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NASCAR: Analyse Richmond April / Vorschau Talladega Mai 2016 / Lugnut-Rule

von KristianStooss
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Carl Edwards sicherte sich mit einem Bump-&-Run-Manöver in der letzten Kurve gegen Kyle Busch den Sieg in Richmond und fuhr damit nach Bristol bereits beim zweiten Rennen in Folge in die Victory-Lane. Am nächsten Wochenende steht Talladega auf dem Programm und zwischenzeitlich änderte die NASCAR ihre vielkritisierte Lugnut-Rule.

Die Änderung der Lugnut-Rule aus dem Nichts

Die NASCAR hat nach der heftigen Kritik von Tony Stewart ihre Lugnut-Policy überdacht und ein Memo an die Teams herausgegeben. Ab sofort müssen wieder zwingend alle fünf Reifenmuttern festgezogen werden, ansonsten drohen teilweise empfindliche Strafen. Werden nach dem Rennen nicht festgezogene Reifenmuttern festgestellt, hagelt es ein Rennen Sperre für den Crew-Chief und 20.000 US-Dollar Bankeinzug. Die Sperre von mindestens vier Rennen für Crew-Chief und die beteiligten Reifenwechsler bei Verlust eines Rades außerhalb der Boxengasse besteht fort.

Mir ist noch völlig unklar, wie die Offiziellen aktuell überhaupt feststellen wollen, wie viele Reifenmuttern auf der Innenseite angezogen wurden. Dazu wären meines Erachtens wieder die guten alten (und dicken) Männer (und Frauen) in der Boxengasse notwendig oder eine Erweiterung des automatischen Systems um Kameras an der Boxenmauer. Ich gehe stark davon aus, dass diese Aufgabe nicht so ohne weiteres zu 100 % lösbar ist und genau deshalb im Zuge der Umstellung des Pit-Road-Officiatings die Lugnut-Regeln gelockert wurden. Wir werden sehen, wie die NASCAR das Problem löst.

Völlig überzogen empfand ich dagegen die Aussage von CEO Brian France, der in einem Interview sagte, dass es für die NASCAR eine völlig natürliche Sache sei, das Racing sicherer zu gestalten, sobald sich die Möglichkeit dazu ergibt. Total blöd, wenn man erst diese Regel abschafft, den Sicherheitshintergrund vollkommen herunterspielt, nicht auf die Fahrer hört, anschließend den Überbringer der Wahrheit in den Medien bestraft und dann so tut, als wäre nichts gewesen, und das Ganze Tohuwabohu am besten auch noch als eigene Stärke verkauft. Vielen Dank, Herr France, das war (mal wieder) nichts von Ihnen! Meine Kontodaten für die Lastschrift habe ich Ihnen soeben per E-Mail gesendet.

Analyse Richmond April 2016

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Das Rennen in Richmond präsentierte sich erst kurz nach der Halbzeit der 400 Runden etwas abwechslungsreicher, da zuvor Carl Edwards die erste Hälfte über zwei Green-Flag-Runs mit knapp 150 Führungsrunden geradezu dominierte. Von den insgesamt acht Cautions fielen nur zwei in die ersten 200 Umläufe und dann auch noch wegen Debris. Die erste Gelbphase wurde erst in Runde 158 ausgerufen, was übrigens die längste Periode vom Start bis zur ersten Caution seit 1979 in der Frühjahrsausgabe von Richmond darstellte. Wenigstens stimmte die Action auf der Strecke, denn Überholmanöver waren ohne größere Probleme möglich und bei den Restarts ging es auch schon mal three- oder four-wide in die Kurven – für einen Shorttrack ja sonst eher ungewöhnlich.

In der zweiten Rennhälfte übernahm vorne zunächst Kevin Harvick das Ruder, doch nach einer Berührung inkl. Caution zwischen Rückkehrer Tony Stewart und ausgerechnet Joey Logano gingen die Busch-Brüder in Führung und wechselten sich bei den folgenden Restarts munter ab. Die entscheidende Phase begann 40 Runden vor Ende mit einem Dreher von Brian Scott in Turn 4. Zur grünen Flagge nach den letzten Boxenstopps versammelten sich wieder Carl Edwards und Kyle Busch in der ersten Reihe. Edwards war seine Führung jedoch schnell los und konnte erst in den letzten Umläufen wieder zum Teamkollegen aufschließen, der seinen Reifen im Finale wohl etwas zu viel abverlangt hatte. Mit einem beherzten Bump-&-Run-Manöver schob er die #18 beiseite und sicherte sich seinen zweiten Saisonsieg.

Um so eine Aktion gegen einen Busch in der letzten Kurve zu setzen, benötigt man schon ein Paar Eier in der Hose, denn die Wutausbrüche der Las-Vegas-Connection sind hinlänglich bekannt und belegt. Der besonnene Kyle Busch im Interview nach dem Rennen überraschte mich daher etwas, er scheint mir tatsächlich weiter gereift zu sein. Nicht vergessen darf man aber auch, dass es sich bei Carl Edwards um den Teamkollegen von Busch handelt und beide Piloten ihr Chase-Ticket bereits zu 99% gelöst haben. Den Schubser darf man also meiner Meinung nach getrost unter ganz klassischem Shorttrack-Racing verbuchen. Es waren für die Zuschauer somit durchaus einige sehr unterhaltsame letzte Runden in Richmond, die für die maue erste Rennhälfte entschädigten.

Hinter Carl Edwards und Kyle Busch klassifizierten sich Jimmie Johnson, Kasey Kahne und Kevin Harvick. Die Top-10 komplettierten Denny Hamlin, Matt Kenseth, Joey Logano, Martin Truex Jr. und Kurt Busch. Insgesamt fiel mir auf, dass Joe Gibbs Racing am Sonntag geschlossen fast durchgehend in den Top-10 unterwegs war, obwohl zwei Piloten des Teams etwas Pech hatten. Bei Kenseth mussten beide Batterien an der Box gewechselt werden, glücklicherweise unter Gelb, und bei Hamlin bekam man eine „Tail end of the longest line“-Strafe, da beim Boxenstopp ein rollendes Rad den Pitstall verließ. Beide Fahrer legten jedoch ein tolles Comeback hin, ebenso wie Tony Stewart, der mit seinem noch nicht vollständig auskurierten Wirbelbruch immerhin Platz 19 einfahren konnte und sichtlich Spaß hatte.

Das gesamte Rennergebnis kann bei Jayski inklusive weiterer Statistiken noch einmal nachgeschaut werden. Es folgen wie gewohnt die Fahrerwertung und die Owner-Punkte, die Bildergalerie befindet sich am Ende des Artikels.

Vorschau Talladega Mai 2016

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Am nächsten Wochenende geht es mit angezogener Handbremse weiter, denn auf dem Talladega Superspeedway werden die PS-Zahlen wieder mit Hilfe der Restrictor-Plates halbiert. Das Resultat auf dem 2,66 Meilen langen Oval mit satten 33 Grad Kurvenüberhöhung lautet daher Pack-Racking. Weil alle Fahrzeuge sich im Zentimeterabstand in Dreierreihen bei rund 200 mph über die Strecke bewegen, gleicht das Spektakel oft einer Lotterie und zwar sowohl, was den Sieger angeht, als auch bei der Frage, wer in eine der zu erwartenden Massenkarambolagen verwickelt sein wird. Talladega ist damit eine der großen Wildcards, zusammen mit Daytona und den beiden Rundkursen, weil die Chance auch für Fahrer aus dem Mittelfeld enorm steigt, sich mit einer Fahrt in die Victory-Lane einen Platz im Chase zu sichern.

Auf der Entry-List finden sich die üblichen Verdächtigen, so wird Michael Waltrip statt Reed Sorenson bei Premium Motorsports in der #55 sitzen und Bobby Labonte übernimmt die #32 von GO FAS Racing für ein Rennen von Jeffrey Earnhardt bzw. Joey Gase. In der #14 wird es vermutlich während der ersten Caution einen Fahrerwechsel geben, damit Tony Stewart wenigstens die Punkte mit nach Hause nehmen kann. Für ihn übernimmt Ty Dillon das Steuer, um eine erneute Verletzung der noch angeschlagenen Wirbel bei einem möglichen High-Speed-Crash zu vermeiden. Insgesamt sind 41 Fahrzeuge gemeldet, da Front Row Motorsports mit David Gilliland in der #35 ein drittes Auto an den Start bringt, womit ein Team vorzeitig die Heimreise antreten muss.

Zum Abschluss folgen an dieser Stelle wie gewohnt noch die Entry-List sowie ein Zeitplan für das TV-Programm am Wochenende.

Freitag, 29.04.
17:30 Uhr, XFINITY Series Practice, FS1
19:30 Uhr, XFINITY Series Final Practice, FS1
20:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, FS1
22:30 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, FS1

Samstag, 30.04.
16:30 Uhr, XFINITY Series Qualifying, FS1
18:30 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, FOX
21:00 Uhr, XFINITY Series Rennen (Sparks Energy 300), FOX ab 20:30 Uhr

Sonntag, 01.05.
19:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (GEICO 500), FOX & Motorvision TV ab 18:30 Uhr

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1 Kommentare

R. Kurz 28 April, 2016 - 07:53

„Mir ist noch völlig unklar, wie die Offiziellen aktuell überhaupt feststellen wollen, wie viele Reifenmuttern auf der Innenseite angezogen wurden.“

ich vermute, dass man das ganz gut an der Felge erkennen kann, denn durch das Festschrauben der Muttern werden diese an en entsprechenden Stellen zerkratzt, bzw. splittert der Lack ab.

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