Die beiden Wertungsläufe der ADAC GT Masters auf dem Sachsenring waren geprägt von spannenden und hart geführten Duellen. Jedoch erzwangen die Kiesbetten auch etliche Safety-Car-Phasen, was vielen Fahrern nicht gefallen konnte.
Rennen 1:
Am Samstagmorgen war der #16 GRT Grasser Racing Team Lamborghini Huracán GT3 (Stolz / Tweraser) das schnellste Auto in der ersten Qualifikation. Trotz einer BoP-geschuldeten Gewichtserhöhung für den Mercedes AMG GT3 folgte bereits die #1 des Team Zakspeed (Asch / Ludwig) auf dem zweiten Rang. Erfreulicherweise gelang dem schlecht in die Saison gestarteten Bentley Team Abt der Sprung auf den dritten Startplatz durch den #7 Bentley Continental GT3 (Jöns / Abt). Im Gegensatz zu den Stuttgarter Rennern taten sich die Audis, welche ebenso leicht zuladen mussten, etwas schwerer und mussten sich größtenteils am hinteren Ende der besten Zehn einordnen.
Der erste Wertungslauf mit einem gut gemischten Feld von 31 Boliden schaffte zwar noch einen geordneten Start, aber nach turbulenten zweieinhalb Minuten rückte das Safety Car zum ersten Mal aus. Der Grund dafür war der Ausrutscher des #22 MRS GT-Racing Nissan GT-R Nismo GT3 (Feige / Schothorst) in das tiefe Kiesbett des ostdeutschen Traditionskurses. Bis zur ersten Neutralisierung fuhr die #77 Callaway Competition Corvette C7 GT3 (Gounon / Keilwitz) bis auf Platz zwei (Sechste in der Qualifikation) vor und deutete ihr Potenzial an. Man profitierte jedoch auch von den frühen Problemen des #7 Bentley, welcher noch in der ersten Runde stark an Geschwindigkeit verlor.
Nachdem die Sportwarte vier Minuten für die Aufräumarbeiten in Anspruch genommen hatten, erfolgte die zweite Freigabe mit einer besonderen Auffälligkeit. Wie auch beim Rennstart kam die Nummer eins vom Team Zakspeed nur langsam in Fahrt, aber stabilisierte sich schnell. Nur fünf Minuten später stand der nächste Sportwagen fest eingegraben im Kies. Der #67 Attempto Racing Team Lamborghini Huracán GT3 (Zampieri / Niederhauser) wurde unsanft vom Schwesterauto der Nummer eins des Team Zakspeed von der Strecke geschoben und benötigte Hilfe in der Form der zweiten SC-Phase. Etwa eine Minute nach der Wiederfreigabe musste schon wieder von der Seite der Rennleitung eingriffen werden, da es dieses Mal den #3 Bonaldi Motorsport Lamborghini Huracán GT3 (Kujala / Pavlovic) erwischt hatte. Offensichtlich wurden die italienischen Boliden vom Pech magisch angezogen, denn dem Duell gegen den #55 Aust Motorsport Audi R8 LMS GT3 (Schreier / Maassen) sollte die Aufhängung nicht standhalten, was den Huracán postwendend von der Strecke fliegen ließ. Ganze drei Neutralisierungen waren damit in nur 21 Minuten zu verzeichnen. Trotz aller Unterbrechungen lag der #16 Grasser Racing Team Lamborghini bis zur Öffnung des Pflichtboxenstoppfensters noch auf Rang eins. Dahinter konnte sich nun auch der Fanliebling in der Form der #77 Callaway Corvette etablieren, die wiederum den #15 Phoenix Racing Audi R8 LMS GT3 (Winkelhock / Pommer) im Rückspiegel hatte. Gleich zu Beginn bogen die #77 und kurze Zeit später auch die #15 in die Boxenstraße ab. Fast genau zur Rennhalbzeit sollte die vierte und letzte SC-Phase die Dynamik komplett ändern und den genannten Fahrzeugen die Spitzenposition streitig machen. Der #99 Herberth Motorsport Porsche 911 GT3 R (Renauer / Ragginger) strandete in den Untiefen des Kies, nachdem er vom Schwesterauto der #77 Callaway Corvette hinausbugsiert wurde.
Da insgesamt sieben Minuten nochmals hinter dem Audi R8 der Rennleitung zirkuliert wurde, erfolgten somit alle weiteren Stopps des Pflichtfensters unter diesen Bedingungen. Deswegen war es lange Zeit unklar, wer der größte Glückspilz werden sollte. Diese Rolle fiel schlussendlich in den Zuständigkeitsbereich der Meisterpaarung des Team Zakspeed, die den ersten Platz belegen konnte. Gewohnt routiniert ließ man in den restlichen 20 Rennminuten auch nichts mehr anbrennen. Dahinter lag die Paarung des #29 Land Motorsport Audi R8 LMS GT3 (de Phillippi / Mies), mit der man sich noch in Oschersleben überragende Zweikämpfe geliefert hatte. Auch Rang drei war in den Händen der Ingolstädter Marke, da der #25 kfz24 – APR Motorsport Audi R8 LMS GT3 (Dobitsch / Sandström) ganze 13 Plätze durch die günstigen Umstände nach vorne fahren konnte. Zu diesen 13 Fahrzeugen gehörte auch die #77 Callaway Corvette, die in den letzten Rennrunden am orangenen R8 verzweifeln sollte. Dies war nur eine von vielen sehenswerten Auseinandersetzungen, welche die zweite Rennhälfte positiver gestallten sollten. Dank Connor de Phillippi konnte Land-Motorsport zusätzlich zu Rang zwei auch den Sieg in der Junior-Klasse einfahren. In der Trophy-Wertung für die Gentleman wurde Rolf Ineichen im #63 GRT Grasser Racing Team Lamborghini Huracán GT3 (Ineichen / Engelhardt) zum Wiederholungstäter, nachdem er schon ein siegreiches Wochenende in der Magdeburger Börde erleben durfte (Gesamtrang 12).
Rennen 2:
Vorneweg: Der zweite Wertungslauf blieb verschont von etlichen SC-Phasen und bot überragenden Motorsport über weite Teile. Am besten starteten die Sieger des Vortages in den Sonntag, da sie auf dominante Weise die Pole Position einfuhren. Um einen Qualifikationsplatz konnte sich der #7 Bentley Continental GT3 verbessern, was in Folge des Debakels des Vortages ein wenig Linderung verschaffen sollte. Rang drei ging an den zweiten kfzteile 24 – APR Motorsport Audi R8 LMS GT3 (Stoll / Vanthoor) mit der Nummer 24, was vor allem den Belgier aufmuntern konnte, da er sich nach dem ersten Wertungslauf sehr enttäuscht gezeigt hatte. Nicht wenige Fahrer teilten diese Einstellung nach den etlichen Neustarts und der Lotterie des Safety Cars im Pflichtboxenstoppfenster.
Auch der Beginn des Sonntagsrennens war durchaus diszipliniert, bis es zum wiederholten Male engen Kontaktsport in der ersten Kurve gab. Obwohl die #77 Callaway Corvette nur von Platz zehn aus in das Rennen ging, fuhr man innerhalb weniger Minuten bis auf Position zwei vor. Der FIA-GT3-Europameister aus dem Jahr 2010 namens Daniel Keilwitz, der schon bei den drei Stunden von Monza am vorherigen Wochenende auf sich aufmerksam machte, konnte nahtlos an diese Leistung anschließen. Denn kurze Zeit später überrumpelte der 26 Jahre alte Corvette-Fachmann außerdem den #1 Mercedes AMG GT3, der nicht mal ansatzweise die Pace mitgehen konnte. Etwa nach der ersten Viertelstunde des klassischen 60-Minuten-Rennens wurden die Duelle im Feld immer häufiger und zudem mit einer Härte geführt, welche stark an die TCR Germany erinnerte, welche ebenfalls vor Ort war. So war es auch kaum verwunderlich, dass einige Teile am Streckenrand zu finden waren. Ein Musterbeispiel ist der Kampf um Platz zwei gewesen, welchen der #24 Audi R8 LMS schließlich für sich entscheiden konnte und somit den Pole-Sitter auf Rang drei verwies. Doch auch dahinter fand sich ein halbes Dutzend an GT3-Fahrzeugen, das sich auf dem engen Kurs hart bearbeitete.
Dementsprechend lag man nahe beieinander zu Beginn der Boxenstoppphase in der 25. Rennminute. Die führende Corvette und ihr direkter Verfolger in der Form des #24 Audi R8 LMS blieben am längsten auf dem Kurs, was sich auszahlen sollte. Über die zehn Minuten des Fensters hinweg haben sich verhältnismäßig große Abstände gebildet, welche aber auf einen Schlag irrelevant wurden, da etwa 20 Minuten vor Ende eine Neutralisierung aufgrund von Trümmerteilen und dem #9 Bentley Team Abt Continental GT3 (Weishaupt / Lee Pepper) in Problemen erforderlich wurde. Infolgedessen gab es einen 15-minütigen Sprint mit stark komprimiertem Feld, denn bis auf die #77 Corvette C7 GT3 in den Händen von Jules Gounon konnte sich keiner absetzen. Das unschöne Rennwochenende von Schubert Motorsport fand seinen Tiefpunkt in der abgescherten Motorhaube, welche die restlichen zehn Minuten auf dem Gras der Start-Ziel-Geraden verbringen sollte. Für den #20 M6 GT3 (Krohn / Delétraz) war der Tag damit beendet. Wenigstens das große Duell um das Podium blieb durch die freie Strecke erhalten und sieben Sportwagen bekämpften sich bis zum Rennende erbittert. Die zweithöchste Stufe des Podiums konnte schließlich der #50 YACO Racing Audi R8 LMS GT3 (Geipel / Frey) belegen. Für das von Platz 14 aus gestartete Heimteam ging somit ein Traum in Erfüllung, was der Plauener Truppe um Uwe Geipel sehr zu gönnen ist. Mit dem dritten Rang musste sich der #24 kfzteile24 – APR Motorsport Audi R8 anfreunden. Da Gounon ebenfalls den Regularien der Junior-Wertung entspricht, war die Freude bei Callaway Competition dreifach so groß (erster Sieg für das Projekt der Leingartener). Für den Trophy-Sieger muss der Blick bis auf die 23. Position wandern, wo der #22 MRS GT-Racing Nissan von Steve Feige das Rennen beenden sollte. Erwähnenswert ist noch der siebte Platz des #29 Land Motorsport Audi R8 LMS GT3 mit Mies und de Phillippi, die als Tabellenführende in die größere Pause gehen. Das nächste Rennwochenende ist nämlich erst vom 03. bis 06. Juni auf dem Lausitzring, wo man unter anderem mit der DTM zusammenspannen wird. Im Rückblick auf die beiden Läufe kann man sich schon jetzt auf den Juni freuen.
Außerdem fuhr die British GT am vergangenen Sonntag in Rockingham ihr zweites Saisonrennen, aber leider komplett ohne TV-Bilder. In dem 120-minütigen Lauf musste zwei Mal das Safety Car auf die Strecke und auch sonst wurde den Fans viel geboten. Am Ende sollte der TF Sport Aston Martin Vantage GT3 (Johnston / Adam) auch die Siegerehren in Rennen zwei beanspruchen. In der GT4-Klasse gab es Ärger, da vier Autos inklusive dem „siegreichen“ Century Ginetta nachträglich ausgeschlossen wurden. Ihr Fehler war das Überholen unter Gelb und damit sind die Strafen mehr als akzeptabel. Neuer Sieger ist der Beechdean AMR Vantage (Albert / Bartholomew). Als nächstes gastiert die britische Serie vom 28. bis 30. Mai im malerischen Oulton Park.
Zudem wagen wir noch einen kurzen Blick in die Italian GT, die eine Trennung der GT3 und der Cup-Klasse für eine gute Idee hielt. Dies lässt sich so jedoch nicht bestätigen, denn ein kombiniertes Feld hätte die halbgare Lösung von jeweils unter 20 Autos erspart. Im ersten GT3-Rennen in Monza gewann der Audi Sport Italia Audi R8 LMS GT3 (Mapelli / Albuquerque). Der zweite verregnete Lauf ging an den Black Bull Swisse Racing Ferrari 488 GT3 (Venturi / Gai). Als nächster Renntermin wird der 29. Mai in Imola angegeben.
In der kommenden Woche wird den GT3-Freunden einiges geboten. Bereits morgen (!) fährt die Super GT ihren zweiten Saisonlauf in Fuji. Die ungewöhnliche Ansetzung basiert auf den vielen Feiertagen in dieser Woche (‘Golden Week‘) und ist dementsprechend ganz normal in Japan. Leider musste NismoTV am heutigen Dienstag den Stream absagen. [Update: 03.05.2016]
Das „normale“ Wochenende beginnt am Freitag mit dem ersten Teil der zwölf Stunden von Zandvoort (3h) ab 16:00 Uhr. Der Rest folgt Samstag ab 09:20 Uhr. Die Zeiten und Streams findet Ihr wie immer hier. Durch die reguläre Saison europaweit ist die Entry List nur etwas schmaler, aber trotzdem interessant. Elf GT3- bzw. A6-Fahrzeuge (teils mit Neuwagen) werden in den Dünen kreisen. Ein Blick in die Niederlande dürfte sich also lohnen.
Des Weiteren fährt auch die Australian GT, die jedoch aufgrund der wackligen Stream-Situation problematisch bleibt. Ganz im Gegensatz dazu wird das zweite Wochenende des Blancpain GT Series Sprint Cup in HD und umsonst angeboten. Mit 37 gemeldeten Autos blieb der befürchtete Zusammenbruch aus, was auch an den „Allesfahrern“ beider Cups liegt. Die zwei Rennen in Brands Hatch werden sonntags ausgetragen, was umso mehr Spannung verspricht.
Nach dem etwas größeren Rundumschlag wünschen wir Euch nun eine gute Rennsportwoche und verweisen noch auf die USCC-Analyse.
Bilderquelle / Copyright: ADAC GT Masters; 24h Series