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NASCAR: Analyse Dover Mai / Vorschau All-Star Race 2016

von KristianStooss
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Miles, das Monster, zeigte sich in Dover wieder sehr gefräßig und sorgte sogar für einen Big-One mit 18 beteiligten Fahrzeugen. Nach einer extrem spannenden Schlussphase gewann Matt Kenseth knapp vor einem entfesselnd fahrenden Kyle Larson. Am kommenden Wochenende steht das All-Star Race in Charlotte auf dem Programm.

Analyse Dover Mai 2016

DIS_NSCS_VL_2_051516Eines muss man vorab sagen: Trotz der vielen Regeländerungen (oder gerade deswegen) braucht sich die NASCAR keinesfalls um ihre Kompetitivität zu sorgen. Zwar nahm das Rennen in Dover eher langsam an Fahrt auf und sah im ersten Renndrittel lange einen stark auffahrenden Kevin Harvick ganz vorne, der sich jedoch mit zu langsamen Boxenstopps herumplagen musste und anschließend im Mittelfeld versauerte. Nur die Competition-Caution in Runde 40 nach den Regenfällen vom Vortag unterbrach diese frühe Phase der Veranstaltung, die vornehmlich dazu genutzt wurde, ordentlich Gummi auf den Beton zu bringen. Nach einem Unfall von Matt DiBenedetto in Umlauf 120 änderten sich die Machtverhältnisse dann schlagartig und Joe Gibbs Racing übernahm das Kommando.

Es folgte ein ziemlich abwechslungsreicher Mittelteil, in dem viele Fahrer in den Wirren der acht Cautions aufgrund von kleineren Unfällen oder Debris eine größere Menge von Führungsrunden ansammeln konnten. So fanden sich unter anderem Carl Edwards (27 Lead-Laps), Martin Truex Jr. (47), Kyle Larson (85), Denny Hamlin (15) und Brad Keselowski (49) über eine längere Zeit an der Spitze ein, es gelang ihnen jedoch nicht, sich dauerhaft dort festzusetzen. Entweder kamen die Teams mit den sich ändernden Gripverhältnissen nicht zurecht oder die Konkurrenz machte ihnen bei den Boxenstopps einen Strich durch die Rechnung. Greg Biffle (6) war so ein Fall, denn er boxte sich mit einer abweichenden Reifenstrategie nach vorne und konnte die Top-Position nach dem Restart erwartungsgemäß nicht lange halten.

Die interessante Phase begann erst 100 Runden vor Schluss, als Kyle Larson und Martin Truex Jr. um die Führung kämpften, die Larson gut 20 Umläufe zuvor von Brad Keselowski geholt hatte und sich zwischenzeitlich auch durch Joey Logano während einer Caution nicht abjagen ließ. Bis Runde 331 konnte die #42 gegenhalten, dann übernahm Truex den Platz an der Sonne. In Umlauf 348 läutete Chris Buescher mit einem Dreher in Turn zwei die Go-Time ein und die sollte es wirklich in sich haben. In der Boxengasse holten sich Matt Kenseth und Jimmie Johnson jeweils nur zwei neue Reifen ab und starteten folglich in der ersten Reihe vor der dominierenden Konkurrenz neu. Johnson gelang es beim Restart aufgrund von Getriebeproblemen jedoch nicht, vom zweiten Gang in den dritten, geschweige denn in den vierten Gang zu schalten und so kam es mangels Vortrieb hinter ihm zur Kettenreaktion.

Miles, das Monster, fraß insgesamt 18 Autos in einem Big-One auf, die Liste der beteiligten Startnummern war entsprechend lang: #1, 4, 6, 11, 13, 15, 16, 17, 18, 22, 27, 31, 42, 47, 48, 78, 88, 95. Einige Wagen wurden komplett durchgekaut und ausgespuckt, andere wiederum rauschten mit kleineren Blessuren am mächtigen Kiefer vorbei. Der lachende 19. war an dieser Stelle Matt Kenseth, der nun in Führung ging und alle seine Verfolger, die dem Crash entgingen, fanden sich am Ende auch in den Top-10 wieder. Hinter Kenseth prügelten sich beim nächsten Restart dann Kyle Larson und Carl Edwards und dies ging für die #19 denkbar schlecht aus. Nach nur wenigen Kurven wurde Edwards neben Kurt Busch kurz loose und die #42 dachte gar nicht daran, vom Gas zu gehen. Als Resultat landete der Gibbs-Pilot kurzerhand recht unwirsch in der Mauer, war aber anschließend im Interview nicht allzu sauer auf Larson.

Ein letzter Restart in Runde 365 von 400 sorgte für den Beginn einer der spannendsten Kämpfe um die Führung seit längerer Zeit. Ich weiß, dass ich die Adjektive „beste“, „spannendste“ und „spektakulärste“ in Verbindung mit dem Stichwort „jüngere Vergangenheit“ dieses Jahr bereits in Atlanta und Talladega verwendet habe, doch kann sich noch jemand an einen ähnlichen Kampf um die Führung zwischen teilweise drei Fahrzeugen über gut 30 Runden in den letzten Jahren erinnern? Die kann man wirklich an einer Hand abzählen und was Matt Kenseth, Kyle Larson und zeitweise auch Chase Elliott da ablieferten, war echt allererste Sahne. Larson fuhr hart, das hatte man nicht zuletzt gegen Carl Edwards gesehen, doch blieb er jederzeit fair und schickte Kenseth nicht in die Mauer, obwohl er mindestens einmal die Gelegenheit dazu hatte. Ein Replay auf YouTube lohnt sich – ausnahmsweise auf Französisch, denn dieses Video ist länger:

https://www.youtube.com/watch?v=k1DEBR9Doc8

Hinter dem furiosen Trio bestehend aus Matt Kenseth (der seinen ersten Saisonsieg einfuhr und damit die Chase-Teilnahme fixierte), Kyle Larson und Chase Elliott liefen ein überraschend gut aufgelegter Kasey Kahne sowie Kurt Busch ein. Die Top-10 komplettierten Brad Keselowski, Denny Hamlin, Ryan Blaney, Martin Truex Jr. und Trevor Bayne. Blaney befindet sich aktuell übrigens völlig verdient auf Chase-Kurs und auch Elliott sollte keine Probleme damit haben, im Herbst bei der Meisterschaftsentscheidung dabei zu sein. Leider vermisse ich spätestens heute an dieser Stelle noch Larson, der aber einfach die konstanten Top-10-Resultate vermissen lässt. Entweder er fährt in die Top-5 oder man sieht halt wirklich gar nichts von ihm, sein Vorgänger in der #42 hatte ein ähnliches Problem.

Das gesamte Rennergebnis kann bei Jayski inklusive weiterer Statistiken noch einmal nachgeschaut werden. Es folgen wie gewohnt die Fahrerwertung und die Owner-Punkte, die Bildergalerie befindet sich am Ende des Artikels.

Vorschau All-Star Race 2016

318574Am Wochenende steht das jährliche All-Star Race quasi als Vorbereitung für das große Coca-Cola 600 eine Woche später auf dem Programm und gefahren wird die nächsten 14 Tage in der Heimat der NASCAR auf dem Charlotte Motor Speedway – einem klassischen Cookie-Cutter mit 24 Grad Banking und 1,5-Meilen-Streckenlänge. Wie immer gibt es beim All-Star Race einen speziellen Modus und nicht jeder Fahrer darf einfach so am Hauptevent teilnehmen. Felsenfest dabei sind erstmal lediglich alle Rennsieger 2015 und 2016, alle vergangenen Cup-Champions und alle vergangenen Gewinner des All-Star Race. Da man natürlich auch dem übrigen Volk eine Chance auf das große Preisgeld – Punkte gibt es bei diesem Einladungsrennen nicht – ermöglichen möchte und das Feld sonst auch einfach zu klein wäre, gibt es weitere Möglichkeiten, sich zu qualifizieren.

Am Abend vor dem Hauptevent findet der „Sprint Showdown“ statt, sozusagen die Qualifikation der zweiten Riege für das All-Star Race. Im Gegensatz zu den letzten Jahren besinnt sich die NASCAR anno 2016 wieder verstärkt auf ihre Heat-Races, was man ja auch schon in der XFINITY Series beobachten konnte. Der Showdown läuft über 50 Runden und ist in drei Segmente unterteilt: Der Führende nach 20 Umläufen zieht ins Hauptrennen ein und scheidet direkt aus dem Showdown aus. Das Prozedere wiederholt sich nach weiteren 20 Runden erneut und am Ende fahren die verbleibenden Fahrer in zehn Umläufen (inkl. möglicher Overtime) einen „Last chance qualifier“ aus. Zwischen den drei Segmenten sind jeweils mindestens „two-tire“-Boxenstopps als Pflichtübung vorgeschrieben.

Als eine weitere Möglichkeit, in das All-Star Race zu gelangen, bietet sich die Beliebtheit bei den Fans an, die man idealerweise schon im Vorfeld auf einen Maximalwert hochgekurbelt hat. Da die NASCAR auf jeden Fall 20 Piloten im Hauptevent sehen möchte und nach den bisherigen Kriterien erst 15 zusammengekommen sind, werden in diesem Jahr sogar die beliebtesten zwei Fahrer nach oben gewählt. Ich könnte mir gut vorstellen, dass hier Danica Patrick und Chase Elliott sehr gute Chancen haben werden, Papa Bill war nicht umsonst von 1984 bis 2002 mit insgesamt nur drei Unterbrechungen durch Darrell Waltrip und Dale Earnhardt Sr. der Most-Popular-Driver des Jahres. Im Showdown sollte es für Austin Dillon, Paul Menard, Kyle Larson und AJ Allmendinger – neben Elliott – am ehesten möglich sein, auf sportlichem Wege das Hauptevent zu erreichen.

Dem All-Star Race hat man 2016 ebenfalls ein angepasstes Format aufgedrückt und setzt im Gegensatz zum letzten Jahr nur noch auf drei Segmente anstatt fünf, die dann natürlich entsprechend länger ausfallen. Beim letzten Abschnitt entschied man sich aus noch folgenden Gründen für ungerade 13 Runden, während Segment eins und zwei nun über 50 Umläufe ausgetragen werden. Ein interessantes Würfelelement stellen die beiden Unterbrechungen zwischen den drei Abschnitten dar, so ist im ersten Break mindestens ein „two-tire“-Pitstopp vorgeschrieben, während es in der zweiten Unterbrechung leicht hanebüchen wird. Eine Auslosung entscheidet darüber, ob die Top-9, -10 oder -11 vier neue Reifen aufziehen müssen. Die übrigen Fahrzeuge dürfen nicht an die Box und müssen in Front des Feldes auf alten Reifen den Restart aufnehmen.

Das Konzept klingt auf den ersten Blick recht interessant, doch ich gehe zu fast 100 Prozent davon aus, dass es im letzten Segment richtig krachen wird. Zwar veröffentlicht NASCAR seit Anfang des Jahres keine Preisgelder mehr, dennoch denke ich, dass der Sieger des All-Star Race immer noch mit einer Million US-Dollar entlohnt wird. Wenn dann die Hälfte des Feldes von hinten auf neuen Pneus durch das unterbereifte Feld pflügen soll und vorne geblockt wird wie die Hölle, dann ist Ärger programmiert. Zudem gelten die Standard-Overtime-Regeln auch bei diesem Einladungsrennen, was den Vorteil der vorne gestarteten erhöht, je mehr Cautions ausgerufen werden müssen. Die neuen Reifen der Verfolger sind also nicht lange ein möglicherweise entscheidender Vorteil. Lassen wir uns überraschen.

Zum Abschluss folgen an dieser Stelle wie gewohnt noch die Entry-List sowie ein Zeitplan für das TV-Programm am Wochenende. Eine Analyse vom All-Star Rennen wird es – wie bei Einladungsrennen von mir üblich – nicht geben, dafür gehe ich sicher mit einem Absatz in der Vorschau für das Coca-Cola 600 in der nächsten Woche kurz darauf ein – wenn ich das Event denn überhaupt sehen kann, da ich leider nicht zu Hause bin.

Donnerstag, 19.05.
18:30 Uhr, Truck Series Practice, nicht im TV
20:30 Uhr, Truck Series Practice, nicht im TV
22:30 Uhr, Truck Series Final Practice, FS1

Freitag, 20.05.
19:30 Uhr, Sprint Cup Series (Sprint Showdown) Final Practice (= Qualifying), FS1
21:00 Uhr, Sprint Cup Series (All-Star Race) Final Practice, FS1
23:30 Uhr, Truck Series Qualifying, FS1
01:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Sprint Showdown), FS1
02:30 Uhr, Truck Series Rennen (NC Education Lottery 200), FS1 ab 2 Uhr

Samstag, 21.05.
01:00 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, FS1
03:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (All-Star Race), FS1 & Motorvision TV ab 02:30 Uhr

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