59 McLaren 650S GT3 schafften nur Platz 15 (#59 (Struan Moore-Alex Fontana-Andrew Watson)) respektive Platz 16 (#58 (Shane van Gisbergen- Côme Ledogar-Rob Bell)), was in Anbetracht der Vorjahresleistung ein bisschen enttäuschend war. Insgesamt gesehen war das Qualifikationstraining sehr eng, was für eine angemessene BoP sprechen könnte.
Monza BGTEC 1Um exakt 14:59:00 Uhr erhielt das 56 Boliden starke Feld die Rennfreigabe im sonnigen Monza. Eine mittelmäßige Zuschauermenge ergötzte sich an dem beispiellosen Anblick der riesigen Fahrzeugansammlung. Fast traditionsgemäß entwickelte sich ein riesiger Stau in der Anfahrt zur ersten Schikane, was einige Dreher und Abkürzer provozierte. Zudem wurde auch mehrmals ausgiebig Lack ausgetauscht. In der ‘Variante del Rettifilo‘ genannten Passage sollten sich bereits die Ambitionen bezüglich der Titelverteidigung im Lamborghini-Lager in Luft aufgelöst haben. Nachdem in den Sitzungen davor schon die nötige Pace fehlte, handelten sich der #16 GRT Grasser Racing Team Lamborghini Huracán GT3 (Rolf Ineichen-Jeroen Bleekemolen-Mirko Bortolotti) und der #29 Konrad Motorsport Lamborghini Huracán GT3 (Christopher Zöchling-Jules Gounon-Christopher Brück) empfindliche Strafe wegen des Abkürzens ein. In den ersten Minuten der Startphase schob sich der #8 Bentley Continental GT3 auf Platz drei vor und überzeugte durch gute Umläufe. Gleichzeitigverlor der #59 Garage 59 McLaren 650S GT3 an Geschwindigkeit und musste umgehend die Boxengasse ansteuern, wo das Problem über mehrere Minuten hinweg behoben werden sollte. Somit lagen nun alle Hoffnungen auf dem Schwesterfahrzeug. Das Pech schlug außerdem zwei Mal bei WRT zu, wo sich die #1 eine blutige Nase im Verkehr holte sowie die #2 einen Reifenschaden hinnehmen musste; und zusätzlich verlor Rowe Racing frühzeitig den #98 BMW M6 GT3 (Stef Dusseldorp-Klaus Graf-Lucas Luhr) Monza BGTEC 2aufgrund von technischen Schwierigkeiten. Während in einigen Boxen also schon das Drama seinen Lauf nahm, flogen groß aufgefächerte Kampfgruppen über die Start-Ziel-Geraden. Vor allem im Mittelfeld herrschte lange Zeit Ausnahmezustand, bis nach etwa einer halben Stunde die Fahrzeuge ihre Plätze fürs Erste bezogen hatten. Trotzdem war der erste Lauf des Endurance Cup weit entfernt von einer Prozession, da die langsameren Klassen schnell für Verkehr sorgten, der im Verlauf der weiteren Stunden rennentscheidend wurde. Noch in der ersten Stunde meldete Daniel Keilwitz im Pro-Am #66 Black Pearl Racing Ferrari 458 Italia GT3 (Steve Parrow-Alexander Mattschull-Daniel Keilwitz) seine Ambitionen auf den leider nicht existierenden Titel „Fahrer des Rennens“ an, als er im unterlegenen Gefährt Führungskilometer sammeln konnte. Wegen vorgegebener Standzeiten (75 bis 95 Sekunden) und gleichen Strategiefenstern von jeweils etwa einer Stunde blieben in der ersten Boxenstoppphase große Überraschungen aus. Einzig und allein der #58 Garage 59 McLaren 650S GT3 schaffte einen größeren Sprung auf Platz eins. Das französische Porsche-Carrera-Cup-Ass Côme Ledogar übernahm den Briten in Führung liegend vor dem #8 Bentley Team M-Sport. Im darauf folgenden #84 HTP Motorsport Mercedes AMG GT3 wurde der bärenstarke Baumann von Jazeman Jaafar ersetzt, der nach Monza BGTEC 6Anfangsproblemen schnell Geschwindigkeit fand. Logischerweise fielen nun die Teamkollegen von Keilwitz im Feld zurück, aber der positive Eindruck soll dadurch nicht geschmälert werden. Die im PWC-Bericht geschilderte Herausforderung der Doppelansetzung sollte schlussendlich kein so großes Problem gewesen sein, da die zweite Rennstunde verhältnismäßig unspektakulär war. An der Spitze wollte man den Abstand zu den Gegnern so gering wie möglich halten und sich eine gute Ausgangslage schaffen, was uns später ein wahnsinnig spannendes Duell um den Sieg schenken sollte. Größter Aufreger war der verheerende Reifenschaden des #99 Rowe Racing BMW M6 GT3 (Philipp Eng-Alexander Sims-Dirk Werner) zur Rennhalbzeit. Die Saarländer, die im Übrigen beim FIA GT World Cup Ende des Jahres in Macau antreten werden, hatten ein sehr unschönes Wochenende in Italien zu verzeichnen.
Doch kommen wir zum angedeuteten sportlichen Highlight. Dem Neuseeländer Shane van Gisbergen, der in der australischen V8-Supercars-Serie zu den Starfahren zählt, wurde der Schlussspurt im #58 Garage 59 McLaren 650S GT3 anvertraut. Sein Auftrag lautete, Platz eins unter allen Umständen zu verteidigen. Beim Rivalen von HTP Motorsport setzte sich der Polefahrer Maximilian Buhk hinter das Lenkrad des #84 Mercedes AMG GT3, welcher vom starken Südostasiaten Jaafar aussichtsreich positioniert wurde. Der #8 Bentley Continental GT3 fuhr zwar weiterhin auf einem beachtlichen dritten Platz, war aber augenscheinlich schon aus dem Kampf ausgeklinkt. Etwa 25 Minuten vor Ende war der schwarz-rote Stuttgarter im Heck des Briten, fand jedoch trotz mehrerer Versuche keine adäquate Lücke. Der Druck auf van Gisbergens Schultern wuchs von Minute zu Minute, was auch minimale Fehler provozierte. So streifte er öfters mit den Reifen leicht die Kiesbetten des Traditionskurses, aber außer Staub entstand daraus nichts: V8-Supercars-Schule. Der Neuseeländer fand im starken Verkehr Fluch und Segen zugleich. Einige Male blieb er hängen, was Buhk fast vorbeifahren ließ. Gleichermaßen hatte aber auch der Deutsche Pech mit den langsameren Boliden. Das Höchste der Gefühle waren kurze Momente nebeneinander, die vom McLaren jedoch Monza BGTEC 4rasch abgewürgt wurden. Auf der mittlerweile stark verdreckten Strecke fand sich für den AMG GT3 schlicht kein Platz zum Überholen. Nach über 25 Minuten gelebtem Profimotorsport beantworte die karierte Flagge die Frage nach dem Sieger zugunsten McLarens. Buhk und HTP Motorsport nahmen die Niederlage natürlich professionell zur Kenntnis. Größer war die Freude beim #8 Bentley des Team M-Sport. In der Pro-Am-Wertung hielt die Ferrari-Dominanz der Vortage an, sodass der #11 Kessel Racing Ferrari 488 GT3 (Michal Broniszewski-Alessandro Bonacini-Andrea Rizzoli) siegreich war (Gesamtplatz fünf). Die anfangs Monza BGTEC 3geschilderte Paarung um Giancarlo Fisichella in der #53 landete zwar nur auf Klassenplatz zwei, aber der Italiener zählte auch im Rennen zu den schnellsten Fahrern im ganzen Feld. Während in der höchsten Klasse die Siegerehren knapp verpasst wurden, schaffte der #87 AKKA ASP Mercedes AMG GT3 (Maurice Rizzi-Jean-Luc Beaubelique-Gilles Vannelet) die höchste Stufe des Podiums in der Amateurwertung (Gesamtplatz 27).
Der Auftakt des neu gestalteten Blancpain GT Series Endurance Cup war vor allem wegen der spektakulären Bilder sehr sehenswert, aber der Monza BGTEC 5Mittelteil war ziemlich statisch. Als Fazit kann man trotzdem festhalten, dass wir einen gelungenen ersten Lauf komplett unter Grün zu Gesicht bekamen. Das nächste Langstreckenrennen findet vom 14. bis 15. Mai auf dem Silverstone Circuit statt, aber davor gastiert die Sprint-Variante auf dem GP-Kurs von Brands Hatch (07. bis 08. Mai). Der unfallreiche Saisonstart der British GT dort sollte die Blancpain-GT-Fahrer warnen.
Die British GT fährt dieses Wochenende in Rockingham, aber leider ohne TV-Übertragung. Die International GT Open reist nur mit einem kleinen Feld nach Estoril an, weswegen sie im GT3-Report weiterhin keine große Rolle spielen wird. Im ersten Lauf reüssierte der Balfe Motorsport Ferrari 458 Italia GT3 (Phil Keen / Shaun Balfe). Der zweite Lauf wurde vom Monza-Siegerteam Garage 59 gewonnen. Den McLaren 650S GT3 vor Ort pilotierten Michael Benham und Duncan Tappy. Vom 21. bis 22. Mai nimmt man die Ardennen-Achterbahn als nächstes in Angriff, was sich für den geneigten GT3-Freund doch lohnen könnte, da man einen akzeptablen Stream anbietet.
Nach dem umfangreichen letzten Wochenende kann man sich bereits auf die ADAC Monza BGTEC 7GT Masters auf dem Sachsenring freuen. Dem hauptsächlich aus dem Motorradsport bekannten Kurs hält die GTM schon seit ihrem Bestehen die Treue. Auch wenn die Rennen in den letzten Jahren dementsprechend waren, lohnt sich der Blick dorthin allemal. Das KÜS Team75 Bernhard hat sich die Dienste von Klaus Bachler für die kommenden Tage gesichert, da Kévin Estre anderweitig beschäftigt ist. Schlussendlich verweisen wir noch auf die IMSA WeatherTech SportsCar Championship auf dem Mazda Raceway Laguna Seca, wo die GTD-Klasse zusammen mit der PC-Kategorie einen eigenen Lauf austragen wird. Die etwas späte Startzeit und Streams zu allen Ereignissen findet Ihr wie immer in den TV-Zeiten.
Wir wünschen Euch eine spannende Rennsportwoche und würden uns über Rückmeldungen zum Exkurs über die GT4 freuen, welcher hiermit sein vorläufiges Ende findet, da die ausgiebigen Rennanalysen den Rahmen sichtlich ausweiten.

Bilderquelle / Copyright: Pirelli World Challenge; GT4 European Series; Blancpain GT Series

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2 Kommentare

Bluthund87 27 April, 2016 - 18:42

Gibt’s das Bild vom Bentley auf zwei Rädern eigentlich auch etwas größer?? So ungefähr 2560×1440 :-)

Philipp Koerner 27 April, 2016 - 18:58

@ Bluthund87:
Hallo Bluthund87,

das Bild gibt es sowohl im Pressebereich als auch in der frei zugänglichen Galerie (http://www.blancpain-gt-series.com/gallery?page_num=1).
Auf den ersten Blick lässt sich Dein Wunsch leider jedoch nicht erfüllen.

Eine schöne Woche wünscht
Phil

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