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GT3-Report: Ein Satz mit x!

von Philipp Körner
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Große Ereignisse werfen in der GT3-Szene ihre Schatten voraus. Am kommenden Wochenende werden über 35 GT3-Renner die legendären Kurven des 24h-Rennens auf dem Nürburgring unter ihre Räder nehmen. Doch bevor der Fokus auf die 44. Ausgabe des Eifelklassikers gelegt wird, werfen wir einen Blick zurück auf das vergangene Wochenende, da die Pirelli World Challenge im kanadischen Mosport zu Gast war und mit ansehen musste, wie ihr Sprint-X-Format scheiterte.

Pirelli World Challenge:
May 22 Pirelli World Challenge at Canadian Tire Motorsport Park presented by AudiDieses Format sollte eigentlich an die Erfolge in Europa und weltweit anknüpfen, jedoch waren schlussendlich nur acht Fahrzeuge vor Ort. Fünf davon gehörten zur GT3-Klasse und die verbliebenen drei Boliden waren der GTS zugehörig. Erstaunlich groß war das Regelchaos, welches Journalisten und Teams gleichermaßen kritisierten, da man sich nicht vollends an die möglichen Vorgaben eines Blancpain GT Series Sprint Cup hielt. Beispielsweise wurde das Pflichtboxenstoppfenster mit einem Flaggensignal für das entsprechende Fahrzeug auf Start-Ziel eröffnet. In Europa hingegen reicht der alleinige Beginn des Countdowns in der 25. Rennminute. Noch merkwürdiger mutet es an, dass nur ein Reifen gewechselt werden darf im Zuge des Boxenstopps.  Beide Rennstunden waren wegen der kurzen Nennliste sehr ereignisarm und deswegen folgt nur ein kurzer Rückblick. Die Pole-Position für Lauf eins sicherte sich der #4 De La Torre Racing Aston Martin Vantage GT3, aber noch vor dem Beginn der Pflichtboxenstoppphase stand der britische Bolide mit schweren technischen Problemen in der Boxengasse. Damit erbte der #46 Mills Racing BMW Z4 GT3 Rang eins. Michael Mills und Kuno Wittmer konnten jeweils frei fahren und gewannen das Debütrennen der neuen „Unterserie“. In der GTS-Klasse reüssierte der #07 TRG-AMR Aston Martin Vantage GT4 mit der Fahrerpaarung Max Riddle und Kris Wilson. Beide Teams konnten sich am Folgetag nochmals in die Siegerlisten eintragen. Das zweite Sprint-X-Rennen startete kurz nach 08:15 Uhr Ortszeit und wurde durch eine Aufholjagd von Michael Mills geprägt, nachdem sein Teamkollege einmal die Pitlane durchfahren musste. Wittmer würgte nämlich den Z4 zu Beginn der Warm-up-Runde ab, setzte sich aber regelwidrig wieder an die Spitze. Der #07 Aston Martin Vantage hatte hingegen einen ruhigen Rennsonntag. Abschließend muss man der Pirelli World Challenge attestieren, dass sie ein durchaus interessantes Format nicht gut genug beworben hat, denn selbst die etwas merkwürdigen Regelanpassungen ändern nichts an dem passenden Profil für Amateurfahrer. Hinter den Kulissen hofft man auf weiteren Zuwachs, was auch bitter nötig ist. Denn ohne eine wachsende Basis kann man sich nur schwer eine gesicherte Zukunft vorstellen. Als kluger Schachzug könnte sich die Zulassung von GTS-und Cup-Fahrzeugen (Porsche 911 GT3 Cup, Ferrari Challenge sowie Lamborghini Huracán Super Trofeo) erweisen. Das nächste Sprint-X-Wochenende ist vom 12. bis 14. August auf dem Utah Motorsports Campus, was der Serie genügend Zeit für effektive Anpassungen geben sollte.
Long Beach Grand PrixIn das reguläre GT-Rennen am Samstag startete der #58 Wright Motorsports Porsche 911 GT3 R mit Patrick Long am Volant von Platz eins aus. Die Truppe aus Ohio schließt die Lücke, welche der plötzliche Ausstieg von EFFORT Racing wegen Finanzierungsproblemen hinterlassen hatte. Während Patrick Long übernommen werden konnte, musste das Talent Michael Lewis aussetzen. Aktuell sucht man im Hause Porsche nach Einsatzmöglichkeiten und möchte ein Comeback ermöglichen. Startposition zwei belegte der #87 Bentley Team Absolute Continental GT3 von Andrew Palmer. Das war keine sonderlich große Überraschung, denn dem bulligen Bentley liegt der schnelle Kurs im Osten Torontos. Außerdem reiste sein Team mit Rückenwind aufgrund der Siege in der GT Asia an. Danach folgte bereits Ryan Eversleys #43 RealTime Racing Acura TLX-GT, der durch BoP-Anpassungen Gewicht ausladen und beim Turbo hochschrauben durfte. Gleich zu Rennbeginn trat Long die Flucht nach vorne an, um sich aus den Scherereien im Mittelfeld herauszuhalten. Dort ging es ziemlich hektisch zu und es gab viele Überholmanöver zu sehen. Im Rennen war die Pace des Acura TLX-GT um etliches schwächer, weswegen Eversley die beiden Fahrzeuge vor ihm entkommen ließ.May 19 Canadian Tire Motorsport Park Grand Prix presented by Audi Andrew Palmer konnte seinen Bentley zwar im Windschatten Longs halten, aber näher kam er trotz zunehmenden Verkehrs nicht. Kurz vor Rennhalbzeit erlitt der Cup-Polemann und Führende Chris Green mit der Nummer neun einen Reifenschaden. Dadurch konnte der #17 Cup-Porsche von Alec Udell die Spitzenposition übernehmen. Vielerorts wuchsen im zweiten Teil die Abstände an. Glücklicherweise trafen die Spitzenpiloten der GTA auf schwächere GT-Einsätze, was in spannende Zweikämpfe mündete. Abseits der umkämpften Klassengrenze waren die Positionen größtenteils bezogen. Somit gelang Patrick Long ein gelungener Einstand mit Wright Motorsports, deren #16 GTA-Porsche 911 GT3 R dank eines überragenden Michael Schein gleich zwei Siege ermöglichte. Palmers Continental GT3 zirkulierte die letzten Runden mit Respektabstand und Eversley konnte nach einer längeren Durststrecke mit seinem Acura das Podium komplettieren. Alec Udells Sieg in der Cup-Klasse krönte den Beginn seiner akademischen Ferien. Der Student verkürzte infolgedessen den Abstand auf den Meisterschaftsführenden Sloan Urry.
May 19 Pirelli World Challenge at Canadian Tire Motorsport Park Presented by AudiIm Rückblick gesehen war der erste Lauf der GT-Klassen eine gesittete und überschaubare Angelegenheit gewesen. Den Sonntag über drohten immer wieder Schauer im Umfeld der Strecke und kurz vor dem Start des finalen Rennens wurde die Strecke vom Regen benetzt. Während einige Streckenteile schnell abgetrocknet waren, blieben weitere Kurven noch leicht feucht, was die PWC dazu bewog, mehrere Einführungsrunden durchzuführen. Offensichtlich aus Zeitgründen ging man so mit einem Safety-Car-Start in die zweite Wettfahrt. Etwa fünf Minuten des 50-minütigen Zeitfensters wurden unter neutralen Bedingungen abgespult. Mit der Freigabe kopierte Long seine Flucht des Vortages, was durch die „Single-File-Anordnung“ begünstigt wurde. Leider kamen sich dahinter seine Konkurrenten in die Quere. Etwa fünf Autos bekämpften sich so hart, dass der #43 Acura TLX-GT durch einen Kontakt mit dem #33 AE Replay XD Nissan GT Academy Nissan GT-R Nismo GT3 von James Davison sowie Adderly Fongs #88 Bentley Team Absolute Continental GT3 in die Mauer abflog. Auch der Bentley, welcher dem Acura aufgefahren war, verunfallte. Beide Fahrer blieben unverletzt, aber Stand Montagabend sieht es nicht gut aus im Acura-Lager hinsichtlich der Reparatur. Somit wird diese Woche wohl nur Peter Cunningham an den Tests und Rennen im Lime Rock Park teilnehmen. Getestet wird bereits ab Dienstag, was eine zügige Anreise erfordert. Zwischen den beiden Veranstaltungsorten liegen immerhin etwa 700 Kilometer. Der Traditionskurs im Bundesstaat Connecticut muss leider mit der Schikane in der eigentlichen Kurve fünf gefahren werden, nachdem bei Testsitzungen früher im Jahr die GT3-Maschinen auf der dortigen Kuppe leicht abgehoben waren. Dieser Konsens wird von allen Beteiligten befürwortet.May 19 Pirelli World Challenge at Canadian Tire Motorsport Park Presented by Audi ‘JD‘ Davison wurde im Nachhinein mit einer Zeitstrafe von 35,6 Sekunden (entspricht Durchfahrtsstrafe) belegt, da die Rennleitung in ihm den Auslöser sah. Dies ist besonders ärgerlich, weil der japanische GT3-Bolide souverän durch den 27-minütigen Schlusssprint kam und auf Rang zwei liegend die Start-Ziel-Linie überfuhr. Zum zweiten Mal konnte Wright Motorsports zwei Siege bejubeln, da Patrick Long und Michael Schein (GTA) wieder ihre Klassen dominierten. Im GT Cup erlebte Chris Green nach seinem Reifenschaden in Lauf eins eine Genugtuung in der Form des Klassensieges. Wegen des wahrscheinlich nicht erfolgreichen Einspruchs von Always Evolving (AE) wird nun Andrew Palmers Bentley mit der Nummer 87 auf Platz zwei gewertet. Den Sprung auf die tiefste Stufe des virtuellen Podiums schaffte der #2 CRP Racing Audi R8 LMS ultra GT3 von Kyle Marcelli, der durch BoP-Änderungen Anschluss zur Spitze fand. Da man die großen Rennveranstaltungen in Nordamerika an diesem Wochenende umschiffen möchte, finden die beiden GT-Läufe Freitag- und Samstagabend deutscher Zeit statt. Die Pirelli World Challenge wird wieder alle Klassen nach Lime Rock bringen.

_FT_4639Zum Abschluss des zehnten GT3-Reports folgen noch kurze Nachrichten aus der International GT Open in Spa. Dort gewann der Teo Martín Motorsport BMW M6 GT3 von Ramos und Rodriguez im ersten Rennen. Das Team erlebte jedoch einen Schreckmoment, als der zu diesem Zeitpunkt führende Schwester-M6 in den Händen von Fernando Monje in Pouhon zu weit herausgetragen und durch den Absatz zwischen Auslaufzone und Kunstrasen ausgehebelt wurde. Er schlug hart in die Reifenstapel ein, der Fahrer blieb jedoch unverletzt. Die Geschichte des zweiten Laufs ist ein Klassiker im Ardennenwald: Starkregen. Deswegen zirkulierte das Feld sehr lange hinter dem Safety Car, bis eine Rennfreigabe sicher genug erschien. Am besten ging das Fahrerduo Pastorelli-Webster im V8 Racing Renault RS01 mit den Bedingungen um und sicherte sich den Tagessieg. Die International GT Open hat ein mittelgroßes Starterfeld und konzentriert sich auf eher umfangreichere Rennen mit Längen im Bereich der Stundenmarke. Die nächste Veranstaltung der Serie findet auf dem Circuit Paul Ricard vom 04. bis 05. Juni statt.
Außerdem weisen wir darauf hin, dass nächste Woche kein regulärer Nachbericht erscheinen kann, da ich (Philipp Körner) unter anderem für den Racingblog die 24 Stunden am Nürburgring vor Ort begleiten werde. Dank einer Einladung von Falken Tyres erhalten wir exklusive Einblicke in den Ablauf eines solchen Rennens aus der Sicht eines Teams. Dies und vieles mehr wollen wir Euch gewohnt ausführlich und kompetent näher bringen. Wir wünschen Euch sehr viel Spaß an diesem sehr besonderen Rennsportwochenende und freuen uns über Kommentare und Anmerkungen.

Bilderquelle / Copyright: Pirelli World Challenge; Felix Töllich

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